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1861. 172. Donnerstag, den 23. Juli. für Erstarkung deutschen. Baterns geschaffen, sodaß die deutsche GcsangSkunst Triumphe feiert. Drum, nationalen Bewußtsein» zum bleibenden Ruhme unter seinem königlichen Schutze und Beistände und Vaterlandsliebe hier einen ihrer schönsten ehe ich weiter fortfahre in meinen Worten, rust Ueber das deutsche Sängerfest in Nürnberg enthält die „D. A.Z." folgende weitere Nachrichten: Nürnberg, 21. Juli. In der prächtigen Sängerhalle — sie umfaßt etwa 80 Schritt in der Breite, 120 in der Länge, wo von 40 Schritt Länge auf die Sängertribüne kommen, deren Voll endung erst gestern Nachmittag 3 Uhr ermöglicht ward, nachdem noch Cramer-Klett 200 Arbeiter seiner Maschinenbauanstalt zur Aushilfe gestellt hatte — redete gestern Abend der Vorstand des Sängerausschusses 0r. meä. Gerster die Versammelte» also an: „Deutsche SangeSgenoffen und Kunstfreunde! Mag auch deS Vater landes noch dunkle Zukunft wie ein Alp lasten auf deutscher Brust, freier und freudiger hebt sie sich doch wieder, wenn sie so euch alle geschmückt mit gemeinsamen Vaterlandes Farben erblickt, eng verbunden, um der Töne Macht zu üben und deS deutschen Liedes Herrlichkeit zu verkünden im fünf- tausendstimmigen Chor. Nicht Mühen, nicht Zeit, nicht Opfer habt ihr gescheut, aus allen deutschen Landen hierher zum hehren Feste zu komme», um die deutsche Gesangskunst mit frischem Lorbeer zu krönen und in neue» erhebende» Weisen Gott und Vaterland kräftig zu preisen. Habet Dank, innigen Dank und seid uns alle herzlich willkommen in Baiern, seid uns alle brüderlich gegrüßt in Nürnberg, im Lande der Franken; wir bedauern nur, daß wir wegen Mangel an Naum den späten und unbegrenzten An meldungen nicht Folge leisten konnten. In der Geschichte BaieruS, in der Geschichte der deutschen Nation und u»serS Wiedererwachens der nationalen Entwickelung und Fortbildung wird das deutsche Sängerfest zu Nürnberg stets eine RuhmeSstätte einnchmen. Ihre Blätter werden eS später» Ge schlechtern verkünden, daß auch unser guter, deutschgcsinnter König gleich seinem königlichen Vater so Großes für deutsche Kunst und Wissenschaft, mit mir alle: ,,der gute, deutschzesinntc Köniz von Baiern Maximilian, er lebe hoch!'' (Hochruf.) Wie.nothweudiz auch immerhin die blanken und die Feuerwaffen bleiben möge», sie können des unsterblichen Geistes sterbliche Hülle zerschmettern oder beugen, aber sie können nicht dauernd den Geist unterjochen. Der den Körper und die Materie beherrschende Geist ist nur dauernd -zu erobern wieder durch Geist, durch geistige Waffen auf geistigem Gebiet. Der vorzüglichste und sicherste Weg zu seinem Besitz ist Gewinnung deS GcmüthS, deS Herzens, der innern GcistcSthätigkeit. Dahin führt als eins der besten und edelsten Mittel das Lied, der Gesang und Lie Musik. Das Lied, der harmonische Klang, welcher entspringt des Herzens reinem, göttlichem Gefühle, dringt wieder zum Herzen und fesselt die Herzen an Herzen und schafft dauerndere Eroberungen als Schwert und Feuer, Mord und Verwüstung. Die Töne harmonisch zu bildeni und zu einen, sie ästhetisch zu leiten, ist eine Kunst, ist eine große Kunst, ist die edle Ton- und Ge- sangeskunst. Ihr, liebwerthe SangeSgenossen, seit hierher gekommen, um Beweise deS Fortschritts der deutschen SangeSkunst zu geben; ihr seid aber auch hierher gekommen, um deS deutschen LiedeS erhebenden, versöhnenden und einigenden Geist von hier aus über alle Deutschen, weß Stammes, weß Glaubens, weß Standes sie auch seien, auszubreiten. Wie verschieden artig auch die Pfade des Lebens seien, welche wir sonst wandeln und natur gemäß wandeln müssen: in der Liebe zum deutschen Vatcrlande, im Streben nach dessen Einigkeit, Unabhängigkeit, Größe, Macht und Herrlichkeit, schreiten wir alle, gleichviel ob au-Z Nord oder Süd, auf gemeinsamem Wege. Auf diesem Wege leuchtet uns das deutsche Banner voran, auf diesem leitet unS LaS deutsche Wort, begleitet uns daS deutsche Lied. Und in diesem Sinne, mit diesem Willen heiße ich euch alle nochmals willkommen als liebe Gäste; cS sei und bleibe immer wahr unserS Festes Spruch: „Deutsches Banner, Lied und Wort — Eint in Liebe Süd und Nord." In diesem Sinne bringet dem deutschen Vaterland ein Hoch auS! 0r. Gerster theilte dann mit, daß