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sich in dem kleinen Kanton Basel 6000 Personen mit der Ver fertigung von seidenen Bändern in einem Werthe von 9 Millionen Thaler, während der Kanton Zürich mit derselben Fabrikation 12,000 Personen beschäftigt, mit einem Geldwerthe von 11^ Mill- Thaler. Fünf Kantone, unter denen ^eüfchatel obenan steht, haben 36,000 Arbeiter, die mit der Anfertigung von Uhren sich ihr Brod erwerben: 500,000 Uhren gehen aus ihren Werkstätten hervor, zu einem Werthe vou 12 Mill. Thaler. Der Gesammtimport der Schweiz betrug 1861 die runde Summe von ohngefähx 84 Mill, Thaler, der Export dagegen 83 Mill. Thaler. Mit einem Lande also, das jährlich eine Geldbewegung von mindestens 160 Millionen Thaler aufzuweisen hat, einen Handelsvertrag abzuschließen, kann nur von Bortheil sein. UebrigenS wird die Schweizerindustrie außerordentlich unterstützt durch die großen Naturwasserkräfte und durch den niedrigen Stand der Arbeitslöhne. O Tagesgeschichte. 's Dresden, 9. Januar. Am Geburtsfeste Sr. Majestät des Königs. Jvhqnn hielt in der Aula der Kreuzschule Herr Dr. A. Hölbe dse, Festrede über die Bedeutung der Eigennamen und führte den Zuhörern besonders vor, wie altdeutscher Sitte gemäß der Name die Tugenden des Mannes nannte. Die Rede liegt uns heute gedruckt vor. Gestattet auch der Naum nicht, aus führlich auf die etymologischen Abhandlungen des gelehrten Herrn Verfasser- einzugehen, so wollen wir nicht unterlassen, auf die Broschüre, bei Blochmann u. Sohn in Dresden erschienen, dadurch aufmerksam zu machen, daß wir entlehnen, was der Herr Verfasser über den Namen unsers Königs sagt. Nachdem er auf Caspari'S Behauptung verwiesen , daß die Namen vieler bedeutender Männer mit ihrem Beruf, Wesen, Wirken und ihrer ganzen Lebensstelümg übereinstimmen, fährt er wörtlich fort: „Und wenn nun das bewiesen ist, was Caspari sagt, wo hat sich dann diese Wahrheit schöner dargeftellt, als in dem Namen unsers Königs Johann, Gott ist gnädig? Wenn auch Kö nige nur' Menschen sind, wenn dereinst der silberne Sarg nur moderndes Gedem birgt, immerhin ragen sie empor, die Fürsten und Herrscher, über die Menge; auf erhabener Bahn wandeln sie einher, Führer der Völker und Tausende hangen an ihrem Wink. Groß ist ihr Beruf, erhaben ihre Würde; viel hat der Herr in ibte Hand gegeben. Ihr Rath, bringt Heil und Verderben, an ihren Worten hängt Segen ober Fluch. Drum wehe, wenn der Herr aller Herren ein Volk straft durch seinen König. Heil aber dem Volke, dem der Stern an seines Königs Brust heiter und freundlich leuchtet. Heil dem Volke, dem in dem Herrscher ein Vater, und in dem Vater ein treuer, weiser Führer gegeben ist. Heil uns! In unserm Könige haben wir einen Vater und in dem Väter einen weisen, guten Führer, denn wir dürfen wohl den Namen dahin deuten, daß Gott ist gnädig gewesen, indem er unö gab den König Johann. Und er selber ist uns gnädig, denn als guter und weiser König waltet er, Johann, in seine- Volkes Mitte; gnädig seinen Unterthanen erfüllt er seines Namens Inhalt. Darum ist auch dem sächsischen Volke der Tag, der ihm seinen König gab, ein Freudentag. Ja, wir freuen uns dieses Tages und flehen zu Gott, daß er uns auch fernerhin durch unsern König gnädig sei, indem er ihn in seinen Schutz nehme, Gesundheit und Kraft und Freude an seinem Volke gebe, wie er es verdient hat durch seine uns bisher bewiesene Gnade!" - l- : i - - Berlin. Als ein bedeutsames Zeichen der Volksstimmung in Preußen kann eS gelten, daß die „Volkszeitung" in Berlin, welche treu und beharrlich für das Selbstbestimmungsrecht der SchleSwig- Hotsteiner gekämpft hat, eine große Anzahl ihrer Abonnenten (man spricht sogar von 11,000) eingebüßt hat. Witz«, 7. Jan. Die hohe Leiche der verewigten Frau Groß herzogin-Wittwe Maxie von ToScana wurde hier eingegangenen Nachrichten zufolge, gestern und heute im schwarzausgeschlagenen Saale deS Brandeiser Schlosses im Sarge auf dem SchaUbette aus gestellt. Auf dem Sarge waren die k. sächsische Prinzenkrone, der erzherzogl. Hut, die Insignien des Sternkreuzordens angebracht. Zahlreiche Kerzen umgaben daS Schaubett, und Geistliche, groß- herzogl. Kammerdiener und Lakaien hielten Betstunden bei der Leiche. Dem Publikum war der Zutritt gestaltet. Morgen um 7 Uhr früh wird die Leiche von dem Brandeiser Dechant mit Assistenz und unter Glockengeläute eingesegnet und sodann zur feierlichen Beisetzung nach — 8. Jan. (W. Bl.) Die Leichenfeier für weiland Ihre kaiserl. Hoh. die Frau Großherzogin Marie von ToScana wird Montag Nachmittag 3 Uhr hier in Wien in nachstehender Weise begangen: „Die hohe Leiche trifft Sonntag Abend 10 Uhr mittelst SeparathofzugcS der Nordbahn ein. Am Perron