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Landmirlhschafttiches. Die Fütterung der Pferde und Rinder betr.*) Bekanntlich war der letzte Sommer und Herbst größtentheils unfreundlich und mehr kalt; eS trat sehr oft Regenwetter ein, aber dabei blieb der Untergrund des Erdbodens ziemlich trocken; unge achtet aller unfreundlichen Witterung vegetirte die Pflanzenwelt recht üppig, und die Ernte fiel, außer in einigen Gegenden die Kartoffeln, ganz befriedigend aus. Nur war durch die kalte Witterung und den öfteren Witterungswechsel die späte Reifung zu beklagen, da hierdurch das Mittel- und Obergebirge viel zu leiden hatte. ES wurde ein großer Theil der Hülsen- und Halmfrüchte nur vom Winde ansgetrocknet, ja sogar noch feucht in die Scheune gebracht. Durch die späte Ernte blieb auch das Einbringen der Kartoffeln, Runkelrüben und des Grummets zurück, und der im Anfänge des Monats October eingetretene starke Frost und Schneefall erschwerte noch ungemein das Einbringen. Das Grummet konnte wegen der sehr wechselnden Witterung vom Regen zu Schnee und Ueberhänfung der ökonomischen Arbeiten, bet Mangel an Arbeitskräften, nur sehr spät und vielfach noch feucht eingebracht werken. Bei diesen Cala- mitäten muß noch die nicht ganz den Erwartungen entsprochene Heuernte Erwähnung verdienen. Dem nur genannten, vielfach nicht günstigen Einbringen der Feldfrüchte zufolge steht mit Bestimmtheit zu erwarten, daß ein großer Theil der eingebrachten Feldfrüchte in den Aufbewahrungsorten von Moder, Schimmel und Fäulniß an gegriffen worden ist. Auch bezüglich der Kartoffeln können die Nachtheile der Fäulniß nicht abgesprochen werden. Es muß daher die Befürchtung einleuchten, daß ein großer Theil der Nahrungs mittel für unsere Hausthiere nicht die erforderlichen gesunden Be standtheile besitzen wird und nachtheilig auf Nutzung und die Ge sundheit wirken muß. Es sind nun nachstehende Futterarten hervorzuheben, welcbe am meisten schon von Moder, Schimmel und Fäulniß angegriffen worden sind und unseren Hausthieren gewöhnlich als Nahrungsmittel gereicht werden, als: 1. Korn, Hafer und Häcksel als Pfcrdefutter; 2. Fütterung der Rinder, als: ») Heu und Grummet, b) verschie dene Strohsorten, c) Hülsen- und Halmfrüchte, ü) Kartoffelfütte rung, e) Runkelrüben- und Krautfütterung, und dann im Schluß satz über die Fütterung des Kochsalzes, als ein verdauungstärkendes und belebendes Mittel. 1. Die Korn-, Hafer- und Häckselfütternng für Pferde. Da bei dem sehr gesunkenen Roggenpreis mehrfach die Roggen fütterung benutzt werden wird, auch bekanntlich der Roggen für Pferde ein schwer verdauliches Nahrungsmittel ist und leicht zu Verstopfungen und anderen Verdauungsfehlern Veranlassung giebt, so sind diese Nachtheile doch sehr zu beachten. Die Gefahr bei der Roggenfütterung rührt daher, daß sein reicher Kleiegehalt an und für sich schwer verdaulich ist und andererseits der genossene Roggen gierig Wasser aufnimmt, sich durch Aufquellen sehr ausdehnt und bei reichlicher Anhäufung im Magen diesen überfüllt, dadurch die Thätigkeit lähmt, wozu nicht selten gewaltsames Niederwerfen der Pserde und die Zerreißung des Magens eintritt. Um diese Nach theile zu vermeiden, darf der Roggen nur in kleinen Portionen ge reicht werden. Will man größere Portionen füttern, so muß man ihn vorher in Wasser etwas aufquellen lassen, wodurch die Ver dauung erleichtert wird. Da andererseits die äußere Schale des Roggens die Schwerverdaulichkeit desselben bedingt, so ist es sehr zweckmäßig, denselben vor seinem Verfüttern schroten zu lassen. Die täglich einem Pferde zu reichende Roggenfütterung richtet sich nach der Kraftverwendung im Zuge, und es ersetzen 2 Theile Rog gen 3 Theile Hafer, und 7 Pfund Roggen enthalten so viel orga- ganische Bestandtheile wie 12 Pfund Heu. Die zur Zeit vorgekommenen und zu erwartenden Krankheiten deS Roggens sind: Auswachsen, Uebergang in Verwesung und Ver schimmelung. Die AuSwachsung hat weiter keinen besonderen Nach theil für die Gesundheit der Pferde, als daß sie den Nahrungswerth vermindert, die Verwesung und Verschimmelung aber führt ent schiedene Verdauungsleiden und deren Folgen nach sich. Sollte nun von Moder, Schimmel rc. angegriffener Roggen gefüttert werden, so ist er mit gesundem Roggen zu vermischen, auch vor seinem Verbrauch einige Wochen aus luftigen Böden dünn aufzuschütten, Wir sind von Fachmännern ausgefordert worden, den Artikel in Nr. 2 und 4 der „Freiberger Zeitung", „die Fütterung der Pferde und Rinder betr. , in unserem Leserkreise weiter zu verbreiten, indem derselbe geeignet, die Land- wirthe im Gebirge aus die Gefahren aufmerksani zu machen, welche durch un vorsichtige» Füttern der im vorigen Jahre vielfach nicht gesund eingebrachten Futtermittel entstehen. Dit Redaction der „Freiberger Zeitung" hat den Abdruck bneüwilliaft-«stattet. Di. Red. täglich einige Male zu wenden und bann mit gutem Roggen zu vermischen. Der Hafer, welcher durch die späte Ernte viel gelitten hat und ein vortreffliches und bei uns das gebräuchlichste Futter für Pferde ist, wird auch in den Scheunen nicht selten in Verwesung und Verschimmelung übergehen. Er zeigt seine Zersetzung durch einen dumpfigen, modrigen Geruch an und verursacht Harnruhr, verschiedene lymphatische Krankheiten, namentlich hartnäckige Drüse, Rotz, Wurm, Lungenknoten rc. Der ausgewachsene Hafer wirkt, wie schon bei der Kornfütterung erwähnt wurde, weniger nachtheilig, sondern besitzt nur weniger Nahrungswerth. Will man den von Moder, Schimmel rc. angegriffenen Hafer anfüttern, so behandle man ihn, wie bei der Kornfütterung schon gesagt wurde, durch Auf schütten auf luftigen Böden u. s. w. Endlich ist das zum Häcksel verwendete Stroh genau zu prüfen, da Häcksel von dumpfigem Stroh nicht selten Veranlassung zu Ver dauungsleiden giebt. 2. Fütterung der Rinder. Die in neuester Zeit so erfreulich in die landwirthschaftlichen Verhältnisse eingreifende Chemie hat in den gewöhnlichen Nahrungs mitteln der pflanzenfressenden Hausthiere die mittleren Werthe von stickstoffhaltigen und stickstofffreien Nährstoffen, in unverdaulichen Holzfasern, Wasser und Aschenbestandth.'ilen ziemlich genau ermittelt. Es hat sich ferner ergeben, daß viele Nahrungsmittel in ihrem natürlichen Zustande schwer verdaulich sind und so verabreicht eine schlechte Ausnutzung bieten, auch daß die Ausnutzung bedeutend er höht werden kann, wenn vor dem Verfüttern derselben durch geeig nete Zubereitung, als Kochen, Einweichen, Schroten, Zugabe von Kochsalz rc. ihre Verdaulichkeit erleichtert und befördert wird. Ebenso, findet man, daß manche Nahrungsmittel durch besondere Neben wirkungen, z. B. Erregung von Durchfall, Aufblähen rc., nicht allein ihre Ausnutzung schmälern, sondern auch bedenkliche Zustände herbeiführen können. Zieht man nun die im vorigen Jahre einge brachten Hülsen- und Halmfrüchte in Betracht, so ist nicht abzu sprechen, daß ein großer Theil nicht ganz trocken eingebracht wor den und in der Scheune von Moder, Schimmel rc. angegriffen worden ist, so auch als Nahrungsmittel für die HauSthiere Nach theile, wie namentlich in dem Buttern der Milch, und Krankheiten erzeugen kann. , ») Heu und Grummet. Das Heu ist größtentheils, wenn auch nicht zu reichlich, aber doch in der Mehrheit gut, hingegen das Grummet vielfach nicht trocken eingebracht worden. Demnach steht zu erwarten, daß ein Zersetzungsproceß an den Aufbewahrungsorten eintritt. Ein solches Futter -hat nicht nur an Nahrungswerth verloren, sondern wirkt häufig nachtheilig auf die Gesundheit der Thiere, indem es verschie dene Lungenkrankheiten, Verfallen, Verdanungsleiden, Milzbrand, -gastrisch-nervöse Fieber rc. verursacht. Hat das Grummet durch ^feuchtes Einbringen, feuchte Lagerung rc. gelitten, so fragt es sich, bis zu welchem Grade die Verwesung oder Vermoderung vorge schritten ist. Haben die Processe einen großen Fortschritt gemacht, was man durch den starken modrigen, dumpfen Geruch, reichliche Pilzbedeckung, Zusammenstäubung oder leichtes Zerbröckeln rc. er« erkennt, so ist es entweder auf den Düngerhaufen zu werfen, oder, wenn es nur wenig gelitten hat, gut aufzuschütteln, an einem luf tigen Orte einige Zeit liegen zu lassen, damit sich die emphatischen Dünste entfernen, und dann in kleinen Portionen einem gesunden Futter beizumengen. Vorzugsweise vermeide man derartiges Grum met bei der Fütterung für kranke, hochtragende und säugende Rinder. b) Die verschiedenen Strohsorten. Da in hiesiger Gegend die Strohfütterung für die Rinder benutzt wird, aber bekanntlich die verschiedenen Stroharten nur einen geringen Futterwerth haben, wenn sie in ihrem natürlichen Zustande gefüttert werden, so ist dies um so mehr der Fall, wenn sie für sich allein verfüttert werden, da sie schwer verdaulich sind, wenig ausgenutzt werden und die VerdauungSorgane schwächen. Das Stroh ist aber ein sehr geeignetes Nahrungsmittel für oie Rinder, um das erforderliche Volumen zur Sättigung derselben zu regeln und die Ausnutzung anderer Nahrungsmittel zu erhöhen. DaS Getreidestroh giebt bei der Verdauung seinen Nahrungsgehalt vermöge der reichlichen Holzfasern sehr schwer her und erfordert ein reichliches Trinken. Ist nun das Stroh von Moder, Schimmel und Fäulniß ergriffen, so wirkt es, wie unter a) angegeben, auf die Gesundheit der Rinder. Es ist daher rathsam, das Stroh genau zu sortiren und nur das gesunde und weniger von dem Schimmel rc. angegriffene zur Fütterung zu verwenden, vorher eS aber einige Zeit an einem luftigen Orte aufzubewahren und öfter fortzulegen.