Volltext Seite (XML)
Donnerstag, den 28. Juni, — Nr. 148. - 1899. — Dies« verbreitetste „»parteiische Zeitung erscheint Wochentags Abend- (mit Datum des nächste,» Lages) und kostet init den siins wöchentlichen B eiblättern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Unter- haltnngsblatt, bei den Postanstalten nnd bei den Ausgabestellen monatlich 4tl Pscnnlge. Vollliste: 1. Nachtrag Nr. 2877. Lele>ra»m»lldrege: Beuerataujeiger S-a>hnE«vr Sir. 10«. ««WMISSs-SSSSSM—W» Gcncral- für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer LandeS-Anzeiger). — Gegründet 1878 alS „Anzeiger" «e. Vertag und RotationSnraschiue««Drn« von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstraße Nr. 8. Inserate» - Preis: Die 6 ge« spalten« TorpnSzeile oder deren Nmu» 30 Psg. (Preisverzeich nisse ä Zeile 2"< B'a.) — Be vorzugte Stelle (Neklaine-Zeile) 60 Pfg. Bei vorausbestellte» Wiederholungen größerer In serate entsprechender Rabatt. — Anzeigen für die Nachmittag erscheinende Nummer können nur bis Bormittag 1» Uhr an genommen werden. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden siir billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eiseltbaliil-Heitimg. Nstiz für PostakMilteil! Da sich bei den Postanstalten zum QnartalSwechfel die ASonnenientsbestellMtgen häufen und daun leicht i» dem laufenden Bezüge ltnregelmäsjigkeiten eintreten können, so empfiehlt es sich, vast unsere geehrten Postabonnente« gntigst recht bald die Bestellungen bei ihren Postaustalten veranlassen. (Generalanzeiger: 1. Nachtrag zur Postliste No. 2877.) Einladung ans das neue Abonnement des an jedem Wochentage Nachmittags erscheinenden General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. Der „General-Anzeiger", welcher sich in Folge seine- gediegenen Inhaltes einer großen Verbreitung erfreut, bringt neben sorgfältig ausgewählle», politischen, lokalen und feuilletvnistischen Stoff , nd den neuesten Telegrammen wöchentlich folgende mit dem »General-Anzeiger'' verbundene Beiblätter: „Sächsischer Erzähler" „Alei,,e Botschaft" „Gerichts-Zeit»,ng" „Sächsischer Allerlei" „Allustrirter Nnterhaltungrblatt" sowie das »amentlich der Frauenwelt gewidmete „SonntagS-Blatt", eine Vielseitigkeit, wie sie nur sehr wenige Tageszeitungen ihren Lesern bieten. Die Fülle de- in den Beiblättern enthaltenen Lesestoffe-, welcher alle Gebiete des menschlichen Wissens und Verkehrs berührt und für das Haus »nd die Familie eine reiche Quelle bester Unterhaltung und interessanter Belehrung bildet, hat den „Gencral-Anzeiger" zu einem Familienblatt gediegenster Art erhoben. Der Abonnemcntspeeiö des »General-Anzeiger-* mit seinen Beiblättern beträgt monatlich nur MV- 40 Pfennige ? < (N, Chemnitz frei ins Haus). Bei de» Postanstalten für die MvstS« tzm«» und September I Mk. SV Pf. Eingetragen in der Postliste: 1. Nach trag Nr. 2877. NW- Juserate finden in den» allseitig velievie« ^.General Anzeiger", welcher sich besonders in den Familien «nserer Stadt eine» grosten Leserkreis erworben hat, die weiteste Berbreitnng. Abonnemetttsbestellnnge» nehme» jederzeit entgegen die Ansträger und die Ausgabestellen, sowie M WG-Mlt -es LeM-Meims" Alexander lviede, Chemnitz, Theaterstraße 5 obwohl Waldeck-Rousseau die tiefsten Verbeugungen vor der Armee machte und sehr deutlich zu verstehen gab, daß er mit seinen Minister« kollegen gar nicht daran denke, die kompromittirten Spitzen derselben zu verfolgen, sondern daß man, wenn Maßregeln gegen sie nothwendig sein sollten, maßvoll sein würde, um so maßvoller, je höher die Be treffenden