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Land-Bote und General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 22.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51561078X-190510224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51561078X-19051022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51561078X-19051022
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Land-Bote und General-Anzeiger für Chemnitz und ...
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-22
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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KR- PGAochmdlM „Landbote nvd «enr»,l.«nzelger fit, ikhemnitz und Umgegend" erscheint Sonnabend» und kostet mit dem SNust». NuteryalMngsblatt »erteljtchrttch 4L Pfg. Druck uud Verlag: Zserander Miede, ßhemnih. Für de» redaktivuelleu Teil der- »ntwortllch: Juliu» Theiß in Chemnitz, für den Inseratenteil: der Verleger. Postzeitungsliste unter,l-". ttmiL in, R. Me, r«t u» errtz eneral -Amerger für Ghemnih und Umgegend, (s «niei-en-Preis; S gespaltene Korpu-zeil» oder dev Raum A) Pfennige. Bei vor» bestellte» Wiederholungen mKb« Inserate entsprechender Rastatt. — Bei Bestellungen von Auewärtz» wolle man die Zahlung beifügen, Thrakerslras-e Gr.«». Ferosprechanschluß Nr. ISS. Verlags-Anstalt her Küemniüer Cir-,»bahn.3-it»»ng. »« Die Seeschlacht von Trafalgar. Am heutigen Tage wird in ganz England die Hundertjahrfeier tzes glänzenden und entscheidenden SeesiegeS festlich begangen, den Admiral Nelson am 31. Oktober 1805 bei Trafalgar, halbwegs zwischen Cadix und der Straße von Gibraltar über die vereinigte franzüsisch-spanische Flotte errang. Am 30. Oktober vor einem Jahrhundert war es, daß die Be satzung von Ulm, 23000 Oesterreichcr samt 18 Generalen, 40 Fahnen und 00 bespannten Geschützen, die leichte Beute des Franzosenkaisers wurde. Und schon tags daraus goß eine höhere Hand bittcrn Wermut in den stolzen Becher seiner Siegesfreude: di« Seeschlacht von Trafalgar machte den hochfliegenden Träumen Napoleons, den dritten Koalitivns- krieg durch Bezwingung Englands krönen zu können, ein jähes und schmähliches Ende. Der Sieg, den Nelson über die feindlicheLlotte errang, lag wohl zumeist i» dem Umstande, daß er es wie kein anderer, meister lich verstanden hat, seine Untergebenen ganz mit seinen Anschauungen vertraut zu machen, sodaß sie, vor die Wirklichkeit gestellt, mit seinen Augen sehen, in seinem Sinne handeln konnten. Die „Konzentration der Kraft' auf den Teil des Feindes, der vom anderen am schwersten unterstützt werden kan», das ist das große Prinzip Nelsonscher Taktik i» der berühmten Schlacht gewesen, das heute »och wie damals seine volle Geltung hat. Die Mitte und Nachhut des Feindes schnitt er ab, um den Führer, den er richtig in der Milte der Linie vermutete, in seine Gewalt zu bekommen und die kleinere Anzahl der feindliche» Schiffe mit Uebermacht zu überwältigen, ehe die Spitze ihnen zu Hilfe eilen konnte. Betrachten wir dagegen die größte Seeschlacht der Neuzeit, die Schlacht bei Tsuschima am 27. Mai d. I, die uns un willkürlich zum Vergleich vor Augen steht. Hier wie dort: das Prinzip der Konzentration der Kraft, aber die Art der Durchführung ist hier genau die umgekehrte; die Aenderung des Motors hat die Regel in ihr Gegenteil verwandelt. Dort, bei Trafalgar, der Angriff auf Mitte »ud Nachhut, weil die Spitze am längsten Zeit brauchen mußte, um den anderen Teilen zu Hilfe zu kommen. Hätte Nelson die Spitze angegriffen, so wären in kurzer Zeit die aussegclndcn Feinde der Mitte und Nachhut über ihn hergesallen. Hier, bei Tsuschima, dje Konzentration der Krast a s die Spitze der russischen Flotte, denn deren Geschwindigkeit mußte sich, »m. die Gefechtsstellung zu halten, nach der des Feindes richten, also wird für die Schiffe, die ihr von Hinte» her Beistand leisten wollen, nur der Geschwindigkeitsüberschuß nutzbar, den sie gegen die