Volltext Seite (XML)
vittttljährlich IS Ngr. Inserate werden Vie SO-Un- Ml- vier d^restR-uw Vit- Pf. - I Rechnet, . ,)»?. 'inr-U-V :r. rMtLrirL nE Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl, GerichtSärnt« und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. » I.. Erscheint Tageblatt. I, 3 Uhr für die nächst- erscheinende Nummer > angenommen. jeden Wochentag früh , ^,8 Uhs. Inserate wer- dm dir Nachmittags Freiberger Anzeiger 277. Montag, den Tagesgeschichte. München, 18. Nov. <D. A. Z.) Sehr peinliches Aufsehen erregt das tragische Ende — denn das Ende wird man cs leider wohl nennen müssen! — des Fürsten Ludwig v. Oettingen- Wal lerstein. Seit Jahren waren seine mißlichen Vermögens verhaltnisse zwar bekannt, im laufenden Jahre aber scheint der jähe Sturz seines Schwiegersohnes, des Grafen Waldbott-Basscnheim, seinem Credit den Rest gegeben zu haben. Vor einer Woche schon wußte man, daß infolge einer Untersuchung, die der Staatsanwalt rpegen vier Verbrechen des Betrugs gegen ihn eingeleitet hatte, die Verweisung in die öffentliche Sitzung des Bezirksgerichts be schlossen seiend daß nur der Protest des Fürsten, der als Glied einer stande^sherrlichen Familie privilegirten Gerichtsstand bean spruchte, die Verhandlung verzögere. Heute erfährt man, daß er für immer abgereist sei. Wie immer man die wechselvolle Laufbahn dieses Mannes, den noch in seinem siebzigsten Jahre ein so tiefer Fall ereilte, bcurtheilen mag, das werden auch seine Feinde, und deren hat er nicht wenig, ihm zugestehen, daß mit ihm die bedeu tendste staatsmännische Capacität BaicrnS verloren gegangen ist. Durch seine Geburt, durch seine Talente und durch die Gnade zweier Könige zu den höchsten Hof- und Staatsämtern bestimmt, mit Orden und Ehren überschüttet, entsagte er allem Glanz nnd der Herrschaft seines Fürstenthums, um ei» armes Bürgermädchen zu heirathe»; abermals und noch mehrmals als erster Minister, als Gesandter in Paris berufen, war er später, freiwillig aus der Ncichskammer ausgetreten, durch drei Wahlperioden ein aus meh reren Bezirken gleichzeitig erwählter Abgeordneter, der vielseitigste Kammerredner, der bedeutendste Opponent gegen das Ministerium Pforbten-Rcigersberg, der in allen staatlichen Verhältnissen Kun digste, der unerschrockenste und gewandteste Vertheidiger der Volks« rechte, dabei der einzige wirkliche Diplomat, den Baiern besaß — und nun dieses schmähliche, fast tragische Ende. Dem FrankfurterJournal schreibt man aus Paris vom 8. Nov.: ,'^Die Kaiserin war am hiesigen Hofe der Schutzgeist des Papstes. Im Augenblick, wo das Schicksal in Italien sich entscheiden soll, reist sie ab, um sich unter dem Nebclhimmel Schottlands geistige und Physische Heilung zu bolen. Ihrer Gemüthsrichtung und Erziehung nach streng katholisch, von einer Frauenkrankheit heim gesucht, die in der Regel hypochondrisch wirkt, von dem Tode einer geliebten Schwester niedergebeugt, deren Schönheit und Leben die selbe Krankheit vor kurzem zerstörte, glgubt die Kaiserin ihr Haus an den Pforten des Weltgerichts und hält sich, ihren Sohn und ihren Gemahl dem Schicksal verfallen. Wie weit sind wir vo» der Zeit, wo man in den Tuillerien den Papst zur Taufe dcS kaiserlichen Prinzen erwartete, wo die Kaiserin aus Nom die goldene Dose erhielt, die Pius IX. geweiht hatte, wo Aber- gläubtschö aber doch den Sturz, den der Legat des Papstes that, als er zur Taufe des Prinzen in den Wagen stieg, als böse Vor bedeutung auSlegtcn! Ueber den Krankheitsfall der Kaiserin er fahren wir Folgendes: Schon die erste (verfrühte) Entbindung der Kaiserin hatte' hier in engern Kreisen gewisse Besorgnisse er regt. Sie legten sich erst nach der Geburt des Prinzen; aber in jüngster Zeit hat M die Krankheit so schnell entwickelt, daß nach einer Berathüng Mn hiesigen» M.rzsen eine Radicalcur für ^noth- wendig gehalten wurde. Die Kaiserin hat jedoch vorgezogen, einem gleichfalls zu Rathe gezogenen Leibarzt der Königin von England zu folgen