stünden. Dar war doch verständlich genug. Und trotzdem versagte das GrcS der gemäßigten Republikaner, das doch wahrhaftig alle Ursache gehabt hätte, mit der Haltung der Negierung zufrieden zu sein! Die Erklärung ist einfach darin zu suchen, daß ei» Theil derselben unter Meline schon kaum mehr im republikanischen Lager steht, ein anderer größerer Theil aber, der das rothe Gespenst der sozialen Republik noch mehr als die Reaktion fürchtet, es Rousseau nicht verzeihen kann, daß er der äußersten Linken zwei Portefeuille» überlassen und das radikale Element überhaupt vorwiegend bei der Kabinetsbildung bedacht hat. Daß die sozialistische Gruppe sich am Montag theilen würde, wußte man schon vorher, nicht aber, daß ihre Vertreter in der Kammer so scharf gegen Waldeck-Rousseau und be sonders gegen den »Würgengel" Gallifet losgehen würden. Es ist zu befürchte», daß diese Rabiaten die Vernünsligeren noch mit sich fortreißen, und dann ist der Sturz de- Kabinets erst recht sicher. Allerdings hat der Senat sich mit großer Mehrheit für das Kabinet ausgesprochen, aber abgesehen davon, daß von de» 300 Senatoren 88 nicht abstimmten, ist der Senat nicht der ausschlaggebende Faktor. „Noch ein solcher Sieg und ich bin verloren!" kann der ehe malige Liebling Gambetta's, Herr Wa.deck-Roufleau, von der zu seinen Gunsten ausgefallenen Entscheidung sagen, welche der Verlauf der Kammersitzung am Montag hcrbeigeführt hat. In der That, die bürgerliche» Republikaner in Frankreich haben allen Boden unter den Füßen verloren; die Heranziehung der Revolutionäre zur Regierung nimmt sich gerade so aus, wie wenn ein zum Tode Verwundeter eine Hyäne des Schlachtfeldes um Rettung und Erbarmen gnfleht. Jetzt hat man auch eine Erklärung dafür, weshalb Herr Waldeck-Rvusseau mit seiner ersten Mission zur Neu bildung der Negierung gescheitert ist. Di« ganze Situation drängt zu der Annahme, daß der Präsident Loubet im staatserhattenden der Galopp de- Pferdes, das den kommenden Cäsar trägt, ist schon hörbar, nur die Gestalt des Reiters erkennt man noch nicht. Sie wird aber sichtbar werde», sobald der nunmehr regierungsfähig gemachte Sozialismus in Frankreich seine begehrliche Hand nach den letzte« Trümmern der republikanischen Einrichtungen ausstreckt und sich an schickt, die »Diktatur des Proletariats" zur Wirklichkeit zu machen. Durch die Sozialisirung der französischen Negierung hat sowohl die innerpolitische wie die auswärtige Lage der Republik ein« erhebliche Verschlechterung erfahren, die den letzten Rest von Vertrauen auf die republikanische Zukunft des Landes hinwegnimmt. Politische Nimdschau. Chemnitz, 28. Juni 13SS. Deutsches Reich. — Die »Kölnisch« Zeitung" meldet a»S de», Haag, bestimmt werde versichert, daß di« Einwilligung des Deutschen Reiche» hinsichtlich des fakultative» Schiedsgerichtshofes feststeht. Es wünscht außerdem, daß die größeren Mächte auch eine größere Zahl von Richtern ernennen dürfen. Die AbrüstungSsrage könne al« begraben betrachtet werden. — Vize-Admiral von Dieder ich» erhielt auf der Heimreise i» Hongkong ein Schreiben des amerikanischen Kontre-Admiral» Dewey, in dem dieser sein Bedauern über die falschen Nachrichten aussprach, die i» der Presse über ihr Verhällniß Vor Manila er schienen und dann zur Verhetzung beider Völker ausgenntzt worden wären. Die vom Vize-Admiral von DiederichS ausgesprochene Bitte, diesen Brief gelegentlich veröffentliche» zu dürfen, wurde, dem »Ost asiatischen Lloyd" zufolge, von Kontre-Admiral Dcwey bereitwilligst zugestande».