vom Feinde beherrschte Gefechtsfahrt haben, uud der Geschwindigkeits Überschuß war in diesem Falle gleich Null. Der Angriff konnte also richtigecweise nur angesetzt werden auf die Spitze der russischen Linie. Uud betrachten wir den Verlauf dieser beiden Schlachten, so sehen wir bei Trafalgar, wie jeder Kommandant, auch nachdem Nelson tödtlich verwundet war und keinen Einfluß mehr auf die Leitung der Schlacht hatte, ganz im Sinne des Flottenführers handelte, dessen ?Jdeen ihm in Fleisch und Blut übergegangen waren. Hier, bei Tsuschima, dagegen das traurige Schauspiel vollständiger Kopflosigkeit und Verwirrung, nachdem Nojestivenskij, schwer verwundet, den Ober befehl abgegeben hatte, weil keiner in seine Anschauungen und Pläne eingeweiht war. Dabei ist allerdings zu bedenken, daß er selbst als der geistig Bedeutendste klar übersah, wie unmöglich es ihm während der Ausreise sei, den Unterführern und Kommandanten seine Pläne .so einzuimpfc», daß ihre Ausführung unter allen Umständen gesichert sei, weil sie eben, gelinde gesagt, dazu nicht das Zeug hatten. Wie richtig sein Urteil ivar, hat sich leider während der Schlacht nur zu deutlich gezeigt. Gleich groß >var in beiden Schlachten der militärische Erfolg, gleich vernichtend die Niederlage für den Gegner, uud doch wie ver schieden ist der endgültige Gewinn für beide Länder. Trafalgar brachte den Engländern die uneingeschränkte Oberherrschaft zur See über die-ganze Welt, die heute »och unbestritten besteht, und damit, nachdem auch der drohende Schrecken einer Invasion vorüber war, einen ungeahnten Aufschwung auf allen Gebieten des Handels, der England reich und mächtig werden ließ. Und welchen Erfolg brachte die Schlacht von Tsuschima den Japanern? Das Bündnis mit England, wovon aller Voraussicht »ach dieses selbst den größten Nutzen hat. So sehen wir, daß heutzutage auch die glänzendsten Siege nicht mehr den große» und dauernden Erfolg haben wie früher und daß deshalb 'die Schlacht von Trafalgar mit ihrem riesenhaften Erfolg von England nicht dankbar genug gefeiert werden kann. Wochenschau. Chemnitz, den 31. Oktober IS05. Deutsches Reich. — Der Empfang des Kaisers in Dresden» der am 35. Oktober dem König Friedrich August seinen Gegenbesuch abstattet, wird sich auch seiten der Stadtgemeinde überaus glanzvoll gestalten. Der Kaiser wird Vormittags gegen 11 Uhr mittels Eonderzuges auf 'dem Dresdner Hauptbahnhofe eintreffen. Hier findet zunächst großer militärischer Empfang statt. Die Begrüßung des Kaisers durch die städtischen Behörden und beide städtischen Kollegien erfolgt voraus sichtlich am Eingänge der Prager Straße. Der Kaiser fährt dann durch die Prager Straße, Seestraße und Schloßstraße nach dem Residenz- schloh und wird abends Dresden wieder verlassen. — Die Vermählung des Prinz*» Eitel-Friedrich mit der Herzogin Sophie Chorlotte von Oldenburg wird dem Vernehmen nach in, Februar n. I. stattfinde». — Die Vermählung des Großfürst«» Kyrill vo» Ruß land mit der Prinzessin Viktoria Melitta von Sachsen-Koburg Md Gotha, geschiedenen Großherzogin vo» Hessen, hat an: 8. d. M. in Tegernsee nach rusfisthem Ritus stattgefunden. In Folge dieser Tatsache ist Großfürst-Kyrill, welcher bisher Flügeladjutant des Zaren war, durch Tagesbefehl von» 15. Oktober „aus dem Dienst geschloffen", was gleichbedeutend ist mit der Streichung ans den Armeelistcn. — Der bisherige Oberpräsidcnt von Weftprcußen Delbrück ist zum preußischen Handelsminister und der ReglerniigSpräsident Vo» Jagolv zum Oberpräsident in Danzig ernannt worden. — Vom Anftrete» des Herrn S,«p. 0. Mryer-Zwickau auf der Generalversammlung des Ev. Bundes berichtet der Berliner „Tag" in einer Weise, die so recht beweist, welches Ansehens diese deutsch-protestantische Krastnatur weit über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes hinaus sich erfreut. ES heißt dort: Gleich am erste» Abend schickte der Bund seinen grüble» und popu lärste» Redner