Suche löschen...
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 20.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189810209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18981020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18981020
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-20
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
--7 Nr. 244. - 18SS. - Diele verbreitetste unparteiischr Leitung erscheint Wochentag» Abend» (milDatum des nächsten Lage») und kostet init den sechs wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, S. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, 5. Jlltsstrirtes Unter- haltnngsblatt, 6. Lustiges Bikdervnch kür Chenmitz: monatlich 40 Psennige: bei den Postanstalten: Monatlich 50 Pscuulg«. lLSS. Postliste: Nr. 2808. r,I«rra«m -Ndrrfl-: «c»<ralan,elger. ' ° g«»,p>»ch„kll- Nr. iso. General- Donnerstag, den 20. Oktober. Anzeigenpreis: Sgespalten» CorpnSzeile (ea.9 Silben fassend) oder deren Rann» löPsg. (Preis verzeichnisse d Zeise 20 Psg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa 11 Silben fassend) 30 Psg. — Anzeigen können nur bis Vormittag 10 Uhr augenouuneu werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zelt erfordern. für Chemnitz » und Umgegend. (Sächsischer ««„»«».Anzeiger). Gegründet 1»v» als „Anzeiger" 1«. Verlag und NotationSmaschinen-Drn» von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstraß« Nr. 8. Geschäftliche Anzeige»-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. i Amtliche Anzeigen. veffentliche gemeinfchaftl. Sitzung der städtischen Kollegien. Donnersag, den 20. Oktober 18S8, Abends 6 Uhr, im Stadtverordneten-Sitzungssaale. Tagesordnung: 1. Wahl von vier Vertrauensmännern in de» nach 8 6 der Verordnung, die Schöffen und Geschworenen betreffend, vom 28. September 1879, zu bildenden Ausschuß. 2. Wahlen von Mitgliedern und stellvertretenden Mitgliedern für die Ersatz-Kommission Chemnitz-Stadt; desgleichen von Sachverständigen zur Abschätzung von Kriegsleistungen. 19. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Donnerstag, den 20. Oktober 1893 Abends im Anschluß an die gemeinschaftliche Sitzung beider städtischer Kollegien. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Berichte des Finanz-Ausschusses über: a. die Rathsvorlage, die Versicherung der Vörbildersammlung und die diesjährige Unterstützung des Industrie-Verein» betreffend, k. die Rathsvorlage, die Erbauung zweier Baracken auf dem Grundstücke des Stadtkrankenhauses betreffend, o. die Rathsvorlage, eine Nachverwillignug sür Vorarbeite» zur Erweiterung des Wasserwerkes be treffend. 3. Berichte des Prüfungs-Ausschusses über: a. die Rechnung des Hospitals St. Georg ans das Jahr 1897, b. die Rechnung der Bau verwaltung aus da» Jahr 1697. o. die Rechnung verschiedener Einnahmen und Ausgaben aus das Jahr 1897, ck. die Rechnung der Dieustbotenkranken- kasse aus das Jahr 1897, v. die Rechnung der Stadtkraukenhauskasse und der dazu gehörigen Stiftungen auf das Jahr 1897. 4. Berichte des Verfassungs- Ausschusses über: a. die Rathsvorlage, betreffend die Begründung von vier neuen Rathsbotenstellen, I>. die Rathsvorlage, betreffend die Anstellung eiues Expedienten für die Sportelkasse, o. die Rathsvorlage. betreffend die Gründung einer ileue» Beamtenslellc sür die Stcnerabtheilung. 6. die Raths vorlage, betreffend die Honorarforderung der beide» Sachverständigen Herren Direktor Röhlmann in Darmstadt und Direktor Röhl in Hamburg, s. die Rathsvorlage, betreffend das Gesuch der hiesige» Lehrerschaft um Revision ihrer Gchaltsvcrhältnisse. 5. Bericht des Wahl-Ausschusses über: die Wahl von Wahlgehilsen für iic 7 Bezirke zu der am 1. November 1898 stattsindcnden Stadtverordneten - Ergänznngswahl. Hierauf geheime Sitzung. Polttische^rim-schan. Ehen»nitz, den 19. Oktober 1898. Teulschcs Reich. — Ueber den Aufenthalt des Großherzogs hon Bade» in Berlin meldet, jetzt der Hofbericht der „Karlsr. Ztg.", daß der Großherzog zu längeren Besprechungen d n kommandirende» "Admiral vou Knorr, den Staatssekretär des Innern, Staatsminister Grasen v. Posadowskh, den Generaliuspekieur der Ingenieure und Pioniere Freiherr» von der Goltz und den Staatssekretär des Reichs- marineamtS Slaatsministcr Tirpitz empfangen habe. Ferner besuchte der Großherzog den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe, den Kriegs- Minister von Goßler und den Chef des Generalstabcs der Armee Grafen Schlichen. — Wie aus Berlin gemeldet wird, hat das Kriegs- Ministerium an sämmlli.l e Truppmtheile eine Verfügung erlassen, durch welche in der Vergebung der Menagclieferungen durchgreifende Aciideriingen angeordnet werden. De» Menage- Was der Nußbanm erzählt. Von Heinrich Geller. (Nachdruck verboten.) Es ist ein Geheimnis; um den Nnßbaum. Er hat cs der Phantasie des Volles angctha», und mit hundert Sagen und Legenden hat sie ihn umsponnen. Aber wunderlich — so prächtig dieser Baum seiner Gestalt nach, so breit und kühl sein Schatten, so schmackhaft und geschätzt seine Frucht ist, er hat sich keine Liebe zu erwerben vermocht. Ei» Fluch haftet a» ihm, vou den Tagen der Hellenen, die ihn der dunkeln Prvserpiua, der Herrin des Schattenreiches, weihten, bis zu denen der alte» Germanen, die de» Nußbanm als den Feind der heilige» Wvdanscichc ansahcn und ihn als die Wohnung »»holder Geister fürchteten, und bis z» den moderne» Völkern, unter denen im Nord.'» wie im Süden eine Fülle unheimlicher Vorstellungen und Ueberlieferuugeu rv»i Nußbaume im Schwange sind. Ja, Gubernatis, der treffliche italienische Folklore-Forscher, konnte den Nutzbar»» mit Fug und Recht „den verfluchten Baum pur oxesllsno«" aenne», und auch die Geschichte zeigt ihn uns bei mancherlei Be gebenheiten in dieser unglückiichcn Rolle. In Kvnstnutinopel wies man noch zur Zeit des Barouins einen Nnßbaum, unter dem »n- berlöschliche Blutspuren an das heroische Martyrium erinnerte», das der fromme Acathius unler diesem Baume erlitten hatte. In Nor» stand dereinst auf dcm Platze der Kirche Santa Maria dcl Popvlo ein h.rrlich r Nnßla!.,. gegen .ri. das erregte Volk die Anklage erhob, daß Tausende rv.i Tcufeln um ihn »ächllichcrweile ihre bösen -Tänze aufstthrtc». Ter Papst Paschalis 111. hörte auf diese Klage; 'feierlich that er de» Baum i» Ban», und nachdem er da»» gefällt War, wurde an seiner Stadt die Kirche aufgeführt. W^s mag cs sein, das dcm schönen Baum zu so üblem Rufe verholst» hat? Anscheinend hat das starke Aroma, das seine Blätter verbreite», wesentlich dazu beigetcagen. Sein Alhem ist giftig — also sagte sich das abergläubische Volk —, sein Schatte» tödtet. »ie,e Anschauung äußert bereits Pliuius, der den Schalle» des Nuybaums für alle Gewächse, auf die er stillt, für giftig erklärt, und IN sonderbarer UebcreinstiiilMttirg finden wir noch heut in der Schweiz denselben Glaube». Wehe denen (so warnt dort das Volk), die sich «nlcr ihm lagern, ihnen ist Zahnschmerz und Kopfweh sicher; wehe dem Läiiglnige, den die Mutter ahnungslos unler dem Unglücksbaui» stillt: viel Uedles erwartet ihn. Diese» Glauben hat auch die Kirche nicht ausrotten können, die eigentlich i» dem Baume einen heiligen Baum sieht, weil er auf dem Wege »ach Bethlehem Maria vor Regen geschützt haben soll. Darum werden in die Fronlcichuams- kränze gern Nußblätter gewunden, und gewciht ist stellenweise auch das Nußöl: mit kleinen Lampen voller Nußöl wohnen im Piemontcsischen die Frauen der Mcihiiachismessc lei und der Rest dieses Oels schützt vor gar viele» liebeln. A.cr wie gesagt, dies Wohlwollen der christlichen Mythe für len Nußbai,», hat die alie populäre Antipathie gegen ihn nicht zu c-sti'ckc» vermocht, um so Verwaltungen stand es bisher frei, die Lieferung aller Bedarfsgegen stände an eine» und denselben Unternehmer zu vergeben. Dies waren in de« Regel Kauslente, die dann nicht allein Handelsartikel, wie Kaffee, Zucker, Thee rc., sondern auch die landwirthschaftlichen Erzeugnisse, wie Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Butter re., lieferten. Dies Verfahren, wobei die Menagen nur immer mit einem Lieferanten all' dieser Artikel zu thun hatten, wurde der getrennten Vergebung der Einfachheit wegen meistens vorgezogen. Nach der neuen Anordnung soll aber allenthalben eine Trennung insofern Platz greifen, daß die Lieferung der landwirthschaftlichen Erzeugnisse, wo irgend möglich, nur direkt an Produzenten vergeben werden soll. Die Handelsartikel dürfen von Kaufleute» geliefert werden. Die Menageverwaltungen gehe», dieser Verfügung entsprechend, mit Kündigung der bestehen den Verträge vor, um dann daS neu angeordnete Verfahren rinführen zu können. — Zweiunddreißig Buchhändler und Kaufleut« in Posen hatten eine Ansichtspostkarte vom Berliner Thor in Posen aus gestellt bezw. verkauft. Der Stadtkommandant v. Livonius hatte darauf bei der königl. Staatsanwaltschaft daselbst Strafantrag wegen Veröffentlichung militärischer Geheimnisse bezw. Landes- verrathS gestellt. Jetzt hat nun auf Antrag der Staatsanwaltschast das dortige Amtsgericht auf Grund des 8 360 I jene 32 Firmen zu je 3 Mk. Geldstrafe cvent. 1 Tag Haft, in die Koste», sowie zur Einziehung sämmtlicher betr. Ansichtspostkarte» und Unbrauchbar- mechung der Platten verurthellt. 8 360 1 des Strafgesetzbuches lautet: „Mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft wird bestraft 1. wer ohne besondere Erlaubniß Nisse von Festungen oder einzelnen Festungswerken aufnimmt oder veröffentlicht.* Mehrere der vernrtheilten Buchhändler werde» dagegen Einspruch erhebe». Die betreffenden Postkarten sind schon vor längerer Zeit konfiszirt worden. Wenn dieses Urtheil Rechtskraft erlangen sollte, so würden verschiedene Postkarten, wie beispielsweise von Ehrenbreitenstein, von Kvnigstein in Sachsen rc. konfiszirt und vernichtet werden müsse». — Wie viel der Landwirthschast noch zu thun übrig bleibt, wenn sie sich gegen die in ihrem Betriebe drohenden Elementarschäden wirksam schützen will, geht daraus hervor, daß von der im Jahre 1897 in Preußen durch Hagelschäden betroffenen Fläche nach einer Zusammenstellung der „Statist. Korr.* nur 54 v. H. gegen Hagel versichert waren, also wenig mehr als die Hälfte. Allerdings läßt sich eine Besserung gegen früher insofern nicht verkenne», als im Durchschnitt der Jahre 1383—1888 nur 39, 1889—^1694 61 und 1895—1897 über 53 v. H. der verhagelte» Fläche versichert waren. Am allgemeinsten war die Versicherung in Pvmmern mit 78 v. H. Darauf folgen Brandenburg und Hannover mit 58, während in Hessen-Nassau nur 31, in Rheinland 30 und in Hvhenzollcrn sogar nur 17 v. H. der verhagelten Fläche versichert Ware». Scho» hieraus geht hervor, daß der im Oste» stärker vertretene Großgrundbesitzer sich in höherem Grade gegen elementare Naturereignisse zu schützen sucht, als der kleine Säuerliche Wirth. weniger, als diese durch die allgcrmanischc Legeudenwclt neue Nahrung erhielt. Wallnuß und Eiche besitzen beide weitausgreifende Wurzel», saugen de» Boden sehr aus und können darum nicht nebeneinander lebe». Diese Beobachtung gab den Keim zu der germanischen Auf fassung von der Feindschaft der Eiche und des Nußbanms; und während jene dcm Lichtgotle Wodan heilig war, wurde der Nuß bäum als die Wohnung der finsteren und bösen Geister bctDchtct. Darm» hören wir so viel von Teufelstäuzen unter Nußbäumcn, von Hexenfesten in ihrem giftigen Schatte», und mannigfach spiegelt sich »och lange dieser Glaube in der Volkssage. So erzählt ei» Badener Märchen von einem Schatze, der unter dem Zanbcr- baume verborgen sei; auf der Burg bei Königsbach stehe dieser Nutz bau»! und oft sehe inan zwei weiße Fräuleins bei ihm. Dann wieder ist cs ein alter Nußbaum, in dem der finstere Heidengott Triglaff nahe seinem Tempel bei Stettin wohnt. Der Bischof Otto wollte den Baum fällen: sein Eigenthümer griff auch zur Axt, um dcm Bischof den Kopf zu spalten; aber seine Axt fuhr in den Baum selbst hinein, und zwar so tief, daß sie nicht mehr herniiszubckomnieii war. Da achteten die Leute auf das Zeichen und sagten sich von dem Hcidenthumc los. Ganz besonders merkwürdig trieben cs die Geister mit jenem Nnßbaiime in Campvlongo bei Görz, der nach Perger's Mittheilmig bei der Einfühlung des neuen Kalenders seine Blüchezeit geändert haben soll. „Alle, die es hörten*, sagt der alte Bericht ganz mit Recht, „halten es für ein groß Wunder, daß auch der Van» sich nach dem Ballst und katholischen Kirche Achtet". Er war aber eine Ausnahme, denn vier Nußbäume im Nachbarsgarten wurden alle nach dem alten Kalender grün. Der berühmteste — oder man muß wohl vielmehr sagen: der berüchtigtste — aller verfluchten Nußbäume war der von Bencvent. Das war die Sammelstelle aller Hexen weit und breit; und cS ge schah einmal einer unschuldige» Frau, daß sie von einer Hexe zu üppigen Gelagen und Liebesspielen unter den Nnßbaum eingcladen wurde; nur die Aussprache der heiligen Namen wurde ihr untersagt. Der Frau wurde ihre Zusage bald l.