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revolutionäre Katastrophe, welche ihn zur Flucht an» seinen Staaten gönöthjgb, und die providentielle Hülses die ihn wieder zurückge- führt, <yttgcffen hat." Und der Vertreter dks Kaisers bei der Kö nigin Isabella fügte bei: „Der erste Herr Staatssekretär denkt, daß dieser Vorschlag von der gesunden und ruhigen Einsicht der wahren HtterMn- des Heiligen Stuhls eingeflößt'ist, und daß dcr- UbK daK tziiMgs- Mittel darbietet, um, ohne unbedingt das auf zuopfern, was bereits verloren ist, die Provinzen, welche noch unter der Herrschaft des Heiligen Stuhls stehen, und mit ihnen vielleicht die weltliche Macht des Papstes vor der Revolution zu retten." Dasselbe Gefühl sprach sich in Lissabon aus, und der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hl. Casal Ribeiro, antwortete, daß, „da leider der Papst diese Zugeständnisse von sich weise, man die Dinge eben ihren Gang gehen lassen müsse." X. Das war die Sprache der Diplomatie der katholischen Nationen. Wien, Neapel, Madrid und Lissabon traten der Idee Frankreichs bei. An diesen Höfen, die man nicht beschuldigen wird, unter fran zösischem Einfluss« zu stehen- beurtheilte'mau die'Lage, wie wir selbst sie beurthcilen, und inan trat der Transactionspolitik bei, deren sämmtliche HülfSmittel das Cabinet der Tuilerien der Reihe nach erschöpfte. In diesem Augenblicke nahmen die AufreizungSoersuche, die in Frankreich im Namen der Religion, aber in der That unter dem Antrieb und im Interesse der Politik gcmachi wurden, an Heftigkeit zu. Ma» coalisirte unter der Larve der Frömmigkeit zwischen den Söhnen Voltaire's und den Söhnen der Kreuzfahrer. Heftige Pamphlete griffen die Absichten und das Verhalten der Regierung an; einige Bischöfe, durch ihren eifrigen Glauben getäuscht, ließen sich von der Bewegung mit fortreiße», und der bis nach Rom ge langende Widerhall all dieses Lärmens tonnte dort wohl den Ge danke» an eine Erhebung der öffentlichen Meinung erwecken. Man machte sich so falsche Vorstellungen, daß man sich einbildcte, der Kaiser stehe allein in Frankreich und habe alle Gewissen gegen sich erbittert. Dieses hintertistigerweise untcrhaltene Gefühl mußte viel zu der Schroffheit beitragen, mit der man im Vatican den von allen katholischen Mächten beistimmend empfangenen Vorschlag ent- gegcunahm. Folgendes ist die merkwürdige Antwort des Cardinals Anto nelli auf die Eröffnungen des Herzogs v. Gramont; sie befindet sich in einer Depesche vom 14. April: „Der römische Stuhl wird keinem Protokolle seine Zustimmung crtheilen, das ibm nicht die Zurückerstattung der Romagna znstchert; er besteht darauf, bis zu diesem Zeitpunkte die Ausführung der von dem Heiligen Vater zu gegebenen Reformen hinauszuschiebcn; sein unerschütterlicher Ent schluß ist, niemals für die unter seiner Herrschaft verbliebenen Staaten eine Garantie anzunchmen, weil dies in seinen Augen einen Unterschied zwischen diesen Staaten und denen, die ihm ge raubt worden, anerkennen hieße. Der Papst weist das System einer in da« große Buck der Staaten eingeschriebenen Rente zurück; er würde sich nur zu einem Abkommen verstehen, welches die Form einer Bestätigung alter, aus den erledigten Bencficien erhobener kanonischer Gebühren hätte; was die zu leistende Hülfe an Truppen