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Gefahr für denselben, wird vor allen andern dem Könige von 'Preußen, dem Herrlichsten und Gewaltigsten im Vaterland« zu« aemuthet, und alle, die von Gott nicht mit Blindheit geschlagen sind, können in dem Könige von Preußen nur den Haller und Retter Deutschlands und seinen künftigen Herrn sehen. Nun kommt, wie eben der Tag steht, Oesterreich, welches Deutschlands Ehre und Macht drei Jahrhunderte verzettelt und verschleppt bat, mit seinen alten Listen heran, und will es wieder ins Schlepptau neh men. Es schleicht und windet sich unter uns, und auch hier in Lieser Reichsversammlung wie eine Blindschleiche, und sammelt eine Menge kleiner Schlangen um sich, ja selbst — zum Zeichen, was «S will, nämlich schwächen und verwirren — alles radicale und socialistische und communistische Ungeziefer, die nur eine schwache und elende Regierung, ein wacklichtes Direktorium rc. vieler wollen, bei dessen Entstehung und Leitung die rothe Republik endlich eine Unvermeidlichkeit sein würde. So zettelt und ködert Oesterreich mit allen sein<n. . .*), deren seine gerührige Thätigkeit viele zu fangen und abzurichten verstanden hat, zu dem alten Staatenbunde zurück, sucht alles zu verwirren, entzweien und zu verschleppen und zettelt draußen und drinnen mit den Eabineten. — O die armen deutschen Könige und Fürsten, die sich von seinen Künsten und Zuflüsterungen erschrecken und bethören lassen, wissen nicht, was sie thnn! Wenn sie nicht Starkes machen Helsen, wenn sie nicht einen starken Kaiser neben und über sich machen, so wird der rothe Abgrund sie un vermeidlich verschlingen. Ja, erhabenster König und Herr, groß ist die Gefahr des Augenblicks, aber herrlich ist auch der Preis, der dem Muthe winkt. Dir bleibt keine Mitte mehr, wage voll und ganz deutsch zu sein; wage Retter und Halter deS deutschen Vaterlandes zu werden; wage alle seine Gefahren zu theilen, zu nehmen und zu überneh men; wage ganz mit dem Bateclande zu stehen und Du wirst stehen und bestehen. Mit diesem Muth, mit seinem Muth, wodurch Dein Vater weiland aus schwersten Nöthen und Gefahren errettete, und zu Glanz und Ruhm wieder aufgerichtet ist, segne Dich Gott! In diesem königlichen Muthe halte fest an Deinem königlichen Wort und kühnen Entschlüssen! Jedes Weichen wäre Verderben. Muth und Hochherzigkeit und die stolze jeder Gefahr die leuchtende Stirn bietende Majestät, wird Deine eigenen Getreuen ermulhige« und stärken bis in den Tod und Dir die Herzen Deutschlands ge winnen ! In der Größe des. . .**), in dem Glanze des Hohen wird der kleinliche Jammer untergehen, und selbst der radicale und socialistische Jammer und Unsinn wird sich in dem Edlen und Hohen vernichtet fühlen. Die- mußte mein Herz meinem Könige auS- sprechen. Dieses Herz klingt und spricht hier nur aus den Herzen vieler getreuesten und redlichsten Preußen und Deutschen, di- hier neben mir sitzen und kämpfen. Ich habe diese Worte nur mit An dacht und Gebet niedergeschrieben, unter allen höchsten Bildern und Erinnerungen der Vergangenheit und Gegenwart. Gottes Wille geschehe! und er wird geschehen auf Erden und im Himmel. Gott schirme und behüte und erhebe mein Vaterland und meinen König. Meines allergnädigsten und allerfreundlichsten Königs und Herrn in deutscher Treue allergetreuester und allerunterthänigster , Ernst Moritz Arndt, Professor in Bonn und Reichstagsmann für den Kreis Solingen. Geschrieben in der alten Kaiserstadt Frankfurt a. M. am 3. deS Lenzmonats 1849, meines Lebensalters im achtzigsten Jahre. Antwort des Königs. Den 18. März 1849. Sie haben mir, mein lieber werther Moritz Arndt, im achtzigsten Jahre aus weiland des römischen Reiches Wahlstatt Frauksurt a. M. einen jugendlich frischen Brief geschrieben, den ich zwar in aller Eile, aber nicht ungründlich zu beantworten gedenke. Zuvörderst Dank au« Fülle meines Herzens, denn das ist ein rechter und echter deutscher Mann, der mir schreibt. Mit einem solchen, der der Geschichte seines Vaterlandes Ehre giebt, und gelernt hat, was ein deutscher Fürst ist, kann ich von Herz zu Herz, von Kopf zu Kops reden. Verstehen Sie mich recht; weil das Obengesagte keine leere Phrase bei mir ist, darum antworte ich Ihnen, ja antworte Ihnen mit Freuden, wenn ich auch nicht annehmen darf, daß die Antwort meinem alten lieben Arndt Freude machen wird. Der Eingang Ihres Brieses ist schön, wie der ganze Bries. Um deS Gewissens willen sage ich Ihnen, daß ich denselben „ge- theilt" verstehe, d. h., daß auch Sie, wie ich selbst, meinen und wissen, daß man zu Gott allein beten, den König aber nur bitten darf. . „ . Nun, Sie bitten ihn, er soll eine ihm „gebotene Krone" annrhmen l Hier verlangt eS jede- Alter, da« mehr denn vierzehn „ ,Unleserliche« Wort tn der Abschrift de« Briefe«, welche dem BoltS- blatt für Stadt und Sand vorlag. ") Unleserliches in der genannten Abschrift. Jahre zählt, zu fragen, zu prüfen, zu wägen, 1) wer bietet, 2) was wird geboten. Zuvörderst das Bekenntniß, daß der scheuß liche, ekle Schlamm des JahreS 48 mir die Taufgnade nicht ab gewaschen, wohl aber, daß ich mir den Schlamm abgewaschen habe, und wo es noch nöthig, noch abwasche. — Doch zur Sache — die große Versammlung, die sich Reichs- oder Nationalversammlung nennt, von der ein erfreulich großer Theil zu den besten Männern des großen Vaterlandes gehört, hat weder eine Krone zu geben noch zu bieten. Sie hat eine Verfassung zu entwerfen und dem nächst mit allen von ganz Europa anerkannten regierenden Herren und Städten Deutschlands zu vertragen. Wo ist der Auftrag, der diese Männer berechtigt, über die rechtmäßigen Obrigkeiten- denen sie geschworen, einen König oder Kaiser zu setzen? Wo ist der Rath der Könige und Fürsten Deutschlands, der nach tausendjähri gem Herkommen dem heiligen Reich seinen König kürt und die Wahl dem Volke zur Bestätigung vorlegt?Mhre Versammlung hat sich der Bildung dieses Raths, der DarstelWng der deutschen Obrig keiten im neuen Centrum der Nation stets widersetzt. Das ist ein ungeheurer Fehler; man darf es eine Sünde nennen — jetzt zeigen sich die Folgen dieser Sünde, jetzt fühlt Jedermann zu Frankfurt, auch die, denen Ursach und Wirkung nicht klar ist- daß man daselbst bei so viel Verdienste, so großen Mühen und (theilweiS) so reiner Absicht, an einer gewissen Unmöglichkeit laborirt. Glauben Sie, daß Herz und Bein durchschütternde Scenen, Worte, Beschlüsse deS Parlaments Las Unmögliche möglich machen können? Doch gesetzt, mein theurer Arndt, die Sünde wäre nicht begangen, oder sic würde noch gut gemacht, und der echt und recht vereinte Rath der Für sten und des Volks kürte in der alten Wahlstadt, und böte mir die