ins Treffen: Superintendent Meyer aus Zwickau. Das moderue Gepräge unserer Tage beginnt sichtbar aus die geistliche» Kreise zu wirke»; die Zeiten sind längst gnvesc», wo man de» evangelische» Geistlichen aus hundert Schritt an Aussehen, Kleidung und Halinng als iolchcn erkannte; vor allem hat der moderne Geist endgültig mit einem fragwürdigen, aber sriiser hartnäckig sestgehaltenen Monopol dieses Standes ansgeräumt: dem KauzelpaihoS, jenen, aus Salbung und Emphase gemischte» eigene» Jargon, das schon vo» vornherein jede Natürlichkeit der Rede erstickte. Wer Meyer- Zwickan sicht, wird ihn nicht zur Moderue rechne»; das mächtige Haupt aus korpulentem Rumpfe, das glattrasierte Gesicht mit den, weißen, spärliche» Haupthaar, die geistvolle», freundliche» Auge» und die gewinnende Jovialität seines Wesens stempeln ihn säst zu», Typus de- Geistlichen alter Schule. Sowie man de» Mann aber spreche» hört, fühlt man den Strom des Neuen und Eigsrartige» durch seine Rede rausche». Dreierlei mache» den echte» Volksrcdncr an«; begeisternde Krast der Rede, sonniger Humor und nie ver sagende Schlagfertigkeit, Uud über das alles verfügt Meyer- Aber nicht das Wie seines Vortrages, nicht die Form, sondern der Inhalt macht die Wirkung seiner Rede» ans. Er sprach am Moutag Abend über „die Lage des Pro testantismus i», Deutsche» Reich." Die Frage, die uns alle bewegt, heißt: Wie stellen wir uns zum Protestantismus? Da nehme» gar viele die Stellung des dentsche» Michels ei», ,„ harmloser, ehrlicher Gutmütigkeit, überschattet vo» einer mächtige» Schlasmiitze. Die Gleichgültigkeit »»d Lauheit im eigene» Lager ist der größte Feind des Evaiigelismiis. Es ist notwendig, daß die Protestanten sich wieder ans die innere Kraft ihres Bekenntnisses besinne», de»,» in „»seren, Herzen liegen unseres Schicksals Sterne! I» der protestan tische» Kirche erklingt eine ganze Fülle harmonischer Töne, und sie alle sind ans eine Stimmgabel abgestimmt: Christus ist die alleinseligmachende Kirche, Jesus Christus gestern und heute und in alle Ewigkeit. Die innere Gcmein- schast, die uns nicht z„ eine», bunten Hansen ziellos Suchender, sondern z» einer Einigung Besitzender macht, liegt in. Evangelische» Bunde. Deshalb ist sein Schutz, seine Förderung die Ausgabe jedes evangelischen Christen. — Den Reichstag werden voraussichtlich sofort „ach dem Zw sammentritt Anfragen wegen der Fleischteuerung beschäftigen. Be Behandlung der Frage wird dann auch zur Erörterung gelange», ob und Wie weit cs angängig ist, die Tarifsätze für den Versand lebender Schlachttiere mit dcr Bahn zeitweise eil,« anderen Behandlung z» untcrwcrsen als bisher. — Dcr Verband sächsisch-thüringischer Webereien, der am Mittwoch i» Greiz eine General-Versammlung abhielt, um zur Bewegung der Textilarbeiter Stellung zu nehmen, hat beschlossen, sämtliche Bcrbandswebereien zu schließen. Dieser schiverwiegende Be schluß soll, wie ans Greiz gemeldet wird, durch nachstehende» Anschlag in den Verbandsfabriken bekannt gemacht werden: „In einer Anzahl Geraer Webereien sind von seiten der Stuhlarbeiter Massenküitdigltngeii erfolgt; diese müssen den Stillstand dcr davon betroffenen Belriebe zur Folge habe». Wir sind daher vertragsmäßig genöligt, am Abend des 28. Oktober alle Verbandswebcreien zu schließe». Um denjenigen Webern und Weberinnen, welche bereit sind, die Arbeit zu den, vom Verbände für di« Ortsgruppe anfgestellten Mindestlohntarif und de» dazu gehörigen allgemeinen Bestimmungen auszmiehiiien, hierzu baldmöglichst Gclcgenhei, zu schaffen, er suchen wir diese Arbeiter, sich spätestens bis z»m Abend des 2. November in den Fabrikkontoren schriftlich oder mündlich zu melden. Erfolgen in allen Verbandswebereie», einschließlich derjenigen, in denen die Maffenküiidiginigcn vorgekoinmen sind, genügend Anmeldungen, so werden wir am Montag, de» 6. November, unsere Betriebe wieder eröffnen. Dir Maßregel der Fabrikanten wird durch die