anbetrifft, so zieht der Heilige Stuhl eS vor, daß es ihm frei- gestellt bleibe, seine Truppen selbst anzuwcrben." Alle Versöhnungsversuche scheiterten also an diesem, durch eine so falsche Auffassung des Zustandes von Frankreich erregten und ermuthigtcn Widerstande. Cardinal Antonelli hatte übrigen« Hrn. v. Gramont in ciuer Unterhaltung, deren Einzelheiten in einer De pesche uusers Gesandten enthalten sind, erklärt: „Der Papst wird sich niemals auf einen Vergleich einlaffeu". Also kein Vergleich! Das war das letzte Wort dieser, den unheilvolle» und antifranzß- sische», dnrch die erleuchtete Wachsamkeit dcö Hrn. v. Gramont dargelegten Einflüssen blind unterworfenen Politik. XI. So hatte denn der römische Hof alle« verweigert; er hatte die Statthalterschaft über die Romagna als einen Angriff auf seine Souvcränctät zurückgewiese», während dieselbe in dieser Provinz schon nicht mehr vorhanden war; er hatte die Gesammtbürgschasr der katholischen Mächte für,die Integrität deS Gebiets-, da« iM noch nach dem Kriege geblieben war, von sich gewiesen ; er hatte daS Anerbieten eine« frommen Tribut« aller Fürsten, welche die geistliche Oberhoheit des Papste« anerkennen, fast al« eine DenA thigung verworfen; er hatte den Antrag einer von allen dem Hei ligen Stuhle getreuen Nationen bestellten Wache znrückgtstvtzeii. Welche« sollte nun- die Haltung deö römischen Hofs kein? Wollte er müßiger Zuschauer der Ereignisse bleiben, di« sich in Italien überstürzten? Wollte! er gottergeben und in der Hofftälng, daß die Stunde der Vergeltung kommen werde, den Ereignissen zusbhE Das.hätte man begreifen könaem E« lieg« in der Entsagung -enk de« römischen Stuhls, den sie gleichsam durch ihre Unabhängigkeit bedrohten, förmlich ei«. Hier sehen mit nuntrecht, wie weit die. großmüthige Mäßigung im Rathgeben und.'die Treue in der Ein gebung geben kann. Die Ereignisse drängten sich in Mittelitalien, neue Gewalten bilden sich, die Empörung bedroht Neapel und! breitet, sich übev Sicilien au«; was wird nun in diesen Ereignisse«, die- Haltung'-, der französischen Diplomatie sei»? Welchen selbstständigen Ent schluß wird der römische Hof aus der Nothwcndigkcit des Augen blicks und ans den Traditionen seiner Herrschaft entnehmen? Die Akten dieses große» Prozesses liege» de» Kammern vor; ihr Zeugniß werden wir anrnfen, denn dasselbe hat die Sicherheit und die Au torität der Geschichte. , - . Am 26. Februar 1860 erneuerte Herr Tbouvenel dnrch die Vermittelung deHHrn. v. Grammont den Vorschlag, durch Europa die Staate» des Heiligen Vaters garantiren zu lassen, unters der Bedingung eines in der Romagna zu errichtenden Vicariats, und er fügte dieser Eröffnung folgende für den Papst, an den er sie richtete, so würdigen Worte bei: „Selbst wenn der Papst in diesem Auswege ein theilweiseö Aufgeben feiner SouveränetätSrechte erblickt, würde er dann nickt «in« hinreichende Entschädigung in dem Gedanken finden, der für das Herz kessen, welcher gleichzeitig Vater und Herrscher ist, eben falls seinen Werth haben muß, in dem Gedanken nämlich, daß er mächtig zur Wiederherstellung der Ruhe in Italien, zur Beschwich tigung der Gewissen, zur Besänftigung der Gemüther beigetragen hatte, die überall in Europa durch die Fortdauer eiucr Krisis er schreckt sind, welcher man so vieler und so