Volltext Seite (XML)
Koburg ist »och in, Tyrol, die Herzogin von Koburg bdwotznt dagegen, so lange die Königin iw Kobnrger Schloß (der sogenanten Ehren« vürA wohnt, da» Lustschloß Kallenberg. Beide hohe Frauen be« srchen fich jedoch täglich und verkehren zusammen in der herzlichsten Mise. Da» Unwohlsein de» jüngsten Priozen ist 'm den Zeitungen sehr übertrieben worden, er befindet fich wieder ganz wohl." Bremen, 8. Oct. Die Bürgerschaft hat sich in ihrer letzten Sitzung für Abschaffung der bei dem gesteigerten und beschleunigten Benehr unhaltbar gewordenen Accise entschieden. Die300,00V Thlr., welche dadurch in der JahreSeinuahme auSfallen, sollen durch eine Umsatzsteuer beschafft werden, welche Vir Vo des Kaufpreises beim erster« uud bei jede« folgender» Umsatz betragen, aber nur wenn Käufer oder Verkäufer ein Einheimischer ist, erhoben werden soll. Pesth. An mehrer« Orten Ungarn» wurden Baumwoll« Pflanzungen versucht, die vom beste« Erfolge begleitet find, insbe sondere solle« die Proben aus dem Weißenburger Dtstricte sehr gelungen sein. — Ein Korrespondent aus Kaschau theilt mit, daß infolge der häufig angelegten Feuerbrände daselbst daS Standrecht publieirt wurde. — I« Ruma wurde das k. k. Steueramt auSge« raubt, die Räuber sind in der Nacht de» 3. d. M. daselbst ein« gebrochen. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Pari» von lO. October geschrieben: „In der letzten Audienz, welche Hr. v. Lavalette bei dtm Papst hatte, sprach sich, wie von zuverlässiger Seite behauptet wird, der Papst ausdrücklich dahin aus, er werde beim Abzüge der französischen Garnison mit den letzten Soldaten die Ewige Stadt verlassen. — Die Kaiserin soll sich während ihres Aufenthalts in Biarritz viel mit dem Plane herumgetragen haben, eine directe Reffe nach Rom zu unternehmen." — AuS Brüssel vom 10. Oct. wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: „Die Entscheidung naht. Wenigsten» häufen sich seit der Rückkehr des Kaisers auS Biarritz die Anstrengungen, um ein Ergebniß herbeizuführen. Ich darf es mit Bestimmtheit melden, daß Lord Cowley von Earl Russell eine für Thouvenel bestimmte Note erhalten hat, die wahrscheinlich schon in den Händen des französischen Ministers sich befindet. DaS englische Eabinet be« steht mit Nachdruck aus der Nothwendigkeit der Räumung der päpstlichen Staaten seitens der französischen Truppen." London, 11. Oct. Der irische Pöbel hat in der'letzten Zeit seine Rauflust an mehrern Punkten Englands glänzend bewiesen. In London selbst kam es am Mittwoch Abend in Westminster zu einer kleinen Schlacht zwischen Garde-Soldaten und irischen Arbeitern, welche lchtere den Stre.it mit den Rufen begannen: „Hoch lebe der Papst! Nieder mit Garibaldi!" Ju Birkenhead stürmten an 3000 — 4000 Irländer ein literarisches Institut- in welchem ein Bortrag über Garibaldi gehalten wurde. Mehrere Personen wurden schwer verwundet, und 40 — 50 Polizisten, die zur Wiederherstellung der Ruhe einschritten, vermochten wenig auszurichten, bis zwei katholische Geistliche aus dem Schauplatze erschienen und die Irländer be schwichtigten. — Die „Times" meldet, daß es den Soldaten verboten mor den sei, morgen Hydepark zu besuchen. Eine Proclamation des PolizeidirectorS Sir Richard Mayne verbietet jedes Meeting und Redehalttn in den Parks und warnt das Volk, solchen Meetings btiplwohnen; die nöthigen Maßregeln seien getroffen, die öffentliche Rühe aufrecht zu erhalten. — Nach der „Patrie" bestätige e- sich, daß Garibaldi vor ganz Europa gegen die über ihn verhängte Amnestie protestiren will, da man nur Schuldige amnestiren könne. In einigen Tagen werde er in Spezzia ein Hotel beziehen, wo bereits sein Sohn Menotti sich befindet. Daselbst werden großartige Manifestationen ihm zu Ehren vorbereitet. In Barigno soll viel Geld, daS Ergebniß von Eollecten in Frankreich und England, zusammeufließen. Unter den Deputationen, welche Garibaldi im Gcfängniß zu sich ließ, befanden sich auch die Abgeordneten der Lastträger von Genua. St. Petersburg, 7. Oct. Der „Kronstädter Bote" und die „Börsenaeitung" machen darauf aufmerksam, daß die Formalitäten, welche bisher dem Schiffsverkehr so hinderlich und nachtheilig gewesen, nach und nach zu schwinden anfangen. Die ankommenden Dampf schiffe mußten sonst 24 bis 36 Stunden, die Segelschiffe ost bis M 4 mal 24 Stunden warten, bevor ihnen die Erlaubniß, mit Löschung ihrer Ladungen zu beginnen, ertheilt wurde. Jetzt haben die Beamten die Visitation sofort nach Ankunft des Schiffes vor, zpnehme« und dieselbe binnen 2 Stunden soweit zu vollenden, daß mit der AuS- oder Verladung angesangcn werden kann. ReW-Mtk, 2. Oct. In New-Orleans haben eine Menge Leütt wir Eid der Treue geleistet, um den Wirkungen des ConfiS» c«Ü»u»s«fe-rS zu entgehen. Der