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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 19.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189908196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990819
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-19
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Monat
1899-08
-
Jahr
1899
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für die Landlvirthschaft sei. Der Minister sprach sich ln längeren Ansfilhrungen gegen die EinwSnde der Kanalfeinde aus. Ueber da«, wa« bei der Ablehnung der Vorlage geschehen solle, habe die Regierung noch keinen Beschluß gefaßt. Die Vertreter der Parteien und Interessenten müßten sich bewußt werde», daß die Regierung die Entscheidung des Hauses i» dieser wichtigen Frage als eine sehr ernste ansehr. Er h ffe, die Entscheidung werde für de» Kanal fallen, zum Heil« des Vaterlandes. Zur Beruhigung des Bnndes der Landivirthe Iheile er mit, daß die Regierung Schritte zur Ab schaffung der Leutenoth ihn» werde. Für zehn Jahre sollten so viel fremde Arbeiter, als irgend möglich, zngelassen werden. Auch bei Ablehnung der Vorlage sei die Regierung fest entschlossen, dem nächste» Landtage eine Vorlage über die Rcgulirnng der Weichsel und der Oder zugehen zu lasse». DaS Haus lehnte hierauf in namentlicher Ab stimmung mit 212 gegen 209 Stimme» den Dort mund'RheiN'Kanal, sowie die Ergä»zu»gsbaute» am Dort mund-Em s-K anal ab, sodann mit 228 gegen 126 Stimmen de» Mittellan d»K anal. Nach der Abstimmung wurden die 88 2, 3, 4, 5 und 7 ab. gelehnt, die 88 6 und 8 angenommen. Dadurch ist die dritte Lesung gesichert. Dreyfus vor dem Kriegsgericht irr Reimes. Tie DonnerStag-Verhandlung — es war die fünfte öffentliche Sitzung dieses sensationellen Prozesses — wurde um '/,7 Uhr ohne Zwischenfall eröffnet und begann mit der Fortsetzung des Verhörs des Generals Noget. Rvget erklärt weiter, obgleich er lein Freund der Einmischung du Paty de Clam'S zu Gunsten Esterhazy s sei, erblicke er doch darin nichts TadelnSwerthes; Paty de Clan, hielt eben Esterhazy für unschuldig. Noget weiß nichts von de» Schritten Esterhazy s bei dem Agenten A., >»» von diesem die Erklärung zu erhalten, daß er an der Affaice durchaus nnbetheiligt sei. Hier bedauert Demange di« Abwesenheit Labori's, der au den Zeugen wichtige Kragen hätte richten können. Noget entgegnet Demange, für einen Unschuldige» wäre der Schritt Esterhazys bei dem Agenten A. sonderbar gewesen. Demange macht hierauf verschiedene Bemerkunge» hinsichtlich des „Petit Bleu" und i» Betreff der an der Unterschrift auf diesem Schriftstück srstgestellten Radirnng. Roget giebt z», daß die Radiruug den Zweck haben konnte, das „Petit Bleu" verdächtig zu machen. Deinange betont de» Umstand, daß die Na'sirung erst vorgenomme» sein könne, nachdem das „Petit Bleu" sich nicht mehr in den Händen Picquart's befand. Noget erwidert, außer der Nadirung sei st sei ihm nichts Genaues bekannt. Wenn aber der Fälscher Picquart hätte kompromittire» wollen, würbe er dafür ge sorgt haben, daß die Fälschung entdeckt worden. Zeuge erklärt hierauf, er habe von ten, Gericht, das die Esterhazy-Sach« ab- urlheilte und von Esterhazy selbst