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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg!, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand: bt, N 43. lut-, ew. tag«) Februar 1863 und -ren är- Ruhe- . Unter- >en Be- Ilichsten n Vater Gottheit Worten k d'-urü lder. »her. her. benst In Frankreich sind vor etlichen Monaten dieselben Bestimmungen au» dem Gesetzbuch gestrichen worden; lnan hat es den Arbeitgebern werden, wenn die Verhältnisse nicht ihnen Recht geben. Aber sie haben doch durch Besitz dieses Rechtes das Bewußtsein, sich wirk licher willkürlicher Lohnbedrückungen seitens des Kapitals gesetzlich erwehren zu können — ein Bewußtsein, welches ihnen bisher fehlte. Das Abgeordnetenhaus hat den Antrag zum Beschluß erhoben und somit die Initiative auch auf diesem Gebiete ergriffen. Freilich dürfte das Herrenhaus den, Beschlusse um so weniger beitreten, da auch die Regierung nicht ganz einverstanden mit demselben ist. In Preußen beschäftigte die „Arbeiterfrage" das Abgeordneten haus mit einer dreitägigen Debatte. Ein Antrag Schulze-Delitzsch'« wegen Aufhebung der Hß. 181 und 182 der preußischen Gewerbe ordnung gab Veranlassung hierzu. Beide Paragraphen bedrohen die Verabredung und Verbindung, von Arbeitgebern oder Arbeitern zum leiden« itderite eldung r Bitte « -1- Freiberg, den 26. Februar 1865. Allem Anscheine nach hat in Bezug auf Schleswig-Holstein BiSmarck seine Einverleibungspläne fallen lassen, da — wie man sagt — der König sich ganz entschieden dagegen ansgesprochen habe. Man wird ja bald darüber in's Klare kommen, sobald die Forderungen Preußens, die wir weiter unten unter Oesterreich nur in allgemeinen Umrissen andeuten, näher und bestimmter bekannt werden. Inzwischen dauern die preußischen Jntriguen in Schleswig-Holstein fort. Am 12. hielt eine Anzahl Führer der sogenannten nationalen Partei in Rendsburg eine Versammlung ab. Von den dreißig Anwesenden sprachen sich 28 für den engsten und dauernden Anschluß an Preußen aus, worunter sie die Abtretung der vollen Militärhoheit zu Wasser und zu Lande an Preußen verstehen. Des Augustenburgers geschieht in dem angenommenen Programme keine Erwähnung. Die Ver sammlung endigte mit einem Mahle, bei welchem, wie der „Wes.-Z." berichtet wird, ein Toast „auf die schwarz-weiße Kriegsfahne" be geisterten Anklag fand. — Zum Glück aber ist trotz aller Agitation die schwarz-weiße Partei verschwindend kleiy, so daß für die Ge sinnung der Gesammtbevölkerung kaum ein Umschwung vom Wege des Rechts zum Wege der Gewalt zu befürchten ist. freigestellt, sich mit ihren Arbeitern zu verständigen, und den Ar beitern, sich ihr LooS zu verbessern, wenn sie es vermögen. Es ist ihnen in Frankreich zwar noch immer verboten, sich über gemein same Schritte und Handlungen solcher Art öffentlich zu berathen und darüber Versammlungen abzuhalten; aber im Uebrigen mögen sie sich coalisiren oder verbinden, um von den Fabrikanten eine Verbesserung ihres Lohnes zu erreichen. Die Aufhebung dieser Gesetze hat eine überwiegend sittliche Bedeutung. Versetzte ihre Existenz die große Masse der Arbeiter — welche ja von dein Polizei- und Bureaukratenstaat als eine so gefährliche Menschenrace betrachtet wurde, daß er sie unter eine ewige und verletzende Polizeicontrole stellte — in eine Kategorie von Dienenden, auch in ihrem freien Willen Gebundenen, so spricht die Aufhebung jener Strafgesetze zunächst die Wiederherstellung der freien Menschenwürde des Ar beiterstandes im Principe aus. Nm deswegen allein ist die Auf hebung dieser Gesetze mit Genugthuung zu begrüßen. Es war eine Unnatur, den Menschen als untergordneteS und gemeingefährliches Wesen zu betrachten, weil er mit seiner Hände Arbeit sich sein Brod und dem Kapital neues Kapital verdienen mußte; es war nothwendig und der Civilisation entsprechend, den Arbeiter nicht mehr als einen Knecht zu behandeln, sondern ihm die Freiheit seines Willens als ein allen Bürgern zustehendes Recht zu geben. Diese Freiheit er laubt ihm, sich mit dem Arbeitgeber auf dem Fuß der Gleichbe rechtigung zu bewegen und nicht