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empfanatn zu werden, wobei Se. königliche Hoheit sich dahtn aus- wrach, vaß er auch fernerhin eine Politik festhalten werde,: deren Ziel das Wohl Preußens und Deutschlands sei; eine für Mittags von den hiesigen Preußen verabredete solenne Begrüßung des Prinz- Regenten bei dem Erscheinen im Schloßgarten mußte wegen eines leichten Unwohlseins Sr. königl. Hoheit (einer gestern Abend sich zugezogenen unbedeutenden Erkältung) unterbleibt». Nachmittags 4 Uhr fand bei seiner Majestät dem Kaiser großes Galadiner statt. Um 9 Uhr werden die Herrschaften beim Kaiser zum Tbee versam melt sein und für morgen Vormittag 9 Ubr ist die Abreise des Kaisers sowohl als des Prinz-Regenten angesetzt. Paris, 25. Juli. Gestern ist Ordre ergangen, die Einschiffung der für Syrien bestimmten Truppen einzustellen. Die Antwort Preußens auf die Vorschläge Frankreichs war bis gestern noch nicht eingetroffen. Eine gemischte europäische Commissiou wird die syrische Angelegenheit untersuchen, bevor die Expedition vor sich geht. Auch die Reise des Kaisers ins Lager von Chalons ist plötzlich wieder vertagt worden. Marseille, 26. Juli. (Dr. I.) Hier eiugetroffene Nachrichten auS Konstantinopel melden von neuen Gewaltthätigkeilcn zu Aleppo, Orfa und in andern Ortschaften Kleinasiens; nähere Details fehlen. Es wird bestätigt, daß türkische Soldaten a» den Metzeleien in Damaskus Theil genommen haben. Es wirb ferner bestätigt, daß der Aaimakam und einige angesehene Christen eine Friedenserklärung unterzeichnet haben. Aus Messina wird dem „Dr. I." geschrieben: Die Ruhe ist in unsrer Stadt bis jetzt äußerlich nicht gestört worden. Im Innern herrscht eine zunehmende Leere, denn die Bewohner suchen sich und ihre Habseligkeiten soviel immer möglich in Sicherheit zu bringen. Truppen haben wir hier an 10,000 Mann, wovon 4000 Mann zur Besatzung der Festung erforderlich sind und 4000 Manu die Dcfileen in den Gebirgen besetzt halten, was bei Palermo zum Theil vernachlässigt worden war. Diese Dcfileen werden sonst nur durch zwei kleine, alte Bcrgforts vcrtbeidigt, deren Widerstandskraft unmöglich groß sein kann, da sie von höher» Punkten beherrscht werden. Aus der andern Seite der Stadt, in der längsten Aus dehnung, ist Meer und Hasen beherrscht von der Citadelle, wäh rend daS starke Fort San Salvatore den Hafeneingang und die Küste bis nahe an den Faro deckt. Seit gestern siebt eö etwas ernsthafter auS. Ungefähr 5000 Mann mit 8 Kanonen sind unter Oberst Bosco, einem Sicilianer, durch die westlichen Dcfileen ab- marschirt, um, wie es heißt, den Feind in Barccllona, seinem Haupt quartier, aufzusuchen. Das klingt freilich nicht sehr wahrscheinlich, wenn wirklich seit 10 Tagen dort eine 8000 bis 10,000 Mann starke Schaar regelmäßiger Truppen versammelt ist, unter denen sich allein 3000 Mann Kcrntruppcn, die schon in Italien mitge fochten, befinden sollen. Auch sollen in Barccllona die besten Offi ziere Garibaldi's sich befinden. Endlich sind die schnell bewaffneten Mafien in Anschlag zu bringen, die selbst hier auf den ersten Wink bereit sind. — Garibaldi's Pläne zu kennen, vermag zwar Niemand zu behaupten, doch glaubt man aus seinen Aeußerungen zu