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nördlichen Dachseite). Der unermüdlichen Feuerwehr gelang es, nach dreistündiger Arbeit des Feuers Herr zu werden. Dem Um stande, daß der Blitz auf der östlichen Seite einschlug, von welcher Seite der Wind die Flamme abwehte, sowie der beherzten und rastlosen Thätigkeit der Löschmannschaft ist es zu verdanken, daß kein größeres Unglück entstanden ist. In der Kirche selbst war durch den Blitzstrahl eine Wölbung geborsten. — Anch in Bayreuth hatte man Sturm und Regen unür Donnergetöse und um '/. I Uhr einen heftigen Blitz. — Das 2 Stunden von (Schwäbisch) Gmünd entfernte Schloß Hohenrechberg setzte der Blitz in lichterlohe Flam men, und dasselbe soll bis auf den Grund ausgebrannt sein. Be richte aus Aalen, Bopfingen, Krailsheim und Mergentheim melden ebenfalls von dem um dieselbe Zeit wüthenden Schneesturm mit gewaltigem Blitz uud Donner. Stuttgart, 5. Januar. (Fr. Pz.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten erhielt der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Frhr. v. Varnbüler, das Wort zur Beantwortung der Interpellation der Abgg. Oesterlen und Wolbach, betreffend die schleswig-holsteinsche Frage. Die Interpellanten fragen : 1) Ob die k. Staatsregierung auch jetzt noch Grund habe, in der Einigung der beiden deutschen Großmächte die Gewähr der Hoffnung auf eine dem nationalen Sinne und dem nationalen Rechte entsprechende Lösung der schleswig-holsteinischen Frage und der Befriedigung aller andern gerechten und besonnenen Erwartungen der deutschen Nation in politischer, wie in handelspolitischer Be ziehung zu erblicken? 2) Ob die k. Staatsregierung der Einigung der beiden deutschen Großmächte gegenüber eine Einigung der übrigen deutschen Bundesstaaten, oder wenigstens eines Theiles der selben zur Verfolgung einer gemeinsamen Politik für unmöglich, oder für unrathsam hält? 3) Ob die k. Staatsregierung im Falle des Versuchs einer solchen Einigung dahin wirken wird, daß dieselbe ihre Stütze anstatt in der Anlehnung an das Ausland in der gemeinsamen Verfolgung einer nationalen und freisinnigen Politik suche? Minister Freiherr von Varnbüler antwortete: In Gemäßheit Bundesbeschlusses vom 5. v. M. haben die Vundescommissare und Bundestruppen die Herzogthümer Holstein und Lauenburg verlassen und werden diese von Oesterreichern und Preußen verwaltet. Ueber die definitive Regelung der Rechtsver- „Die Unterhandlungen zwischen Oesterreich und Preußen über das Schicksal der Herzogthümer ist so weit in Dunkel gehüllt, daß nur hier und da Gerüchte, zum Theil sehr widersprechender Natur, auflauchen und um uns andern die beschämende Thatsache ins Gcdächtniß zurufen, daß die Nation wie die Herzogthümer selbst ganz unbetheiligt und ungehört zur Seite stehen bei einer Sache, die vor Allem ihre eigene ist, und die von ihnen auch zu einer Zeit festgehalten ward, wo die vormächtlichen Cabinete fie kMmüthlg und theilnahmlos preisgegeben Wen. Was über jene Verhand lungen als einigermaßen sicher feststeht, ist vor Allem W/W, daß Oesterreich und Preußen die maßgebenden. Verabredung^ und, wenn sie darüber einig sind, der Bund nachträglich WiMmen wird. Es ist das letzte Kapitel ans der denkwürdigen Geschichte des Bundes, die das abgelaufene Jahr geliefert hat. Ferner ist es zweifellos, daß Preußens Forderungen über die Linie hinauS- gehen, die man in Wien zuzugestehen geneigt ist. Man wird die bekannte Adresse der 17 Adelichen und Bankiers, die der Jntriguant Scheel-Plessen zu Stande gebracht hat, ungefähr als den Ausdruck dessen betrachten dürfen, was Preußen als Mindestes zu begehren entschlossen ist. Im Hintergrund wird dann Wohl mit der AN- nexion gedroht für den Fall, daß jene Begehren keinen Anklang fänden. In Wien ist man bereit, bis zu einem gewissen Punkts» gehen; Graf Mensdorff ist weder so blind, in das unverständige Geschrei einzustimmen , das Preußen gar keine bevorzugte Stellung in Schleswig-Holstein einräumen möchte, noch möchte er die ganze Summe der preußischen Forderungen ohne Weiteres zugeben. Die Militärconvention, die Aushebungsbezirke für die Flotte werden z. B. speciell als solche Punkte bezeichnet, die in Wien Bedenken erregen. Gelingt es, zu einer billigen Ausgleichung zu gelangen, die Deutschland wie den Herzogthümern zuträglich ist, so ist die Annexion beseitigt. Ist Preußen dagegen nicht abzufinden, sei e» infolge eigener Maßlosigkeit, sei es infolge einer Wendung in Wien, oder weil die da und dort auftauchende Parole ,,gar keine Concession an Preußen" — durchdringt, dann wird die Annexionspolitik offen in Scene gesetzt werden. Die Vorbereitungen sind getroffen, wenn auch vorerst in Preußen selbst als in den nordalbingischen Herzog thümern." hältnisse dieser Herzogthümer und insbesondere der Erbfolge in denselben werden zwischen den Cabineten der beiden Großmächte lebhafte Verhandlungen gepflogen. Ich halte es der Lage Und den Interessen, welche ich zu vertreten habe und welche die Regierung in Uebereinstimmung mit den Ständen vertreten hat, entsprechend, vor erst abzücharten, welche Anträge als Ergebniß der gedachten Ver handlungen beim Bünde werben gestellt werden. Ich habe zur Zeit >7 - , -.7^!..