gehört, daß ihm 600 000 Franks angeboten wurden dafür, daß er sich als Urheber des Bordereaus bekenne. Demange erllärt, wen» Esterhazy ein Agent der Familie Drcysus' gewesen wäre, hätte er nicht wiederholt Liuge geschrieben, die geeignet waren, der Sache des Verurtheilten zu schaden. Noget entgegnet: »Auch Esterhazy ist nicht zugegen." Demange: „Der im Nachrichtendienst verwendete Lajoux brachte dem Generalstab eines Tages die von einem deutschen Agenten herstammende Nach richt, der deutsche Generalstab erhalte Alles» waS er über das französische Heer brauche, von einem Major des französischen GeueralslabeS geliefert. Er wurde wegen Unterschlagung von Geldern bald darauf ans dem Dienst entlassen. Als die Bewegung zur Erlangung der Wiederaufnahme des Prozesses DreyfnS begann, bracht« der Generalstabsarchivar Gribelin ihm Geld und den Auf trag, nach Brasilien zu reisen. Nach einigen Monaten, als Henry's Fälschung aufgedeckt wurde, kam Lajoux plöblich nach Europa zurück. Der Geheimdienst erfuhr, ec sei in Italien. Sofort wurde ein Gencralstabsossizier eigeus zu ihm nach Italien geschickt, der ihm Geld gab, damit er unverzüglich nach Brasilien zurückkehre, wo ihm seither monatlich zweihundert Franken ausbezahlt werden. Wie erklärt Zeuge die Antheilnahme der Nachrichlen-Abtheilung an dem Beamten, der wegen Unterschlagung entlassen wurde?" Noget: „Ich weiß kein Wort ron dieser ganzen Geschichte." Negierungskommissar Carrier« im Tone höchster Wuth, der im Saale großes Aussehen erregt: „Ich verbiete, daß man hier von solchen Sachen spricht. Seile ansschlügt, denn das Pochen auf die eigene Gesundheit hat rin wenig den Anstrich der Forcirtcn. Aber trotz aller Heiterkeit hat die Nervosität fortbcstanden. Nicht nur seine Heftigkeit, sein Argwohn blieben lebendig, es hat auch an eigenthnmlichen, an den Vater erinnernden Ansregurgszuständen nicht gefehlt. Karl Bähr erzählt (bei Gwiniier) seinem Vater von seinem erste» Besuche bei Schöps,ihauer, er sei nach zwölf Uhr Mittags in die Hausflur gekommen, habe an eine Thür gcllopft und auf das „Herein" hin sie geöffnet. »Zu meiner Bestürzung aber sah ich Schopenhauer, halb angelleidct, mitten im Zimmer stehen. Er trat aus mich zu, sah mich einen Augenblick starr an und fragte hastig, ehe ich mich noch entschuldigen konnte» mit einer abwchrcnden Hand- bewegung: „Was wollen Sie von mir? Ich nehme keine Besuche an! Was suchen Sie hier?" Ich war ganz bestürzt, suchte mich zn entschuldigen und zog dabei Deinen Brief aus der Tasche. Er w«klte diesen sofort an sich nehmen, ich bat ihn aber, mich zu ge legenerer Zeit wnderkommen zu lassen, was ihn immer heftiger machte. Mit den Armen in der Luft herumsechtend. lief er im Zimmer ans und ab. „Entsetzlich! Entsetzlich!« rief er dabei aus. „was mir altem Manne da passirt ist — ich crwarle nm diese Stunde den Briefträger entsetzlich, so anznllvpsen, ohne sich vorher anmelden zu lassen«. Schopenhauer habe sich erst allmählich beruhigt, habe «ä!