aus Riga folgende tele graphische Depesche eingegangen sei: „An das Comitv des Sänger festes in Nürnberg. Die in Riga zum Baltischen Sängerfeste versammelten Zeitgenossen reichen aus hohem Norden die Hand den stammverwandten deutschen Brüdern. Das Festcomitv im Namen der Gesangvereine von Riga, Moskau, Petersburg, Narwa, Dorpat, Reval, Pernau, Lemsal, Weißenstein, Mitau re." Die Antwort ist sofort erfolgt. Diesen Stammesgenoffen und de« vlämischen Sangesbrüdern zu Löwen, Antwerpen und Gent, die der Versammlung ihren Gruß entbieten ließen, erschallte ein freu diger Hochruf. Der nun vorgetragene Festmarsch von Lachner in Mannheim mußte auf allgemeines Verlangen wiederholt werden. Höchst begeisterte Aufnahme fand der prachtvoll gesungene „Sänger gruß" der Augsburger „Liedertafel", gedichtet von deren Mltgued Hertle (Seifensieder) und in Musik gesetzt von deren Mitglied Frey. Ein paar liebliche Lieder — denn cs war die Zeit der Einzelvor träge gekommen — gab der Sängerverein aus Königsberg i. Pr.^ . das erste derselben: „Wenn du im Traum wirst fragen" (von Witt), ward ebenfalls wiederholt verlangt. Jetzt gelangte.die Mittheilung in die Halle, daß die Berner durch Abgeordnete einen silbernen Pokal überreichen als Preis für den Verein, der als der beste * anerkannt werden würde; sie wünschen, daß ein immer engeres Band alle Deutschen umschlinge, daß der zu allem Schönen uich Gutem begeisternde Gesang besonders auch die Liebe zum Vater lande neu belebe; mit einem Hoch auf Deutschland solle der Verein den Becher weihen, dem er zuerkannt werden wird. Den Schluß des Abends bildete 11'/? Uhr in Verbindung mit einem für die Feier geschriebenen Festmarsch von Lux in Mainz der allgemeine Gesang des Arndt'schen Vaterlandsliedes, der, von einem solchen Stimmcnhecrc getragen, den ergreifendsten Eindruck erzeugte. 7 Die Sängerkreise bringen größtentheils Lieder mit, die in ihrer Hcimath gedruckt worden sind und nun hier zur Vertheilung ge langen; der kräftige, patriotische Grnß der Münchener Sänger- genogenschaft (4 Vereine) trägt z.B. den Sängerspruch: „Schneidige Wehr — Blanke Ehr — Lied zum Geleit — Gieb Gott allzeit!" und den Sängerruf: „In Lied und Ned — In Fried und Fehd — Fest, einig, frei — Sei unser Feldgcschrei!" Vom Redacteur des Fränkischen Kurier wird ein besonderes „Sängerfestblatt" unter dem zur allgemeinen Losung gewordenen Spruch: „Deutsches Banner, Lied und Wort — Eint in Liebe Süd und Nord", herausgegeben. Nürnberg, 22. Juli. Mit dem Morgen deS gestrigen Sonntags begann das eigentliche Fest für die hier vereinigten deutschen Sänger, von denen während der Nacht immer noch neue Mengen herbeigekommen waren und deren Anzahl sich jetzt bereits auf 3300 beläuft. Musikchöre durchzogen gestern früh 5 Uhr die Straßen der Stadt und ließen ihren Sängerruf erschallen. Um 7 Uhr trafen sich die Sänger zur ersten Probe für die großen Aufführungen m der Festhalle, wo gegen gelöste Karten auch ein sehr zahlreiches Publikum sich eingefunden hatte. Es herrschte eine wahrhaft herzliche Stimmung, und die zur Leitung ihrer Fcstcom- posttionen eingetroffenen Musikdirectoren wurden enthusiastisch begrüßt. E^ waren Viele unter Sängern und Gästen, welche heimlich oder offen noch immer die Furcht gehegt hatten, daß Präcision und gute Durchführung der Lieder und Festcompositioncn bei dieser enormen Anzahl von Sängern unmöglich zu erreichen wäre; diese erste Hauptprobe ließ jedoch alle Zweifel schwinden, und voll Zu versicht erwartete man die für Nachmittags 3'/z Ubr angesetzte erste Hauptaufsührung. Während dieser Zeit brachten in jeder Viertelstunde die Eisenbahnzüge immer wieder neue Tausende von Gästen. Am Nachmittag walzte sich. unaufhörlich cm dichter Strom von Menschen durch die Straßen hinaus zum Lauserthore auf da» Maxseld; denn eine Unzahl von rasch daselbst errichteten Restau rationen versprach auch für die, welche das Concert nicht besuchen wollten oder konnten, hinreichende Genüsse, wenn auch blvS leib licher Art. Die wirklich fast unerträgliche Hitze mochte wohl schuld Freiberger Anzeiger dm bl» Nachmittag« - und gespaltene Zeile »der 3 Ubr für di-nächst. deren Ranmwitü Pf- Tageblatt. ' , , < .... - t« -.uh Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und - der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand.