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26. 1861; Doauersta-, den 31. Januar. AmtMatt des König!. Bezirlsgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. GerichtsLmter und der Stadträche zu Freiberg, Sayda und Brand. ^«-Freiberger Anzeiger ---- d« dir Nrchnnttag« ynsnate werdm ttr 2 Ubrfür die nlchst. i > UNd , gespaltene Zeile oh«» ' «scheinende Nummer Raum mit» W. angenommen. DH IRHP berechnet. Tagesqeschichte. Berlin. Von mehrer» Seiten wird der „Boss. Ztg." jetzt bestätigt, daß die diesjährige Recrutenanshebung, welche bekanntlich außerordentlicher Weise bereits im Februar statthaben sollte, »ach den neuesten Ordres rückgängig gemacht worden ist. Den Ersatz behörden ist aufgezeben worden, die festgesetzten Aushebungstermine zu cassireu und ein neues Aushebungstablcau in der herkömmlich üblichen Weise zu entwerfen. Demnach wird die Krcisanshebung auf 2 bis 3 Monate hinausgesckoben werden, die Superrevision aber in einer noch später» Zeit stattfinden. — Nach dem hiesigen „Communalblatt" hat Se. Majestät der König bei der Vorstellung am Freitag an die Magistratsmit glieder u. A. folgende Worte gerichtet: „Wir haben schwere Zeiten durchlebt, die dem Herzen Meines seligen Bruders tiefen Kummer bereiteten. Es hat dabei wohl Mancher gewankt. Diese Zeiten haben wir durch unser gemeinschaftliches Wirken glücklich über wunden. Da sie aber einmal haben eintreten können, so wollen wir uns nicht für die Zukunft etwaigen Illusionen hingeben. Wenn wir indcß in Einigkeit dastchen, wenn Jeder von uns seine Schul digkeit lhut, so werden wir aus allen Ereignissen, wie sie auch kommen mögen, glücklich hervorgehcn; wir werden es nicht, wenn wir nicht fest sind." Zu den Mitgliedern der Stadtverordneten versammlung wandte .sich Se. Majestät mit folgenden Worten: .„Sie haben Alle schon ernste schwere Zeiten mit Mir durchlebt, Zeiten, die Meinem seligen Bruder tiefen Kummer bereitet haben. Ich will die Freiheit Aller und habe dieselbe angebahnt, aber jedes irdische Ding hat seine Grenze, über die hinaus nicht gegangen werden darf, wenn das Ganze nicht leiden soll. Ich werde daher auch nicht dulden, daß die Grenze der Freiheit überschritten wird, nnd hoffe, Sie werden Mich darin unterstützen." — Die Mittheilung der Kölnischen Zeitung, daß in Berlin die Nachricht cingegangen, der Schooner Fra neu lob sei nicht untergegangen, entbehrt nach der Neuen Preußischen Zeitung der Begründung. Es seien keine Nachrichten in Berlin eingelaufen. — Die Neue Preußische Zeitung schreibt: „Wie wir hören, wird in einiger Zeit aus dem Schoße der conscrvativcn Partei ein dem Kladderadatsch ähnliches Blatt unter dem Namen „Kreuz spinne" erscheinen. Die Bedeutung eines solchen Blatts für das Interesse der Partei wird für unsre Leser keiner wettern Erörterung bedürfen. > Schlesien. Die Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen sagt über die Lage der Bergknappen im vorigen Jahr: „Die Arbeitslöhne sind fast durchweg im Laufe des Jahrs 1860 noch weiter hcrabgegangen, besonders in Oberschlesien; dort sind überdies viele der Arbeiter, welche sich mit Hilfe vom Banprämien nnd Bauvorschüssen, die sie aus dem früher» guten Verdienste, sowie durch hohe Miethen zu erstatten hoffen konnten, angebaut habe», in eine sehr knmmcrvolle Lage gerathen. Dazu kommt, daß in unserer Provinz die Kornfrucht in Folge des nassen Sommers eine kaum mittlere Ernte gegeben bat; am allerübelsten aber ist es, daß in Oberschlesien die Kartoffeln theils ganz miß- rathen, theils von schlechter Beschaffenheit und daher auf Preise gestiegen sind, welche bei hem jetzigen geringen Lohne Arbeiter, die Familienväter sind, nicht erschwingen können. Die Werksbcsitzer werden daher große, und bei den gedrückten Produktenprcisen doppelt schwere Opfer zu bringen haben, um ihre Arbeiter in dem gehörigen Nahrungsstande zu erhalten. Wie wir hören, macht man vielfach Anstalt, um sich von auswärts mit Eerealien zu versorgen. Mannheim. Ein Aufsatz im hiesigen Anzeiger nimmt den