<r auf de» anderen Tag bestellt und sei in der Folge jederzeit überaus freundlich gegen ihn gewesen. Znsammenfassenv sagt Möbius: Es ist gar nicht zu bezweifeln, daß Schopenhauer'- Lebensausfaffnng durch di- angeborene Gehirn- beschasfenhcit mit bestimmt wurde und die Dyskolic ein Erbtheit vom Vater war, wenngleich sic in ihm sich anders darstellt als in diesem. Wen» nun auch die melancholische Färbung des Denkens auf angeborener Anlage beruht, so ist sie doch weder von vornherein da, noch bleibt sie i»> Laufe des Lebens nnverändcrt. Aus der Kindheit ruht sie nur wie ein leichter Schalle», mit der Pubertät jedoch wird sie mächtig und gerade in de» Jahren der irischesten Jugend ist sic am stärkste». Ist sie i» der Anlage schwach, so mag nichts von ihr wahrgenomincn werden, als eine leichte Schwermut!) während der Jünglingssahre. Je stärker sic ist, nm so weiter hin ein in das Leben reicht sic, sie kann das dritte und vierte Jahrzehnt verdunkeln, aber säst immer nimmt sic in der zweucn Halste des LetenS ab. Bald scheint die Sonne schon nn, Mittag, bald bricht sie erst gegen Abend durch die Wolken. Das Lebe» eines Menschen «it anSgcprägter Dyskolic glei t t einem Ta,'e, an dein der Himmel pch schon in de» Morgenstunden umzieht, n»V erst dann, wc. n die Sonne sich neigt, ihre Strahlen zum wehmüthig-hcilcrcn AbsclZcd leuchte», — so war Schopcnhaner's Lebe». Diese Geschichte geht Genera» Roget gar Nichts an. warten Sie bis du Paty hier erscheint; den können Sie befrage«. TS ist nicht zu dulde», daß hier von Dingen au» dem Blauen gesprochen wird. Da» widerspricht dem ganzen Geist der Rechtspflege." Vorsitzender Jonanst: In der Thal, dies« Krage wird nicht gestellt! Demange: Ich bedauere di, Heftigkeit de» Regierungskommissar». Sie sehen, ich bleibe ruhig. Ich frage: Wann wird der Vorsitzende meine Frage stellen? Oberst Jouaust: Sie werden die Gelegenheit schon herbei- sühren könne». Demange liest Bülow'S ReichstagSerklärung überde» Dreyfusfall vor und fragt: Findet Zeuge »icht, daß eine Abschattung, eine Nuance zwischen der Art besteht, wie Minister v. Bülow vvn Drcysus und wie er von Esterhazy spricht? Noget: Zweifellos be steht eine Abschattung. Demange: Zeuge hat sich vor den: höchste» Gericht gewundert, daß DreyfnS 1894 sich auf keine Erörterung der Einzelpiinkte cinließ, sondern Alles durchweg leugnete. Hält er seine Schätzung aufrecht? Roget: Es scheint mir, wenn ich des VerrathS angeklage wäre, ich fände Argumente. Demange: Welche Argumente konnte Drcysus finden, da er nichts als das Begleitschreiben kannte? Was konnte er anders sage», als „ich weiß von diesem Begleit schreiben und dem, was darin gesagt ist, nicht das Geringste?" Noget zuckt die Achsel. Drcysus erhebt sich und ruft mit lauter Stimme: „Ich habe niemals eine» Konzentrirungsplan oder einen Modilisirungsplan gezeichnet, ich habe auch niemals von einem Ko», zeiitrirungsplan und von der Vertheilung der Trnppen auf die De partements Kenntniß gehabt. Man muß sich darüber verständigen, was cs heißt, die Konzcnkrirung in ihren großen Zügen kennen und die Konzentrirung in den Departements kennen. Ich behaupte, daß ich de» Konzeiitrirniigspla» in den Details nicht kannte. Was die Thatsachm aiilaiigt, über die man Sic gestern hier unterhalten hat» ö ist auch nicht eine genau, es sind Nichts als Argumentationen!" Bewegung). In, weiteren Verlauf der Verhandlungen wird der Unter- üchungsrichter Bertulus