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Freiberger Anzeiger und gespalte» ^nuN . Tageblatt. n.-r Dienstag, den 3. April. «scheinende Nummer angenommen. -Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Erscheint jeden Wochentag früh- S Uhr.' Inserate wer den bis Nachmittag S Uhr für die nächst- berechnet, 186«. II,r-ittü INs,!-.'II II.',n sencn Generalen und den wackern tüchtigen Offizieren und Untet- ofsizieren; die Kriegsgeschichte dürfte schwerlich ein Beispiel auf- weisen, daß schmachvolle Niederlagen den Soldaten, ser eörück- sichtlich ihrer Ungeübtheit oder rücksichtlich des Mangels an Tapfer keit, zuzpschreibön sei; dagegen bietet auch die allerneueste Kriegs geschichte Beispiele vollauf dar, was tüchtige Offiziere niit jungen Soldaten auSrichten können. Dke größte Sorgfalt und 'Umsicht werde also verwandt auf Erlangung wahrhaft tüchtiger und zuver lässiger Offiziere und Unteroffiziere. Die Besoldung sei ausreichend, das Avancement werde gefördert, jtder Offizier und UNterdffizker habe mit seiner Familie eine gesicherte Versorgung im Ätzer, die Invaliden seien Schosskinder des Volks, Um die Geldmittel zpr Erlangung so musterhafter CadreS zu haben, verkürze man M Präsenzzeit auf bas Minimum. (Um nicht zu schroff anzustoßen, sei die Zeit hier nicht bestimmt angegeben.) Einen ganz unbehol fenen Menschen zu einem flinken gewandten Wehrmann zu machen,, dazu gehört einige Zeit; man fange aber früh damit an. Der Knabe turne, der Jüngling werde im Schieße« geübt, der Staat sorge nur für die Waffen und Kriegsapparate, die Bekleidung sei Sorge jedes einzelnen oder der Gemeinde für die Unvermögenden. Es ist besser, daß der Wehrmann seine Bekleidung selbst auswettert und nach beendigter Dienstzeit aufnutzt, als daß große Geldsummen -und Menschenkräfte aufgewandt werden, um den Wurm abzuhalten, und daß die nur halb abgenutzten und aus der Mode (l) gekommenen Bekleidungsgegcnstände für einen Spottpreis vertrödelt werden. In Deutschland treten jährlich circa 400000 Jünglinge in da- Aushebungsalter; darunter seien auch 200000 kriegstüchtig. Bet fünfjähriger Dienstzeit zählt die Linie eine Million, die Reserve bei abermaliger fünfjähriger Dienstzeit eine Million, und dies sind alles junge Männer in den zwanziger Jahren, meist unbeweibt und lcicht und sorglos. Reichen zwei Millionen noch' nicht auS, so hat man noch eine Million Landwehr. In der Linie sind alle Offizier- und Unterosfizicrplätze doppelt besetzt, und außerdem hat jede Compagnie 25 -30 Mann als festen Stamm, junge Leute, die den Kriegerstand zum Lebensberuf gewählt haben und dazu i« jeder Hinsicht qualificirt befunden werden. Sie, bilden die Pflanzschule für die Unteroffiziere und Offiziere niedern. GradcS. Die zahl reichen Cadres werden nicht blos benutzt, die eingereihten jungen Wehrmänner auszubilden, sie werden auch verwendet, um die Jugend vorzubereitcn und die beurlaubten Leute der Linie und der Reserve zu mspiciren und darauf zu achten, daß jeder Mann .Militärische Bekleidung in vorschriftsmäßiger Ordnung habe und auf den ersten Ruf bei seiner Fahne erscheinen könne. Die Cavalerie spielt in den Kriegen der Gegenwart nur eine subsidäre Rolle, daher ihre Reduction auf das nothwendige Minimum dem Heere als dev wichtigsten Institution des Staats seinen kriegerischen Schmuck ge- währt, aber streng zugemessen mit dem Maßstab der Zweckmäßigkeit; eS höre Alles auf, wodurch es zum Spielwerk junger Fürsten und Schaugepränge für Weiber und Lassen werde." Zürich, 29. März. (Fkf. Bl.) Die Bundesversammlung trat heute In Bern zusammen. Der Bundesrach legte ihr einen Bericht über die Frage von der Annexion Savohens vor; es wird darr« ausgeführt, daß die Interessen der Sicherheit, der Unabhängigkeit und der Neutralität der Schweiz es erfordern, daß deren Rechte: bezüglich der ncutralisirten Theile Savoyens nicht beeinträchtigt würden; die Annexion an Frankreich würde den Verträgen entgegen sein und die Rechte und Interessen der Schweiz bedrohen; man könne hoffen, daß die guten Dienste der Großmächte eine beruhi gende Perspective eröffnen, unter der Bedingung, daß keine Occu-' pation ihrer Entscheidung vorgreifen und der 8tutus guv werde respectirt werden. Es wurden der