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K I«. - I De» Wochenblatt „Landbote «nd General-Anzeiger für lkhemnitz und Umgegend" erscheint Sonnabend» und kostet mit dem 8««str. Unterhalt,,ngShlatt vierteljährlich 45 Psg. Druck und Verlag: Akeirauder Miede, Kyemnih. Für de» redaktionellen Teil ver« »ntwörtlich: Julius Theiß in Ehemuitz, für den Inseratenteil: der Verleger. Postzeitungsliste unter,1-". eneral-Ameiger ^ für GhemniH und Nmgegeud. (s Bom russisch-japaitischeu Kriege. Nach längerer Pause kommen wieder einmal von der Front der Mandschurei-Armee Meldungen »ach Europa. In unterrichtete» Kreisen wird eine japanische Offensive großen Stils, die durch gewaltige UiNgehungsversuchc vorbereitet worden ist, als unmittelbar bevorstehend angenommen. Dir Chancen der japanischen Armeen sollen erheblich günstiger sein, als vor den Schlachte» bei Lianjang und Mukden. Da für den russischen Truppentransport nach dem fernen Osten der eingleisige Schienenstrang nicht ausreicht, sollen jetzt auch die schiffbare» Flüsse benutzt werden, um den Schienenstrang zu entlasten. Auch ein Teil der Frachten soll von der Stadt Tymen ab ebenfalls auf dem Wasserwege bis zum Amur befördert werden. Die Truppen, und zwar sowohl Jnsanterie, wie auch Kavallerie und Artillerie mit dazu gehörigem Train, sollen die lange Ncise teilweise zu Schiff, teilweise zu Fuß zurücklegen, von Tymen ab also 6125 Werst mit dem Schiff, ungefähr 535 Werst zu Fuß. Vom Amur aus kann das Militär dann leicht »ach allen Punkien des Kriegsschauplatzes weitcr- befördert werden. Während der sechsnionatlichen Dauer der Schiff fahrt kann man nicht nur ein Armeekorps, sondern eine ganze Armee auf diese Weise befördern; natürlich müssen auf dem ganzen Wege bis zu», Amur Vcrpfleguugspunkte und Lazarette errichtet werde». Um diesen Weg z; r.ckznlegen, wären acht Wochen erforderlich. Die verschiedenen Nachrichten über den Aufenthalt und die Be wegungen der sciudlichen Flvttenabteiluugen lauten nach wie vor sehr widersprechend, und wahrscheinlich sind sie auch zum Teil in der ausgesprochenen Absicht in die Welt gesetzt, das Tatsächlichste zu verschleiern. Nunmehr taucht wieder einmal eine neue Version über den gegenwärtigen Aufenthalt des russischen Geschwaders auf, dessen Hauptbestandteile am Sonnabend Nachmittag die Kamranh-Bucht verlassen hatten. Das russische Geschwader soll nämlich außerhalb der Kamranh-Bucht liegen und zwar in einem großen Bogen, der sich vom Kap Barels bis zu der kleinen Spitze der Kamranh-Halb- insel erstreckt. Die Torpedoboote manövrieren »ach allen Richtungen. Das Geschwader scheint die Ankunft des Geschwaders des Admirals Ncbojatow zu erwarten. - Ob diese von einer französischen Agentur verbreitete Nachricht rer Wirklichkeit entspricht, oder ob sie in der Absicht verbreitet wird, die Unklarheit über das Verbleiben RoschdjestwenSkys noch mehr zu steigern, ist nicht zu entscheiden. Beachtenswert sind die Ausführungen eines englischen Fachblatles über die bevorstehenden Seekämpfe zwischen den Japanern und den Russen. Das Blatt schreibt: „Wir vertreten die Ansicht, daß die zu erwartende Seeschlacht netzt in den chinesischen Gewässer», sondern in den japanischen statt, jmden wird. Roschdjestwcnsky kann nur den einen Zweck verfolgen: die Flotte des Feindes zu zerstören. Aber um unter möglichst günstigen Umständen eine Seeschlacht herbeiznführc», müßte er danach trachten, diese in unmittelbarer Nähe von Wladiwostok zu erzwingen. Dies ist nicht nur der einzige Hase», von dem er Hilfe und Beistand erhoffen darf, sondern man hofft auch für den Hafen dasselbe von seine» Schiffen. Ebenso muß für Admiral Togo das günstigste Gesichtsfeld bei seiner eigenen Operationsbasis