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Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. «»/» Erscheint jeden Wochentag früh 9 U. Dsy Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Mittwoch, den 23. Januar. Prä« vierteljährl. SO Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1863. Tagesgeschlchte. Berlin, 21. Januar. Aus parlamentarischen Kreisen erhält die „Schl. Z." eine, wie sie sagt, durchaus zuverlässige Mittheilung darüber, wie die Mittlern Fractionen des Abgeordnetenhauses den Eonflict mit der Regierung zu heben gedenken. Danach wollte man die Contingentirung der Friedensstärke der Armee zur Basis für die Lösung der Conflicte nehmen, wesentlich dadurch, daß man auf diesem Wege die Differenzen über die Länge der Dienstzeit der Einzelnen und die Zahl der Cadres umgeht. CadreS und Dienst zeit beiben dann dem Ermessen des Kriegsherrn anheimgestellt, der in Betreff der letztern durch das Gesetz von 1814 an das Maximum der 3 Jahre gebunden wäre. Man hätte sich mit der Krone nur über die bestimmte Zahl der Friedensstärke, sowie über ein Pausch quantum ü Kopf dieser Stärke zu verständigen. Gelänge aber diese Verständigung, so erscheine der Zusammenhang, in welchem bisher die Conflicte in der Militär- und in der Budgetfrage gestanden hätten, gelöst und hiermit eins der wesentlichsten Hindernisse auch für die Lösung des Conflicts in Betreff des Budgets aus der Welt geschafft. — In einer Korrespondenz der „Augsb. Allg. Ztg." aus Süd deutschland war die Bermuthung ausgesprochen, daß die Reise des Prinzen Friedrich Karl nach Wien den Zweck habe, Oesterreichs Kaiser und Oesterreichs Staatsmänner für die preußischen Ideen und Plane zu gewinnen. Hierauf antwortete die „Ndd. Allg. Z.": „Wir haben uns schon früher über die Zwecke der Reise des Prinzen ausgesprochen und wir können nur wiederholen, daß diese einzig durch die Forderung militärischer Courtoisie ihre Erklärung findet." Was aber die Stellung Preußens zu der Zukunft der Herzogthümer betreffe, so sei denn doch wohl genugsam erörtert worden, daß Preußens politische und territoriale Lage an den Küsten der Sicher stellung seiner militärischen und maritimen Interessen bedürfe. Wenn man auch vielleicht in Süddeutschland keine Vorstellung von den ungeheuer» Verlusten habe, welche dem preußischen Handel auf seiner langgestreckten Küste durch Friedensstörungen im europäischen Norden erwachsen, so wisse dies in Preußen doch Jedermann. Und diejenige Regierung in Berlin, welche es vernachlässigen wollte, bei der gegenwärtigen politischen Constellation, zu welcher uns der Aus trag der schleswig-holsteinischen Frage geführt hat, die Zukunft jene» so bedeutsamen, intelligenten und betriebsamen Theils der preußischen Bevölkerung möglichst günstig zu gestalten — eine solche Regierung würde sich tief gegen die Interessen des Landes versündigen." — Von der Lehrerschaft in Berlin haben neun infolge noch nicht überstandener Militärpflichtigkeit als Landwehrmänner den Feldzug gegen Dänemark mitgemacht. Einige von ihnen wurden verwundet, aber doch kamen Alle glücklich davon, sämmtlich mit der KriegSmedaille, einige auch noch außerdem wegen besonderer Tapfer keit decorirt. Wie«, 22. Januar. Die „G.