und sich dessen Behandlung zu überlassen. Die Krank heit ist glücklicherweise noch nicht entwickelt genug, um nicht Heilung zuzulaffcn. Paris, 19. Nov. Man versichert, daß im Finanzministerium alle nötMü Vorbereitungen zu der-Anleihe von 400 Mill. Fres. 26. November. HHDO. getroffen werden, welche die französische Regierung inz Laufe des Winters abzuschließen beabsichtige, — Die Regierung geht mit dem Gedanken um, ein neues Fremdenregiment in Algerien zu errichten, da die Zahl der Ausländer, welche in französische Dienste tretest wollen, gegenwärtig nicht unbedeutend seist soll. — Das gege^« wärtig dem Municipalratbe vorliegende Budget der Stadt Pärss beläuft sich für die ordentlichen Ausgaben auf tjO Mist. Fraüch. Aus Turin vom 18. November wird gemeldet: „Der Staats schatz ist in hohem Grade hülfsbedürftig, denn im südlichen-Italien, für welches große Ausgaben gemacht wurden und noch werde«, gehen die Steuern, wie sich das unter den vorhandenen Umständen leicht denken läßt, nur unregelmäßig ein. Der Staat ist sb hülfs bedürftig, daß die Regierung nicht bis zum Abschluß der Anleihe von 300 Millionen wird warten können und zu einem Vorschuß durch die Nationalbank zeitweilig ihre Zuflucht zu nehmen ge sonnen ist. Die Herren Fanti und Cassinis find nach Neapel <w« gereist, in einige» Tagen werden ihnen Deputationen-de» Parla ments folgen, welche dem König die Abstimmungen der beiden Kammern überbringen werden, welche demselben wegen der jährst Abreise nicht überreicht werden konnten. Die Reise deS Hörr« CasflniS, des Justizministers,"Nach Neapel soll mehrere gerichtliche Einrichtungen, die im südlichen Italien zu treffen find, zum Zwecke haben. Man will den Kassationshof in Mailand auMhen und dafür sechs Höfe zweiter Berufung einführen, und zwar «inen zü Turin, den zweiten zu Mailand, den dritten zn Florenz, d«r vierten zu Neapel, den fünften zu Bologna, und den sechsten zu — Rom, wenn diese Stadt erst italienisch geworden ist. — Die Anzeige in der Gazzetta di Genua, daß zu Neapel am IS. Nov. Flintenschüsse zwischen den Soldaten und dem Volke gewechselt worden, erweist sich als unrichtig. Indessen ist gestern der Re gierung die Nachricht zugegangen, daß sich die Demonstrationen der Menge zu Gunsten Garibaldi'S, wie am 13. November, wieder holen und daß der Geist, der unter der Menge herrscht, den König verstimme. Ein Bild aus dem Arbeiterleben in der FabrikstM: Lowell in Amerika. Herr CH. Thier ry-Mieg hat in einer Versammlung des Locivte iuäustrielle äs Mulbauss im März 1H60 einen sehr interessanten Vortrag gehalten, in dem er eine Schilderung des musterhaft sittlichen Zustandes der Arbeitsbevölkerung svon Lowell, einer Fabrikstadt in den Vereinigten Staaten, giebt, um zu zeigen, daß hie Demoralisation und das daraus entspringende Elend der Arbeiterklassen in Europa nicht als ein aus dem Fabrikwesen noth- wendig resultirendcs Uebel anzusehen, sondern daß es/ ein Erbtheil vergangener Jahrhunderte, blos den äußeren Umständen zuzuschreiben sei, unter denen sich die Industrie in der alten Welt entwickelte. In den Vereinigten Staaten, sagt Hr. Thierry, hqt die In dustrie gleichzeitig mit der Bevölkerung Fuß gefaßt, und hatte sich nicht erst ans den Verwicklungen der Vergangenheit und den Ueber- bleibseln aller Traditionen herauSzuwinden, daher finden wir auch hier ein interessantes Beispiel, das .uns zeigt, zu was die Industrie es bringt unter einer freien EntwiAtlung. Lowell ist eine Stadt, deren Ursprung sich nur auf wenige Jahre zurückdatirt; denn auf demselben Boden, der heutzutage eine Bevölkerung von 40,000 Seelen einschließt, befand sich im Jahre 1822 nur esne kleine Kolonie von 2—300 Bewohnern. Von den heutigen 49,000 Ein wohnern gehören ungefähr 15,000 der Arbeiterklasse an, und unter diesen sind etwa 5000 Männer und 10,000 Mädchen. Zwölf da» selbst bestehende industrielle Etablissements, die sich mit Spinnerei, Weberei, Kattundruckerei und Eonstruction von Maschinen befassen.