- Man wird die Veröffentlichung nach der Ankunft des Vize-Admirals von DiederichS in Deutschland erwarten dürfen. — Der deutsche Arbcitgeberbund für da- Bau gewerbe trat am Dienstag Mittag in Berlin zusammen. Bau meister Fehlisch empfahl dringend den Zusammenschluß der Bau- arbritgeber von ganz Deutschland, um einen mächtigen Faktor der Gesellenorganisativn gegenüber zu schassen. Eine darauf bezügliche ferner «ine solche, worin der» . . . aewerdlichrn-Nrb scheint die Erwägung, daß in jedem weiteren Verzüge die größte Ge-1 ^stimmt wird. Letztere Resolution foll dem Reichstag überreicht fahr liege, alle anderen Rücksichten ,'m Elyfee t» den Hintergrund/^"""' . , ^ « - - . ^ gedrängt und zu Gunsten der Waldeck'schen Kombination den Ans-/ Auf der Lieche »Friedlich der Große isi, wie aus Llochuae schlag gegeben zu haben. So ist Keiner unter de.» rep,iblika.,.sche,. Sem- bet wird, a,„ Dienstag wieder großer D„,,„lt ausgebrochen. Machthabern mehr frei in seinem Entschlüsse: das Bleigewicht der D'- A.,sstand'g°n empfinge., d.e Arbe,ls>o,ll,gen m.t e,»e... St-,-,. »„glückseligen, total verfahrenen Zustände, die durch die „Affaire" Hagel; d,e Geudarmer,e schritt m.t blanker Waffe und de,,. Karabiner Alle» ncueintretende» Abonnenten liefern den bereits erschienene Theil des Romans „Das Räthsel V01l ElVeVshöh" kostenlos nach. Amtliche Anzeigen. Handels, eglster-Eintragungen. Ans Folinm 4.920 wurde die Firma „Dito Knhu" in Chemnitz und als deren Inhaber Herr Wäschesabrikant Carl Dtto Kuh» daselbst ein getragen und auf dem die Finna „Richard Dcininger" in Chemnitz betreffenden Folim» 4480 wnrde verlantbart, daß der Sitz der Firma nach Vber-Ram- stadt verlegt worden ist. 13. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. HonnerStag, den 29. Juni 1899, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1- Geschäftliche Mittheiinnge». 2. Berichte des Bersasjungs-AuSschusseS über: a. die Rathsvorlage, betreffend das Gesuch des Bildnngsvercins Deutschland und de- Deutschen Sprachvereins nm Bewilligung einer Beihilfe wo» 100 Mark zu der von ihnen beabsichtigten Feier zum 1ö0° jährigen Geburtstage Goethe s; v. die Rothsvorlage, betreffend die Mit Vollziehung des Vertrages mit der königlichen StaatSbnhnverwaltuug. 3. Berichte des Prüflings - Ausschusses über, a. die Rechnung der öffentlichen Anlagen und Promenaden auf das Jahr 1898; b. die Rechnung gewährter Beihilfen ans das Jahr 1898; o. die Rechnung des städtischen Elektrizitäts- Werkes aus das Jahr 1898; 6. die Rechnung der Verwaltung der Röhr- wässer, Brunne» und Brunne,»vässer aus das Jahr 1898; s. die Rechnung des Fonds für Beschaffung freier Plätze, Brücken, Wege und sonstigen öffent liche» B.ngrnndes in Chemnitz aus das Jahr 1898; t'. die Rechnung der Feuerlöschkasse ans das Jahr 1898; A. die Kanssanlagenkontrole auf das Jahr 1898. 4. Berichte deS Finanz «Ausschusses über, a. die Rathsvorlage, be treffend das Abkomme» mit den Herren Stecher L Schrciter; b. die Raths vorlage, betreffend, de» Einbau einer Zcntralheizanlage in das Gebäude der 'höheren Webschnler'o. die Rathsvorlage, betreffend den Ankauf einer Dampf- ifenersprike, Unterbringung und Indienststellung derselben. — Hieraus ge heime Sitzung. Das Kabinet Waldeck Rousseau. Am Mvntag hat sich das Ministerin,» Waldeck-Ronsseau der Kammer vorgestellt nnd der Ministerpräsident hat das Prvgramm desselben entwickelt. Sein Debüt war nicht sein Ende, denn die Kammer hat die E.klärung der Negierung gebilligt. Aber welch ein Vertrauensvolum! Für das Ministerium stimmte» 263, gegen das selbe 237 Abgeordnete, das ist also eine Mehrheit