als Zeuge vernommen. Bertulus erzählt, daß er dem Kommandaiilen Ravary erklärte, cs sei nothwendig fest zustellen, daß das „Petit Bleu" eine Fälschung gewesen wäre und daß diese Picquart zuznschreibe» sei; doch sei sein Nach nicht befolgt worden. Bertulus wiederholt dann seine vor de», Kassationshose abgegebene» Erklärungen, legt oar, wie Picquart sein Vertrauen ge wann und Esterhazy, sowie du Paty de Clam denuuzirte. Der Zeuge berichiet dann ausführlich über den Verlauf seiner Untersuchung und chitderl den erschütternden Austtitt, der sich in feinem Kabiuet mit Henry abspieltc. (Die Wittwe Henry's scheint durch diese Schilderung ehr erregt zu sein.) Bertulus erzählt, wie Henry zu ihm kam, »in verschiedene Dokumente zu holen. Er (Bertulus) habe Henry dann gewisse Schriftstücke gezeigt, welche für Esterhazy und du Paty de Elan, belastend gewesen seien, und andere Schriftstücke, welche den Glaube» erwecken konnten, daß Henry der Mitschuldige Esterhazy's ei. Henry habe hierauf in größter Aufregung und weinend ihn Bertulus) flehentlich gebeten, ihn zn reiten, und hinzugefügt, daß Esterhazy ein Bandit sei. „Ich sagte da»» zu Henry," so erzählt Bertulus weiter, „Esterhazy ist also der Urheber des Bordereaus? worauf Henry nicht Ja und nicht Nein sagte und sich damit begnügt«, zu " erwidern: „Dringen Sie nicht weiter in mich, die Ehre des Hee"s ist wichtiger als alles Andere." BerlulnS versichert am Schlüsse seiner Aussage energisch, daß er au die Unschuld Drcysus' glaube. (Sensation.) Er behauptet ferner, daß das Bordereau in drei Stücke, nicht in viele kleine Stücke zerrissen war. Die Unschuld Drcysus', erklärt Bertulus weiter, gehe aus den Schriftstücke» hervor, die er gesehen habe» aber besonders habe,ihn stutzig gemacht, daß kein Motiv erk.nnbar sei, welches Dreyfus hätte bewegen können» das Verbrechen zu begehen. Es gebe aber kein Verbreche» ohne Motiv (Sensation). „Ich wußte, welche» empörenden Verleumdungen, welchen Verfolgungen ich mich aussetzte, als ich die Wahrheit aus- decktc. Monate lang war ich ganz allein gegen meine Vorgesetzten und den Generalstab — aber mein Richtergewisse» hielt mich auf recht." Bertulus schließt seine eiustündigc Aussage, die »icht auf den Saal allein, sonder» sogar auf die Richter starken Eindruck macht, mit dieser Erklärung: „DaS Höchst« Gericht hat letztstellig und cndgiltig geurlheilt, daß dar Begleitschreiben nicht von Dreyfus und daß es von Esterhazy ist. Dieses Urlheil aller Berufsrichter, nach langer eingehendster Untersuchung geschöpft, ist souverän. Niemand darf sich dagegen anslehnc». Meine tiefe und unerschütterlich« Ueberzengung ist, daß Dreyfus unschuldig ist. und ich habe noch nichts gehört, was auch nur ei» Anfang vom Beweis des GegcntheilS ist." Um 9 Uhr 30 Minuten tritt eine viertelstündige Panse ein. Nach Wiederaufnahme der Sitzung nimmt Frau Henry, welche »eben Bertulus hingetrcten ist, abermals das Wort und erklärt: „A» jenem Abend, als mein Mann mir erzählte, er sei von BertulnS in liebenswürdiger Weise empfangen worden, drückte ich ihm gegen- über Zweifel aus an der Aufrichtigkeit des Untersuchungsrichters. Ich sagte zu meine». Manne: „Ich fürchte, sein Kuß war ein Judas kuß!" (Lebhafte