liegen. Dazu kommt noch, daß die russische Flotte ihm überhaupt entwischen kann und ohne jede Schlacht den Ort ihrer Bestimmung erreicht. In diesem Falle würde die moralische Niederlage einem Unglück gleichkommen. Er darf da her ans keinen Fall sich von seiner Basis weit entfernen, sondern „nß danach trachten, möglichst wirksam den feindliche» Kurs zu errcn. Bon der Anamba-Jnsel, die im Falle einer Trennung offen er der erste Sammelpunkt der russischen Schiffe wäre, kann man auf mehreren verschiedenen Wegen »ach Wladiwostok kommen, die zu letzt in das Japanische Meer zusamincnsühren. Hier also ist es, wo sich der japanische Admiral aufstellen wird, um den Feind zu er» warten, und hier durste auch die Entscheidungsschlacht stattfindcn. Man hegt allgemein die Erwartung — und wie uns scheint, ohne triftige» Grund —, daß schon innerhalb der nächsten Tage ein Gefecht stattfinden wird; und zwar liegt dieser Annahme der Gedanke zu Grunde, daß Togo den Feind schon während seiner Reise nach Norden möglichst belästigen und schädigen wird. Wir können uns vorstellc», daß der japanische Admiral dies zu tun wünscht, aber es ist leichter gesagt wie getan. Torpedobootzerstörer müssen von einer Basis ans ihre Unternehmungen leiten und die Kreuzer sind durch ihre geringen Kohlenvorräte in ihren Aktionen begrenzt. Für die Japaner kann es keine andere Basis geben, die dem Wege, de» NoschdjestwenSky nach aller Wahrscheinlichkeit nehmen wird, näher liegt als die Marinestativn auf de» PescaldorcS-Jnseln. Aber die große Entfernung davon, in der sich der russische Admiral halten kann, macht cs überhaupt wahrscheinlich, daß er entkommt, indem er sich in östlicher Richtung von Formosa hält und an der Nordküste von Luzon vorbeidampft. Es scheint fast, als ob die Japaner dieses cin- sehen und darum Kelnng an der Nordostküsle von Formosa zu ihrer vorübergehenden Basis machen. Roschdjestwen-ky kann sich auf seiner Fahrt nach dem Japanischen Meere dreier Zugänge bedienen. Von diesen ist die Straße von Tsuschima zwischen Korea und Japan offenbar die gefährlichste von allen und cs würde einen Selbstmord begehen heißen, wollte man diesen Weg wählen. Es bleiben also die beiden Straßen nördlich und südlich von der Insel Aeddo, und von diesen ist die Straße von Tsngaru südlich von Jeddo, in direkter Linie mit Wladiwostok ,,„d auch der nähere Weg zu diesem Hafen. Die Fahrstraße ist ziemlich breit und in der Nachtzeit mag eine Durchfahrt unbemerkt gelingen. Die große russische „Armada" scheint zwar eine prächtige Zielscheibe für Tvrpedoangriffe abzugeben, aber bei Nachtzeit und im Dunkeln wird es fast unmöglich sein, die wenigen Fahrzeuge, die einer Zer störung lohnen, auszuwählen, und cS ist höchst wahrscheinlich, daß die Äüfwcndung der Muhe zu dem Resultat iu keinem Verhältnis stehen wird." Ueber die in Tsiugtan internierte» Russen, etwa 1000 an der Zahl, wird in einem von dort an die „Innsbrucker Nachrichten" ge langten Privatbriefe nichts Ersreulichcs berichtet. Die Matrosen treiben sich danach allenlhalben mehr oder minder stark betrunken auf den Straßen herum und untergrabe» durch Peinliche Austritte das An- sehen, das die Europäer bisher bei den Chinesen genossen. Das dortige deutsche Zuchthaus ist ständig von Russe» besetzt, die sich durch grobe Exzesse oder noch Schlimmeres Bestrafung holen. Dem deutschen Gouvernement und auch dem russischen Kommandanten sind diese Zu stände natürlich nichts weniger als angenehm. Aber hiutanhallen lassen sie sich nun einmal nicht. Dazu ist der Bildnngsznstand der russischen Soldaten zu niedrig. Seit neuester Zeit dürfen täglich nur 00 Mann ans Land gehe». Eigentlich muß mau mit den Leuten, die im nüchternen Zustande die denkbar gutmütigsten und höfllichsten Mensche» sind. Mitleid haben. Daß sie sich wie Tiere betrinken und dann aus- arte», dafür sind jene verantwortlich zu machen, die das bedauerns werte Volk aus guten Gründen auf so niederer Bildungsstufe belassen. KM, K« Zt>. Mil. Anzeigen-PreiS: 6 gespaltene Korpnszell« oder der«» Raun« 20 Pfennige. Bei voranS- bestelllen Wiederholungen größerer Inserate entsprechender Rabatt. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man die Zahlung beifüge» Expedittvur Theakerskrasse Nr. L Fernsprechanschluß Nr. 133. BerlagS-Anst alt der Ehemuitzrr Eisenbahn-Zeitung. Wochenschau. Chemnitz, den 29. April I90ü. Deutsches Reich. — König Friedrich August tritt die bereits erwähnte Ncise nach Wien nächsten Dienstag mit einem Hofsonderzuge an. Se. Majestät wird während seines Wiener Aufenthaltes in der Hofburg wohnen. Am 3. Mai mittags findet ein Gabelfrühstück beim säch sischen Gesandten Grafen Rex »ud seiner Gemahlin, abends ein Galadiner beim Kaiser statt. Ai» Donnerstag, den 4. Mai, wird der König der Frühjahrsparade der Wiener Garnison ans dem Scymelzer Exerzierfelde beiwohnen. Nachmittags findet beim Kaiser ei» Familien diner statt. Diesem folgt im Redontensaale ein Hofkonzert. Noch an demselben Abend, gegen 11 Uhr, begibt sich der König mit seiner Suite, sowie mehreren Jagdgästen mittelst Hofsonderznges der Süd bahn zur Auerhahnjagd nach dem Revier Ncnberg in Steiermark. — Für die Ausschmückung der Stadt Berlin bei dem Einzuge der Herzogin Eerilie, der Braut unseres Kronprinzen, hat die Kommission einstimmig 130 000 Mark bewilligt. — Gestern sind die Minister Tittont und GoluchowSki» die Leiter der auswärtigen Politik. Italiens und Oesterreichs zu einer Besprechung in Venedig cingetroffen. Es hieß nun, daß auch Kaiser Wilhelm morgen, Sonntag, in der Lagunenstadt eintrefsen und die beiden Staatsmänner empfangen werde. Man vermutete, daß diese Zusammenkunft mit wichtigen politischen Erörterungen zusammenhinge. Dies scheint indes nicht der Fall zu sein, denn nach den neuesten Bestimmungen wird Kaiser Wilhelm erst am 3. Mai in Venedig ein treffen und cs ist mithin nicht wahrscheinlich, daß der Monarch die beiden Herren in Venedig »och vorfindeii wird. — Deutsche (bezw. preußische) und »ufstfche Marille einst llttd jetzt. Im Herbst des Jahres 1858 suchte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. Italien zur Wicdercrhaltung seiner Gesund heit auf; er langte im Dezember in Nom an. Bald darauf ver finsterte sich der politische Horizont: die Rede des Kaisers Napoleon 111. beim Neujahrsempfang 1859 hatte die ganze politische Welt in Be wegung gesetzt: Oesterreich, Italien, Frankreich und Sardinien rüsteten. Ein Krieg zwischen diese» Ländern konnte die Rückkehr des Königs auf dem italienischen Landlvcge in Frage stellen. Da ließ, wie Prinz Hohenlohe in seinen jetzt erschienenen Aufzeichnungen „Aus meinem Lebe»" berichtet, der König anfragcn, in welcher Zeit im Bedarfsfälle ein Preußisches Kriegsschiff in den italienischen Gewässern erscheinen könne. Die Admiralität antwortete, das könne vor Juni nicht geschehen! Ei» trauriges Zeichen damaliger Ohnmacht Preußens zur See! Man richtete daher eine Anfrage nach Petersburg, ob man im Bedarfsfall auf ein russisches Kriegsschiff für den König rechnen könne. Statt aller Antwort meldete sich zwei Tage darauf in Rom der russische Kapitän Bajennoff, Kommandant des Admiralschiffcs „Rurik", das in Civita vecchia vor Anker lag, beim König. Der Kapitän hatte vom russischen Kaiser den Befehl, sich dem Könige mit seinen, Schiss zur Verfügung zu stellen, solange der König i» Italien weile! — Die zanberartige Schnelligkeit, mit der sich das russische Schiff dem Könige zu