Eongreß tzer Eonfödertzten hat ei^ neue» Eonseriptio«, a«setz gyrehmiA, waches die Altersklasse« zwischen dem 3S. u. « Jahre herbeizieht. E» geht da» Gerücht, dte-SouderbuudSreaienula beabsichtigte 400,000 (?) Neger freizülaffen und zu bewaffn». Der preußische Streit. Als König Wilhelm I. von Preußen vor vier Jahren die Regent schaft übernahm, kamen ihm nicht blo» im preußischen Staate, sondern beinahe in ganz Deutschland die freudigsten Erwartungen entgegen, und diese Erwartungen schienen in Erfüllung zu gehen, al» er ' Männer wie AuerSwald Und Schwerin in seinen Rath berief. Daß die preußische Verfassung nun zur Ausführung kommen und fortan nur daS verfassungsmäßige Recht die Grundlage der StaatSregierung sein, hierdurch aber , wie durch größere Entschiedenheit in der äußern Politik, namentlich der deutschen BundeSresormfrage gegenüber, Preußen fich die Achtung und das Vertrauen gewinnen werde, welche ihm zur Lösung seiner deutschen Aufgabe unentbehrlich find, da», war es, wa« man erwartete, und diese Erwartungen gtüsdekrn sich auf ein dreifaches Bewußtsein. Erstlich wußte man, in welche Lage der preußische Staat durch das Ministerium Manteuffel gekommen und wie die Stimmung de» preußischen Volkes unter der Herrschaft der feudalen Herr» geworden war; man wußte aber auch, daß der damalige Prinz von Hreuß» > von diesen feudalen Herren in einer Weise behandelt worden w», die ihm unmöglich Vertrauen zu derselben einflößen konnte;-und endlich wußte man, daß derselbe ein durchaus rechtlich gesinnter; wahrhafter Herr, kurz ein Ehrenmann, und festen, entschiedenen Charakters sei. Unter solchen Umständen schiene» jene Erwartung» völlig berechtigt zu sein, und die j-ZeitungS«Partei offenbarte da mals deutlich genug, wie sehr sie fürchtete, daß eS ihrer Partei an Kragen gehen werde. Die Rechnung wäre auch richtig gewesen, wenn man nicht einen Umstand ganz übersehen oder doch viel zu gering angeschlagen hätte, wir meinen die in seiner Erziehung wurzelnde und bei dem festen Glauben an ihre Richtigkeit uner schütterliche Anschauungsweise des Königs von seinem hohen Berufe. Jh«, den königlichen Beruf, hat er nach seiner Anschauung unmittelbar von Gott empfangen. Seine königllche Macht und sein königliches Recht vor jeder Schmälerung, sie werde von Außen, oder von Innen versucht, zu schützen, dazu dient daS Heer. Dieses muß daher in derjenigen Verfassung sein, daß e» seinem Zwecke ent/ spricht, und was hierzu gehört,, hat Niemand zu beurtheilen; als er, der Kriegsherr ; das Volk aber ist verpflichtet, aus sein Verlangen die dazu erforderlichen Mittel zu gewähren. Verweigert dieö da» Volk, so lehnt eS sich wider die göttliche Ordnung auf und tastet die Rechte seine« Königs an. Nachgiebigkeit gtgen solche Versuche wäre eine Verletzung der Pflicht, die der König mit seinem Rechte von Gott erhalten hat. Diese Anschauungsweise des hohen Herrn wird von der feudalen Partei getheilt, und dies hat den König wieder au» jener Partei seine Räthe wählen lassen. Mit den Ansichten der Mehrzahl de» VolkShauseS unvereinbar ist die Ursache des ConflicteS zwischen den Vertretern deS Volks und der königlichen Regierung geworden) Eine Vermittlung zwischen beiden dürfte kaum möglich sein; eben so wenig kann bei ihr das verfassungsmäßige Recht der VolkSvet/ tretung zur Geltung kommen. Wie dieser Streit endigen wild/ ist vorerst nicht abzuschen; so lange er aber dauert, wird eS de« übrigen deutschen Staaten nicht zu verargen sein, wenn sie von einer Bundesreform, die Preußen an die Spitze Deutschlands stellt Nicht wissen wollen. Ein deutsches Lebensbild. Unter diesem Titel mit dem Motto von Lasaulx: „SM ich noch einmal geboren werden, so möchte ich nicht, daß eS in Deutschland wäre", ist so eben ein von Robert Zelle gehaltener Vortrag im Druck erschienen (Berlin, Janson). Der Vortrag enthält eine lehrreiche Geschichte, die wir hier zu Nutz und Fromme« nacherzählen wollen. Durch Zufall kam dem Verfasser ein Actenstück in die Hände, das von dem Schneidergesellrn Johann Leidemit handelt, ein dick leibiges Heft von mehreren hundert Bogen. Als er eS durchblättert hatte, trat ihm erschreckend vor die Augen, was noch heute alle- mit einem deutschen Unterthan von Gesetzes »vegen gemacht werde« kann. Wenn er dabei die Namen der in Betracht kommendt« Orte und Behörden verändert oder verschweigt, so thvt dieß denk Vortrage selbst keilten Eintrag. Die ersten Blätter der Acten zeigen den SchneidergesM Leidemit im Criminalgesängnisse. Er war 1855 aus seinem mathsdorfc Foppelow in Mecklenburg-Schwcrin nach einer große« preußischen Stadt gekommen. Hier begab es sich, daß eine Zm Geheimräthln bestohlen wurde, bei dev seine Schwester diente. Et hatte die Schwester häufig besucht, besonder» des AbeNdS, wrim