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Für gerechte und dauerhafte Regelung im Nahen Osten Akademie-Echo Zu Gast in der Syrischen Arabischen Republik (1) Bvewmpnket Mahen leu Von Dr. Ursula Hübner, Hautklinik der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus“ Dresden Damaskus, älteste dauernd be wohnte Stadt der Welt — wie viele Vorstellungen und Erwartungen waren schon vor unserer Reise in die Syrische Arabische Republik mit diesem Namen verbunden: Erinne rungen an die Märchen aus 1001 Nacht, aber auch an die dauernde Bedrohung durch israelische Ag gressionskriege seit 1948, Vorstel lungen von buntschillernden, men schenwimmelnden Basaren, von Moscheen mit schlanken Minaretten und glänzenden Kuppeln, aber auch von zerstörten Dörfern, verwüsteten Bewässerungsanlagen und palästi nensischen Flüchtlingslagern. Wie würden wir in dieser Stadt, in diesem Land, das immer wieder im Blickpunkt des. Weltinteresses stand, leben? Schon lange war geplant, daß mein Mann im Rahmen des Freund schaftsabkommens TU Dresden — Universität Damaskus für 1 bis 2 Jahre als Gastdozent an das Physics Department der Damasze ner Universität gehen sollte, um bei der Einrichtung des Physikalischen Praktikums Hilfe und Unterstützung zu geben. Im Herbst 1973, als wir bereits auf gepackten Koffern saßen, brach der Oktoberkrieg aus und die Abreise wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Im März 1974 reiste mein Mann zunächst allein nach Syrien, da wir unserer Jüngsten die heißen Sommermonate nicht zumu- ten wollten. Erst fünf Monate später kam ich mit drei unserer Kinder (9 Jahre, 3 Jahre, 7 Monate alt) nach. Im März war der Golankrieg noch im vollen Gange. Die Kämpfe, be sonders um den höchsten Berg der SAR — Djebel el Sheik (2814 m) —, dauerten länger als 11 Wochen und fanden praktisch unter den Augen der Damaszener Bevölkerung statt. Der zu dieser Zeit von den Israelis besetzte Berg ist nur 30 km von der Hauptstadt entfernt. Von unserem Balkon aus konnten wir in der Dunkelheit die „Christbäume“ über dem Kampfgebiet sehen. Der Golankrieg endete mit einem Erfolg der syrischen Truppen. Zum ersten Male mußten sich die Israelis zurückziehen und okkupiertes syri sches Territorium zurückgeben. Deshalb fand in der syrischen Öffentlichkeit die Unterzeichnung des Disengagement-Abkommens am 31. Mai 1974 in Genf breite Zustimmung. Besonders bejubelt wurde die Befreiung Kuneitras, der Hauptstadt des Golan. Wie groß aber waren die Empörung und der Zorn des syrischen Volkes, als die un glaubliche Schandtat der Israelis bekannt wurde: Kuneitra war wenige Tage vor der Räumung völlig verwü stet- worden. Wir waren zweimal in der zerstörten Stadt, unterhielten uns mit einer alten Araberin, die die ganze Zeit der israelischen Beset zung in Kuneitra geblieben war. Aus eigenem Erleben schilderte sie uns die sinnlose Vernichtung. Nicht zum ersten Mal hatte diese Frau persönli ches Leid durch die Israelis erfah ren, denn sie war eine Palästinense rin ... Sie erzählte deshalb auch vom Kampf der PLO für die Rechte des palästinensischen Volkes und von ihrer Freude über den Vorschlag des Präsidenten der SAR und Gene für 66 kV Hochspannungsanlagen; in mehreren Orten gibt es Ge treidemühlen aus der DDR; Textil betriebe in Damaskus, Aleppo und Homs arbeiten mit Maschinen aus unserer Produktion. Nicht zuletzt ist der Einsatz vieler DDR-Spezialisten in der Landwirtschaft, in der Indu strie und im Hochschulwesen ein Beweis für die, wissenschaftlich- technische Zusammenarbeit unse rer Länder. Das imposanteste Beispiel für uneigennützige wirtschaftliche Hilfe ist der Bau des Euphrat-Staudam mes unter Leitung sowjetischer Fachleute in der Nähe der Stadt Tabqa. Auch nach der Inbetrieb nahme des Kraftwerkes 1974 arbei ten noch viele sowjetische Experten Foto oben: Das Felsendorf Maiula in der Nähe von Damaskus, tn diesem Dorf wird noch aramäisch gesprochen. Foto: Hübner ralsekretärs der Arabischen Soziali stischen Baath-Partei, Hafez al As sad, eine gemeinsame politische und militärische Führung mit der PLO zu bilden. Dieser Vorschlag war kurz zuvor auf dem VI. Außerordent lichen Regionalkongreß der Baath- Partei unterbreitet und von Yasser Arafat im Namen des Exekutivko mitees der PLO begrüßt worden. Eine wirksame Hilfe für die arabi schen Völker ist die politische und ökonomische Unterstützung durch die sozialistische Staatengemein schaft. Wir haben viele Beispiele dafür bei unseren Fahrten durch Syrien gesehen. So baut die DDR bei Damaskus, Aleppo und Hama Ze mentwerke; Monteure des VEB „Otto Buchwitz" Starkstrom-Anla gen Dresden errichteten zahlreiche Umspannstationen und Leitungen dort. Wir selbst waren überrascht, daß in der neuerbauten Stadt Thaura („Revolution“) am Fuße der Stau mauer genausoviel russisch wie arabisch gesprochen und geschrie ben wird. Solch ein gewaltiger Bau hat großen Einfluß auf die Entwicklung der Arbeiterklasse im Lande. Das wiederum wirkt sich auf die Stellung der Gewerkschaften im politischen Leben aus und erhöht ihre Bedeu tung. Welche starke Kraft die Ge werkschaft verkörpert, erlebten wir am 1. Mai 1974 in Damaskus; 90000 — so viele wie noch nie zuvor — waren dem Aufruf des Gewerk schaftsbundes gefolgt und demon strierten begeistert und selbstbe wußt. XXV. Parteitag der KPdSU Das Programm des weite ren Kampfes für Frieden und internationale Zusammenar- beit, für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker enthält u. a. die Aufgabe, „die Bemühungen der fried liebenden Staaten auf die Beseitigung der noch vor- handenen Kriegsherde konzentrieren, vor allem auf eine gerechte und dauer hafte Regelung im Nahen Osten. Im Zusammenhang mit dieser Regelung sollen sich die betreffenden Staaten mit der Frage befassen, wie sie zum Einstellen des Wett rüstens im Nahen Osten beitragen können.“ Freundschaft mit denen, die sie wirklich anstreben Wir werden nach wie vor alles tun, um die Freundschaft mit denen, die sie wirklich anstreben, zu entwickeln und zu festigen. Uns eint mit der überwältigenden Mehrheit der Staaten, die infolge des Zu sammenbruchs des Kolonial systems entstanden sind, das aufrichtige Bekenntnis zu Frieden und Freiheit, die Verabscheuung jeglicher For men der Aggression und Herrschaft, der Ausbeutung des einen Landes durch ein anderes. Diese Gemeinsam keit der grundlegenden Ziele ist ein reicher und fruchtbrin gender Boden, auf dem un sere Freundschaft auch weiter erstarken und erblühen wird! Genosse L. I. Breshnew, Ge neralsekretär der KPdSU, auf dem XXV. Parteitag der Kom munistischen Partei der So wjetunion