Gebote stellte, während das preußische Schiff erst nach einige» Monaten eintrefsen wollte, kam daher, daß zu jener Zeit gerade ein russisches Geschwader im Miticlmcer kreuzte. Heute, wo an Italiens Gestaden die deutsche Schiffsflagge und die deutsche Kaiscrflaggc überall mit Jubel begrüßt wird, ist cs vielleicht nicht müßig, darauf hinznweisen, welche Anstrengung und Arbeit es kostete, Deutschlands Marine zu dem zu machen, was sie jetzt ist. Sie wird nicht, wie einst, versagen, wenn Deutschlands Herrscher sic rufen sollte! — Das Umsichgreifen der Epidemie dev Genickstarre ist eine Angelegenheit, der auch das Reichs-Gesundheitsamt eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen sich nicht versagen kan». Es wirst sich die Frage auf, und dieselbe wird voraussichtlich »ach der Wiederaufnahme der Reichstag-Verhandlungen auch zur Sprache gebracht werde», ob und wie weit die Reich-Verwaltung sich veranlaßt sehen wird, einer Spezialität epidemischer Krankheilen gegenüber besondere Maßnahmen in Anregung zu bringe», die im sogenannten Neichsseuchengcsctz nicht vorgesehen ist. — Zur Zahl der im Jahre 1904 über deutsche und fremde Häfen ausgewauderteu Deutsche» stellte von de» preußischen Provinzen das stärkste Kontingent Pose». Es folgte» dann Hannover, Brandenburg mit Berlin, Westprcuße», Rheinland, Westfalen, Schleswig- Holstein, Pommern, Hessen, Nassau, Schlesien, Sachsen, Ostpreußen, Hohenzollern. — Aus dem Königreich Bayer» wandcrte eine größere Zahl ans, als an- der Provinz Hannover, eine kleinere, als ans der Provinz Posen. Aus dem Königreich Sachsen bezifferte sich die Zahl der Auswanderer, etwas niedriger, effs aus dem Rheinland, aus dem Königreich Württemberg etwa so hoch, wie ans der Provinz Nl^stk/es-n Ausland. — Das vor zehn Jahren in der Villa Achilleion aus Korf» vom italienischen Bildhauer Chiattome errichtete Denkmal deS' Kronprinz«» Rudolf, das auf Bestellung der verstorbenen Kaiserin Elisabeth ousgeführt wurde, wird »ach Wien gebracht und im Jagd schlösse Meyerling» wo der Kronprinz sein Ende fand, aufgestellt werden. — In Bordeaux ward in Gegenwart des Präsidenten Loubet ein Gambetta-Deukmal enthüllt, das an derselben Stelle errichtet worden ist, wo sich vor dem 4. September 1870 das Reiterstandbild Napoleons III. erhob. Das Volk stürzte und zerstörte letzteres bei der Ausrufung der Republik. Es wurden mehrere Reden gehalten, u. a. vom Minister Etienne. Nachdem dieser Gambetta als Politiker geschildert hatte, erinnerte er an die Angriffe, denen er am Ende seines Lebens ansgesctzt war. Nach seinem Tode hätten ihm aber sämtliche Republikaner Gerechtigkeit widerfahren lassen. Etienne schloß mit dem Wunsche, daß das Andenken an Gambetta dazu beitrage, die verschiedenen Gruppen der republikanischen Parteien einander zu nähern. Eine von 650 Musikern unter der Lcitnng von Saint Saöns vorgetragene Kantate schloß die Feier, — Jaurös und Clömeuceau setze» ihre Angriffe gegen den Minister Delraffö fort und verlange», daß dieser gefährliche Diplomat streng überwacht werde, damit er keine neuen Mißgriffe tue. — Die Weltausstellung in Lüttich ist von dem Prinzen Alb rt in Gegenwart des diplomatischen Korps, der Zimt- Und Militärbehörden und einer überaus großen Znschaucrmenge eröffnet worden. Die meisten Abteilungen sind »och nicht fertig; die Deutschen sind nach englischer Kritik allen anderen voran. Bei seinem Rnnd> gange verweilte der Prinz sehr lange vor der Ausstellung aus dem Nnhrgcbiet, die fast beendet ist, und beglückwünschte die Aussteller dazu. — Der feste Entschluß der russischen Regierung, den Krieg bis zur äußersten Anspannung sorlzusctzcn, spricht ans den an- der Provinz einlaufenden Meldungen, nach denen die