ent nehmen, daß er vorläufig noch nicht an Mcssina's Eroberung denke. Zwar dürfte es ihm nicht z» schwer werden, sich der Stadt zu bemächtigen. Dadurch würde er sie aber nur der Zerstörung durch die Citadelle preisgeben, wenn er nicht, im Besitze einer leidlichen Seemacht, der Armee den Rückzug abschneidcn und die Festung, die auf Dauer auch nicht haltbar ist, zum Capituliren zwingen kann. Ein Anfang zur Bildung einer Seemacht scheint gemacht zu sein, indem die vier großen Dampfer, welche bisher die Zuzüge befördert haben (man giebt letztere, wohl übertrieben, auf 50,000 Mann an), damit nun ziemlich fertig sein dürsten und ihre Armatur schon bereit liegen soll. Ferner hat man eins jener Dampfschiffe, die bei der Landung zu Marsala versenkt wurden, wieder flott ge macht und endlich ist jüngst die schönste neapolitanische Dampfcör- vette „Veloce," welche die Sicilianer 1848 verloren, nicht nur zu Garibaldi übergegangen, sondern hat auch die neapolitanischen Dampfschiffe „Duca di Calabria" und „Elba" wcggenommcn. — Im Augenblick des Postschlusses böre ich noch, daß Garibaldi mit 6 Dampfern voll Truppen bei Pattt gelandet sei. Ob die Nach- richl wahr ist, weiß ich nicht, wohl aber hat dieselbe eine fieberhafte Aufregung und eine Flucht nach allen Seiten hcrvorgebracht. Palermo. Das amtliche Organ Garibaldi's vom 13. Juli bringt ein Decret des Dictators, welches verfügt, daß der Dienst der Freiwilligen während des Krieges obligatorisch ist. Ein anderes Decret schafsl den Eingangszoll für Bücher ab, sie mögen kommen, woher sie wollen. Ferner enthält dasselbe Blatt eine Ordonnanz, wonach bis dahin, daß ein Specialgesetz das in den übrigen unter dem Scepter Sr. Majestät des Königs Victor Emanuel II. ver einigten Landesthcilen bestehende Münzsystem auch in Sicilien in Kraft setzt, die Lira, welche die Einheit der italienischen Münze darstellt, in Sicilien zu 23 Bajocchi, oder zu 2 Tari und 6 Grana angenommen werden soll. — Aus Palermo, 18. Juli, schreibt man der „Correspondance Bullicr": „Heute Mittag schiffte sich Garibaldi plötzlich mit IW Mann auf dem englischen Dampfer „City of Aberdeen" ein. Da- Schiff schlug die Richtung nach Millazzo und Messina ein, »ach, dem Garibaldi folgende Proklamation in Palermo hinterlasse» hatte: „Das italienische Festland schickt mir in großer Zahl seine Söhne, die von den Unterdrückten hcrbeigerufen werden; mit ihnen marschire ich gegen Messina. Dort erwarte ich die tapfere flcilianischc Jugend. Dort werden wir ein drittes Mal den thrannentödtenden Pact be siegeln, welcher die letzten Glieder Eurer Ketten brechen und den letzten Stein zu dem nationalen Gebäude liefern wird. — Nicht vergeblich wurden die Söhne dieser Erde nach Calatastmi, nach Palermo be rufen von G. Garibaldi. Schon früher waren andere Fahrzeuge in derselben Richtung mit Truppen vorausgegangen; andere Truppen hatten den Land, weg eingeschlagen. Wohin der Dictator in Wirklichkeit zu gehen beabsichtigt, ist schwer z» sagen." Aus London vom 23. d. M. schreibt man: Der statistische Congreß hat vorgestern seine Schlußsitzung gehalten. Die ver schiedenen Abgeordneten dankten für die freundliche Aufnahme, und Vicepräsident Will. Cowper schlug Berlin als nächsten