alte, wahre, rechtmäßige, tausendjährige Krone deutscher Nation — nun, verweigern und nehmen, hier zu handeln wäre heut thunlich — aber antworten würbe ich wie ein Mann antworten muß, wenn ihm die höchste Ehre dieser Welt geboten wird. * Doch ach! so steht eS nicht! — auf eine Botschaft, wie sie mir aus Frankfurt droht, den Zeitungen und Ihrem Briefe zufolge, geziemt mir das Schweigen. Ich darf und werde nicht antworten, um Männer, die ich ehre und liebe, auf die ich, wie Sie selbst, mein alter Freund, mit Stolz, ja mit Dankbarkeit blicke, nicht zu beleidigen, denn was würde mir geboten? Ist diese Geburt des gräßlich kreisenden 1848sten Jahres eine Krone? Das Ding, von dem wir reden, trägt nicht das Zeichen des heiligen Kreuzes, drückt nicht den Stempel „von Gottes Gnaden" aufs Haupt; ist keine Krone. Es ist bas eiserne Halsband einer Knechtschaft, durch wel ches der Sohn von mehr als 24 Regenten, Kurfürsten und Köni gen, das Haupt von 16 Millionen, der Herr des treuesten und tapfersten Heeres der Welt, der Revolution zum Leibeigenen ge macht würbe. Und das sei ferne! Der Preis veS Kleinods müßte obenein das Brechen meines dem Landtage am 26. Febr. gegebenen Wortes sein, „die Verständigung mit der deutsche» Nationalver- samlung über die zukünftige Verfassung des großen Vaterlandes im Verein mit allen deutschen Fürsten zu versuchen." Ich aber breche weder dieses, noch irgendein anderes gegebenes Wort. ES will mich fast bedünken, mein theuerer Arndt, als walte in Ihnen ein Jrrthum, den Sie freilich mit vielen andern Menschen theilen: „als sähen Sie die zu bekämpfende Revolution nur in der soge nannten rotben Demokratie und den Communisten" — der Jrr- thum wäre schlimm. Jene Menschen der Hölle und des Tode« können ja nur allein auf dem lebendigen Boden der Revolution wirken. Die Revolution ist das Aufheben der göttlichen Ordnung, das Verachten, das Beseitigen der rechten Ordnung, sie lebt und athmet ihren Todeshauch, so lange unten oben, und oben unten ist. So lange also im Centrum zu Frankfurt die deutschen Obrig keiten keine Stätte haben, nicht obenan im Rathe sitzen, welcher der Zukunft Deutschlands eine Zukunft zu geben berufen ist, so lange steht dieses Centrum unter dem Spiegel des Revolutionsstromes, und treibt mit ihm, so lange hat es nichts zu bieten, was reine Hände berühren dürfen. Als deutscher Mann und Fürst, dessen „Ja" ein Ja vollkräftig, dessen „Nein" ein Nein bedächtig, gehe ich in nichts ein, was mein herrlich Vaterland verkleinert, und dasselbe dem gerechten Spotte seiner Nachbarn, dem Gerichte de? Weltgcschicht preisgiebt, nehme ich nichts an, was meinen angebo, renen Pflichten nicht ebenbürtig ist, oder ihnen hindernd entgegen^ tritt. Oixi vt salvavi animam woaw. Dieses Blatt, mein alter Freund, ist für Sie allein, Sie müssen die Nothwendigkeit der Geheimhaltung einsehen. Ich mache sie Ihnen zur Pflicht. Dringen Ihnen aber meine Worte in Kopf und Herz, verstehen Sie es, daß ich, ohne mich selbst zu verleug nen, nicht anders kann, dann erinnern Sie sich, reden Sie mit Ihren Freunden,v mit den Besonnenen und Könnenden, erheben Sie Ihre Stimme im Parlament, fordern Sie endlich das „Eine," wa« noth thut und das fehlt, „die rechte Ordnung." Oft unterbrochen schließe ich diese Zeilen am Jahrestage deS verhängnißollen 18. Trügen die neuesten Nachrichten nicht, so