von ganze» 26 Stimmen. Da nicht weniger als 84 Abgeordnete sich der Stimme ,enthielten, kann jeder Tag den Sturz der Regierung bringen. Nur 23 Stimme» retteten das Kabinet vor der Votiruiig der einfachen Tagesordnung, das heißt vor der Mißtraiiensknndgebuiig der Deputirtenka,inner. Ein andere- Resultat war kaum zu erwarten» nnd die bevorstehende Neuverhandlung des Dkehsus-Prvzesscs vor de», Kriegsgericht in Rennes vollends aus den Angeln gehoben worden sind, hemmt jeden vorwärts strebende» Schritt, macht jede befreiende That unmöglich, erdrückt jede große staatserhalteude Regung Keime. Seufzend muß jeder republikanische Staatsmann, der »och sicht das Kainszeichen der Korruption an der Stirn trägt, sich in die fortschreitende Auflösung des Staatsganzen wie in ein unaufhalt sames Kismet fügen, bis schließlich einmal der verhängnißvvlle Augenblick cinlritt, wo die dritte Republik sich vor das Nichts gestellt steht. Je länger dieser Zersetzungsprozcß andauert, je markanter seine Symptoms sich vor den Augen der Zeitgenossen abhebe», um so weniger wird sich irgend ei» Einsichtiger darüber täuschen lassen, daß ei» mit 26 Stiinmen erfvchteiiener Pyrrhussieg, wie ih» jetzt das Kabinet Waldeck-Ronsseau z» verzeichnen hat, de» neue» Machthaber» nur ei» schwächliches Eintagslebe» garantirt, das unter dem ersten rauhen Zugriff von gegnerischer Seite seinen winzige» Athen, aus zuhauchen bestimmt ist. Wie ein solches Kabinet insbesondere be rufen sein soll, die Felsstürze und Lawinen anfz,«halte», die von dem mit dem Namen „Rennes" gekrönten Gipfel der „Affaire" auf die dritte Republik herniederzustürzen drohen, erscheint ganz unerfindlich. Dazu würde ein Arm von der Stärke eines Siinso» gehören- Tie Abstimmung findet in der französischen Presse eine ver schiedene Bcurtheilung. — Der .Figaro" führt aus, daß das neue Kabinet seinen Sieg mühsam errungen habe. Es gebe aber Stunden, wo die Schläge dreifach zählte». Der Sieg, der mit dem bei Eylau oder an der Moslwa verglichen werden könne, werde sicherlich die Bedeutung des Tages von Marengo oder Rivoli haben. — Der „Petit Paristcn" sagt, die Ucbcreinstimmnng des Kabinets »> t dem Senat werte der Regierung die „öthige Kraft geben, ihre Mission zu erfüllen. — Der „Soleil" schreibt, cs sei ei» theuer erkaufter, aber ein unbestreitbarer und vielleicht entscheidender Sieg. — Driimoiit sagt in der „Libre Parole", das Resultat des gestrige» Tages setze ihn nicht übermäßig in Erstaunen. Es stimme zu der Lage, deren absvlntc Herren die Juden seien. Die Paiiamisten und Dreysusards hätten gestern trinmphire» können. Der Sieg werte aber bv„ kurzer Dauer sei». — „Echo de Paris" schreibt: Das Ministerin,,, werde ans dem Siege keine Kraft ziehe» können. I», Gegentheil, er zeige die tiese Scheidung, die durch die Dreyfiissreniide, die überall herrsche», »nd die Frankreich mit de» schlimmste» Katastrophe» bedrohe», hervor- gerufen ist. — Das „Journal" sagt, Waldcck-Roiissca» sei durch Brissvn gerettet worden „nd habe sich mehr als jemals als Gefangener eines Tartuffe gefühlt, den cr iinmcr bekämpft habe. Die b„»t zu sammengewürfelte Mehrheit entspreche der Mehrheit der Kamincr. Im Allgemeine» hat der Sieg des Ministeriums Waldcck-Nviisseau die Gegner tes Kabinets, soweit sic zu den geschworenen Drehfns- feind >i gehören, nichts weniger als cnlmiithigt. Sic führen immer schwereres Geschütz ins Feld und beleuchte» so immer deutlicher die große Gefahr, die zu überwinden die neue Regierung sich zur Auf gabe gestellt bat. Die Scheid» 'g der Geister in Frankreich ist einmal i», Gange. ein und trieb die Tumultiianteii auseinander. Die Gendarmerie ist mit scharfen Patronen ausgerüstet. Bei dem Ansstand handelt es sich um jugendliche Arbeiter, welche als Schlepper, Pfcrdctreiber und dergleichen beschäftigt werden „nd pro Schicht 2—3 Mark verdienen. Anlaß zur Unzufriedenheit hat ihnen die durch das neue Statut des Allgemeine» Knappschaftsverei'ns in Bochum erfolgte Erhöhung der Knappschaftsbeilräge gegeben. — Der Präsident des Reichsversicherun gsa mtes aebel hat nach dem „Vorwärts" folgendes Rundschreiben an die ihm unterstellten Beamten erlassen: „Neuerdings sind zu wiederholte» Male» In öffentlichen Blättern („Vossische Zeitung", „Volks-Zeitung", „Genua, ia", „Vorwärts" u. s. w ) Korrespondenzmittheilungc» erschienen, welche sich aus innere dienstliche Vor gänge des Ncichsvcrüchcrungsamts beziehen nnd bei manche». Fälscht«, Wa ffe enthalten, doch eine so genaue Kenntniß jener Vorgänge rerrathen, daß sie nur durch einen Brnch des Amtsgeheimnisses in die Lieffentlichkeit gelangt sei» lönnen. Zwar halte ich die Annahme, daß ei» Beamler des Reichs- / versichcrnngsamtö so pflichtwidrig gehandelt haben könnte, jene Mittheilnnge» absichtlich, sei cs nnmitteibar oder durch Vermittelung anderer Personen, in ' die Presse gelangen zu lassen, einstweilen nicht für begründet; in dieser Richtung werde ich sorian jeden vorkommenden Fall — eventuell u»ter In anspruchnahme der Gerichte — aus das Strengste untersuchen lassen und ocn Schuldigen zu nachdrücklicher Bestrafung bringe». Aber eine Verletzung der Amtsverschwiegenheit liegt auch dann vor, wen» ein Beamter über Angelegen heiten. die ans dienstlichem Wege zu seiner Kenntniß gelangt sind, in Gegen wart Anderer sich so äußert, daß Letztere in die besprochenen Hergänge oder Thatsachen eingeweiht werden. Gerade für die Beamte., des Reichs- versichcrungSawtS ist i» dieser Hinsicht äußerste Vorsicht geboten, da im Dicnstgcbände vielfach Personen verkehre», welche entweder mit der Tages preise i» Verbindung stehe», oder deren Zuverlässigkeit nicht genügend er probt ist. Hiernach sehe ich mich zu meinem Bedauern veranlaßt, jedem einzelnen der Herren Beamle» die sorgfältigste Einhaltung des Gebotes der Amisverschwicgenhcst. wie es schon bei ihrer Annahme i» den Dienst ein« geschärft worden, nochmals zur besonderen Pflicht zn machen. Gegen Jede», der sich dagegen vergeht, werde ich »»nachsichllich cinschreitcn." — Zur Thronsolgefrage in Coburg-Gotha schreibt die „Coburger Zig." offiziös, daß der Herzog bon Albany sich der besten Gesundheit erfreue »nd daß ferner der Verlauf der Thron- fvlge.Angelcgciheit, die ihrer befriedigenden Erledigung nahe sein dürfte, anch nicht den geringste,, Grund z» den bezüglich der Do- mäiiciifrage geäußerte» Besorgnissen biete. Das heißt, so interpretiren die Münch». N. N." dies offiziöse Deutsch, daß der junge Albany nicht verzichtet und folglich der bisherige Vcrthcilnngsmodus der Domänenerträgnisse zwischen dem Lande und dem Herrscherhaus« be stehen bleibe» wird. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Wie ans Wien gemeldet wird, hat der Nuntius Taliani am Montag eine» Schlaganfall erlitten und in Folge dessen die Besinnung und die Sprache verloren. Gestern war sein Befinden besser: er hat die Sprache wiedererlangt. — Die österreichische Uuterrichls-Behistde hat einen Erlaß herauS- gtgebeu, durch welchen die strewgkirchlichen Osterüb ungen a» den Mittelschulen vom nächsten Jahre ab wieder eingesührt werdni. Es ist dies ein weiterer Schritt zur Verklcrikalisirung der Schule