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Erscheint Tageblatt. « II," Mittwoch, den SS. Octover. 24» »Uhr. Inseratewrr- ii/:' ,^d««sr«mmit»Ptt n,W«r »n»« iiii^ iikiitsvt , .,/ > i. 1861. Freiberger Anzeiger d« bw Rachwittag* Uttb »Ar für dir nächst- Mchtülmdr Nummer «gmommeu. Amtsblatt des Königs. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königs. Gerichtsamter ünd der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brapd. Lagesgeschichle. Aus Dresden vom Iß. Oct. wird der Augsburger Allgem. Ztg. geschrieben: „Auch bei uns hat eine Pölendemonstration katt- gesunden. Die hier weilenden Polen, deren Zahl gegenwärtig eiste ziemlich bedeutende ist, hatten gestern zur Feier des Todestags Kosciuszko'S einen solennen Trauergottesdienst veranstaltet. Da ihnen hierzu die katholische Hofkirche nicht bewilligt worden war, so wurde derselbe in der katholischen Kirche der Neustadt abgehalten. Der Gottesdienst war sehr zahlreich besucht; die Damen erschienen in tiefster Trauer, von den Herren trugen einige außer den ge-" wöhnlichen Trauerzeichen auch weiße Polenmützen. Die eingetroffene Nachricht von der Verkündigung des Kriegszustandes in Warschau verlieh der Feier clne tiefere Weihe; auch die unvermeidliche ver- botenL Polenhymne wurde gesungen. Im übrigen ist die Feier, ohne Aufsehen zu erregen, abgelaufen. Leipzig, 2V. October. (L. I.) Es war ein langer, langer Zug, der diesen Nachmittag mir klingendem Spiele (3 Musik- chöre) und fliegenden Fahnen (iß) unter lebhafter Detheiligung der Bevölkerung durch die Straßen der Stadt hinaus nach Möckern ging. Die Turner der Stadt und der benachbarten Landturnge meinden (GohliS, Reudnitz, Lindenau, Stötteritz, Thonberg, Möckern, Connewitz rc.) feierten dort dq- Andenken an die Leipziger Schlacht. — Gegen 1500 mögen ihrer wohl gewesen sei», nm Biele» größer die Zahl Derer, die mitzogen. In Gohlis und Möckern waren Ehrenpforten gebaut, flaggten Turner-, sächsische uud deutsche Fähnlein draußen auf freiem Felde. In der Nähe des Denksteins, der an den 16. Octöber 1813 erinnert, fand die Feier statt. Dort sprach 0r. Götz aus Lindenau vor der mit Fahnen geschmückten Tribüne über die Leipziger Schlacht: „Nicht um den Sieg über Frankreich zu feiern, sind wir hierher gezogen; die Völker ver brüdern sich; die Liebe zu einem großen freien Vaterland, die sich an die Leipziger Schlacht knüpft, beseelt uns." Berlin, 18. Octbr. Es ist beiläufig ein Vorschlag gemacht worden, wie der preußischen Flotte der nothwendige Aufschwung gegeben werden könnte, den wir gern aufnehmen und unterstützen, weil er ausführbar und vernünftig erscheint. Er besteht darin, eint Anleihe von 20 Millionen zu machen und dieselbe durch Er höhung der Salzpreise zu verzinsen und zu tilgen. Seit Anfang der vierziger Jahre ist bekanntlich der Preis der Tonne Salz von 15 aus 12 Thlr. herabgesetzt. Wem die« eigentlich zugute gekommen ist, wissen wir nicht; den Familien und Privaten gewiß nicht, vielleicht den großen Grundbesitzern und Viehmästern; das Fleisch ist darum keinen Heller billiger geworden, im Gegentheil theuerer. Nun geht der Vorschlag dahin, den Preis der Tonne Salz wieder von 12 auf 15 Thlr. zu erhöhen, das giebt jährlich etwa 2 Mill. Thlr. mehr, und von diesen 2 Mill, die 20-Millionen-Anleihe zur Hälfte zu verzinsen und zur andern Hälfte zu amortisiren. Sollte die Regierung die« überhören, so ist doch mindestens zu wünschen, daß es von den Kammer» ausgenommen würde; zu diesem Zwecke wäre es die erlaubteste und bestangewendetste aller Steuern. Der Flortennoth geschähe ein sofortiges Ende und das Ausland würde sehen, daß wir noch verborgene Kräfte und Hilfsquellen besitzen, um unsere Seewehr aus dem Land der Träume in daS der Wirk lichkeit zu rufen. Königsberg. Am Abend vor dem KrönuugStage sand unter außerordentlicher Theilnahme da» Fest statt, welches die Stadt Königsberg al» Huldigung dem König-paar darbrachte. Der ge- sammt« Hof erschien wie am Abend zuvor in dem überaus glänzend und geschmackvoll dccorirten Börsengarten. Die Majestäten nahmen auf einem Thron zur Linken einer Bühne Platz, auf welcher ein Festspiel mit lebenden Bildern aufgeführt wurde. Der Hof speiste an fünf Tafeln in einem neben dem Festbäue belegenen Saale. — Der Oberbürgermeister, Geh. Rath Sperling, brachte dabei ei» Hoch dem Könige, welches der König mit einem Hoch auf die Stadt Königsberg beantwortete. Der Hof -erließ da» Festlocat um Mitternacht. — Die ersten Hellen Morgenstunden des heutige» TagcS sehen bereits zahlreich die Zuschauer zum KrönungSfeste, deren Zahl sich auf 15,000 belaufen mag, in den Schloßhof eilen, welcher, wie jüngst beschrieben/mit der Throntribüne, dem KrönungS- gang und den malerisch - drapirten Tribünen einen prachtvollen Anblick gewährt, welcher durch die Theilnehmer und Zuschauer in den glänzendsten CostüMen noch erhöht wird. Auf den Einlaßkarten befindet sich eine Zeichnung der Lage der Plätze. Bis 9 Uhr find dieselben vollständig besetzt, dicht vor dem Thron befinden sich in roth drapirten Tribünen zur Rechten die Mitglieder de» Herren hauses mit den Provinzialdeputirten, zur Linken die Abgeordneten. Die militärischen Deputationen mit den Fahnen nehmen ihre Stellung zwei Mufikchöre find auf dein Schloßhof, ein combinirteS Trom» peterchor auf dem ThurMe und dem Altane desselben ausgestellt. Um punkt 10 Uhr beginnt unter den Klängen des KrönnngSmarscheS von Meyerbeer der KrönungSzug nach dem Programm« Der Wechsel von Herolden, Pagen, Kammerherren, Marschällen und der verschiedenen Hofcharaen verleiht dem Zuge einen imposanten An blick. Eine interessante Erscheinung bildet der Reichsherold in einem Gewände von Drap-d'argent, welches auf Brust und Rücken mit dem heraldischen Adler geschmückt ist. Eben so interessant erscheinen die Reichsinfignien die beiden Kronen, eigens für diesen Zweck angefertigt, Scepler, Reichsapfel, Reichsschwert, Reichs-Jn« siegel und Reichspanier. Dem Oberst-Marschall folgt -er Köniz im rochen Mantel deS schwarzen NdlerordenS über der GeneralS- uniform. Ebenso find sämmtliche Prinzen gekleidet. Den Ad jutanten der Prinzen folgt der Zug der Königin. Da» lange Gefolge der Monarchin, interessant durch den reichen Wechsel Per weiblichen Toiletten und des kostbaren, dabei verwendeten Schmuckes schließt die LeibcompagPe des ersten GarderegimentS zu Fuß. In der Kirche nimmt der König auf einem Throne zur Rechten, die Königin auf einem Throne zur Linken Platz, nachdem die BegrüßnngSrede des Generalsuperintendenten entgegen genommen worden. — Die Ergreifung der Krone vom Altar durch den König, welche er sich auf das Haupt setzte, die Krönung der Königin durch den König und der Anblick des Herrscherpaares in dem Krönungsornate geben Bilder von der eindrucksvollsten Wirkung, welche durch das gleichzeitige Abfeuern der Kanonen und den vpn draußen hereinschallenden Jubel der Menge gesteigert wird. Die KrönungSpredigt hält der Oberconfistorialrath Snethlage. ES erscheint der König und der Hof auf der Throntribüne» zur Rechten des Monarchen stehen die Prinzen, zur Linke» die Minister, höchsten Staats- und Würdenträger, die Königin und die k. Prinzessinnen erscheinen an den Fenster» bei der Tribüne. Nachdem dies Alle- geordnet, hält der König folgende Ansprache: „Von Gottes Gnaden tragen Preußens Könige seit 160 Jahren die Krone. Nachdem durch zeitgemäße Einrichtungen der Thron umgeben worden ist, besteige ich als erster König denselben. Aber eingedenk, daß die Krone nur von Gott kommt, habe ich durch die Krönung an ge heiligter Stätte bekundet, daß Ich sic in Demuth aus seinen Händen empfangen habe. Die Gebere Meine» Volkes, Ich weist «S, haben Mich bei diesem feierlichen Acte umgeben, damit der Segen des Allmächtigen auf Meiner Negierung ruhe. Die Liebe und Anhänglichkeit, welche Mir seit Meiner Thronbesteigung er- wiesen wurde und die Mir so eben in erhebender Weise bekundet wird, find Mir Bürge, daß Ich unter ollen Verhältnissen ^>uf die Treue, Ergebung und Opferwilligkeit Meine« Volke« rechnen kann. Im Vertrauen darauf habe ich den althergebrachten Erbhuldigung«, und Untrrthaneneid Meinem treuen Volke erlassen können. Dit wohlthuenben Beweise jeder Liebt und Anhänglichkeit, dir mir