Bewegung im Saale.) Nun ich habe mich nicht getäuscht, dieser Mensch ist ei» Judas, wie ich vorauSahnte." (Große Aufregung im Zuhörerraum.) Sodann erklärt die Zeugin es für falsch, daß alle mit dem Bordereau gleichzeitig eingelaufrnen Schrift stücke zerrissen waren. Es seien oft unzerriffene Briese cingelaufen; die Behauptung Bertulus', daß Alles zerrissen eingelaufen sei, wäre falsch. (Andauernde Bewegung im Auditorium.) Bertulus erklärt, er wolle einer Frau nichts darauf erwidern, worauf die Zeugin in höchster Wnth antworte!: „Hier handelt es sich nicht um eine Fra»; ich spreche im Namen des Oberst Henry!" (Lebhafte Bewegung.) * * * Wie aus Paris gemeldet wird, soll daselbst der Ausgang des Prozesses für zweifelhaft gehalten werden. Die Stimmung der bretonischrn Bevölkerung sowie in Ossizierskceiseii sei durchweg Dreyfus feindlich, die Mitglieder des Kriegsgerichts seien keineswegs von der Unschuld des Angeklagten überzeugt. * * * Heule wurden uns folgende, die Dreysus-Afsaire betreffenden Einzelheiten übermittelt: Paris, 18. August. Der „Figaro" veröffentlicht ein Telegramm vvn Panizzardi, welches derselbe aus Nom dem Blatte zugesandt hat. Das Telegramm lautet: „Im Interesse der Wahr heit bitte ich Sie zn veröfsenllichcn: Obgleich General Noget bei seinen gestrigen Aussagen erklärt hat, daß ich an Neßman» cinen Bericht gesandt habe, worin ich erklä.t hätte, daß Drcysus mit dem Obersten v. Schwartzkoppen in Beziehungen gestände» habe, so versichere ich, daß ein solcher Bericht niemals cxistin und das; eine diesbezüg liche Erkärung mcinerscils ebenfalls niemals bestanden hat. Ich er fuhr dcn Namcn DreyfnS erst nach dessen Verhaftung, was ich auf Svldalcnelr und als Ehrenmann nochmals wiederhole!" Nett!> eö, 18. August. Da in der letzten Sitzung des Kriegs- gerichls einige Lfnzieie im Znschanerraum anlisemilischc Reden geführt haben, riclsüaie der Kommandeur von Neunes, das; von jetzt ab L'sizicrc dc» Lriegrgerichtssitznngen weder in Uniform »och in Ei.il beiwvhuc» dnrscn. Ne »irres, >6. August. Lnbori machte gestern, aus de» Arm seiner Gattin aestükt. i» Benlcituna seines Frenndes Professor vr. Basch »inen Spaziergang durch den Garten. Abend- fand «W Unterredung zwischen Laborl, Demange und Mornad statt. Itmfchau im Lattde. — «am««-. Hcute Morgen kurz nach '/z8 Uhr brach in deuitt der Fra« Schlegel gehörigen Wohnhaus« im Herren thale Feuer au-, wodurch der größte Theil de» Dachstuhles vernichtet wurde. Leider ist dabei da» Enkelkind derselben, ein vierjähriges Mädchen, in de« Flammen umgekommen. Die Besitzerin hatte sich vorher vo» dem Hause auf kurze Zeit entfernt, während das Kind noch schlief. Auf welche Weise inzwischen der Brand entstand, entzieht sich noch der Beurtheilung. Doch war cs Hinzueilende», da die Hausthür ver» schlossen war, nicht mehr möglich, in die obere» Räume zu gelange« und da» Kind zu retten. Dasselbe wurde später, mit Brandwunde« bedeckt, unter den Trümmern aus seinem Bettchen hervorgezogen.' Auch die Mutter des Kindes, welche bei dcn Kamenzer Wollwerke« in Arbeit steht, sowie die übrigen Hausbewohner waren abwesend. Des Feuers wurde man sehr bald Herr. "Auch das Mobiliar wurde größtenthcils