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.. ... , L26 „Der politisch« Segen d«r Wiederherstellung der Union, welche aus diesem Kampf« stärker und furchtbarer, al« sie je gewesen, hervorgtht, wird zunächst darin bestehen, daß die zwei großen europäischen Seemächte wieder ein Gegengewicht erhalten, dessen Aus« hören ja das Gehcimniß der Sympathien war, mit welchen die Regie rungen Englands und Frankreichs zu ihrer ewigen Schande die Sache der Secession unterstützten. Ebenso gewaltig, wie die politischen, werden. die ökonomischen Rückwirkungen der Wiederherstellung des Frieden« in Amerika auf Europa sein. Man lasse sich nicht irre führen durch daS Gerede der englischen Blätter, daß Nordamerika nach Wiederher, stellung der Union aufhören werde, Baumwolle zu produciren. W,/ im Süden noch an Baumwolle eristirt, wird nach Wiederherstellung de» Friedens zum großen Theile seinen Weg nach Europa nehmen, und e« sollen noch ungeheuere Quantitäten Baumwolle zur Verfrachtung beM liegen. Im Uebrigen aber wird die freie Arbeit verrichten, was bi« jetzt die Sklaverei geleistet und binnen Jahr und Tag wird die amerü kanischc Baumwolle ihre schwächlichen, kurzfaserigen Concurrenten aus - Indien und Egypten wahrscheinlich wieder vollständig vdn den europäi schen Märkten verdrängt haben." . .. Die Nachricht, daß der Kaiser von Mexiko die Kirchengüter als StaatSeigenthum eingezogen hat, ist insofern überraschend, als ihr zufolge der Kaiser dem CleruS gegenüber eine Energie an den Tag gelegt hat, die man ihm kaum zugetraut hätte. Die clericale Partei sieht sich in Folge der neuesten Anordnungen den ganzen Vortheil entgehen, den sie sich von den Jntriguen gegen Juarez, die ganz besonders von ihr auSgingen, versprochen hatte. Wa den römischen Hof betrifft, so wird demselben nichts weiter übrig bleiben, als die kaiserlichen Entscheidungen entweder anzunehmeu oder schlechthin zu verwerfen. Derselbe hat aber sicher kein Recht, sich über eine Sachlage zu beklagen, die er selbst herbeigeführt. Ehe ! der Kaiser Maximilian nach Mexiko ging, verhandelte er persönlich mit dem Papste und konnte wohl erwarten, daß der Nuntius Voll machten milbringen werde, um die Sache zu Ende zu führen. Da das nicht der Fall war, so ließ sich daraus schließen, daß die Ab- sichten des päpstlichen Stuhles wenig aufrichtig und versöhnlich seien, und dem Kaiser blieb nichts weiter übrig, als dieser Ueberzeugung gemäß zu handeln. Der CleruS ist natürlich über diesen Ausganz, der französischen Intervention in hohem Grade mißgestimmt; eine Demonstration, welche dem Nuntius Muth einsprechen sollte, ist, bevor sie zur Ausführung gelangte, vereitelt worden; der Erzbischof von Mexiko, in dessen Palast diese Jntrigue angesponnen wurde, erhielt eine Verwarnung, und sein Secretär wurde aus der Stadt ausgewiesen. Man sprach sogar bereits von einer Pilgerreise, welche Msgr. Munguia nach Rom antreten würde. Miramon würde nach Berlin geschickt werden, um das preußische Artilleriewesen zu studiren. Da in neuester Zeit viele Anstreugungen gemacht werden, den Strom der deutschen Auswanderer von Nord- nach Süd-Amerika zu lenken, so wollen wir nicht unterlassen, aus BuenoS-AhreS ein Decret zu veröffentlichen, welches ein hübsches Licht auf die Bildungs- und Kultur-Verhältnisse des Südens wirft und gewiß jedem vernünftigen Deutschen die Lust zur Auswanderung dorthin benimmt. Die Zeitschrift „Nation Argentina" vom 26. November druckt eine Verordnung des Präsidenten ab, nach welcher der Schutz heilige des Staates wegen grober Vernachlässigung seiner Pflicht abgesctzt und durch einen andern Heiligen ersetzt wird. Dieser Schutz heilige ist kein anderer, als der heilige Martin, der weder dem Scharlachfieber, noch der Trockenheit, noch den verheerenden Ueber- schwemmungeu gesteuert, der angeklagt ist, daß er sich auch nicht um die Blatternkrankheit beküminert, so daß diese erst nach Ein führung der Impfung verschwunden sei. Man habe, heißt es ferner, der räuberischen Indianer nur durch Anrufung der heiligen Jung frau von Eujan und der heiligen Clara Meister werden können, indessen der erwähnte Schutzheilige ruhig geblieben sei und keine Hilfe geleistet habe. Es sei die Aufgabe de- Präsidenten, die Ver waltung von schlechten Beamten zu reinigen, darum verfüge er, daß der heilige Martin, welcher das Vertrauen de- Volkes verloren habe, abgesetzt sei. In Anerkennung seiner früheren Verdienste solle er doch als jährliche Pension vier einpfündige Wachskerzen erhalten, solle an seinem Namenstage ihm eine Messe gelesen werden. An seine Stelle tritt der heilige Ignaz von Loyola, der mit ritterlicher Tapferkeit schon am 5. Januar 180/ gegen das britische Heer gute i Dienste geleistet und mit dem Range eines Brigade-General- be« i kleidet und seinen Jüngern eine Pension von 800 Piastern aus ewige . Zeiten zugesichert ; auch sei alljährlich in der Cathedrale ein vier stündiges Gebet für ihn abzuhalten und sein Namen-fest durch drei« i tägige Festlichkeiten mit Feuerwerk, einem in der Haut gebratenen i Ochsen und Nationaltänzen zu feiern. sollten, wird sie keinen Augenblick anstehen, offen und nachdrücklich für die ersteren einzutreten." Die Hoffnung, daß der drohende Conflict in Oesterreich zwischen dem Reichsrath und dem Ministerium sich glücklich werde beseitige» lassen, scheint sich nicht zu verwirklichen. Die Vermin derung der Ausgaben, welche der Finanz-Ausschuß zur Vermeidung des Deficit« von der Regierung verlangt hat, wird nicht vorge- nommen werden, wenigstens nicht in einer genügenden Weise. Die Regierung hat sich allerdings bereit erklärt, die gewünschte Herab setzung der Ausgaben vorzunehmen, wenn der Reichsrath die Zu lässigkeit der ReverimentS (Uebertragen von einem Ausgabe-Posten aus den andern) anerkennen wolle. Diese Uebertragungen würden aber jede Controle unmöglich machen, ob die Herabsetzung der Aus- . gaben auch wirklich da stattfindet, wo sie der Reichsrath für zweck mäßig erachtet, indem sie der Regierung gestatten würden, die für einen bestimmten Zweck bewilligten Gelder für einen andern Zweck zu verwenden. An eine durchgreifende Verminderung der Armee scheint man auch nicht mehr zu deuken, im Gegentheil, es deuten gewisse Anzeichen darauf, daß man sich zum Frühjahr einen Krieg erwartet. Allerdings wünscht Oesterreich, um einen solchen beginnen zu können, einen Vertrag mit Preußen, in welchem letzteres ihm Venetien garantirt, doch sind bi« jetzt alle Nachrichten, welche von dem bevorstehenden Abschluß eines solchen Vertrages sprechen, nur als unbegründete Gerüchte zu betrachten. WaS in Frankreich die einmal unvermeidliche „religiöse" Frage betrifft, so versichert man, die Cardinale seien fest entschlossen, dieselbe im Senate zur Verhandlung zu bringen. Man hat einen Augenblick versucht, die Eminenzen von diesem Beschlusse abzubringen, indem man ihnen versprochen haben soll, die Eröffnungsrede würde den durch die päpstliche Encyclica hervorgerufenen Streit ganz un erwähnt lassen. Dieser Vergleich wird jedoch zurückgewiesen werden; vielleicht hängt es mit diesem Fehlschlägen zusammen, daß man neuerdings wichtige Maßnahmen von Seiten der Regierung in Aus sicht stellt. ES heißt, der Kaiser werde den geheimen Rath, den Ministerrath und den Staatsrath in Erwägung ziehen lassen, ob es nicht angemessen wäre, da« Verhältniß zwischen Kirche und Staat durch einen Senatsbeschluß neu zu regeln. So heißt e«; indeß sagt mau sich freilich nicht minder, daß so entschiedene Maß regeln der Haltung des Kaisers nicht ganz entsprechen würden. Daß die Rede den Vortrag vom 15. Sept. v. I. als einen im Interesse des Papstthums, wie Italiens geschehenen Fortschritt proclamiren werde, hält man für gewiß. Die widersprechende» Aeußerungen, die über die bevorstehende Rede des Kaisers geschehen, liefern den besten Beweis, daß man darüber etwas Genaues — noch nicht weiß. Die neuesten Unruhen in Turin, welche von den reaktionären Blättern natürlich wer weiß wie sehr gegen die italienische Regie rung auSgebeutet werden, haben in Wirklichkeit keine besonders große Bedeutung und wenn auch Privatbriefe, die man in Paris aus Turin erhalten hat, wissen wollen, daß das Ministerium erschüttert und daß die Armee, weil man sie reduciren will, unzufrieden sei, so hat doch der Pariser „Abendmonit." ohne Zweifel noch Recht, wenn er sagt, daß die Depeschen aus Turin nur von „einigen, übrigens unbedeu tenden" Demonstrationen melden. Im Allgemeinen war von Ca- binetsveränderungen in Turin schon längst die Rede und man weiß, daß man di« Augen dabei besonders auf Visconti-Venosta geworfen hatte, der als früherer Minister die Septemberconvention unterzeich net und einen sehr wichtigen Antheil an der DiScussion des Gesetz vorschlags in Bezug auf die Verlegung der Hauptstadt genommen hat. — Die Commission zur Prüfung des Gesetzentwurfs über die Aufhebung der geistlichen Orden und die Einziehung der Kirchen güter, unter der Präsidentschaft Nicasoli'S, hat sich dahin geeinigt, daß die Kirchengüter nicht, wie der CultuSminister Vacca vorge schlagen, den Gemeinden und Provinzen, sondern dem Staate zu Gute kommen sollen. Die Fortschritte, welche in Amerika von der unionistiscken Armee wieder gemacht worden sind, lassen es sehr natürlich erscheinen, daß Jefferson Davis jetzt nicht mehr abgeneigt ist, Unterhandlungen anzuknüpfen. Doch sind die Gerüchte, al- ob Blair irgendwie von der Regierung in Washington den Auftrag erhalten hätte, den Secessionisten'den Frieden auf dem Präsentirteller entgegenzubringen, wie sich von selbst versteht, unbegründet. Nicht der Norden, sondern der Süden hat jetzt um Frieden zu bitten, und man thut wohl, bei den Secessionisten nicht mehr von Nachgiebigkeit, sondern von „Unter werfung unter die Gebote der eisernen Nothwendigkeit" zu reden, wenn vielleicht nächstens gemeldet wird, daß Lincoln im Weißen Hause Commissare empfangen hat, anstatt etwa selbst dergleichen nach Richmond zu senden. Auf die Frage: „Welcher Art werden die Folgen der Beendigung des fürchterlichen Bürgerkrieges, dieser ungeheueren Krise für beide Welten sein?" giebt die „N. Fr. Pr." sehr richtig zur Antwort: " " - .