sächsisch-thüringische Färberei-Konvention Unterstützung finden. Die an die Kündigung gebundenen Betriebe werden ihre Fabriken am 4- November schließen. Ausland. — In Tuen, der größten Uebertrittsgemeinde Böhmens, fand die Einweihung der evangelischen Ehristnskivche statt. An wesend waren u. a. der Sekretär deS evangelische» Bundes Hütten rauch aus Halle und Musikdirektor Noemhild aus Dresden. Als Pate fungierte Geheimrat Schember aus Karlsruhe. Die Einweihung vollzog Superintendent Gummi. Die Festpredigt hielt Herr Kirchen- rat Dibelius aus Dresden. — Der Pariser Berichterstatter einer Berliner Zeitung meldet: Die spanische Polizei entdeckte einen Morvanschlag gegen König Alfons von Spanien und Präsidenten Lonbet. Der Mordanschlag war für den 24. Oktober geplant. Die Entdeckung geschah durch Be schlagnahme einer Postsendung. Man fand zwischen Blumen Dynamit- bomben versteckt. Eine Bestätigung der Nachricht von anderer Seite liegt »och nicht vor. — Am 15. Oktober wurde durch de» König Eduard unter großer Feierlichkeit der Grundstein zu einem neuen Generalpostge- vände in London gelegt, das, den Verhältnissen der Weltreichs entsprechend, einen gewaltigen Umfang haben wird. Dcr Gencralpost- meister machte in seiner Begrüßung des Königs einige Angaben über das Wachsen des Postverkehrs. Während die Bevölkerung vo» London sich im Verlauf der letzte» 75 Jahre nicht ganz vervierfachte, hat sich die Zahl dcr i» London ausgetragenen Briefe versünszigfacht. Im Jahre 1829 halten 564 Briefträger wöchentlich etwa 400 000 Briefe auszutrage». Heute erreicht die zu bewältigende Brieflast die Höhe von zwanzig Millionen Briefen in der Woche. Der König sagte bei der Grundsteinlegung: „Ich hoffe, daß der Bau dieses »enen Ge bäudes dazu beitragen wird, die verschiedenen Teile meines Reiches mit noch festeren Bauden zu umschlinge» und unter den Nationen der Welt jenen Frieden und jene Freundschaft zu schaffen, die mir so sehr an Herzen liegen." — In Kopenhagen scheint man die Wahl des Prinzen Kurl von Dänemark zum König von Norwegen als sicher bevor stehend zu betrachten. Wenigstens werden i» der dänischen Haupt stadt bereits Votbereitnngen für die Königsfahrt de- Prinzen »ach den norwegischen Gestaden getroffen. In Christiania verlautet, der König von Dänemark habe bereits vertraulich die Annahme der nor wegischen Krone durch den Prinzen Karl zugesagt; die KSnigSwahl soll im November stattfinden. — Die Moskauer Wirre»», deren Ende noch nicht abzusehen ist, beginne» nun auf Petersburg ihren Einfluß auszuübe». Die Revolutionäre agitieren wieder einmal mit großem Eifer i» den Studenten- wie Arbeiterkreisen, jenen explosiven Elementen, die nur des Anstoßes harren, um der Regierung die denkbar größte» Schwierigkeiten zu machen. Gelegenheit dazu bietet sich in dieser Zeit politischer Gärung in Rußland auf Schritt und Tritt. I» Petersburg steigert sich die allgemeine Unsicherheit und Erregung von Tag zu Tag. Am Mittwoch gaben auf Befehl des Sladthaupt- manns Kosaken auf de», Schlüsselburger Prospekt einige Schüsse auf eine Gruppe Arbeiter ab, die Steine geschlendert und mit Revolvern geschossen hatten, doch wurde niemand durch das Feuer der Kosaken verletzt, Zwei Offiziere und zwei Kosaken wurden schwer, zwei Polizisten leicht verletzt. Des Abends und in der Nacht wurde die Ordnung dort durch Patrouillen ausrecht erhalten. Sächselt,mv Thüringen. --- Eine Frau in Franeno*la hatte eine kleine Wunde an der Lippe und brachte beim Waschen warscheinlich elwas Waschblau daran- Nach kurzer Zeit schwoll das Gesicht an, die schrecklichsten Schmerzen stellten sich ei», und als dcr Arzt gerufen wurde, war eS bereits zu spät. Unter schweren Leiden verstarb die Fron. — In Ger«» hat sich ein Töpferlehrling infolge gekränkten Ehrgefühls erhängt. Sein Meister hatte ihn verschiedener Mißhell, g- keiten wegen zur Rede gesetzt. — Ein Dienstmädchen in Eislebe», das sich wegen einer Geringfügigkeit vor dem Schöffengerichts verantworten sollte, ließ ich vom Zuge überfahren. — Mit dem Nenvau der Angnstnsvrncke in Dresden soll im nächsten Frühjahr begonnen werden. De» Beitrag aus Staatsmitteln hat erst der jetzt zusammcntretende Landtag zu be willige». Der Fond für den Brückenbau beläuft sich jetzt aus etwa 4 Millionen Mark. — Ein Grohseuer zerstörte am vergangenen Dienstag nachts in Ebersrodn die Gutshöse der Oekvnomen Ticrsch und Schulze. Gebäude, Inventar und Ernte wurden völlig i» Asche gelegt. Der Schadeuist sehr bedeutend. — Ei» Familiendrama bat sich in der Hainstraße i» Leipzig abgespielt. Man fand dort in einem Hanse vo» der Treppeiigasleilnng ans einen Guinniischlanch ins Schlafzimmer der Kürschners«,»ilie Nus gelegt. Die 16jährige Tochter war tot, der Mann und die Frau waren bewußtlos. Das Motiv des wahrschein lich gemeinsam beschlossenen Selbstmordes war Furcht vor einer gerichtlichen Untersuchung. — Eine unangenehme Unterbrechung fand eine Trauung in der Pauluskirche in Zwickau dnrch einen OhiimachtSanfall d.s Bräutigams, die Feier mußte Nachmittags in der Wohnung des Brautpaares zu Ende geführt werden. Der Bräutigam soll zu enge Hcilsbeklcidiing angelegt haben. — Von der Strafkammer Gera wurde der verheiratete, etwa 30 Jahre alte Lehrer Heidolph aus Müiichenbernsdvrf wegen Siltlichkeitsverbrechen in 72 Fällen zu 3 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Einem beim Gastwirt Böttcher in Drebkan eingestellten Pferde wnrde von einem jungen Burschen der Schweif abgeschnitte», und zwar derart, daß das Ti:r eine» Teil der Schweif.vurzel cin- büßte und ror Schmerzen sich wie rasend gebärdete. Der nichts würdige Bursche sieht der gerechten Bestrafung entgegen. — Dcr Sohn eines Posamenticrmeisters i» Geyer stach sich bei», Oeffnen eines Pakets derart in das linke Auge, daß dieses sofort anslief. — Eine moralisch total verkommene Mittler, die 1861 in Zschieren bei Mügeln geborene, von ihrem Ehemann getrennt lebende Arbeiterin Hahnewald, hat ihre eigene 17 jährige Tochter auf die schamloseste Art verkuppelt. Sie wurde vom Dresdner Land gericht z» 2 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust und zur Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. — Zn einen» heftigen Znsammenstotz kam es in Gold- lnttter zwischen einer Anzahl Baucrnburschen und einem Gensdarm, der einen des Diebstahls verdächtigen Schalhirten festgcnomme» hatte. Da der mutmaßliche Dieb als gewalttätiger Mensch bekannt ist »nd seiner Festnahme heftigen Widerstand entgegengesetzt hatte, war er gefesselt worden. Dadurch wurden mehrere Burschen in starke Auf regung versetzt und sie versuchte», dnrch Anwendung von Gewalt dem Gensdarm seinen Häftling zu entreißen. Der Beamte drohte, von seiner Schußwaffe Gebrauch zu machen, und als die Angreifer immer wieder gegen ihn vorgiiigen, feuerte er einige blinde Schüsse au» seine», Gewehr. Doch auch das fruchtete nichts, und so gab der Gensdarm zweimal scharf Feuer- Hierauf ergriffen die gefährlichen Burschen die Flucht. Leider wnrde ein Unbeteiligter durch einen Schuß in den Fuß nicht unerheblich verletzt. — Ein ungenannt gebliebener Woltäter in Zwickau hat für das Kriippelheim für die Negicrungsbezirke Zwickau und Chemnitz ein prächtiges Grundstück in Zwickauer Flur am Waldessaum gespendet. — Der Weimarer Polizei ist cs gelungen, drei berüchtigte Ladendiebinnen festzunehincn, die in Weimar und wahrscheinlich auch i» anderc» Städten Thüringens den Diebstahl im großen betrieben. Es sind die Frauen Weinhardt, Kirchhof und Köhler vo» Weißen- sels. —- Vom Schwurgericht Weimar wurde die polnische Arbeiterin Dopital, die ihr neugeborenes Kind dadurch getötet hattep daß sic cs mit de», Kopfe auf de» Fußboden stieß, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Angeklagte hatte bisher geleugnet, legte aber jetzt ein offenes Geständnis ab.
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