wird dieselbe v om Hofceremonienmeister und mehrer« Hofchargen empfangen und in den Hofwartesalon auf den bereiteten, von zahlreichen Wachskerzen umgebenen Katafalk gelegt, wo dieselbe eingesegnet wird. Hierauf wird die hohe Leiche in den Hoftrauergalawagen gehoben und der Zug bewegt sich durch die Jägerzeile, über die Aspernbrücke, Ring straße nach der k. k. Hofburg, wo bei der Botschafterstiege im Schweizerhofe gehalten wird. Die Leiche wird da herabgehoben und von den Lakaien in die Hofburgpfarrkirche mit der üblichen Begleitung getragen. Die Sänger der Hofkapelle werden da- Miserere singen. Ihnen folgen der Hof- und Burgpfarrer mit der Insul, unter Vortritt seiner Assistenz und Vortragung des Kreuzes, hierauf ein Kammerfourier, der Obersthofmeister der hohen Ver blichenen. Unmittelbar vor dem Sarge tragen k. k. Kammerdiener den Becher mit dem Herzen und den Kessel mit den Eingeweide». In der Halle vor der Hofburgpfarrkirche erwartet der erste k. k. Obersthofmeister die Leiche. Die Kirche wird, wie bei dem letzten Leichenbegängnisse, ganz schwarz behängt sein und von zahlreichen Wachskerzen widerstrahlen; der Sarg wird in die Kirche getragen und auf das Schaubett gehoben, sodann aber von dem Hof- und Burgpfarrer nochmals eingesegnet. Bei der hohen Leiche halten, Hofleibgardisten und Hofgendarmerie Wache. Montag früh 8 Uhr beginnt nach abermaliger Einsegnung der Einlaß des Publikums. Laut einer gestern erschienenen Hofansage haben die k. k. Geheimen Räthe, Kämmerer und Trugsessen zur Leichenfeier Montag Nach mittags in der Hoftrauer zu erscheinen. Das Leichenbegängniß wird mit großem Gepränge stattfinden und sind die bet solchen Anlässen aufgebotenen Truppen auch diesmal durch einen besondern General befehl zu der Leichenfeier beordert worden. — Die Hoftrauer für weiland Ihre kais. Hoheit wird vom Montag den S. Januar an durch vierzehn Tage getragen. — Das Hofburg - und Hofopern theater bleiben am Montage geschlossen." -- Aus Wien vom 5. Jan. wird der „AugSb. Allg. ZtH." geschrieben: „Binnen Kurzem wird Wien um eine interessante Ein richtung bereichert werden, um Pferde-Eisenbahnen im Rayon der Stadt, deren probeweise Einführung gestattet worden ist. Der erste Versuch dieser Art wird mit der langen und ziemlich schwierigen Strecke vom Kärntnerring bis zur Südbahn gemacht werden. Wahr scheinlich wird auch der kleinere Frachtvcrkehr sich dieses Communi- cationsmittels bemächtigen." — Die „W. A." schreibt: „Der heilige Stuhl bat am 8. Dec. eine Encyclica erlassen, begleitet von einem Verzeichnisse als Irr lehren bezeichneten Satze. Diese Encyclica wird dem Episkopate in dem Kaiserthum Oesterreich mitgetheilt werden. Die k.k. Regierung ist nach den M. l und 2 der kaiserl. Verordnung vom 18. April 1850 und dem Art. II. der mit dem heil. Stuhle im Jahre 1855 getroffenen Vereinbarung nickt in der Lage, auf die Form, welche von dem Episkopat bei Kundmachung der Encyclica und ihres Anhange eingehalten werden wird, Einfluß zu nehmen. Ohne in eine Be- urtheilung der erwähnten Kundgebung einzugehen, wozu derzeit für die kaiserl. Regierung kein Anlaß vorliegt, erkennt sie in derselben nur eine Verlautbarung von Anschauungen des päpstlichen Stuhles, welche an und für sich nicht geeignet ist, eine Aenderung der in dem Kaiserthum Oesterreich bestehenden Gesetze und Einrichtungen zu bewirken." Aus München vom 5. Januar schreibt die „Bayer. Ztg.": Gestern Abend saß eine Anzahl hier weilender Polenflüchtlinge in einer Privatwohnung beim fröhlichen Gelage, als plötzlich gegen Mitternacht zwei Sicherheitsbeamte in ihren Kreis traten, und den angeblichen I. aus Warschau, einen noch sehr jungen Mann von soldatischem Aeußeren, als verhaftet erklärten. Eine Requisition aus der Schweiz, wonach sich derselbe während seiner früheren Bedienstung bei einem daselbst bestehenden PolenhilfScomite der Unterschlagung von UnterstützungSgeldern dringend verdächtig ge macht, veranlaßte die Maßregel, deren Durchführung den beiden Polizeiofficiantcn trotz verzweifelter Entweichungsversuche des Ar restanten gelang. Das Verhör desselben ergab ein weiteres über raschendes Resultat! Dem dasselbe leitenden Beamten erschienen die Personalerklärungen des angeblichen Zuckerbäckerssohn I. aus Warschau mehr und mehr verdächtig, während ihm zugleich die frappante Aehnlichkeit desselben mit dem Signalement eines steck brieflich verfolgten österreichischen Deserteurs auffiel. Bald ver mochte der Verhaftete seine bisherigen Angaben nicht weiter aufrecht zu halten und mußte zugestehen, daß er in der That, wie vermuthet, I. Sch. heiße, ein Ungar von Geburt und vor 1^/. Jahren als österreichischer Fuhrwesens Wachtmeister aus dem Militärgefängnisse