gerettet. — Riesa. Nachgerade zu einer Landplage sind die Zigmmr im benachbarten Bvritz geworden, besonders seit vorigem Jahre, wo eines ihrer Kinder ans dem dortigen Friedhof beerdigt wurde. Bereit» vier Mal seit Ostern haben sie, jedes Mal mehrere Tage, dort kampirt und auch schon ihr Wiederkominen zum Lorenzmarkte in Aussicht gestellt. Es ist unerklärlich, daß man dem Treiben dieser Leute, die wohl einen Gewerbeschein haben, aber nie ei» Gewerbe ausübcn, »icht einmal ein Ende macht und daß man es duldet, daß sie mitten in den Dörfern ii» Freien nächtigen, die Häuser abbettel», die Feldsrüchte stehlen und ihre Kinder gänzlich ohne Schulunterricht wie die Wilden auf wachsen lassen. — Planen i. B. In einer Bodenkammer des Ecke der Schulze Delitzsch- und Lettesträße gelegenen, Herrn Friedrich Eichler.Matcrial- und Delikatcssciigcschäftsinhaber gehörigen Hauses entstand am Donnerstag Vormittags gegen ^11 Uhr Feuer. E» verbreitete sich »ach und nach über den gesammtcn Dachstuhl, so daß dieser vollständig vernichtet wurde. Eine Gefahr für die Nachbarhäuser war, dank unserer vorzügliche» Löscheinrichtungen, nicht vorhanden. Zur Bekämpfung des Feuers waren die nächstgelegenen Fenermelde- stelle» alarmiert worden, welche auch genügten, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. In Gefahr zu verbrenne» kamen hierbei zwei kleine, noch »icht schulpflichlige Kinder, deren Mutter Wege zn be sorgen und die Kinder eingeschloffen hatte. Die Kinder wurden von hilfsbereiten Nachbarn mittels Anlegen einer langen Leiter von außen gerettet. Die Löschmannschaften rückten gegen 1 Uhr u> ler Zurück lassung einer Feuerwache vom Brandplatze ab. B m Stürmen wurde abgesehen, dagegen hatte der Thürmer auf der Ostseite des ThurmeS eine rothe Fahne aufgestcckt. — Der im Jahre 1870 in Bockwa bei Zwickau geborene, in Plauen in Arbeit stehende und daselbst Pforten straße wohnhafte ledige Steinmetz und Handarbeiter Eduard Helbig hat in der Nähe des großer Wehres eine» Selbstmordversuch gemacht. Er hat sich mit einem Taschenmesser je cinen tiefen Schnitt i» die Kehle und in das Hanvgelenk beigebracht und ist dann zwischen dem großen Wehre und der Badeanstalt des BadevereinS in die an dieser Stelle mindestens drei Meter tiefe Elster gesprungen. Der des Schwimmens kundige Mann schwamm auf dic Zarufe sciner Arbeils- genossen, die am Zufülle» des provisorischen Mühlgrabens beschäftigt find, a»S Ufer und kam wieder ans Land. — PerlaS. Der bekannte Otternsänger und Schlaugeukundige Rindfleisch, der übrigens die übertriebene und künstlich durch thörichte Berichte genährte Furcht vor Kreuzotter» durchaus nicht thcilt, hat auf die in die Blätter gebrachte Nachricht, daß es in Pcrlas, Buch, Eich u. s. w. schrecklich viele Kreuzottern geben solle, vergangenen, Sonnabend diese Gegend einmal durchstreift, hat aber keine einzige Kreuzotter finden können. Nur zwei große Ringelnattern lagen an einer Stelle, welche ihm ein Mann zeigte, als dcn Platz, wo cS so viele Kreuzottern geben sollte. Aber große Menge» von Blindschleichen giebt es an dcn Waldwegen. Diese armen harmlose» Thierchen werden nun erbarmungslos als Kreuzotter» todtgeschlagc», denn 14 Stück davon fand er zerstückelt