so arg verdammten Haufirhandel in Schutz. „Wir sind der An sicht — heißt eS in demselben — daß auch der Haufirhandel völlig frei zu geben sei; nicht als ob wir verkennten, daß derselbe von manchen Uebelständen begleitet ist, indem er leicht zu einer unstäten müßiggängerischen Lebensweise, ja selbst zu Bettel und Diebstahl führt. — Niemand wird eS billigen, wenn junge Männer oder Frauen mit gesunden Gliedern und Arbeitskräften sich ihm wid men. Ihn jüngeren Personen allgemein zu verbieten, würden wir aber doch nicht stimmen, weil Fälle genug vorkommen können, in welchen auch unbescholtenen jüngeren Personen augenblicklich kein anderer Verdienst geöffnet ist. Dagegen ist er geeignet, älteren, gebrechlichen oder verstümmelten Personen ein ehrbares Auskom men zu verschaffen, und schon die billigere Concurrenz der letzteren wird jüngere und kräftigere Leute im Allgemeinen davon ausschließen. Man wirft dem Haufirhandel mit Recht vor, daß er das Publikum belästigen könne. Wird er lästig, so kann sich jedoch das Publikum leicht selbst helfen. Es darf nur jedem Hausirer, ohne Umstände und ohne ein Wort zu verlieren, die Thüre schließen, so wird das Hausiren bald von selbst aufhören. ES ist nicht nothwendig, eS ist auch nicht wünschenswerth, daß die Bevölkerung wegen jeder Bequemlichkeit, die sie anspricht, gleich zu polizeilichem Einschreiten gegen die wirthschastliche Freiheit Aulaß gebe, so lange sie sich selbst auf die einfachste Weise schützen kann." Man sollte diese Worte in Stein gegraben über jedem Thore aufstellen, denn sie passen auf gar viele Verhältnisse. Soll es uns wundern, daß die Polizei sich barsch und rücksichtslos benimmt, daß die Bureaukratie über mächtig wurde und mit unverschämtem Hochmuth« auf die Bürger herabsah, soll es uns wundern, daß die Regierungen das Volk noch wie ein Kind behandeln, daß Dynasten ihre Unterthanen wie Leibeigene betrachten, wenn das Volk so unselbstständig ist, daß eS überall den Schutz der Negierung anfleht, und wo eS sich helfen kann, nach der Polizei schreit? — Wer keinen Hausirer will, weise ihn ab, und nach vergeblichen 2—3 Gängen witv er wohl nicht wiederkommen. Der Verfasser bemerkt schließlich gaH richtig, daß der ganze Sturmlauf gegen die Hausirer eigentlich von den Kleinkrämern ausgehe, und für das Sonderintereffe ein«S einzelnen Standes einzuschreiten, sei nicht die Sache deS Staate». Gotha, 26. Jan. Vor einigen Tagen ereignete sich hier ein Un- glückssall, der abermals zeigt, wie leichtsinnig nicht selten mit Schießgewehren umgegangen wird. Ein junger Mann spielte mit einer Pistole, die zwar blind geladen, aber mit einem ziemlich harten Pfropfen versehen war. Er hält die Pistole einem acht jährigen Knaben vor die Brust und drückt aus Unachtsamkeit los. Der Knabe stürzte zu Boden und gab gestern nach vielem Leiden seinen Geist auf. Der Pfropfen war durch die Kleidung und den Brustkasten in das Rückgrat gegangen. Wien, 24. Januar. Die heutigen „Neuesten Nachrichten" melden aus angeblich sicherer Quelle, die in Aussicht gestellte Reichs vertretung werde aus zwei Curien bestehen, und würde» in der ersten Euric die kaiserl. Prinzen, Kommissare der Fideicommiss«, höhere Militärs und eine Anzahl vom Kaiser ernannter ReichSräth« sitzen, während die zweite Eurie aus Abgeordneten, gewählt durch die Landtage, bestehen solle. In besonder» Fällen würden,beM Eurien als ein Körper berathen. Die Gesanimtzahl -er Mitglieder beider Curien dürfte 340—350 betragen. — Die „Ostd. P." klagt: Von dem dentDe" Baterlande darf man in Wien kaum mehr sprechen, wenn nicht irgend em der czechischen, ungarischen, polnischen und G?" weiß welcher Na tionalität dienendes Blatt uns sogleich ^--eme mit der Bemerkung: Wien ist keine deutsche Stadt, sondern Residenz Oesterreichs. Was aber ist Oeflerrxlch k Wa- erst rbnd aus ihm werden, wenn die Landtage ihre EinzelnthätHkeit 'bsginnest werden? Von Ungarn weiß man bereits, dgß eS nM'OePerrM ist. Auch Kroatien und Siebenbürgen sollen nicht DLsitrveich sein,