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Arsch,i»t »ch« «»chaü^ stich »ich». Jusiraww«- b« «» ««bmlttag, » W ftr di« nichft« «rfcheinend« Sdmoner ÜLAMVMMVU Freiberger Anzeiger Tageblatt. -- — Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der K-nigl. GerichtSämter und der Stadttäthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 118. Svunabend, Loge5geschichte. Drröden, 22. Mai. Heute Vormittag hat im Landhaus« die feierliche Eröffnung de« außerordentlichen Landtag» im aller höchsten Auftrage durch'S«. Ezcellcnz den SlaatSminister Frhrn. v. Beust stattgefunden. Die Mitglieder beider Kammern hatten sich zu diesem Zwecke '/«N Udr im SitzuugSsaql« der Zweiten Kammer versammelt, woselbst an der einen Seite auf einer Estrade Ler königlich« Thron ausgestellt war. Di« Tribünen waren sämmt« lich besetzt; aus der de« diplomatischen Eorp» waren die Gesandten Oesterreichs, Preußen», Frankreich» und Rußland», sämmtlsch in großer Uniform, zu bemerken. Im Hofe de» Landhauses batte sich eine Jnfanttriecompagm« mit d«r Fahne und Musik de« Bataillon« al» Ehr«nwach« ausgestellt. Einige Minuten vor kl Uhr langt« ^r königliche Lomnuffar, SlaatSminist«r Frhr. v. Beust, in einem Gala. Hofwagen, unter militärischen Ehrrndtzrigungen, im Hofe de» Landhaus«» an. Aus der großen Treppe de» Laudhause» von den Direktorien der briden Kammern empfangen und in den Saal geleitet, stellt« Sr. Ezrellrvz sich daftldst zur Link«» de» Tbroae» auf, währ«nd rrcht» von d«r Estrad« di« übrig«» Herren Staat«, minlstti standen, und zeigt« d«r Versammlung zunächst an, daß ihm der allerhöchste Auftrag geworden, de» Landtag im Namen Sr. Majestät zu eröffn«» und die Ständ« untir Entbitlung de« königlichen Gruße» willkommen zu beißen. Nachdem sodann durch den Reserenten im Gesammlministerium, RegiernngSratb Roßberg, da» allerhöchste Kommissariat« vorgelesin worden war, dielt Staat«. Minister Frhr. v. Beust folgenden Vortrag: „Meine hochzuverehrenden Herren! „Sie find berufen, in einer Frage von weittragender Bedeu tung die Stimme de« Lande« vernehmen zu lassen. Ihren Br« ralhungen und Beschlüssen ist di« letzte Entscheidung darüber vor- behalten, ob Sachsen einem Vertrage seine Zustimmung ertheilt, der nicht allein in seine materiellen Interessen tief eingreift, sondern auch der volkSwirihschaftlichen Entwickelung unser« deutschen Ge- sammwaterlande« rin« «rs«ntlich btstimmtnde Richtung zu g«ben gttignrl ist. „Di« königlich prtußisch« Rtgirrung hat, nachdrm sie von sämmtlichen übrigtn dem Zollvereine angehörigen Staaten ermächtigt worden war, mit der kaiserlich französische» Regierung wegen Brr. rinbarung riur» Handelsvertrags in Verhandlung zu treten, diese letztere nach wehr al» einjähriger Dauer zum Abschluß gebracht. Der infolge dessen von P«uß»n unterzrichuetr Vertrag liegt nun- mehr den ZollvereinSregirrungen zur Genehmigung vor. Die Re. gierung Sr. Majestät de» König» konnte, nachdem sie den Vertrag einer eingehenden Prüfung unterworfen, über die ihrrrsrit« zu fassende Entschließung nicht im Zweifel sein. Mochte sie auch be« klagen, daß die von ihr während der Dauer d«r Verhandlung aus gesprochenen Wünsche die gehoffte Berücksichtigung nicht überall gefunden hatte», so erforderte aus der andern Seite die Billigkeit, den Schwierigkeiten Rechnung zu tragen, wtlchr mit der Lösung der der königlich preußischen Regierung einmal gestellten Aufgabe verbunden waren. Daß diese Lösung unter allen Umständen dahin führen müsse, der zollverein»ländischen Industrie neue Absatzwege zu erschließen, ihr aber gleichzeitig auch verwehrte Anstrengungen anzufinnen, um ein« ungrwohnt« Loncurrenz besteht» zu könne», war von dem Augenblicke an zu erwägen, wo die Verhandlung überhaupt beschlossen ward. Die Regierung hat hierzu ihre Zu stimmung nicht ertheilt, ohne zuvor, soweit es die formelle Lage der Sache damals erlaubte, sich vou den Ansichten zahlreicher fach, vrrständiger Mitglieder der Lande-vertretung