mehr fürchten zu müssen, gänzlich , von der Macht de« Kapitals abhängig zu sein. Er vermag vielmehr in Uebereinstimmung mit seinen Kameraden über die Lehnverhältnisse mit dem Arbeitgeber zu verhandeln und besitzt dadurch die moralische Gewißheit, daß er an Lohn erhält, was der Fabrikant an Lohn ihm geben kann. Denn da« Arbeitseinstellen ist ein äußerstes Mittel, zu welchem die Arbeiter in ihrer Armuth nur bei gerechter Veran- lafsuitg greifen werden und wodurch sie niemals Etwas erzwingen, tionellen Rechten des Volks und seiner Vertreter zu geben. Wie weit Oesterreich hierin nachgeben oder Widerstand leisten wird, ist abzuwarten. — Ueber die Zollverhandlungen schreibt man, daß dieselben nicht abgebrochen oder durch Ueberreichung eines Ulti matums von Seiten Oesterreichs zu einer Krisis getrieben worden sind. Die Commissare haben nur den Beschluß gefaßt, die Be- rathungen über den neuen Tarif einstweilen bei Seite liegen zu lassen, nachdem sich herausgestellt, daß die Einigung über die Wein zölle noch mancherlei Schwierigkeiten begegnet. Statt dessen hat die Conferenz beschlossen, den zu vereinbarenden Zoll-Cartell und die Formulirung desjenigen Vertrags-Artikels in Erwägung zu ziehen, in welchem der Termin für die Verhandlungen über eine eventuelle Zoll-Einigung sestgestellt werden soll. Im übrigen Deutschland ist nichts von besonderer Wichtigkeit zu melden, weshalb wir zum Auslande übergehen. Die Thronrede Frankreich'» wird von allen Blättern lebhaft besprochen. Die „N. Fr. Pr." sagt: Der ganze auf die auswärts« Politik bezügliche Theil der Thronrede ,st das Uebermaß aller Be scheidenheit und Zurückhaltung. Aus „Sympathie" für Dänemark und „Wohlwollen" für Deutschland bleibt Frankreich llt der Herzog- thümerfrage streng neutral. Das Motiv diese» WvWvllen» fül In jüngster Zeit hat uns Oesterreich einige recht nette Scenen geliefert, durch welche das gute Berhältniß zu seinem theuren Alliirten in eigenthümlichem Lichte dargestellt wird. Herr von Schmerling äußert in einer vertraulichen Sitzung von Abgeordneten, die er in seinen Salons empfangen, daß die schleswig-holsteinische Frage gründlich verfahren sei, doch werde Graf Mensdorff sie schon wieder in'S rechte Gleis bringen. Graf Mensdorff entgegnet in einer Sitzung des Finanzausschusses auf die Frage, ob nicht mehrere mitteldeutsche Gesandtschaften zu vereinigen seien? in Kassel müsse Oesterreich ganz nothwendig stets einen gewiegten Diplomaten haben, um die dort zusammenfallenden Jntriguen des Nationalvereins und Preußens zu überwachen. Das ist doch freundnachbarlich ge sprochen. Uebrigens ergiebt sich's aus der „Kreuzzeitung", daß die Verhältnisse zwischen Wien und Berlin sehr getrübt sein müssen. „Die Welt soll erfahren," sagt nämlich das feudale Blatt, „ daß Oesterreich mit Preußen in einigen Punkten abweichender Mittung ist." Man sollte meinen, daß dies längst alle Welt gewußt hat. Auch die preußischen Forderungen in Betreff der Herzogthümer » . 7, . - . scheinen Widerstand in Wien zu finden. Wie die „Hamb. Nachr." Zweck der Erzwingung neuer Lo^werhaltmsse mit hartn Strafe, erfahren, betreffen diese Forderungen die Einführung der preu« """ """"""" ßischen Militärverfassung, beschränkt nur für Holstein durch die papiernen Bestimmungen der Bundeskriegsverfassung, ferner die Territorialhoheit über die zu befestigenden maritimen und strategischen Punkte, so daß alle Detailfragen nach diesen beiden Gesichtspunkten zu regeln wären. Auch erfährt man, daß die preußische Regierung nicht abgeneigt sei, notable Männer, d. h. wohl nur Männer nach dem*Schlage Scheel-Plessen'S, zu Rathe zu ziehen; die Ständevertretung wird dabei behandelt, als existire sie nicht, — ein Beweis, daß Bismarck Wohl immer noch hofft, die Verfassung der Herzogthümer zu beseitigen und ihnen dafür ein Surrogat nach Muster seiner bekannten Auffassung von constitu- Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bis Nachm. 3. Uhr für die nächste Nr. angenommen. Dienstag, den 21. Febmar. Preis vierteljihrl. LÜ Ngr. 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