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Preis T«gevl«tt. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 137. Erscheint jeden Wochentag früh SHr. Jnserate wer« den bi« Nachmittag« Z Ubr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. i) 2!lU^ Sonnabend, den 15. Juni. - 1861. deren Raum mit S W berechnet. Amtsblatt- des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und Freiberger Anzeiger — und - ' gespaltene Zeile oder Tageslieschichte. Freiberg, 12. Juni. Unsere Stadt, wie wenige Städte Sachsens reich ausgestattet mit Vermächtnissen für die Armen, er freut sich auch mehr als eines Vereines, der den Hilfsbedürftigen auf die eine oder die andere Weise ihr Geschick erträglicher zu machen bemüht ist, so daß selbst das Bedenken rege geworden ist, ob nicht des Guten zu viel geschehe und wenigstens einer gewissen Klasse von Armen entweder die Bereitwilligkeit oder die Energie, sich in ehrenhafter Weise selbst zu helfen, unnöthig gemacht werde. Jndeß, wer möchte wohl geneigt sein, mit christlicher Mildthätigkeit und Opferbereitwilligkeit für hilfsbedürftige Mitmenschen zu rechten, zumal wenn weibliche Herzen in der Ausübung solcher Tugenden Beruf und Genuß fivden? Der hiesige Frauenverein, schon seit einer Reihe von Jahren verdienstvoll thätig, insbesondere seine Pflege einer Näh- und Strohflechtschule für arme Kinder zuwendend und armen ehrbaren Wöchnerinnen Unterstützung bringend, hatte jüngst im Interesse seiner so löblichen Bestrebungen eine Verloosung von eingcgangenen Geschenken veranstaltet. Der dargebrachten Geschenke, unter denen sich auch eine schöne Gabe- von der vcr- wittweten Königin befand, wie denn überhaupt diese Hohe Dame dem hiesigen Frauenverein alljährlich durch eine Unterstützung von 20 Thlrn. ihr Wohlwollen an den Tag legt, waren über 350, die als Gewinne zur Verloosung kamen, während ziemlich 1200 Loose verkauft worden waren. Der einzige Tag, an welchem die zur Verloosung bestimmten Gegenstände ausgestellt waren, brachte, trotzdem daß der Eintrittspreis für jede Person nur 1 Ngr. betrug, dennoch nahe an 8 Thlr. ein. Ueberhaupt aber hat dieses Lotterie geschäft einen Ertrag von 195 Thlrn. ergeben. Die Lokalpresse muß es für eine besondere Pflicht ansehen, nicht nur die Gesinnung, die bei dieser ganzen Sache zu Tage tritt, öffentlich anzuerkennen, sondern auch den Wunsch auszudrücken, daß die Zwecke des Frauen vereins und die Anerkennung des Publikums sich dauernd die Hand reichen mögen! Mittelsaida, 10. Juni. Am 9. d. M. in den späten Abend stunden entlud sich im hiesigen Ort ein starkes Gewitter, zündete in der Nähe des Rittergutes ein Haus an und beschädigte sehr erheblich drei am Tisch in der Unterstube sitzende Personen, worunter ein Knabe von 6 Jahren, an dessen Aufkommen man zweifelt. Nur durch die angestrengteste Thätigkeit mehrerer herbelgeeilttn Einwohner und der Dienstlcute wurde das Rittergut gerettet. In derselben Zeit erschlug ebenfalls der Blitz in Lippersdorf mitten im Hofraum neben hohen Linden einen Kettenhund. Aus Dresden vom 11. Juni berichtet das Dresdner Journal: „Vorgestern fand bei dem Gottesdienste der deutschkatholischen Gemeinde allhier der seltene Fall statt, daß drei erwachsene Töchter eines zum hiesigen Pfarrsprengel gehörenden auswärtigen Ge meindemitgliedes, von denen die jüngste 21, die mittlere 23 und die älteste 25 Jahre zählt (letztere ist bereits Braut), vor zahlreich versammelter Gemeinde confirmirt wurden. Sie hatten früher protestantische Schulen besucht und nicht Gelegenheit gehabt, deutschkatholischen Religionsunterricht fortwährend zu genießen, sodaß sie nicht deutschkatholisch confirmirt werden konnten. Jetzt, nachdem sie ihre Volljährigkeit erlangt, hatten sie ihre Willensmeinung vor dem versammelten Vorstande zu Protokoll gegeben, wodurch deren Konfirmation nun gesetzlich nichts mehr im Wege stand. Der Prediger hatte zu seinem kirchlichen Vortrage die Bibelworte Evang. Matth. 