Versammlung folgende Vor schläge gemacht: die von dem BundeSrathe getroffenen Vorkehrun gen zu ratificiren und die verlangten Credite zu bewilligen; den Bundesrath aufzufordern, energisch fortzufahren, die Rechte und Interessen der. Schweiz bezüglich der neutralistrten Provinzen zn TcMSyeschichte. Dresden, 31. März. (Dr. I.) Die Hinrichtung des Bruder mörders Joh. Christian Traugott Schumann aus Bärwalde fand heute früh' 7 Uhr im Hinterhöfe des Bezirksgerichtsgebäudes statt. Gestern früh 9 Uhr hatte ihm Herr Pastor Kummer das hei lige Abendmahl gereicht, wobei er sich christlich und in sein wohl verdientes Geschick ergeben gezeigt haben soll. Im Uebrigen ist an ihm während der letzten Tage stets eine ziemliche Fassung und Ruhe bemerkt worden, die vielleicht aber auch ihren Grund in der diesem Menschen eigenen Indolenz, die än Stumpfsinn grenzt, haben dürfte. --- Wenige Minuten nach 7 Uhr erklangen vom Krcuz- thnrme die erstmaligen Schläge der Uhrschelle, als das Zeichen, daß der Delinquent soeben seine Zcllc verlassen habe, und ungefähr zwei Minuten darauf erschien derselbe in Begleitung des Exe- cutivpersonals, dem zwei der Herren Geistlichen (Pastor Ä Kummer und Diak. 51. Adam) voranschruten, welche nun ihre Stellung bei der Gcrichtscommisston cinnahmcn, die auf einem kleinen, zur Seite errichteten Podium sich befand, bestehend aus den Herren Appella- tionSräthcn Bczirksgerichtsdircctvr v. Ericqcrn und Staatsanwalt Metzler, den Herren Gerichtsräthcn Gross 'und Abckcn und dem Un tersuchungsrichter Herrn Actuar Ayrer. > Nachdem der Delinquent sich der CMmissivn gegenüber aufgestellt hatte, hielt Herr Appel- lationsrath v. Cricgern eine kurze Ansprache, in der er bemerkte, wie Johann Christian Traugott Schumann wegen in der Nacht vom 11. bis 12. Juni v. I. an seinem Bruder verübten Mordes von zwei Instanzen zum Tode vcrurthcilt worden sei, auch Se. Majestät der König auf das eingcreichte Begnadigungsgesuch ab- schläglich beschicken haben, und das Urthcil gegenwärtig vollstreckt werde» solle. Nach diesen Worten wurde der Delinquent von der Gerichtöfolgc dem an den Treppenstufen harrenden Nachrichter (Herrn Fritzsche von hier) übereignet, und nachdem die Herren Geistlichen jetzt nochmals an den Unglücklichen herangetreten und ihm die Hqnd gereicht hatten, von demselben und dessen Gehilfen in die Mitte genommen und die Treppe hinaufgesührt. Standhaft schritt der Mörder vorwärts, sprach übrigens kein Wort. Seine Kleidung zeichnete sich durch Nichts ans, sie war seine gewöhnliche. Er schien so gefaßt, daß er bei dem durch die Nachrichter vorge- nommeuen Entkleiden seines Oberkörpers mit half, und yur daun erst war ein heftiges Zittern an ihm zu bemerken, als er, auf dem Tritte des Fallbretcs stehend, an dasselbe angeschnallt wurde. Die ses wurde nuu gesenkt und dadurch in horizontale Lage gebracht, , so daß d^r Körper mit zur Erde blickendem Antlitz nunmehr zu liegen kam und sodann sammt dem Breie unter das Fallbeil ge schoben wurde. Auf einen Zug mit der angebrachten Schnur fiel das Fallschwert von seiner Höhe rasselnd hernieder und trennte im Augenblicke den Kopf vom Rumpfe; ersterer fiel in einen unterge- stelltcn Kasten und wurde daun mit dem Körper in einen bereit gehaltenen Sarg gelegt und in das Klinikum geschafft. Vom Aus tritte auS dem Gefängnisse bis zum Fallen des Hauptes waren nicht mehr als 6 Minuten verflossen. Der Hof und die Fenster rings um diesen waren vor und während der Execution von zahl reichen Zuschauern besetzt und auch die Lanohausstraße war von Mcnschcumaffcn gefüllt, die allerdings, ohne von der Hinrichtung das Geringste gesehen zu haben, wieder sich zurückziehen mußten. Deutschland. Unter der Ueberschrift „Schach dem Zopf und der Gamasche" enthält die Weser-Zeitung folgenden Artikel: „Deutsch land muß zu allen Zeiten und nach allen Seiten kampffähig und kampfbereit sein; es muß seine Kriegskräfle üben, seine Äriegsmittel sammeln; darf aber im Frieden seine Kräfte nicht abnutzcn, seine Mittel nicht vergeuden, damit cS nicht vor dem Kr'egc erschöpft sei. Günstige Erfolge des Kriegs und glänzende Siege verdankt man mcht den vieljährig gedrillten Soldaten, nein, den kühnen entschlos- Königl. GerichtSänM und Brand.