Volltext Seite (XML)
7, ——- - -- - ?reiöerger AzeiPr und ' > an- Tageblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand nige, um dieser Ansicht bei dem Wiener Hofe Eingang zu ver- widerrufliche Schritte auf dem Pfade der modernen Ideen gemacht hat, jene Zugeständnisse in Venetien nur eine richtige Folgerung sein würden. - . Das Bekanntwerden der päpstlichen Enchclica brachte in die Verhandlungen eine beträchtliche Störung, da eine der vorläufigen Punktationen dahin gelautet hatte, daß Oesterreich und Frankreich gemeinsam bei dem Papst gute Rathschläge anbringen würden, da mit er die Regierung des Kirchenstaats durch die Einführung liberaler Institutionen mit den Erfordernissen der neuen Zeit in Einklang bringe. Hier ist eine Klippe, an der noch Alles scheitern kann, falls sich der Kaiser Napoleon nicht dazu versteht, die Frage in Betreff der moralischen Intervention im Kirchenstaat zu ver tagen. Uebrigens scheint es, als ob der Kaiser Eile habe. Denn wie man hört, wünscht er um deshalb den Abschluß, damit er bei der Eröffnung des Gesetzgebenden Körpers den Volksvertretern ein Friedensgeschenk darbieten könne." Wer gab dem Kaiser der Franzosen die Sicherheit, daß, sobald er der Woge geboten hatte, innezuhalten, nicht die Rückfluthung be ginnen werde, welche den auf der Volksabstimmung beruhenden Thron wegspülen müsse? Die Schwierigkeiten, welche einem Arran gement entgegentraten, wurzelten ja ebensogut im doctrinären Na« poleonismus, wie im traditionellen AustriaciSmuS. Der Kaiser beantragte einen Mittelweg, der durch die modernen Ideen ange bahnt werden sollte. Oesterreich sollte allerdings Venetien behalten, aber es sollte den nationalen Wünschen seiner italienischen Unter« thanen Zugeständnisse machen. Aus diesem Vorschläge blickte nun wieder die Schlange heraus, welche den Nerv und die Lebenskraft des österreichischen Staats zu vergiften droht. Gleichwohl hat Napoleon sich Mühe gegeben, dem Wiener Hofe zu beweisen, daß, nachdem Oesterreich in konstitutioneller Hinsicht so große und un- Die Berliner „Zeidler'sche Correspondenz" will über die Ver handlungen, welche bereits seit dem November vor. Js. zwischen Oesterreich und Frankreich mit Bezug auf die italienischen Ange legenheiten gepflogen worden, Folgendes erfahren haben: „Wenn der erste Eindruck, den die Convention vom 15. Sept, in Wien hervorbrachte, ein erschreckender gewesen war, so hatte man sich dort doch bald wieder gesammelt und war zu der An schauung übergegangen, daß die Convention, geschickt verwerthet, als Handhabe dienen könne, um die Last der italienischen Frage auch für Oesterreich zu erleichtern. Auch that Napoleon das Sei- schasfen: die Convention, betheuerte er, sei nicht dazu bestimmt, das Gebiet der Conflicte zu erweitern, sondern derselben Schranken zu setzen, sie solle die Zweifel und Ungewißheiten erledigen, durch welche nicht blos Italien, ^sondern auch die am Innigsten bei dem Geschick Italiens betheiligten Mächte — Oesterreich und Frankreich — gequält und an einer gesunden Entwickelung ihrer Volkskräfte gehindert würden. In letzterer Hinsicht sei die Convention für Franz Joseph ebenso Vortheilhaft, wie für Victor Emanuel und Ludwig Napoleon. Freilich müsse man das, was einmal unhaltbar geworden, fallen lassen und nicht an Theorien festhalten, welche weder einen Fürsten auf seinen Thron zurückbringen, noch den Be sitzenden stürzen könnten. ES sei Zeit, die Dinge ohne Vorurtheil, ohne unerfüllbare Wünsche oder machtlose Abneigungen ins Auge zu fassen. Das Wiener Cabinet war diesen Vorstellungen keineswegs un zugänglich. Fürst Metternich wurde mit der Einleitung von Ver handlungen beauftragt. Es kam bei denselben zunächst darauf an, den Züricher Friedensvertrag, der von vornherein in mehreren seiner Hauptbestimmungen ein todter Buchstabe geblieben war, unter gegenseitiger Vereinbarung so zu revidiren, daß er mit den bestehen den Verhältnissen übereinstimme. Man kennt die Liebenswürdigkeit, Zuvorkommenheit und Geneigtheit zu Compromissen, die Napoleon zu entwickeln im Stande ist, wenn er einen diplomatischen Handel schließen will. An der Entfaltung dieser Eigenschaften ließ es der Kaiser in den TranSactionen nicht fehlen, und nur in einzelnen Momenten, wo sich in Wien das — wie er es nannte — doctrinäre Habsburgerthum regte, erkaltete die Miene und erstarrte die Grazie. Oesterreich konnte nicht anders, als daß qS mindestens auf Stabi- lirung de» StatuSquo bestand, also Garantien für die Sicherheit Venetiens und für die Erhaltung des Papstes in den Resten seines weltlichen Patrimonium» forderte. Obwohl dies schon eine weite Abweichung von dem alten Programm des „doctrinären Hasburger- thums" war, so lag darin doch auch die Zumuthung an den Na- poleonismus, ein erst halb ausgeführtes Programm ruinenhaft stehen zu lassen und andererseits die Herrschaft über Italien mit Oesterreich zu theilen. Die Verhandlungen Frankreichs und Oester reichs über Italien. Die Schweiz und der Zollverein Die Gemeinsamkeit der geistigen, politischen und materiellen Interessen lebhaft fühlend, suchen sich die civilisirten Staaten durch Verträge einander möglichst zu nähern. So hat der Zollverein, der einzige Repräsentant von Gesammtdeutschland, kaum seinen Handels vertrag mit Frankreich definitiv abgeschlossen, als auch der mit der Schweiz in's Leben gerufen worden ist: beide Theile haben dieses Resultat bereits mit Freuden begrüßt. Die Schweiz bedarf zur Ernährung ihrer Bevölkerung bedeutender Zufuhr und erhält dieselbe zum großen Theile aus Deutschland. Sie bedarf jährlich gegen 3 Millionen Centner Getreide und Mehl, ohngefähr 800,000 Ctr. Wein, außerdem mehr als 200,000 Stück Schlachtvieh, selbst an Butter werden jährlich 50,000 Centner eingesührt. Den Geldauf' wand für diese Importen muß sich die Schweiz durch ihre Industrie verdienen; und sie ist in der That sehr mannichfaltig, verräth Bienenfleiß und nimmt auf allen Märkten der Handelswelt eine hervorragende Stellung ein. Sie epportirt namentlich viele Tausende von Centnern an Baumwollen- und Seidenwaaren. So beschäftigen ^8. Erscheint jeden Wochentag früh 9 U. Inserate werden bis Nachm. 3 Uhr für die nächste Rr. angenommen. Mittwoch, den 11. Januar. Preis merteljährl. SO Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 0 Pf. berechnet. 1883.