9, 35 und 36 gewählt." Dresden, 13. Juni. Die Zweite Kammer berieth heute über die Aufhebung der landwirthschaftlichen Akademie in Tharand und lehnte dieselbe schließlich mit 54 gegen 14 Stimmen ab. Die Frage über die beabsichtigte Einrichtung des landwirthschaftlichen Unter richts bei der Universität Leipzig wurde als dadurch erledigt betrachtet. Dresden, 13. Juni. Bei dem gestern und heute hier abge haltenen Wollmarkte gelangten überhaupt 11,336 Stein (1860: 7,336 Stein) zur Verwiegung, und zwar 6,590 Stein auf dem Ncumarkt, 882 Stein 11 Pfd. aus der Wage in der Breitengaffe und 3,863 Stein 19 Pfd. in der am Gewandhause. Es wurden dieselben in 75 Posten auf dem Gewandhause, 63 Buden und auf 61 Wagen zum Verkauf ausgeboten, und bliebe» von den zur Verwiegung gelangten Posten fast keine unverkauft. Die, Preise anlangend, so wurden für feine Wollen 17 bis 19*/« Thlr., für mittelfeine 16'/- bis 17 Thlr., für mittlere 15 bis 16 Thlr. be zahlt, durchschnittlich 1 bis 2 Thlr. weniger als voriges Jahr. — Es ist sattsam bekannt, daß das Königreich Sachsen eine im Verhältniß zu seinem Umfange außerordentliche Ausdehnung der Eisenbahnen besitzt, sodaß auf je eine Quadratmeile durch schnittlich mehr als eine Längenmcile Eisenbahn zu rechnen ist; nicht minder bekannt ist auch, daß Sachsen eine außerordentlich große Anzahl von Städten, nämlich 141, besitzt, daß die sächsischen Städte den sechzehnten Theil der Gesammtzahl aller deutsche» Städte bilden nnd überhaupt mit Ausnahme des kleinen, Fürsten- thüms Waldeck in dieser Hinsicht verhältnißmäßig kein Staat auf Erden unserm engern Vaterlande gleichkommt. (Auf einem Raume von weniger als zwei Quadratmeilcn liegt in Sachsen eine Stadt, auf jeder Quadratmeile durchschnittlich 12 —13 Dörfer, 14—15 WohnungSplätze und mehr als 800 Wohngebäude.) ES ist nuk interessant zu sehen, in welchem Verhältnisse die Städte des Lande- mit ihren nächsten Umgebungen an der Wohlthat der Eisenbahnen theilnehmen, und hierzu dient eine kleine Tabelle, welche die Sächsische Jndustrie-Zeitung mittheilt. In derselben sind nun zwar nicht die Städte, sondern vielmehr alle Gerichtsamts- und resp. Postorte ausgeführt, sodaß, da manche der kleinsten Städte weder zu der einen noch zu der andern Kategorie zu rechnen sind, hier 132 (und nicht 141) Ortschaften aufgeführt sind. Diese Tabelle zeigt nun, daß (die Vollendung der Tharaud-Freiberger Eisenbahn vorausgesetzt) 37 Gerichtsamts- und resp. Postorte mit je einem Amts-, resp. Postbezirk von 1,005,339 Einwohner unmittelbar an einer Bahn, 41 dergleichen Orte mit je einem dergleichen Bezirk von 422,045 Einwohner innerhalb zweier Stunden von einer Eisenbahn, 45 Orte mit je einem Bezirk von 694,764 Einwohner weiter als zwei Stunden von einer solchen liegen. Ein flüchtiger Blick auf die Karte genügt, um zu zeigen, daß dieses Verhältniß andern Staaten gegenüber ein äußerst günstiges genannt werden kann. Leipzig, 10. Juni. (Lpz. Tgbl.) Gestern Nachmittag halb 3 Uhr ging der hiesige Bürger und Kaufmann Julius Robert Hänsel mit zwei seiner noch unerwachsenen Söhne in das Händel'sche, in Schönefelder Flur gelegene Parthebad. Er kam seiner eigenen Angabe nach fast unmittelbar vom Miltagsessen und ward daher von dem Badebesitzer Händel ermahnt, von dem Gebrauche de» Bades noch einige Zeit abzustehen. Dessenungeachtet sprang der selbe, nachdem er sich in seiner Zelle entkleidet, sogleich in da» Wasser und kam nicht wieder zum Vorschein. Der anwesende Händel mit seinen Söhnen und Gehilfen suchten sofort durch Tauchen, mit Stangen und dann auf dem Kahne den Verschwun denen und sanden solchen endlich. Die Aufhebung erfolgte durch das hiesige Polizeiamt, und es stellte sich durch den Ausspruch des bei derselben thätigen Arztes heraus, daß der Tod Hansel» durch einen Blutschlag erfolgt war. Hänsel war Wittwer uns hinterläßt sieben Kinder. Grossenhain, 10. Juni. Heute früh veranlaßte der Stein brecher C. E. Gleisberg aus Kupferberg, in einem hiesigen Stern- bruche mit Abräumen beschäftigt, seine «» dessen Nahe Mit einem 33 Wochen alten Kinde stehende, 26 Jahr alte Ehefrau, ihm-M SchAhe^ Während sie dies thut, löst stch Me Ni'j