nmherliege». — Kloschwitz. Ai» M ttwoch Nachmittag, als das schwere Gewitter auflrat, waren die Leute des Rittergutes mit der Ernte beschäftigt. Sic flüchteten bei Ansbruch des Gewitters in die nahe gelegene Mühle zu Kloschwitz unter einen Schuppen im Hof. Ob gleich ihnen geboten war, Sensen und Sicheln wcgzulegen, thalen sie es nicht. Kaum waren sie nntrrgctreten, so fuhr ein Strahl mitten in den Hof» »ach allen Seiten Feucrgarben auswerseud. Die Frau Müller Fasmaii», die im Hose stand, sowie ei» Arbeilsmädchen von dcn Erntcarbeitern wurden von einem der vielgetheilten Strahlen gestreift, ohne daß cS ihnen jedoch wesentlich geschadet hätte. Rings um die Mühle stehen hohe Bäume und Hohe Gebäude; das Gehöft selbst ist sehr klein. Daß sämmtliche Leute vor Schreck fast erstarrt Ware», läßt sich denken — Schöttberg. Ueber die Ergreifung der Gauner, welche am Montag früh in Zwickers Gasthof „Zur Lonne" in Schönberg am Kapelleuberg eingebroche» waren, werden noch folgende Einzel heiten bekannt: Tie drei Spitzbuben wvhuten zur Miethe in einem unweit der bekannte» Gastwirthschast „Antonicnhöhe" gelegenen ver steckten Häuschen. Hierselbst schliefen sie am Tage nach dem Ein brüche vorsichtshalber im Keller den ganze» Tag. jedenfalls infolge des flaschcnweise genossenen gestohlenen Alkohols. Am Dienstag Vormittag suchten sie dann i» der „Unlercn Stöckermühle" (East- wirthschaft) die gestohlenen ausländische» Zigarre» anzubringen. Bei dieser Gelegenheit bemerkte der dort zufällig als Gast anwesende Neichsrathsabgevrdnete Jro, daß einem der Diebe eine sogenannte „Platzzigarette" entfiel, ei» Umstand, der Herrn Jro zur sofortige» Anzeige in Jranzensbad und Eger veranlaßle. Dieselben Platz» zigarelten waren nämlich bei Herrn Zwicker gestohlen worden. Die Franzensbader Polizei fahndete sofort auf die Diebe und fand zwei derseldcn alsbald i» FrauzenSdcid, wo sie i» einem Gartenrestaurant nach der „Arbeit" sich gütlich thaten. Hatten die Gauner vom Montag auf den Dienstag doch wieder in Untcrlohma „gearbeitet", d. h. gestohlen. Bei der Verhaftung eutipann, sich nun zwischen de» Polizeiorganen und dcn Einbrechern ei» wüthrnder Kampf. Messe« und Seitengewehre waren hüben und drüben in Thätigteit. Einem der Diebe gelang cs, zu entfliehe». Der andere Einbrecher, ein sehr stämmiger Mcnsih, stach wie rasend um sich und versetzte einem Schutzmann fünf gefährliche Messerstiche. Der Unhold wäre noch entwischt, wenn nicht hinznkommeude Privatleute ihn mit nicdcrge- risse» und mit gefesselt hätten. Im Laufe des Dienstags fing man »och tcn zweiten Einbrecher. Der dritte Genosse, Namens Breydt, der in Fraiizensbad »icht mit zechte, wurde in der obcngedachten Wohnung in der folgenden Nacht aus dem Bette weg verhaftet. De«, schwerverletzte Schutzmau» wurde sofort dem Egerer Krankenhaus zu geführt. Erwähnt fei »och, daß das gestohlene Geld von Schänder- noch vollständig bei den Tieben vorgefunden wurde, ebenso 100 Gulden baar ; über die gestohlene» Zigarren verweigern die Verbrecher jede Auskunft. Nachträglich wird bekannt, daß die Gauner schon mehrere Nächte vor dem Einbrüche in Schönberg verdächtig herumgeschlichen sind»
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