-C." sagt: „Ueber die vorgestrigen Beschlüsse des Abgeordnetenhauses und die Erklärung des Finanz ministers wurde heute in Börsenkreisen lebhaft diScutirt. Die Mei nungen gingen nicht sehr weit auseinander, da man im Allgemeinen darin übereinstimmte, daß die Beschlüsse des ReichSrathes keine Gesetzeskraft haben und daher für die StaatSregierung nur von meritorischer Bedeutung sein könnten. Was nun speciell die auf die Anträge der StaatSschuldencontrolecommission gefaßten Beschlüsse betreffe, so können diese um so weniger eine maßgebende Wirkung ür das Vorgehen der Regierung haben, als jene Anträge ja bereis im Ausschüsse und im Abgeordnetenhause vielfach auf Widersprüche gestoßen sind und deren Werth schon nach dem Tadel zu beurtheilen sei, den der Abschluß des 1864er Lottoanlehens, als zu einem zu niedrigen Course abgeschlossen, von der benannten Commission er fahren habe. Unbegreiflich fand man es aber in Börsenkreisen, wie das Abgeordnetenhaus in dem Abschlusse eines Depotgeschäftes eine Vermehrung der Staatsschuld habe, finden können. Dem Finanz minister wird bei Ermächtigung des Abschlusses eines Anlehens so wohl hinsichtlich des Zeitpunktes, als der Modalitäten des Abschlusses freie Hand gelassen. Wenn derselbe den Moment des Geldbedarf» aber nicht für den geeigneten Zeitpunkt hält, seine Effecten an den Markt zu bringen, oder wenn, wie bei dem ungünstigen Stande de» Geldmarktes im vorigen Jahre, diese Effecten momentan nicht an gemessen zu placiren sind, so liegt eS doch vollständig in der Hand der Finanzverwaltung und ist allerdings nur eine rein administrativ? Maßregel oder eine Kassenmanipulation, wenn diese für die Be- gebimg ihrer Effecten einen geeigneter» Zeitpunkt abwartet und sie einstweilen verpfändet. Die Kosten dieses Verfahrens werden durch die spätere bessere Begebung reichlich wieder eingebracht, und e» verdient wohl in der That nicht den Tadel des ReichSrathes, wenn der Finauzminister in dieser Weise einer Verschleuderung de» StaatS- vermögens und einer für den öffentlichen Credit nachtheiligen Ent« werthung der Staatseffecten vorbeugte." — An allen AnschlagStafeln der Universität war gestern ein , Anschlag affichirt und zudem in zahlreichen Exemplaren an die Studirenden vertheilt worden, in welchem e» in Bezug auf die bekannten Vorgänge heißt: „So strafbar diese Vorgänge an sich sind, so glaubt das Kon sistorium für dieses Mal sich noch der traurigen Pflicht entschlagen zu dürfen, aus der Menge der Schuldtragenden den Einen und den Andern herauSzugreifen und an ihm das gemeinsame Vergehen zu sühnen. Auch will das Konsistorium nicht sofort eine allgemeine DiSciplinarmaßregel veranlassen, deren Verhängung den Unschuldigen wie den Schuldigen gleich schwer treffen würde. Wohl aber ist e« die ernste Pflicht und der entschiedene Wille des Konsistoriums, der Wiederkehr ähnlicher Vor gänge energisch vorzubeugen, und dem geringsten Versuche, die akademische Ordnung abermals zu stören, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzutreten. Es ergeht daher an sämmtliche Studirende die dringende Aufforderung, die Würde der Universität, sowie ihre eigene Ehre sich gewissenhaft vor Augen zu halten, die akademischen Gesetze auf da« Genaueste zu befolgen und jede Ausschreitung sorsältig zu vermeiden." — Die Wiener Blätter nehmen der Mehrzahl nach den durch den Finanzminister in der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 19. Jan. hervorgerufenen Conflict sehr ernst. So nimmt die „Ver fassung" nicht Anstand, es auszusprechen, daß „wenn die Regierung sich nicht im letzten Moment eines Bessern besinnt, die verfassungs mäßige Entwickelung Oesterreichs von einem Conflict gefährlichster Natur bedroht sei". — Als Beweis für die Erfolglosigkeit der Mission des Prinzen Friedrich Karl wird der „Franks. Postz." folgende Aeußerung mit« getheilt, welche der Prinz gegen einen nichtösterreichischen Staats mann gethan: „Preußen wäre Oesterreich auf hundert Jahre hinaus verpflichtet gewesen, wäre es uns mehr entgegengekonunen." — Aus Wien, 21. Januar, wird der „Boh." telegraphirt: Zwischen Oesterreich und Preußen schweben Verhandlungen über die Verwendung der bedeutenden Einnahmeüberschüsse der Elbherzog- thümer. Oesterreich beantragt deren Deponirung bei der Ham burger Bank.