hoher Interessen wegen «in. Ende machen muß ?" Um sich von der Aufrichtigkeit zu überzeugen, mit welcher die Kaiserliche Negierung eine die weltliche Autorität des Papstes ent haltende Lösung erstrebte, muß man sehen, mit welcher Energie Lie französische Diplomatie das tnriner Cabinet zu dem Geiste eines weisen Ahkommen zurückzuführcn suchte. Zu derselben Zeit, wo sic sich bestrebte, Nom von der Nothwcndigkcit der Loucessiouen zu überzeu gen, suchte sie die Regierung Victor Emanuels dazu zu vermögen, nur die Vertreterin des Papstes in der Romagna zu sein. In einer am 22. Februar 1860 an Baron Tallcyrand gerichteten bemerkcus- werthcn Depesche dringt Herr Thouvcnel in den bestimmtesten Aus drücke», in Herrn v. Cavour, diesem Auskunftsmittel seine Zustim mung zu geben, und erklärt ihm geradezu, in de» gemessensten Ausdrücken, daß, wenn Sardinien sich weigere, cs für seinen Ent schluß verantwortlich sein werde und nicht mehr in den Eventua litäten, welche seine Weigerung Hervorrufen dürfte, auf Frankreich zählen könne. Abermals sollte von Rom der Widerstand gegen so ehrlich gemeinte und so vernünftige Vorschläge kommen. Das Tuilcrien- Cabinet verliert den Muth nicht. Daö Vicariat wird als eine Beleidigung zurückgewiese». Der Kaiser legt nun dem römischen Stuhl zur Annahme eine neue Lösung vor, welche Hr. Thouvcnel allen.katholischen Höfen mittheilen soll, und die in der Depesche vom 8. April folgendermaßen zusammeugefaßt ist. „Organisation mit Ausschluß einer französisch«« oder österrei- chischvn Intervention, eines Armeecorps, das bestimmt ist, über die Aufrechthaltung der Ordnung m Rom zu wachen; Subsidicn, welche dem,.Papst von den katholischen Mächten geleistet werden sollen; endlich'Promulgation der bereits von Sr. Heiligkeit genehmigten Reformen in den römischen Staaten." In diesem Schutz lag mehr als eine der Schwäche dargcbotene Hülse ; eö war eine der altehrwürdigen Größe des römischen Stuhls Largebrachte Huldigung; es war eine neue Hingebung der katho lischen Welt an die weltlichen Geschicke der Kirche. Der besondere Charakter dieses ProtcctvratS hob gerade das Ehrenvolle desselben füt das Päpstthum hervor. Für welche andere Macht hätten die kMplischc». Nationen solch« Pflichten übernommen , al« für den Fffrstest» Ler. die Seelen im Namen Gottes beherrscht und dessen - Händ'!sich,,.segnend über die Erde ausbreitet? Italien war dann Lersthms. .Pie italienischen Einheitsbestrcbungen, deren Forderungen RkMocdr.öhen, waren definitiv gehemmt, und das Päpstthum ging gteM dstrch die Ergebenheit der Völker und gestärkt durch ihre AnhävgliHM au dieser für dasselbe so gefährlichen Krists hervor. AW"vqMMn. es die katholischen Mächte. HM- P. Rechherg crtMte im Namen seines Hofts eure so,zu- stlMstkM .AtttWort;^ Thpuvcnel am 23. April zu Marquis Le Mötistier-fügest Hege,.Pas. vertraue»,..daß e« nur leicht, wäre^ UN- M, dem wiener Hofe zm verständigen." Der neapAanifktze Mist'McM sein. Herr sei bereit» diesen Ent- schließnngen betMeten.^ Hr, Barrots franzofischcr Gesandter in Spanien, 'berichtete in seiner- Depesche vom 2. April über die Antwort des Hofes vou Madrid:., „Hr. CollanteL stellt die Hart näckigkeit di:« , Heiligen Vater« nicht, in Abrede-, per, seitdem, er wieder -aufs seMn, Thr on «istgeW^N, die LHrtz». voiz. 184.8, di«