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!l,, Tagevlatt. Erschrint irden Wochentag stütz Uhr. Inserate wer den bi« Nachmittags Z Ubr für die nächst- rrfcheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger N - gespalten» Zrite oder deren Naum mit S Pf,' berechnet. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. M Mittwoch, den 24. April. 1861. Die Handwerke in Sachsen. (Schluß.) Das Zahlcnvcrhältniß des Hilfspersonals zu den Meistern gicbt einen Maßstab ab für das Gedeihen des Gewerbes. In Sachsen ist dieses Verhältniß ein günstigeres als in vielen anderen dculschen Staaten. Das liegt nicht an der Zunftverfassung, denn die anderen Zunflländer, wie Kurhesscn, haben ungünstigere Ver hältnisse und weniger Hilfspersonal, und in Preußen hat gerade in der Periode unbedingter Gewerbefreiheit das Hilfspersonal sich vermehrt. Die Gcwerbefreiheit hat also in Preußen nicht zur Folge gehabt, daß Niemand Gesell bleiben und Alles Meister sein will. In der gewerbesreihcitlichen Nheinpfalz ist das Verhältniß des Hilfspersonals zu den Meistern sehr klein und letztere befinden sich ganz wohl; in Kurhessen, wo das strengste Zunftwesen waltet, gelaugt ein Handwerker erst dann zu einigem Wohlstände, wenn er zwei Gesellen und einen Lehrling hat. Das wäre für Sachsen durchschnittlich zu viel. In Sachsen ist die Zahl der Meister (wenigstens für die meisten Handwerke) und des gesammten Hilfspersonals verhällnißmäßig ain geringsten im Regierungsbezirk Zwickau, dann folgt die Ober lausitz, welche indeß die meisten Fleischer, Schuhmacher, Beutler, Hutmacher, Maurer, Tischler, Töpfer, Stellmacher, Böttcher, Seiler, Schmiede und Schlosser hat. Am günstigsten sind die Zahlenverhält nisse der Meister und Hilsspersoncn im Leipziger, nächstdem im Dresdner Regierungsbezirke. Auf dem Lande ist trotz des Gesetzes von 1840 der Gewerbe betrieb noch verhällnißmäßig unbedeutend, namentlich die Zahl des Hilfspersonals gering. Dicht verbreitet sind auf dem Lande nnr EMr, Fleischer, Schneider, Schuhmacher, Schmiede, Stellmacher .W Tischler. -'^Wie schon oben bemerkt, sind die meisten Gewerbe in den meisten Städten ihrer Mcisterzahl nach hinter dem WachSthum der Bevölkerung zum Theil sehr erheblich zurückgeblieben. Zum Theil liegt das an der Gesetzgebung von 184b, welche den Gewerbe betrieb auf dem Lande erweiterte. Namentlich sind in den sehr rasch anwachsenden Städten Zwickau, Meerane, Glauchau, Reichen bach, Crimmitzschau, Werdau, auch — von Buchbindern und Bau- Handwerkern abgesehen — in Dresden, Leipzig und Chemnitz alle Localgewerbe sehr hinter dem Wachsthum der Bevölkerung zurück geblieben. Weniger zeigt sich das Verhältniß in den langsamer wachsenden Städten, und in einigen derselben mit vorwiegend wohl habender landwirthschaftlicher Umgebung, wie Döbeln, Meißen, Pirna, Grimma, Oschatz, ist sogar eine relative Vermehrung der Handwerker eingetreten. Einige Notizen über einzelne sächsische Innungen werden hier nicht unwillkommen sein. Die. Bäcker bilden geschlossene Innungen mit Bankgerechtig keit in Leipzig, Bautzen, Zittau, Löbau, Kamenz, Meißen, Pirna, Neustadt, Oelsnitz, Bischofswerda, Königsbrück, Bernstadt, Ostritz. In nur wenigen Städten ist die "Bäckerei im Verhältniß zur Be völkerung gestiegen, so in Chemnitz, Annaberg, Frankenberg, Roß wein, PulSnitz. ' Die städtischen Barbiere haben in Dresden (seit 1850: 24) Leipzig, Zittau, Bautzen, Freiberg, Löbau und Schneeberg, Real gerechtigkeit. Aber anch, wo dieser Zwang nicht herrscht, hat ihre Zahl sich nicht sehr vermehrt. Die Beutler und Handschuhmacher, wie die Böttcher sind zurückgegangeu, jene durch Concurrenz der Mannfacturen' diese durch die Böttchereien aus dem Lande und in Brauereien^ durch die Anwendung von Metallgefäßen und durch Verminderung des Weinschanks. Das Buchbindergewerbe dagegen hat sich seit 50 Jahren entschieden gehoben, namentlich in Leipzig. Die Drechsler sind in den meisten Städten (auch in Dres den) hinter der Volkszahl zurückgeblieben, in einigen Städten haben sie sich dagegen vermehrt, doch mehr nach der Seite des Handels hin. Die Färber haben sich nur in den vorzugsweise der Bunt weberei gewidmeten Orten, wie Chemnitz, Glauchau, Meerane, Annaberg bedeutend gehoben, überall sonst sehr gemindert. Die Fleischerei beruht in mehr als 30 Städten auf dem Besitze einer Bank. In Freiberg ist die große Zahl dieser Bänke meist nicht erfüllt, in Dresden und Zittau reicht deren Zahl nicht anS^ Die Friseure haben seit 1810 mit der Mode gewaltig ab genommen. Auch das städtische Handwerk der Gerber ist im Rückgänge (außer in Döbeln, Werdau, Lößnitz, Chemnitz). Die Glaser als Baugewerbtreibende haben nur in den sich vergrößernden Städten zngenommen. Die Gold- und Silberarbeiter sind (selbst in Dresden und Leipzig) unter der Concurrenz des Handels mit Fabrikarbeiten erheblich in Abnahme. Die Hutmacher leiden unter Fabrikbetrieb und Mode, sie gehen am entschiedenste» zurück in Bautzen und Zittau. Die Klempner gehören zu den blühendsten Gewerben der Gegenwart, theils als Baugewerbe, theils wegen des vermehrten Gebrauchs von Lampen. Die Korbmacher haben nur in Dresden, Leipzig, Glauchau und Zwenkau Innungen. Anch ihr Gewerbe gehört jetzt zu den blühendsten. Das Kürschnergewerbe ist, mit Ausnahme von Leipzig, im Rückgänge. In den Maurer- und Zimmergewerben werden die meisten Gesellen und Lehrlinge beschäftigt, die Meistcrzahl ist ver- hältnißmäßig geringer, als anderwärts in Dcntschland. Die Messerschmiede verfertigen in Dresden und Leipzig auch chirurgische Instrumente; hier ist wenigstens das Gesellenver- hältniß nicht ungünstig. Im Allgemeinen weicht dies Gewerbe der Fabrikconcurrenz. Die Nadler kennzeichnet schon die Minderzahl von Gesellen und Lehrlingen als ein Handelsgewcrbe, mit Ausnahme Dresden«, wo — wegen der Drahlstechtarbeiten — ein günstigeres Verhält- niß stattfindet. )