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Prri» § vierttME,^«,. Snstrate werb« G glattem Zeile otck deren Naum mit S Pf- berechnet. -.st Amtsblatt des König!. Beürksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und -> der Madträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. — — — -—--—— H Sonnabend, den 15. September. 1860. > , ^1. > - . ^Freiberger Anzeiger dm bi» Nachmittag Ullh j> Uhr für die nächst» erscheinende Numnier angenommen. Tageblatt. Togesgeschichte. Freiberg. Nachdem die Geistlichkeit der Ephorie Freiberg das auf den 13. September fallende fünfundzwanzigjährige geist liche Amtsjubiläum des Herrn Sup. Merbach bei Gelegenheit ihrer Conferenz vorläufig schon den 10. d. M. für sich festlich be gangen hatte, erlaubten sich die Lehrer der Volksschulen genannter Ephorie in zahlreicher Versammlung ihrem allverehrten Oberhirtcn am Morgen des Jubeltages durch Chorgesang und Ueberreichung eines Festgeschenkcs und Festgedichtes die aufrichtigsten Gefühle der Ehrfurcht, Liebe und Ergebenheit an den Tag zu legen. Außerdem war bereits den Abend zuvor der verdiente Jubilar vom Gymnastalchor und Bürgcrfingverein in würdigen Gesängen begrüßt worden, sowie Ihm am Festtage selbst das Lehrcrcollegium des Gymnasiums durch eine Deputation seine Glückwünsche dar- bringcn ließ. Möge der Himmel den echt evangelischen Verkündiger deS lauteren Gotteswortes und standhaft getreuen Diener des Herrn in seine heilige Obhut nehmen und durch sein thatkräftiges Wirken die Ephorie Freiberg in Kirche und Schule noch lange segnen und beglücken! Leipzig, 13. September. In der gestrigen Sitzung der Stadt verordneten gab das Collegium einstimmig und ohne Debatte seine Zustimmung zur Erhebung von 15,000 Thlr. Zuschlag zu den städtischen Stenern und betheiligte sich eben so einstimmig bei einem Anträge an das hohe Ministerium: um aus dem Ertrage des Wechsclstempcls 45,000 Thlr. Kosten für städtische Schäden von dem Hagelschlage des Monats August zu nehme». Lommatzsch, 12. September. (Dr. I.) Endlich ist nach acht wöchiger, oft unterbrochener Arbeit die diesjährige Ernte eingebracht. Wenn auch das Erntcgeschäft wegen des öfter» Regens ein sehr mühevolles war, so ist doch keine Getrcideart durch Auswachsen verdorben. Was das Resultat der diesjährige» Ernte betrifft, so ist es durchschnittlich ein sehr befriedigendes zu nennen. Weizen bat einen außerordentliche» reiche» Ertrag a» Schockzahl und Körner» geliefert; Korn war dichtbcstande» und gab volllange Aehren, doch sind die Körner infolge des langen Regens etwas dickschälig und daher minder mehlreich als in sonnigen Jahren; Gerste ist ausge zeichnet gerathen, sie dürfte sich aber wegen des länger» Lagerns nicht durchgängig zum Mahlen eignen; Hafer hat au Stroh und Körnern einen überaus reichen Ertrag geliefert; Kraut und Runkeln stehen trefflich und versprechen ein eben so reiches Futter als das frische dichtbestandene Grnmmt der Wiese». Die Kartoffeln haben auf nassen Felkern durch die leidige „Krankheit" weit mehr als in frühern Jahren gelitten; die Zwiebelkartoffel hat sich besser gehalten, als die weißen Sorten; der vierte Theil der Kartoffeln ist durch Fäule vernichtet. Obst haben wir in reicher Menge; Pflaumen und Birnen sind in den meisten Strichen der Umgegend außerordent lich gerathen. Berlin, 12. Sept. Die Stadt Königsberg ist jetzt, nach dem die Befestigung so weit vorgeschritten, daß die Stadt mit einem vertheidigungsfähigen Umzuge versehen, durch allerhöchste Cabinets- ordrc zur Festung ersten Ranges erklärt. Der bisherige Comman- dant, Generalmajor v. Gersdorf, wird als Festungscommandant daselbst verbleiben. — Der Abgang des preußischen Kriegsschiffes „Loreley" nach der syrischen Küste, der bereits angezcigt wurde, ist vorläufig aufgeschoben. Dasselbe hat Neapel verlassen, um den dortigen preußischen Gesandten, Grafen von Perponcher, nach Gaöta zu bringen, wohin sich bekanntlich König Franz II. gewandt hat. In Berlin ist der Kaufmann und Stadtrath Keibel gestorben, einer der besten Bürger der Stadt unk des Staats, unermüdet für das Wohl der Stadt und für große, allgemeine Zwecke, mit Ehren ämtern aller Art fast überbürdet. In den Befreiungskriegen hatte er.als Freiwilliger gedient, eine Kanonenkugel fuhr ihm in her Schlacht zwischen den Beinen hindurch und riß ihm eine Wade weg. Bad Homburg, 2. September. Der kühne Spanier, welcher unserer Bank schon so viel Unglück brachte, hat dieselbe aberntal- gcsprengt. Vorgestern gelang es ihm, nach kurzem Spiel 300,000 Francs zu gewinnen, und da« Spiel mußte aufhören. Als er äüt folgenden Tage wieder an den Spieltisch trat, gewann er abermals 250,000 FrcS. — Vor einigen Monaten hatte dieser Spanier circa 1'/, Mill. Frcs. gewonnen. Aus Hesterreich, den 31. Aug. Da die Blicke Deutschlands, wie wir recht wohl wissen und wie es auch in der Natur der Sache liegt, mehr als je auf uns gerichtet sind, so dürfte eS Ihnen nicht unwillkommen sei», wenn ich zu Dem, was ich Ihnen neulich be richtete, noch Einiges hinzufüge. Man wirft uns so häufig dep Mangel an Fortschritt vor. Dieser Vorwurf ist in den meisten Beziehungen jetzt vollständig ungerecht: wir haben auf den Gebie ten der Wissenschaft, der Kunst, de« Geschmacks und der Industrie namentlich seit 10 Jahren entschiedene Fortschritte gemacht, so bätz wir pns mit Deutschland nicht nur messen, sondern in dem einen oder dem anderen Punkte sogar demselben überlegen fühlen dürfe». Es giebt keine Stadt in ganz Deutschland, die sich in Sachen de» Geschmacks mit Wien ganz gleich stellen könnte. Wir dürfen dabei freilich die Bemerkung nicht unterdrücken, daß die Ehre des Fort schritts oder der Ueberlegcnheit vorzugsweise denjenigen Provinzen Oesterreichs gebührt, die entweder eine lediglich deutsche Bevölkerunß besitze» oder von deutscher Bevölkerung gleichsam dnrchädert sind, wie z. B. Böhmen und Ungarn, und selbst Italien ist nicht auS- zuschlicßen — Italien verdankt überhaupt. Oesterreich mehr, al« die Italiener anzuerkennen gewohnt sind — sobald von der Politik abgesehen wird. Auch die gesammte ökonomische Industrie hat ihre Fortschritte aufzuweisen seit der Freiheit des Grundbesitzes; e» mangelt aber an Capital, an Credit, an gewissenhafter Verwaltung, au geschickten und willigen Arbeitskräften und was nicht außer Acht zu lassen, an der so dringenden Nothwendigkeit für die Bevölkerung wie der Fall in Ihrem Vaterlande vorliegt, den Grund und Boden nach Möglichkeit auszubeuten. Daß die Kirche sich nicht nur im Besitze von Geldmitteln, sondern auch von Grundeigenthum befindet, das gar nicht im Verhältnisse zu ihrem Bedarfe und zu ihrer christ lichen Bestimmung steht, ist bekannt. Dieser Umstand hi»dert aber auch vielfach den Fortschritt und entzieht dem weltlichen Staate zugleich große Summen finanzieller Mittel, deren er doch so drin gend bedarf und die er ganz anders verwerthen und verwenden würde, als es die kirchliche Verwaltung thut und thun kann. Der Vorschlag, es möge die weltliche Macht ihre Haud nach diesen Gütern ansstrcckcn und der Kirche nur so viel gewähren, al« zur Aufrechthaltnng ihrer Würde nöthig sei, ist in der jüngsten Zeit mehrmals ausgesprochen worden. Aber noch Niemand hat in Oesterreich den Muth gehabt, Spaniens Beispiel nachzuahmen. Judeß sind wir überzeugt, daß diese Zeit früher oder später auch für unser Oesterreich kommen werde. Denn eS ist ein Grundirr thum, wenn man sich hier und da der Meinung hingiebt, daß wir durch das Concordat mit unserem Glauben, Denken und Thun fester an die Kirche geschmiedet worden wären; gerade da»' Gegen«- theil: wir sind diesem uns an sich so heiligen Institute, insofern cs einen lediglich römischen Charakter an sich trägt, nur noch ab geneigter geworden, die unterste» Volkskreise etwa ausgenommen^- sowie einige Bruchtheile der höchsten Regionen, hie in dem Con«; cordate ein Mittel für ihre Zwecke erkennen. Denn die zahlreiche österreichische Aristokratie, die überhaupt, vom socialen Gesichts punkte aus betrachtet, mit dem Volke in einem viel engeren und freundlicheren Verhältnisse steht, als z. B. in Preußen, um so mehr,