Behörden die Geistlichkeit anfsvrdern, sich darüber zu äußern, in welchem Umfange die Klöster und Kirchen die Regierung in der materiellen Führung des Krieges unterstützen können, — Die wacker«» Kreter zeigten kürzlich wieder Aufstands- gelüste, — sie planten die Einverleibung Kreta- in Griechenland — ein Umstand, dem die Schntzmächtc Italien, Frankreich, England und Rußland indeß ganz energisch cutgegenlraten. Wie gemeldet wird, kreuzt die englische Flotte unter den Admiralen Domville und Grcenfell in der Nähe von Snda. Drei Kreuzer, sowie vier Torpedo boote sind mit einer geheimen Ordre nach Marmaritsa abgedampst. — Um die Verwirklichung des Ttbetvertragcs zu verhindern, haben Eingeborene des an China grenzenden Ortes Batang einen Bund gegründet, der auf die Unabhängigkeit Tibets von China ge richtet ist. Es soll nämlich durch die Loslösnng vom Reiche der Mitte, z» dem Tibet gewissermaßen im Verhältnisse eines Vasallen staates steht, verhütet werde», daß China als kompetente Partei den Tibelvcrträg inffiinterzeichne. Diese politische Bewegung vermehrt de» Fremdcnhaß und hat erst kürzlich zur Ermordung des chinesische» Ambans und vier französischer Missionare in Batang geführt. Sächselt und Thttrittgeit. — Die in Colvftz in letzter Zeit vorgckommenen Brände habe» zur Einziehung zweier dortiger Einwohner geführt, welche ol der Brandstiftung verdächtig in Untersuchungshaft genommen und in das Landgericht Leipzig übcrgeführt worden sind. — Von religiösem Wahnsinn befallen wurde die Ehefrau eines Einwohners in Olbe» uhau. Sie begab sich in aller Frühe auf den um diese Zeit menschenleeren Bahnsteig des Bahnhofes, entkleidete sich und stieg in einen Wagen. Von Bahnbcdienstetcn wurde die Be dauernswerte, in der Hand eine Bibel haltend und darin lesend, vorgefnndcn. — Die zehnjährige Tochter deS Arbeiters Kiel in Halberstadt hat bereits früher ein Auge verloren. Als sie dieser Tage von einem Einkäufe bei einem Fleischer zurnclkam, ging sie an zwei sich streitenden Knaben vorbei. Plötzlich warf der eine, ei» Junge, eine abgebrochene Glasflasche »ach dem andern Knaben und traf die kleine Kiel so unglücklich in da- andere Auge, daß es sofort auslief. — Der beim Jnf.-Regt. Nr. 179 in Leipzig dienende Sergeant Kahle hatte „vergessen," einem Soldaten einen Taler anszuhändi'ge», welcher ihm vom Vater desselben übergeben war, als er diesen in Leipzig besnchle. Diese „Vergeßlichkeit" kostet Kahle nicht nur drei Wochen Mittclarrcst, sondern auch die UnterosfizierStresscn. — Unter Ausschluß der Oeffcntlichkeit verhandelte die Strafkammer Leipzig gegen den vormalige» Kirchschullehrer Walter auS Hohvurg bei Wurzen und verurteilte denselben wegen Sittlichkeits-Verbrechens unter Annahme mildernder Umstände und unter Anrechung von 1 Monat Untersuchungshast zu 2 Jahren 8 Monaten Gesängnis. — Au Blutvergiftung und folgendem Starrkrampf starb in Gera der 14 Jahre alte Sohn des Brauers Neba au- Tauchlitz. Der Junge war in einen Nagel getreten, so daß sehr schnell Blut vergiftung einlrat und Ctarrkramps folgte, aus dem der Bedauerns werte nicht mehr erwachte. — I" Zittau fand die Frau des Lichtdrnckers Goth bei ihrer Heimkehr von einem Ansgang ihr zweijähriges Töchtcrche» in Flammen gehüllt. Es hatte mit Streichhölzchen gespielt. Das Kind verstarb im Krankenhaus nach zwei qualvollen Stunden. Ans der Fahrt nach Be«li» verschwuudeu ist die 21jährige Lehrerin Apell von Erfurt. Die Dame war zum Osterfest nach Berlin zum Besuch von Verwandten gefahren, ist aber bei ihnen nicht cingetrofse». Bisher fehlt jede Spur von der Vermißten. Fräulein Apell ist von großer Figur, schlank, hat ovales, frische» Gesicht, dunkelbraune Augen, trug Rcformklcid und ein schwarze» Jckctt.