-..-' ...IM,Hi Uui. keinen Grund anzunehmen, daß dieselben nicht zv. einer den nationalen Interessen und dem Rechte entsprechenden Lösung der schleswig- holsteinschen Frage führen werden. Vor Abschluß dieser Frage aber kann wohl die durch ruhige und einmüthige Verständigung bedingte Lösung tief eingreifender - namentlich organisatorischer — Fragen nicht erwartet werden. Immerhin halte ich die Einigung der deutschen Großmächte für eine Bedingung ihrer Lösung und überhaupt dem Interesse Deutschlands entsprechend. Eine Einiguttg der kleinern deutschen Bundesstaaten, oder eines TheileS derselben als Gegensatz gegen diejenigen der deutschen Großstaaten hielte - ich zur Zeit weder für nöthig, noch für rathsam. Ein an deutsche Regierungen gerichtetes Circular des Freiherrn v. d. Pfordteü, auf welches sich die Herren Antragsteller unter Berufung auf öffentliche Blätter beziehen, besteht nicht. Der Gedanke an eine: Anlehnung an das Ausland zur Abwehr gegen Oesterreich und Preußen ist wohl allen deutschen Regierungen fremd, insbesondere weise ich denselben für mich, sowie im Namen des genannten baherschen Staatsmannes, mit welchem ich vor einigen Tagen darüber mündlich verkehrt habe, Mit allem Nachdruck zurück, wir rechnen bei Verwerfung dieser Idee auf die Zustimmung der ganzen deutschen Nation. . . m Diese Antwort des MinistertS wurde mit Bravorufen in der Kammer ausgenommen und auf Antrag von Oesterlen an die staats rechtliche Commission verwiesen. - ' > Aus Baden vom 3. Jan. schreibt man dem „Heidelberger Journal" über die Plane Preußens: zu Äudiveis entsprungen sei! Ab derselbe wirklich, wie er angiebt, in den Reihen der polnischen Insurgenten gekämpft hat, muß vor läufig dahingestellt bleiben, zunächst steht seine Auslieferung an die schweizerische Untersuchungsbehörde bevor. Ueber den gemeldeten Brand der St.-Lorenzkirche in Nürnberg schreibt der „Corr. v. u. f. Dtschl." unterm 7. Januar: Gestern Mittag gegen 1 Uhr entlud sich über unserer Stadt unter heftigem Schneetreiben plötzlich ein starker Blitz mit unmittelbar darauf fol gendem Donner. Eine halbe Stunde später züngelte aus dem Dache des nördlichen Thurmes der St. Lorenzkirche, fast zunächst der Spitze, eine Flamme hervor. Um '^3 Uhr stürzte die oben ange brachte Kugel mit dem großen Wetterhahne zusammen, ohne jedoch an dem Dache des Kirchenschiffes Schaden zu thun. Die Flamme setzte ihr verzehrendes Werk von oben herab allmählig fort. Das Dach des nördlichen Thurmes ist vollständig vom Feuer verzehrt; die Spitzen des Achtecks, aus denen heraus es sich erhoben hatte, ragen brandgeschwärzt in die Luft. Das Thürmerstüdchen ist aus gebrannt; die zwei über demselben angebracht gewesenen kleineren Thurmglocken, deren obere auf die untere herabgestürzt war, sind zerstört. Bis Mitternacht hat, bald mehr, bald minder heftig, Helles Feuer ausgeschlagen, von Zeit zu Zeit sich erhebende Wind stöße jagten die Funken weihin über die Stadt; jetzt — Morgens 9 Uhr — wälzen sich noch stoßweise Rauchwolken aus den fort glimmenden Brandtrümmern. Doch ist irgend eine weitere Ver breitung des Feuers auf den unteren Theil des Thurmes nicht mehr zu besorgen. Hieran fügt der „Correspondent" folgende wei tere Miltheilungen: Wie vor zwei Jahren am 20. Januar, scheinen auch dieses Jahr die am 6. Januar aufgetretenen elektrischen Er scheinungen sich ziemlich weit verbreitet zu haben. Ueber Aschaffen burg zog Vormittags 11 Uhr ein Gewitter mit Donner und Blitz. — In Würzburg schlug — dortigen Blättern zufolge — der Blitz in den Thurm der Neubaukirche und setzte die Kuppel in Brand (nach einem anderen Berichte steckte der elektrische Strahl den Thurm an drei Stellen in Brand, an der Kuppel, am Kranz und auf der Meiningen, 3. Januar. Im Amte Saalfeld hat im Vorigen Monat ein Gerichtsdiener ein Geldpacket von 5000 Fl., das er zur Post tragen sollte, behalten und ist damit flüchtig geworden. Bis jetzt ist es nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. (Weim. Ztg.) Gotha, 3. Januar. Dem Vernehmen nach hat der Stadtrah beschlossen, daß das ganze städtische Pölizelpersonal künftig nicht mehr uniformirt, sondern in Eivilkleidung eitthergehen soll. London, 7. Jan. Das Torhblatt, der „Morning Herald", enthält einen beachtenswerthen Artikel über die Zustände Deutsch lands. Jeder, der mit den Verhältnissen Englands bekannt ist, er kennt darin sofort den Styl eines hervorragenden Führers der con- servativen Partei. Hier der Schluß: „Hat Preußen mit allen seinen Prätensionen je soviel für die Civilisation gethan, als die kleine Schweiz? Sind seine besten Soldaten jemals an patriotischer Tapfer keit den tyroler Bergbewohnern gleichgekommen? Wenn es sich da-