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Nr. 131. — 1388. — Liese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mitDatum des nächsten LageS) und kostet mit den sechs »bchentlichen Beiblättern: L Süchfischee Erzähler, S. Meine Botschaft, v. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, t. Allnstrirtes Nnter- haltnngsblatt, «. Lustiges Bilderbuch monatlich 50 Pfennig«. 1898. Postlisle: Nr. 2808, tlelegramm -Adresse! Benerala»ze>»er. Aerusprechstelle Nr. 1S0. General- Fniiag, den 10. Mm. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. Anzeigenpreis: «gespalten« CorpnSzeile (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum 1b Pfg. (Preis« Verzeichnisse ä Zeile 28 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa ll Silben fassend) »0 Pfg. — «»zeig«» könne,, mir bisBorinittag 10 Uhr angenonnnen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zelt erfordern. (Sächsisch«» SaudeS-Anzeiger) Gegründet 187» als „««seiger" ir. Verlag «nd RotattAN-MNschiueu-Druck von Alexander Wied« t« Chemnitz, Lheaterstratze Nr. 8» Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eisend«,,»-Zeitung. Amtlich« A,,,«>««„. Versteigern«»«. Morgen. Freitag, von Vormittags S Ukr ab, sollen im BersteigerungSraunie des hiesigen Justizgebäudes folgende Pfandstulre, als . Möbel, Spiegel, Bilder, Kleidungsstücke, Teppiche. Gardinen, ca. 12>> Psd. Garn, PianinoS, Regnlateure, 10 Stück Matratze», Brücke»- u. Tafelwaagen, ElSschränke, 2 Billards, Geldfchränke. Nähmaschinen, Bierapparate, Spiel- Maaren, Musikwerke, Musikautomaten, 1 Badeeinrichtung mit Ofen, Waaren- rcgale, Ladentische, 3 Fässer mit Nordhäuscr, t Nivellirmstrument mit Ver- MessungSapparat, 1 Geräthe-TranSportwage», Kastenwagen, 1 Fleifchtransport- wagen, 1 Droschke, 1 Hackeblock, 2 Oelapparate n. Bersch, m. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Politische Rmidscha«. Chemnitz, 9. Juni 1998. Lettisches Reich. Der Kaiser stieg gestern Mittwoch früh im Schloßhof zu Potsdam zu Pferde und ritt nach dem Bornstedter Felde, wo eine Besichtigung der Garde du Corps und der Leibgardehusaren stattfand. An die. Besichtigung schloß sich ein Exerzieren im Feuer, zu dem auch das Füsilierbataillon des t. Garde-Regiments, die Unterosfizier- schule und das Lehrinfanteriebataillon herangezogen wurde». Hierauf fand Parademarsch stalt, bei dem die Kavallerie im Trabe defilirte Der Kaiser war von einer glänzenden Suite und vielen frcmdherr- lichen Offizieren umgeben. — Der „Nordd. Mg. Ztg." wurde von maßgebender Stelle bedeutet, daß die Mittheilung der „Berliner Neuesten Nachrichten" dom 7. Juni auf einem Jrrtpum beruht, »ach der die Anwesenheit des Staatssekretärs de- ReichsmarineamtS im Gefolge des Kaisers bei der Stettiner Reise in Veröindurg mit der Entwickelung des Reichsmarine-Amtes in der Richtung eines Reichs-Marine» und Schifffahrts-Amtes zu bringen sei. Es bestehe keines wegs die Absicht, die Geschäfte in das Reichsmariue-Amt zu über nehmen, welche in das Ressort anderer Reichsämter fallen und bisher dort bearbeitet worden sind. Der Einstuß der Kriegsmarine in ihrer Ursache ans die weitere Entwickelung und Vertretung der allgemeinen Seeinteressen sei durch die Stellung des SlaatLseiretärs des Reichs- yiarine-AmteS innerhalb der„,Neichsre^ielUUa und durch die Thcil nähme an den Berathungcn hin länglich gewahrt. — Der „Reichsaiizeigcr" meldet, das Staatsmiiiisterium be schloß, an sämmtliche Ressort-Minister das Ersuchen zu richten, durch geeignete Anordnungen dafür zu sorgen, daß den Beamten der Reisezeit. Modenplauderei von C. Eysell. (Nachdruck verboten.) Wer es vermöchte, diesem Zustande ganz auf den Grund zu kommen: bei völliger Gesundheit, ja dei einer erhöhte» Freude am Dasein eine Aufgeregtheit und Ruhelosigkeit, die etwas Krankhaftes hat; eine Unzufriedenheit, ein Ueberdruß a» der gewohnten Um gebung, der brennende Wunsch »ach einer durchgreifenden Veränderung aller Lebensbedingungen, die Sehnsucht hinaus, in's Weite! Und je mehr der Sommer vorschr-itei, um so heftiger wird diese Begier. Es duldet uns bei keiner alltäglichen Beschäftigung, wir vertiefen uns iil die Berichte von Bädern und Svmiiierfrischeii, wir berauschen uns an den Ergüssen phantasicvollcc Rciseb.richterstattcr, wie sie iinserc Zeitung bringt, wir sindirc» Kursbücher und stellen Neife- tonren zusammen, und was uns sonst wichtig war, erscheint uns jetzt schaal und langweilig. Der Zustand ist nun entschieden krank haft geworden, wir sind vom Reisefieber befallen, und es gicbt für uns nur eine einzige Heilung: zu reisen; die Reise erscheint uns als nolhwcndig, ja fast als Pflicht. Die Sache will», sie fordert, daß man reise, Der freie Wille weicht dem stärkern Muß. Bleibt man z» Hans: die Welt nimmi's zum Beweise, In unsrer Kasse sei kein Ueberfluß. So wie der fromme Muselmann im Schweiße Des Angesichts »ach Mekka pilgern muß, Gchörls zu unser» bürgerlichen Pflichte», Die semmerliche Reise z» verrichten." Und fieberhaft betreiben wir unsere Vorbereitungen, obgleich wir im Grunde genoini» n lauge zuvor genügend darüber nachge dacht habe». In Sack und Asche wolle» wir unsere Pilgerfahrt ja nicht gerade antrcten, sondern wir wollen uns möglichst nett machen, das hebt unsere Stimmung, unsere Liebenswürdigkeit entquillt ja immer zum Theil mit dem Bewußtsein, gut anszusehcn, und da diese Liebenswürdigkeit Andern zu gute kommt, jo ist es nichts weiter ais Menschenfreundlichkeit, wenn wir unfern äußer» Menschen so hübsch wie irgend möglich Herrichten. Leicht geuug wird uns dies glücklicherweise gemacht, die Mode ist in diesem Jahre so rührig gewesen und hat so viel des Wunder- hübschen und zugleich Preislvcrthe» auf den Äiarkt gebracht, daß die nothwcndigc» Neuanschaffungen zu eitel Freude werden. Was bedarf man für eine Reise? Die Frage ist außerordentlich schwierig, ja säst »»möglich zu beantworten, denn ganz abgesehen von dem verschieden großen Geldbeutel, der den Einzelnen ihre Lebens führung und auch ihre Toiletten vvrschreibt, spricht in erster Linie der zu wählende Badcorl, oder die Sommerfrische mit. J„> Allge meinen kann man als Siegel ausstelle»: nicht zu viel Garderobe mit- Hunchmen, das Wenige aber nur modern, kleidsam und tadellos. Spannt man seine Flügel zu weitem Flug aus, wählt man aus ländische Kurorte, so ist diese Beschränkung erst recht geboten. Die vcbcrfahrt belastet das Nciscbudget sehr, zudem hat ein jeder dieser Internativnale» Knrorle eine» so bestimmten Stil der Toilette, dein «an sich doch gern etwas anpaßt; es empfiehlt sich deshalb, irgend Nestorts die Ausübung des Wahlrechts am Wahltage mög lichst erleichtert werde. — Ueber „Postbeamte und Politik- schreckt die „Germania": Es ist eine bekannte Thatsache, daß Herr v. Stephan einer politischen Thätigkeit seiner Beamten immer abhold war. Unter dem neuen obersten Chef der Postvcrwaltung scheint hierin ei» Umschwung e »getreten zu fein. In Berlin ist -in Postbeamter — Herr Ober-Postassistent Stockmann — als ReichstagSkandidat von der konservativen Partei aufgestellt worden, nnd wir haben nirgendwo etwas gelesen in den konservativen Blättern, daß die Post verwaltung dieser Kandidatur irgend welche Schwierigkeiten bereitet hatte. Bei der große,l Gerechtigkeitsliebe des Generalpostmeisters v. Podbieiskq darf man hoffen, daß fürderhin den Postbeamten, die sich offen politisch zum Zentrum bekennen, kein Haar mehr gekrümmt werden wird. Jedenfalls würde das Zentrum nach dieser Richtung seine Interessen ebenso zu wahren wisse» wie die Konservative». Und was dem Zentrum und den Konservativen recht, ist den andern Parteien billig. , — Die Berathungen der Reichskommisslvn für Ar beiterstatistik werden am Montag, den 27. d. M., ihren Anfang nehmen. Den Vorsitz wird der Unterstaatsselretär im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten und Mitglied des Bundes- rathes Fleck führen. — Schwarz umrahmt bringt das Maiheft der Monatsschrift zur Förderung der Friedensbewegung die Trauerbotschaft vom Krieg zwischen Spanien und Amerika. Man kann das Utopische der ja wohlmeinenden, aber nur wegen ihrer geringen Bedeutung un- gesährlichen Schwärmereien nicht besser kennzeichnen als mit Frau Bertha v. Suttner's eigenen Worten: „Und was unsern Kummer erschwert, ist dies: Amerika, die Wiege und der Hort der Friedensbewegung; Amerika, das vor kaum einem Jahre auf dem Punkt stand, das langgehegte Ideal — durch den erste» ständigen Schiedsgerichtsvertrag — in lebens volle Wirklichkeit umzusetzen; Amerika, das keinen Militarismus kennt — Amerika mußte es sein, wo der Krieg entfesselt worden. Zum Weltkrieg kann da das Signal gegeben worden sein — denn wer vermag die Folgen vorauszusehen?" Vielleicht veranlaßt die schmerzliche Erfahrung Frau Bertha von Suttner, nun ihrcrseits abzurüsten und ihrem Weltschmerze bei dem tröstenden Striästrumps Linderung zu schaffen. — In der Hauptversammlung desKolonial-Wirthschaft- licheu Komitees wurde teschkvffen, eine Eingabe an den Reichs kanzler zu richten mit dem Ersuchen, i» den Etat für Deutsch-Ost afrika 18S9 eine Summe von 100,000 Mk. eiiizustellen zum Zweck der Errichtung und des Betriebes einer Versuchsstation für Tropcn- kulturen in Usambara. eine hübsche Toilette, einen Hut, einen Umhang au Ort und Stelle anznschaffen. Man hat dann das Gefühl „mit dazu zu gehören" und vollständig de» dort ortsüblichen Chic zu repräsentiren. Uner schwingliche Kosten verursacht dies nicht gerade, denn in den größeren Badeorten sind meist auch recht billige Toiletten zu kaufen, Eintags fliegen der Saison, die aber ihren Zweck erfüllen, es ermöglichen, „die Mode ein Mal initzumachen." Als eigentliches Reisekleid, d. h. als jenes, welches während der Fahrt getragen wird, bleibt immer das nicht allzu fest gearbeitete tailui -moÜL-(!c>8tuui6, ans fußfreiem Rock, glatter Taille und losem, v.rn offenem Zacket bestehend, in Mode. Es zeigt sich dabei wieder einmal, daß die Mode keineswegs so launenhaft ist, wie man an nimmt, sondern daß sie sich bei dem, was einmal als praktisch ans- probüt ist, sehr fiandhast zeigt. Die feste Taille wird hauptsächlich benutzt, um beim Tiner würdig zu erscheinen,. während der Fahrt, während kleiner Touren wählt man die lose Blonse und zieht das Zacket je nach dem Wnrmcbcdürfuiß darüber. Die Blonse ist jetzt säst immer das „Blvuscnhemd". Seidene Blonse» trägt man nur noch sehr wenig, nnd wo sie erscheinen, nehmen auch sie die Hemd- fvrm an, d. h. sie sind in der Art eines Herrenhemdes hinten mit Sattel, dem sich eine flache Kräuselung anschlicsft, gearbeitet, habe» vor» ein paar breite Quetschsaltcn, hohe» Kragen nnd steife Mauschelten, die »och durch eine gleiche Garnitur aus weißem Leine» bedeckt werde». Im Ganzen herrsche» die farbigen Leinen- und Baumwollstoffe vor, besonders die karcirten Zephirs. Ma» hat die verschiedensten Kairos: ganz bunte in allen Farben des Rcgeubogens, zartbnnte mit viel weiß, die sehr freundlich wirken, »ugcwei» viel auch ganz hellgrün und zartblau mit weiß durcheinander karrirt. Das Karrv wird bei de» Blousenhemden stets gerade Vera, beitet, so- daß sich trotz aller Falten die Qucrstreisen deutlich verfolge» lassen, — ein Anblick, an den man sich erst gewöhnen muß und der nicht über allen Zweifel hinaus schön ist. Der schwarze Herrenshlips und die unerläßlichen steifen weiße» Kragen und Manschette» sind für die Reise weder bequem noch praktisch, aber sie geben de», ganzen Anzug einen Hauch von strenger Frische und Ordnung, sodaß wir deshalb auch gern die kleine Unbequemlichkeit, Hals und Handgelenke in der Sommerhitze mit steif gestärkte» Schienen zu umgrenze», in de» Kauf nehme». So sportmäßig wie der Oberkörper ist für die Neste auch der Kopf bellcidet. Ucberail dominirt der kleine flache Strvhhut, ent weder meist mit schwarzem oder farbigem breite» Bande oder mit weißem Kopf und farbiger Krempe. Er hat weiter keine Garnitur, höchstens, daß in das Band ein paar Fcdcrposen gesteckt werden oder daß man einen gestickte» Tttllschlcier aus der Krempe leicht, wie zu fällig, aufnesielt. Handelt cs sich »m ernsthafte Hochgcbirgstvurcn, so darf von keinem willkürlich zusnmmeiigestcllte» Phantasiekostüm die Rede sei», sondern es kann nur ein strenger, genau nusprvbirter Anzug in Be tracht kommen, und zwar folgender: Als Stoff regen- und wetter fester Lotun in einer neutrale»; Farbe, am besten grnngra» oder steingrau. Fnßfreier Nock, der sauf den Hüsten durch Stosspatten mit Knöpfen »och mehr verkürzt werden kann, an Stelle der Jnpons ein Beinkleid aus Loden, weit fällig, unter dem Knie mit Gummi- z»g anschließend gemacht. Blousenhemd aus Flanell, Jacke, die so- Ausland. Oesterreich-Ungar«. Sämmtliche Wiener Blätter ver zeichnen die widersprechenden, weitgehenden Gerüchte, welche in der schwülen Atmospäre der Dienstags-Sitzung im Abgeordnetenhaus« entstanden sind. Ein Gewaltstreich ist in diesem Jahre des Jubiänm» keineswegs zu erwarten. Das Abgcordntenhaus wird nach seiner Unterbrechung außer am Dienstag höchstens noch zwei Sitzungen halten und dann einfach vertagt werden. Die Regierung verlangte die einwöchentliche Pause, von der sie sich eine Beruhigung der er regten Stimmung verspricht. Frankreich. Im „Tivoli Vanx Hall" in Paris fand unter dem Vorsitze Jaurös' eine von etwa 5000 Personen besuchte So zialistenversammlung statt. Görault Richard, JauroS und Faberot griffen in schärfster Weise Rochefort und die nationalistischen Abgeordneten an. Die Rede» wurden mit den Rufen „Nieder mit Rochefort!" „Nieder mit Esterhazy!" ausgenommen. Nach der Ver sammlung zogen die Theilnehmer an derselben vor das Gebäude des „Jntrausigeaat" unter Hochrufen auf Zola und drohten, die Fenster einzuschlagen. Aste«. China» Ueber die Anwesenheit des Prinzen Heinrich in Shanghai bringt der „Ostasiatische Llohd" längere Mittheilungell. Am Nachmittag des 23. Mai besichtigte der Prinz die deutsche Kom pagnie des Shaiighai-Freiwilligeukorps. Sie stand um 5Vr Uhr auf dem Rennplätze in der Stärke von 2 Ojfiziercn, 3 Unteroffizieren, 37 Mann bereit. Ans dem rechten Flügel war das von dein Kom mandanten S. M. S. „Comvran" zur Verfügung gestellte Musik- kvrps des Kreuzers angetreten. Als der Prinz, in dessen Begleitung sich General-Konsul Or. Stübel, sowie die dem Prinzen persönlich beigegebenen Herren befanden und der die kleine Uniform eines Kontre- admirals trug, sich der Kompagnie näherte, wurde der Präsentir- marsch geschlagen und unter präsentirtem Gewehr dreimal Hurrah gerufen. Hauptmann E. Heyn meldete dein Prinzen, der die Leute sreundlichst begrüßte und die mustergiltige erste Ausstellung mit großer Sorgfalt besichtigte. Hieran schloß sich die Vorführung der Kom- pagnieschule; die Griffe gelangen in jeder Hinsicht vorzüglich, Wen- I düngen, Nichten und Marsch waren höchst befriedigend. In dem kurzen hierauf vorgesührtcn Gefecht überraschte ^ die Feuerdiszipli» geradezu. Daß der Parademarsch, der den Schluß der Vorstellung bildete, tadellos war, kann nach dein Gesagte» nicht merkwürdig er scheine»; Truppen, die so mit Leib und Seele bei der Sache sind, wie diese, »lachen stets guten Parademarsch. Der Prinz sprach sich denn auch in der ehrendsten Weise über die ihm gezeigten Leistungen wohl offen als über der Brust geknöpft getragen werden kann. Kein Korset, sondern ein Rockträger, de», sich die Strumpfhalter, die da» Strumpfband praktischer ersetzen, anschließen, oder höchstens ein ganz kurzes, sehr weites Korset aus durchlässigem Stoff mit wenig Fisch- bein und Gummibändern anstatt der Seiteuthrile, um der Brust beim Steige» ein möglichst lieses Athinen zu gestatten. Damit die Gestalt etwas Halt bekommt, wählt man einen breiteren Gürtel au» Stoff oder Leder, der jedoch auf keinen Fall eng sein soll; an der Seite hängt wohl ein Täschchen für Portemonnaie und Schlüssel, auf dem Rücken wird der Rucksack mit dem Nvthwendigsten a» Wäsche und Tvilettensachen getragen. Es sind Kostüme, die unserem Radfahrdreß aufs Haar gleiche», aus denen dieser in zierlicherer Form hervorgegangen ist — die Modebcrichtcrslalterin tritt ihnen »iimuthjg gegenüber, es läßt sich so wenig darüber sagen, denn sie stehen in ihcer ansgeprobten Form über der Mode und werden sich voraussichtlich »och lange »»verändert so erhalte». Da ist es schon erfreulicher, sich den Kostümen für den Aufenthalt c»> der See zu »wende». Sie ßnv munter, farbenprächtig, ein wenig gemengt. Auch die solideste Frau, die in ihrer Heimathstadt nur in ganz diskreter und einfacher Toilette erscheint, wird an der Sec ihrer Phantasie etwas die Zügel schießen lassen und sich in lebhafte» Farben kleiden. Es ist, als sei es die schöne Aufgabe dieser Toiletten, die einförmige Strandlandschaft mit ihren wenigen grauen, gelbe» »nd blauen Tönen freundlich aufzumuntern. Da drängt cs sich nebeneinander von leuchtendem Grün, Violett, Gelb und Roth, Rvlh vor allem. Roth ist nun doch einmal die Mode farbe und zwar an der See am ausgesprochensten. Die leichten Stoffe, die jetzt alle »ach demselben Prinzip verarbeitet werden, auf de» Hüste» ganz eng anliegend, nach nuten weit, weit ansfallmd, was meist mit Hilfe riesenhafter, rund geschnitlener Vvlanls erreicht wird, haben etwas Wogendes, Bewegtes, sie erscheinen fast wie eine Verkörperung des Meeres mit seinem nie ruhende» Wcllenspiel. Und gleich Welle»schä»me» kräuselt cs sich darüber vv» leichten gelb lichen Spitzen, von Rüschen aus Monsselinechisfon oder Tüll. Kleine Jäckchen nnd breite, hinten faltig hercckwallendc Schärper aus dem selben Stoff, durch einzelne creme, gelbe oder auch schwarze abge paßte Spincnapplikalivnc» belebt, sind eine hübsche Ergänzung dieser ommerlichen Toiletten. Die Koquelterie der Sccbadctoilctte erstreckt sich selbst ans die Badeanzüge. Solch' Anzug ist wichtig, er läßt die Trägerin ent weder sehr hübsch oder sehr häßlich erscheinen. Die herrschende Mode indet auch hier ihre» Ausdruck, fast alle Kostüme sind mit der ringsum übcrbcntelndc» Blonse gearbeitet. Als Besatz dienen — auch der jetzigen Mode entsprechend — viel weiße Tressen, auch feste geklöppelte Spitzen. Dunkelblau und Roth bleiben immer die bevor zugteste» Farbe», weil sie auch im nassen Zustande nicht durchscheinend wirken; aus diesem Grunde wird Flanell der Baumwolle vvkgczogen. Die Füße schützen Sandalen aus Segeltuch mit Korksohlen gegen den steinige» Strand, der Kopf wird mit der Badekappe aus Gummi oder Wachstuch, oder dem große», breitrandigen Hut aus Hellem Wachstasset bedeckt, der den Kops umgiebt wie ein Heiligenschein auf alten byzantinischen Knchenbilder». Da aber selbst ei» Heiligen schein an sich »och nicht unbedingte Kleidsamkeit verbürgt, alle schön gebrannten Stirnlöckchen aber der Nässe nicht Stand halten, so