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Freiberger Anzeiger . e) I j Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts -zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. . 7- > . .'U'- i - ' ' ' Donnerstag, den 2V. Juni- 1861 141. «4, und Oesterreich qüstt zu werden. Es hat sich erst zu Men, oh j-,' üi-' --- Preis viertchührlich tdNzr. Inserat« werten die gespaltene Zeile oder deren Paum mit 8 Pf. berechnet. Erscheint leben Wochentag früh 4 Uhr. Inserate wer- den bis Nachmittag« 3 Ubr sür die nLchst- erscheinende Nummer angenommen. Tagesoeschichte. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung. Den 28. Juni Vormittags II Uhr: Verhandlungstermin in der Untersuchung wider den Drechsler Gottlieb Friedrich Hänig aus Ullersdorf, wegen Diebstahls. Brand. Der Frühling dieses Jahres hat sich ganz besonders durch viele und schwere Gewitter ausgezeichnet. Obgleich nun diese reiche Segnungen ausstreuten über die Pflanzenwelt unserer Gärten und Fluren, so machten sie sich doch hier und da auf eine empfindliche Weise bemerklich durch Schloßen und verderbliches Hagelwetter, durch Wolkenbrüche und gewaltige Ueberschwcmmungen, wie Nachrichten von der Saale, von einigen Nebenflüssen der Elbe, und andern Oricn sattsam dargethan haben. Auch unsere Bergstadt mußte die zerstörende Kraft dieser gewaltigen Naturerscheinung wiederholt empfinden. Am 17. Juni, als am vorigen Montage, entluden sich ,in der 2. Nachmittagsstunde einige schwere Gewitter, von Schloßen begleitet, und ein blendender Blitzstrahl senkte sich in ein isolirtes, früheres Zechenhaus, unter dem Namen der „Fichte" wohlbekannt, in unmittelbarer Nähe von Brand gelegen, jedoch zu Erbisdors gehörig. Sogleich drang eine dunkle Rauch wolke aus dem Dache und kündigte den Nahewohncnden die drohende Gefahr an. Odgleiche Hilfe herbcieilte, so konnte doch das Haus, dessen Bewohner fast alle in Geschäften auswärts waren, nicht gerettet werden. Der Besitzer desselben, der Bergarbeiter Ulbricht, ein überaus thätigcr und ordnungsliebender Mann, hatte dasselbe feit Jahren mühsam ausgebaut und zweckmäßig verschönert; eine einzige unglückliche Stunde richtete den Fleiß vieler Jahre zu Grunde, und Trauernde stehen nun an den Trümmern ihres fried lichen Wohnsitzes. Es steht wohl zu erwarten, daß freundliche Menschenliebe den guten Leuten thätige Hilfe und nachdrücklichen Beistand leisten werbe in ihrem unverschuldeten Unglück, zumal die Brandcassenunterstützung eine nur dürftig ausreichende sein wirb. — Das Schloßenwetter hat in den Gärten hier und da erheblichen Schaden angerichtet; in dem benachbarten Zug zertrümmerten Eisstücke von der Größe kleiner Taubeneier die Fenstertafeln und zerschlugen in einem nicht astzuschmalen Striche die vielversprechen den Halme des Getreides. Ein Gewitter am 9. kuj. zeigte sich verderblich durch starke Regengüsse, welche bei Langenrinne, wie in der Nähe des Seilerhauses die Felder überflutheten und selbst einzelne Gehöfte unter Wasser setzten. Dresden, 16. Juni. Unser zoologischer Garten gewinnt täglich an Theilnahme und das Unternehmen an Vertrauen. Das letztere beweist der Umstand, daß in den letzten 14 Tagen über SW Aktien abgesetzt wurden. Der Besuch ist ein sehr zahlreicher. Täglich sind Tausende im Park. In den nächsten Wochen erwartet man den großen Gartenkünstler Lenne von Berlin, der Vorschläge für Arrangirung des noch uncultivirt liegenden Theils des Thier- parks machen soll, wodurch dieser einen Umfang erreichen würde wie wenig dergleichen Gärten. Annaberg. Am 11. Juni Abends 6 Uhr hat in Satzung ein Iv'/zjähriger Schulknabe, der Sohn des Hausbesitzers Fasselt, mit einer mit starkem Schrot geladenen, seinem Vater gehörigen Pistole, welche er in dessen Abwesenheit an sich genommen, muth- maßlich beim Spielen mit derselben sich erschossen. — Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Brüssel vvm 15. Juni: „Das Gefürchtete ist geschehen.- wir haben hier die telegraphische Nachricht erhalten, daß gestern in Fontainebla» die Anerkennung Italiens durch Frankreich beschlossen worden ist. 4>r. Thouvenel zählte so sehr auf den Erfolg der von ihm vertretenen Politik, daß er dem Ministerrathe die Depesche vorlas, die er an Hrn. v. Naypeval, den französischen Geschästslrager ni Turm, zu senden die Absicht hatte. Von "»er Bedingung i^ ------- . - . - - ------ Unterhandlungen angeknüpst worden find, um zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und dem Turiner Hofe zu gelangen. Wenn diese Unterhandlungen mit Erfolg ge führt werden, so haben sie zur Folge' die thatsächliche Anerkennung des Königreichs Italien, bestehend aus den Provinzen und Staaten, die infolge dec Ereignisse, über die Frankreich sich heute nicht auS- zusprechen hat, die aber unter der Gunst des von Europa aner kannten Nicht-Jnterventions-PrincipS in Erfüllung gingen, unter das Scepter Sr. Majestät deS Königs Victor Emanuel gekommen find. Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen Mit Turin setzt aber keineswegs von Seiten Frankreichs betreffs Ler Politik des italienischen Königreichs eine Beurtheilung der Ver gangenheit, noch eine Solidarität für die.Zukunft voraus. Sie wird darthun, daß die thatfächlichc Regierung dieses neuen StaateS hinlänglich constituirt ist, um die Unterhaltung internationaler Verbindungen, welche die Interessen beider Länder erheischen, zu ermöglichen. Frankreich will sich durch seine neue Haltung itt keinerlei Weise in die innern oder äußern Angelegenheiten des neuen Königreichs einmischen, das allein Herr seiner Zukunst und seiner Geschicke bleibt. Es wird ihm gegenüber gerade so handeln, wie eines Tages die europäischen Großmächte in der amerikanischen Frage, indem diese die neue Republik der Südstaaten anerkennen, wenn dieselbe eine Regierung auf Grundlagen gegründet haben wird, die gestatt?«, internationale und dem allgemeinen Interesse nützliche Verbindungen mit ihr anzuknüpfen". — Vor dem Zuchtpolizeigericht in Mons standen als Ange klagte die Aebtjsstn Amande Noel und die Krankenwärterin Signave. Sie hatten eine junge Nonne, Vadry, unter dem falschen Vorwande, daß sie geisteskrank sei, in ein dumpfes, feuchtes Verließ gesperrt und sie abscheulich mißhandelt. Die Unglückliche war gezwungen, ihren Durst Mit ihrem Urin zu stillen. Die öffentlichen Verhand lungen brachten die furchtbarsten Dinge zu Tage, welche von der Aebtissin kaltblütig bestätigt wurden. Das Publicum gab wieder holt die lebhaftesten Zeichen der Entrüstung. Die Aebtissin wurde zu 6 Monat Gefängniß und 400 Francs Geldstrafe, die Wärterin zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. Turin, 17. Juni. Die „Opinione" zeigt die Ausnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und dem König reiche Italien als nahe bevorstehend an und versichert, Marquis Lavalette werde Frankreich in Italien, Ritter Nigra Italien in Frankreich vertreten. Weiter sagt sie: Die Anerkennung des italienischen Königreichs feiten Frankreichs werde von einigen Bedingungen gegenüber der weltlichen Macht des Papstes begleitet. Frankreich erkenne Italien im gegenwärtigen Zustande an, ohne ignoriren zu können, daß Italien sein Werk noch nicht vollendet, und daß noch nicht alle seine Theile vereinigt sind. Italien beabsichtige nicht, Rom anzu greifen; es werde sich nur vertheidigen, wenn dieses unter dem Schutze der französischen Waffen die Freiheit und Ruhe der Halb insel bedroht. n- n--ikL ü-m.' Tageblatt. , 11, b: m. i - ParrS. Nachdem die „Döbats" bereits in einem inspirirten v»'»- 1 Artikel die bevorstehende Anerkennung des Königreichs Italien dagegen spricht Frankreich seinen Vorbehalt in Bezug au; Rom feiten Frankreichs angekündigt, und Frankreich, Italien und Europa und Venedig aus. Durch diesen Vorbehalt hofft man mit Rom Lazu Glück gewünscht haben, bringt die „Patrie" folgende Note, und Oesterreich qustt zu ^dcn. Es hat sich erst zu Mtn, vH deren halbosficieller Charakter nicht zu bezweifeln ist, da der diese Voraussetzung durch die Wirklichkeit gerechtfertigt wird. WaS „Moniteur" vom 16. Juni sie abdruckt.- „Man versichert, daß Oesterreich betrifft, so sagt man hier, diese Macht habe wiederholt