sowohl, al« hervor ragender Persönlichkeiten au« den industriellen und kommerziellen Kreisen zu unterrichten. Bei der jetzt vorläufig abgegebenen Er ¬ den »4. «ai. 1862. klärung aber «ar di- Regierung nicht allein b-rechttgt, der Uebe«. zeuguug zu folgen, daß di« sächsische Industrie in die ihr geöffnete Bah» gtlroften Muth«« «iutr«trn »na«, sie hätt» geglanbt, wen» sie zög«rt«, die» laut zu bekennen, einem gerechte» Etlbskbtwußchiu de« Lande» die Gtttung zu »«sagt». Lei ditst« Entschluss« und bti dcfftn Kundgebung war sie indessen weit entfernt, sich allein durch p-rtieulare Rücksichten leiten zu lassen. Dit sächsische Rtaitruua wird nie vergessen, wa» sie der Gesammtheit, wa« sie DtUtschland schuldig ist. Hätte sie zu erkennen gehabt, daß der Vertrag tu seinen Folgen für die Wohlfahrt de« Zollverein» und dessen Er haltung verdtrdlich werden, daß durch dessen Abschluß dtt einstige Ausdehnung de« Zollverein» aus all» Staaten de» De»tscheu Bunde« unmöglich gemacht werden könne, so würde sie di« sveetelle Stellung Sachseu» nicht al» maßgebend für ihre Entschließung betrachtet, sie würde ihre Stimme gegen den Berttag «rhobetr haben. Weil sie eine solche Ansicht nicht zu »affen »ermochtt, «eil sie im Gtgtnlbtile daran fefthält, daß die Reform, uw di- «» sich handrlt, und derrn Opportunität nach Lag« der Sach« nicht »eh» in Frag« sttbt, -int unadweirbare Rolhwtndigleit geworden «st. welch« der Zollverein, ohne feint» Fortbestand zu gefährde», sich nicht t»tzi»h«u kann, und wetchr ihre Begrüstdung Nicht in politischtu ««rrchnNNckni, sondtrn in dtr zeitgemäßen Lntwicktlung dtr allgemeine« Verkehr»- Verhältnisse findet; weil fie daher durchdrungen ist vou der Uedem zeugung, daß ein Widerstreben gegen diese natürliche Umbildung der commerciellen und industriellen Beziehungen nicht dazu dien«« kann, die widerstrtitenden Interessen im Zollverein« zu versöhn«» und dessen Entwickelung und AuSdreitnng zu fördern, dasi vielmehr ein entschlossener Eintritt in die unvermeidlich« Umge staltung nicht allein den Fortbestand de« Zollverein« am beskt» gewährleiste!, sondern auch di» Basis ist, auf welcher di» Weit«- vildung de« bestehenden Handel«verttag» mit Oesterreich uud dessen einstiger Zollanschluß, um zu gelingt», sich v»rd«r«itM muß, dar»m hat die Regierung sich ohne Zöger» uud mit Ent schiedenheit sür die Annahme de» Vertrag» au«grsproch«n. „Seine Majestät der König v»rith»n Sich nunmehr zu dar getreuen Ständen, daß fie mit bewährter Einsicht uitd Gewissen« Hastigkeit diese ernste Frag« berathen wrrdeu. - „Di« Einbtrusung dt« anßtrordtntltchrn Landtag«» biettt zu gleich der Regierung eine erwünscht« Gtlraeubrit, »er Gtändevrr- sammlnng von Demjrnigtn Rechenschaft abzultgcn, wa« zu Au»- sührung dir, von d«m letzt«» ordtntlichen Landtag« btjüglich der Erbauung d»r voigtlindischrn Eisenbahn in d«r Richtung auf Eger gefaßten Beschlüsse geschehen ist, nud damit hinsichtlich einiger Punkte einen Antrag auf nachttägliche ständische Seuehmigung und Ermächtigung zu verbinden. E« wird zugleich dem Landtag« «tu Ezpropriation-aesetz wegen Ausführung einer Verbindungsbahn »mi schen drr sächfisch-baherscht» Eisenbahn mit Grriz vorgelegt »erd««. „Und so erkläre ich denn im Namen Seiner Majestät d«» König» den Landtag sür eröff»et". Nach Beendigung diese» Vortrag« brachte der Präsident d«r Ersiar Kammer, Major v. Schönfel«, ein Hoch auf G«. Majestät de» König au», welche« die Versammlung drei Mal wiederholte, worauf der königliche Commiffar unter demselben Eeremoniel wie bet d«r AnkunD da» Landhau« verließ. > Morge« wird in biibeu Kammern die erste öffentlich« Sitzung staltfinden. Ltipzig, 20. Rai. Die Leipzigrr Nachrichten schreib«»: „Ueber den Tag der bevorstehenden Ankunft Gr. Raj. d«» König» in Leipzig verlautet noch nicht» Bestimmte». Sein Besuch gilt »icht blo» der biefigeu Stadt, sonder» auch den umliegend«» Städten, sodaß di« Rtis« Sr. Maj. vi»ll«icht ächt Tag« in Ansprnch nehme« dürfte."