Zusammen- kunftsort vor, worauf Or. Engel erwiderte, er sei zwar nicht er mächtigt, die Mitglieder nach Berlin zu laden, hege jedoch die feste Ueberzeugung, daß die preußische Regierung und die Stadtbchörden von Berlin die werthen Gäste freudig willkommen heißen würden. London, 27. Juli. Die heutige „ Morning-Post" schreibt: Wenn die Expedition nach Syrien stattfinde, so sei die Frage wegen Theilung dcr Türkei nur noch eine Zeitfrage. Man möge wenigsten» abwarten, ob die Türkei unfähig sei, die Ordnung herzustellen. Dann erst möge die Regierung die Frage wegen der Theilung de» osmanischen Reiches in Betracht ziehen. -seuMeton. * In der Voß'schcn Zeitung ist folgende Mitiheilung z» lesen: „Vor einer nicht aNzn großen Anzahl Jahre gab diese Zeitung die Nachricht, daß cs durch Vermittelung des englischen Gesandten ge lungen sei, in Sibirien, nahe dcr chincsischen Grcnzc, dic letzte MopS- hündin der Erde aufznfindcn, und daß diese mit dem letzten Mops Englands zusammengcbracht worden sei. Aus dieser Verbindung ist vom englischen Hofe ein Mopspaar an den russischen Hof gelangt und mit gleicher Sorgfalt wie in England gehegt worden. In diesem Sommer aber hat ein Berliner Offizier einen Enkel der letzten beiden Mopse, dreiviertcl Jahre alt und von der echtesten Form und Farbe, auch mit den echten Mopsmanicrcn, aus dcr russischen Abstammung zugleich mit dem Versprechen erhalten, daß im nächsten Jahre eine Mopshiiudin nachfolgen werde. Und so ist denn Hoffnung vorhanden, daß auch für Deutschland das edle Geschlecht der Mopse erhaben werden wird, und unsere Kindcskindcr nicht vergebens fragen werden: Was ist das für ein Thier, das Gellert beim Mondcnschein spazieren gehen läßt?" * Ein junger Elegant in Berlin lcbtc herrlich und in Freuden, namentlich in Conditoreicn. Eines Tages spielte er mit einem Andern Ccartk zuni Zeitvertreib, das Glück war ihm merkwürdig günstig und warf ihm rasch 60 Friedrichsd'or zu. Noch einmal halt' ich da» Ganze, sagte der Andere, ohne zu setzen, und verlor noch einmal. Pardon, sagte er ausstehend, ich hab' nicht mehr so viel Geld, creditiren Sie und geben mir Ihre Adresse! — Er erhielt die Karte und wurde nicht mehr gesehen. Wie gewonnen, so zerronnen, dachte der junge Elegant und vergaß die Geschichte. — Die schönen Tage von Aranjuez verrannen ihm aber auch und cs kamen nach Jahr und Tag andere, die ihm nicht gefielen, er hatte Alles verjubelt, wohnte im S. Stock im Hintcrstübchen und seufzte. Da bringt der Postbote einen Brief mit Anweisung auf 60 Friedrichsd'or. Sie entschuldigen, mein Herr, stand in dem Brief, jetzt erst kann ich meine Schuld abtragen, ich lebe in Lyon, Adieu! — Altweibersommer! jubelte der Leichtfuß! — Dic Geschichte ist wahr. * Auf dem deutschen Theater in Petersburg wurde neulich, wie Punsch erzählt, Göthes Faust gegeben. In dcr Scene, wo Gretchen die Blumen zerzupft und sagt: „Er liebt mich — von Herzen — mit Schmerzen u. s. w." waren die Worte „von Herzen" gestrichen worden. Auf die Beschwerde der Darstellerin erklärte der Tensor, er habe den strengsten Auftrag, nichts von Herzen passircn zu lassen. (Herzen ist bekanntlich der in London lebende verbannte Russe, dcr dic in Rußland verbotene „Glocke" läutet.)