-id und sie ging nicht unter den Nußbauin; aber die bösen Geister rächte» sich a» ihr durch einen häßliche» Aussatz, de» dann erst die vereinigten Bemühungen der Kirche und des guten Doktors Piperuo beseitigen konnten. Und dann knüpft sich an den Bcnevcntcr Nnßbnnm die berühmte Ge schichte vom buckligen Lambert, der unversehens in die verfluchte Kundschaft dieses Baumes hineinger eth und es sich bei ihr trefflich schinrckeil ließ, bis er plötzlich bemerkte, daß der Teufel ihm mit der größten Geschicklichkeit seinen Höcker vor» auf die Brust praktizirte. Da rief er ganz verblüfft: „O Jesus und heilige Maria!" und gleich war Gesellschaft und Mahl mit Eins verschwunden. Aber den Buckel — den behielt er vorn; er hatte freilich davon eine» Vvr- thcil, indem seine Gläubiger erklärten, das sei ihr Schuldner nicht, und er so seiner Schulden los »nd ledig wnrde. Aber noch lange trieb es das Hcxenvolk unter diesem mächtigen Baume gar bunt, und nicht Jeder vmdankte ihm eine so bequeme Schuldentilgung. Noch mehr erglebt sich das bei einer Trennung der Landgemeinden von den Gutsbezirken. Bei den Gutsbezirken waren im Durchschnitt der Jahre 1883—1692 76,5 v. H. und 1393—1397 82,2 V. H. der beschädigten Fläche versichert, bei den Landgemeinden im gleiche« Zeitraum nux 29,1 und 41,9 v. H. Ausland. Oesterreich-Ungar«. Im österreichische» Abgeordneten hause wandte sich vor Eintritt in die Tagesordnung der Italiener di Cambon gegen die in der letzten Interpellations-Beantwortung gefallene Bemerkung deS Ministerpräsidenten, daß in Triest, während ganz Oesterreich wegen des Genfer EreignifleS getrauert habe, Belustigungen stattgefunden hätten. Redner bezeichnet« diese Bemerk ung als unwahr und erklärte, es habe in Triest nur eine Zirkus vorstellung stattgefnnden, welche dnrch die bekannten Ausschreitungen unterbrochen worden sei. Die tiefe Trauer der Stadl Triest, die an den nächsten Tagen zmn Ausdrucke gekommen sei, widerlege die Morte des Ministerpräsidenten. (Beifall bei den Jtaliencrn.) Italien. Die in Rom eingetroffeneii Meldungen aus Erythräa lauten immer beumcuhigender. Der Negus Menelik soll bereits auf dem Vormarsch »ach Tigre begriffen sein. Ein Zusammen stoß mit Ras Mangascha scheint unmittelbar brvorzustehen. Die Blätter fordern die Regierung auf, Vorsichtsmaßregeln zu er greifen, da Italien^ für die Dauer NW unbclheiligt sein und immerhin bei Befolgung einer richtige» Politik Nutzen aus den Komplikationen ziehen könne. Frankreich. Aus Paris wird gemeldet; Im Justizpalast wird versichert, daß der Kaffationshof den Antrag auf Revision des Prozesses gegen DreyfuS am 27. d. M. prüfen werde. Auf dem Gericht versichert man indessen, daß die Angelegenheit noch nicht in die Terminliste eingetragen sei. Das Gerücht erhält sich, daß Zola nach Paris znrückgekehrt sei, doch weiß man nicht, wo er abgestiegen sein soll. — „Echo de Paris* hält die halbamtlich bestrittene Mitthrflung aufrecht, wonach der Kriegshasen Toülon drahtlich Befehl erhalten hätte, die gepanzerten Küstenvertheidiger zu augenblick licher Jndienstellung anSzurüste«, doch wäre eS unangebracht, hierin Vorbereitungen gegen England sehn, zu wollen. Türkei. Die Eiuschiffniig der türkischen Truppen auf Kreta wird voraussichtlich am Mittwoch beginnen. Die vier Mächte dürften übrigens nach einer Londoner Meldung dein Sultan doch ein Zu- geständniß machen. Es soll nämlich gesetzlich die Verpflichtung staiuüt werden, die türkische Fahne neben den kretensischen Landes farben auf de» öffentlichen Gebäuden zu hissen. Damit werde die Oberhoheit des Sultans auch äußerlich zu», Ansdruck gelangen. China. Der Arzt der französische» Gesandtschaft in Peking hat den Kaiser besucht, um dessen Gesundheitszustand festzustellen Einen Nachhall der alten Zanbxrsagen vom Nnßbaum finden wir auch in jenem Gedichte von Mosen, das Schumann durch seine ergreifende Musik so berühmt gemacht hat. Da flüstern die Zweige: „Von Bräot'gam und nächstem Jahr; Das Mägdlein horchet, es rauscht im Baum, Sehnend, wähnend, sinkt es lächelnd in Schlaf und Traum.* Ganz richtig ist hier eine andere Seite des Volksglaubens übet den Nußbanm verwerthet; seine weissagende Kraft für Braut- und Liebcsleute. So werfen z. B. in Oberösterreich die Mägde Stäbe auf den Nußbaum, und wessen Stab auf de» ersten Wurf in de» Zweigen hängen bleibt, die heirathet noch im selben Jahre. ES hängt dieser Glaube aber bereits mit den Vorstellungen zusammen, die seit den ältesten Zeiten über die Frucht des Nußbaumes gang und gäbe sind. Denn sonderbar — die Nuß spielt eine ganz andere Rolle, wie der Nußbaum. Ihr wunderbarer Ban, in Lcm der Kern durch zwei Häutchen und zwei Schalen geschützt ist, machte sie von je zu einem Gegenstände der Bewunderung, des Geheimnisses, der Ehrfurcht. Sie erinnerte an das große Mysterium der Geburt und wurde darum zu einem Simibilde des Lebens, der Fruchtbarkeit, der Unsterblichkeit. In diesem Sinne wurde» schon bei den Grieche», wen» die Braut in's Hochzeitsgemach geführt wurde, Nässe unter die Gäste gestreut, damit Zeus dem jungen Paare Fruchtbarkeit schenke. Die gleiche Sitte ist noch heute bei de» Grieche» im Schwange: ähnlich findet sie sich bei bei den Römern, i» Sizilien, Rnniänie», bei den Letten und in der Altmark, »kan e uns viia da spus," Brod und Nüsse, das ist das Leben der Vermählten, sagt ein Wort der sentenzcnfrvhen Pienwntesen. Eine ganz besondere und interessante Nolle als Li'ebcs- vrakel spielt die Nuß in de» französische» Landen, vem Lande der Stelzen, da trinkt und schmanst der Bewerber bei seiner Schönen die Nacht lang, bricht aber der Tag au, so servirt sie das Dessert, und wenn sich dabei eine Schüssel mit Nüssen befindet, so ist seine Werbung angenommen. Ein wnndcrsames Zengniß für die Ver wandtschaft des Volksgeistcs aller indogermanischen Stämme ist cs, daß die Auffassung der Nuß als des Symbols des Lebens und der Fruchtbarkeit durch Tausende von Jahren und bei de» verschiedensten Nationen immer wiederkehrt. In der germanischen Thiassi-Sage wird Jdun, die vom Riese» geraubte, in Gestalt einer Nuß (als dem Zeichen der Wiederbelebung) von Loli »ach Asgard zurückgcbracht. In einer slavischen Legende retten sich aus der Sündfluth die Tugend hafte», die die Welt neu bevölkern, in einer Nußschale. Tom Police, der jung- Held, wird im englischen Märchen in einer Nußschale untcrgebracht. In Belgien, Italien, Frankreich und Deutschland dient die Nuß in mannigfachen Formen und Gebräuchen als Liebesorakel. Die weihnachtlichen Nüsse sind Symbole des neu sich regenden Lebens; Märchen erzählen von der Fee des Neichthums, die einer Nuß eulstcigt. Goethe spricht im „Werlher" vo» Nußbäume», die bei der Geburt der Kinder gepflanzt werden. Kein Wunder, daß die Nuß Glück bringt. Ganz besonders aber ist die dreinäthige Nuß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite