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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. 74. Erscheint jeden Wochentag früh 9 U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Freitag, den 31. März. Preis vieneljihri. 2V Ngr. Inserat» werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit ö Pf. berechne«. 18SZ. Tagesgeschichte. j Dresden, 29. März. In der Wiener „Presse" steht: l „Wir hören aus Dresden, daß Herr v. Beust über Ostern § nach Paris reisen will, um Aerzte zu consultiren, vielleicht auch " diplomatische. Diese ab und zu wiederkehrenden Pilgerfahrten deutscher Staatsmänner nach Paris machen einen widerwärtigen Das „Dresdner Journal" fügt dem bei: 1 - „Wir können versichern, daß hier von einer Reise des Herrn l Staatsministers v. Beust nach Paris nicht die Rede ist und auch nicht gewesen ist. Was bei »ins einen widerwärtigen Eindruck macht, § das ist die Leichtfertigkeit, womit gewisse Blätter derartige völlig grundlose Gerüchte zu verbreiten beflissen sind/ Berlin, 28. März. Die „Nordd. Allgem. Zig." spricht sich über die Stellung der preußischen Negierung zu den« Antrag von Bayern und Sachsen am Bunde in folgendem Artikel aus: „Wie wir hören, werden die Regierungen von Bayern, Sachsen und Hessen»Darmstadt heute in Frankfurt a. M. den Antrag stellen, dass die Bundesversammlung die Erwartung auSsprcche, Preußen und Oesterreich werde den Erbprinzen von Augustenburg unverzüglich in das Herzogthum Holstein einsetzen. Vergegenwärtigen wir uns den Stand der Erbfolgeftage am Bunde. Die augustenburgischen Ansprüche aus Schleswig-Holstein waren bei demselben angcmcldet und dem betreffenden Ausschuß zur Berichterstattung überwiesen. Ein Mitglied desselben, Hr. v. d., Pfordten, entwars darauf ein Referat, welches sich günstig für die augustenburgischen Prätenfionen anssxricht. Dieses Referat ist in dessen in dem Ausschuß nicht zur weitern Verhandlung gelangt und hat selbstverständlich auch in der Bundesversammlung keine Annahme finden können. Es wurden daraus die oldenburgischen Ansprüche ange- meldet. Sie haben ebenso wenig am Bunde einen Gegenstand der Verhandlungen gebildet, als die auf Preußen und Oesterreich über tragenen Erbansprüche Christian'S IX., oder die brandenburgisch-preußischen Rechte auf die Herzogthümer. Dieses ist am Bunde die gegenwärtige Sachlage der Erbfolgeangelegenhcit, und dennoch soll, nach dem Antrag der angeführten Negierungen, die Frage ohne weiteres in dem ange gebenen Sinn erledigt werden. Eigüct sich der Bund diesen Antrag an, so entscheidet er über seine Stellung zur Sache, ohne über diese verhandelt, ohne sie geprüft zu haben. Bei einem solchen Verfahren muß jede Aussicht auf einen, für Preußen annehmbaren Vergleich in Betreff seiues,.künftigen Stellung zu den Herzogthümern schwinden, denn es ist selbstverständlich, daß Preußen seine Stellung nicht von dem Wohlwollen der augustenburgischen Regierung nach ihrer erfolgten Ein setzung abhängig machen kann. Man darf daher erwarten, daß Preußen dem Versuch, die Erbfolgeftage durch einen Act bundestäglicher Cabincts- justiz zu erledigen, mit der entschiedenen Geltendmachung seiner eigenen Rechte und derjenigen des königlichen Hauses entgegentreten wird. Jn- , sofern können die Verhandlungen der nächsten Tage am Bunde eine Aenderung der bisherigen politischen Situation bringen. Preußen hat bisher, ohne die augustenburgischen Erbrechte als nachgewiesen anzu« nehmen, doch vermieden, denselben amtlich entgegenzutretcn, vielmehr in London, und auch später, die Bereitwilligkeit an den Tag gelegt, von dem Erforderniß eines stritten Nachweises aus politischen Gründen ab- zusehen, falls die Beziehungen Preußens zu den Herzogthümern vor gängig in einer den Rechten und Interessen der Äesammtheit ent sprechenden Weise geregelt würden. Jeden Versuch aber, Preußen mit einer unfichern Anweisung auf den, nach entschiedener Sache etwa vor handenen guten Willen Anderer abzufinden, muß die königliche Regierung unser- Erachtens znrückweisen. Sie wird demselben nur die Lehre ent ¬ nehmen könne», daß weitere Vergleichsverhandlungen nicht zum Ziel führen und daß Preußen sein Interesse nur durch strenge Festhaltung an seinen eigenen Rechten wird wahren können, denen die Bundesver sammlung voraussichtlich eine eingehendere »nd unparteiischere Prüfung als die bisher den oldenburgischen Ansprüchen zu Theil gewordene, nicht versagen wird." — In der „Rheinischen Zeitung" veröffentlicht Fr. Reusch au» Zürich eine längere Erklärung, betitelt: „Der „Social-Demokrat" und seine Mitarbeiter". Er greift darin die jetzigen Leiter dieses Blattes und besonders Herrn Bernhard Becker in Frankfurt a. M. heftig an und schließt mit den Worten: „Ich halte an Lassalle'S Programm unverbrüchlich fest und be trachte es von jetzt ab als meine Hauptaufgabe, die falschen Freunde der Arbeiter zu entlarven, diese „falschen Freunde", die den Arbeiter- stand seinen „offenen Feinden", den Junkern, um elender persönlicher Vortheile willen gebunden in die Hände liefern wollen." Aus Brandenburg wird der „Volks-Zeitung" von einer Anzahl von Arbeitern der Pintus'scheu Maschinenfabrik mitgetheilt, daß sie am 27. d. M. die Arbeit eingestellt haben. Als Grund werden Abzüge von den Accordpreisen bezeichnet. In Kloster-Oberzell bei Würzburg wurde bei dem am 23. März stattgehabten Fest der Firma König u. Bauer auf der 1001. Schnell presse ein Verzeichniß der Bnchdrückereien, welche die ersten 1000 Schnellpressen aus jener Fabrik bezogen haben, gedruckt und zwar gleichzeitig mit schwarzer und rother Farbe. Dieses uns vorliegende Verzeichniß ist auch in statistischer Hinsicht sehr interessant und ent nehmen wir demselben folgende Angaben: Von jenen 1OOO Schnell pressen gingen nämlich 719 nach Deutschland, 119 nach Rußland, 39 nach der Schweiz, je 28 nach Frankreich und Spanien, 14 nach Italien, 11 nach Schweden, 10 nach Oesterreich, je 9 nach Däne mark und Holland, 6 nach Belgien, 5 nach, England, 3 nach Brasilien, je I nach der Türkei und Ostindien. In Deutschland erhielten u. A.: die I. G. Cotta'sche Buchdruckerei (Allgemeine Zeitung) in Augsburg 10, die Decker'sche Buchdruckerei in Berlin 20, G. Westermann in Braunschweig 10, DuMont-Schauberg in Köln (Kölnische Zeitung) 12, F. A. Brockhaus in Lejpzig 21, Englische Kunstanstalt und B. G. Teubner in Leipzig je 15, die königliche Münze in Madrid 14, die StaatSdruckerei in Petersburg 15, die I. G. Cotta'sche Buchhandlung in Stuttgart 14. Von den einzelnen Städten hat Leipzig, als der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und der deutschen Typographie, die größte Anzahl be zogen, nämlich 145; darauf folgen zunächst Petersburg mit 8S, Stuttgart mit 74 und Berlin mit 51 Schnellpressen. Bei diesen Ziffern ist allerdings nicht zu vergessen, daß auch andere Maschinen fabriken, als die der ersten Erfinder,' Schnellpressen geliefert haben. Aber immerhin sind jene Angaben gewiß in vieler Hinsicht lehrreich und interessant. Aus Petersburg vom 25. März wird der Wiener „Medici« Nischen Presse" über die sibirische Pest telegraphirt.- „Sibirische Menschenpest keine. Flecktyphus sehr zahlreich; Ansteckung bedeu tend; Sterblichkeit groß. In letzter Zeit ungemein gestiegen." > Don der polnischen Grenze, 2S. März. (D. A. Z.) Der > „Warschauer Dziennik" enthält eine ZuMnnenslellung derjenige« - Emigränten, welche von der Amnestie Gebrauch gemacht haben und t in dw Heimath zurückgekehrt sind; ihre Zahl beläuft sich in rund« - Summe auf 500. Sie alle können sich unbehelligt im Königreich z einen Wohnort wählen, nachdem sie dem Kaiser aufs Neue den Eid - der Treue geschworen und das Versprechen abgelegt haben, sich