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und Tageblatt. -< s,!.lis: M'N? >177 Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. GerMsLnM und II! der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Sonnabend, den 10. März. 7V ^tr giebt darunter welche, die lebendige Junge gebären, während sonst fie in das Thierreich oder in die Pflanzenwelt gehören : die Bo-> die Fortpflanzung durch Knospen oder durch Theiluug (Abschnü- tanitcr und die Zoologen nehmen sie für ihre Wissenschaften gleich- rung) geschieht. — Selbst das Licht scheinen sehr viele Atten dieser zeitig in Anspruch. Wie dem auch sein möge: dem Menschen al» Thiere entbehren zu können, während man auf der andern Seife beobachtet hat, daß in Jnfusorienwaffer sich mehr, oder minder infusorisches Leben entwickelte, je nachdem man das Licht durch gelbe, ' blaue oder violette Glasscheiben gehen ließ. Ein höchst merkwürdiges Geschöpf ist das gemeine Rädertbier, das zwar streng genommen nicht zu den Infusorien, wohl aber in die mikroskopische Thierwelt gehört. Mischt man z. B. etwa- Kar- minmehl in das Wasser, so wird man bemerken, daß die farbige« Atome, wenn sie in das Bereich des RäderthiereS gelangen, in eine eigenthümliche kreisförmige Bewegung gerathen. Die Tbätig- keit ihrer Wimpern erzeugt nämlich eine Art mikroskopischen Stru del, welcher die Karmintheilchen, sowie die noch kleineren Infusorien iu den Schlund des RäderthiereS wie in einen Trichter hinein^eht, so daß dieses Thierchen für die noch kleinere Jnfusorienwelt ei» sehr gefährlicher Feind ist. — Die Räderthiere, von denen einige Eier legen, andere lebendige Junge zur Welt bringen, vervielfäl tigen sich mit außerordentlicher Thätigkeit: denn in einem Zeit räume von 24 Stunden werden Räderthiere geboren, wachsen und erzeugen schon selbst wieder. Sie besitzen aber auch die seltsame Fähigkeit, gleichsam vom Tode zum Leben zurückznkehren: die Wiederbelebung der Räderthiere, nur die des WafferS ausgenommen, ist jetzt nicht mehr zweifelhaft. Wie die süßen Gewässer, so find auch die des MeercS mit mikroskopischem Leben erfüllt: eS reicht dasselbe bis zur Polarzone hinauf und bi'S auf 1500 Fuß unter dem Meeresspiegel. In den Gewässern Grönlands erscheint auf einem Gürtel von 10 geographischen, Graden das Meerwaffer grün oder trübe gefärbt. Solche Flecken nehmen oft dM RgM ein« deutschen oMeile ein, und ihre Färbung rührt nur von mikros kopischer Bevölkerung her. Britische Gelehrte, — Engländer be rechnen einmal Alles gern — haben gefunden, daß wenn man die Wesen, die sich nur ans dem Zwölftel einer deutschen oM^ile aufhalten, zählen lassen wollte,, 80,000. Personen Tag und Nacht und zwar seit dem traditionellen Anfänge der Welt circa 6000 Jahre damit sich beschäftigen müßten. — Daß das sogenannte Leuchten des Meeres in den Tropenregionen seinen Grund in dem Jnfusorienleben hat, ist jetzt eben so bekannt als unzweifelhaft. Alexander von Humboldt und sein Freund Bonpland bemerkten nach einem nächtlichen Bade im tropischen Gewässer, daß die Haut ihres Körpers mit leuchtenden Stellen bedeckt war, die in diesem Zustande etliche Minuten verharrten, — Die milch- und tintenfar bigen Meerstreisen, die man in Gewässern höherer Breitengrade antrifft, und zwar immer in denselben Räumen, wo sie Seefahrer: zu ihrem Erstaunen schon vor Jahrhunderten beobachteten, gehöre« in dieselbe Klosse von Erscheinungen. Das rothe Meer hat seine« Namen von den örtlich dort verbreiteten organischen Elementen, die ihm eine braune oder rothbraune Farbe geben. Einzelne sol cher Scesärbungen rühre» bekanntlich auch von Pflanzenorganismen her. Der Unterschied zwischen solchem und Jnfusorienwaffer ist' aber nicht sehr groß. Denn es- giebt unter den mikroskopischen Geschöpfen sehr viele Familien, namentlich solcher, die an einem Stiele leben, deren Klasstficirung zweifelhaft ist: man streitet, ob Freiberger Anzeiger - Erscheint jede» sSechmta^ früh s Uhr. Inserate wer den bi« Nachmittag S Uhr sür die nlichst, erscheinende Nummer angenommen. Ein Blick in ein Gebiet der neuesten Naturforschung. , Was ist bewunderungswürdiger in der Natur, das Große oder das Kleine? Wir wissen es nicht. Nur das Eine ist gewiß: je mehr wir in die Teufen der Natur Hinabschauen, desto tiefer werden sie; und daß der dänische Naturforscher Oerstädt'mit Reckt einstens auSrief: „Herr, wir stehen nur in den Vorhallen Deines Tempels!" Die Zahl der unterscheidbaren, durch keinen Nebel unterbrochenen, dem Teleskop erreichbaren Sterne der Milchstraße wird auf 18 Millionen geschätzt. Allein ein einziger Cubikzoll des PolirschieferS von Bilin in Böhmen enthält 40,000 Millionen von kieselartigen Panzern der Gablionen (JnfuflonSthiercken)! Ein einziger Cu bikzoll also, der etwa ein Loth wiegt, enthält mehr als das 2000- sacke der Sternenzahl in der Milchstraße. Schon im Jahre 1839 erkannte der geistreiche und scharfsinnige Ehrenberg in Berlin, der das Licht seiner Augen geopfert, um uns die Wunder der Welt zu erschließen, daß Berlin selbst auf einer Schicht lebendiger Infusio nen ruhe. Zwanzig Fuß unter dem Pflaster der Stadt beginnt das licktlose Reich der seltsamsten aller Geschöpfe, der nur mit dem Mikroskop erkennbaren Thiere mit Kieselpanzern. Da die Schicht oft 20 bis 60 Fuß Tiefe erreicht, so können diese thierischen Or ganismen nur durch das eindringende Wasser den zum Leben er forderlichen Sauerstoff mitgetheilt erhalten. Die Mehrzahl dieser Infusorien ist lebendig und scheint sich fortzupflanzen, ja in einigen Stadtvierteln Berlins ist man um die Sicherheit der Bauten besorgt, da sich der mögliche Widerstand der so ungeheueren belebten Masse nicht berechnen läßt. Schichten insusorischer Kieselerde hat man seitdem mehrfach angetroffen, besonders häufig in dem nordameri kanischen Staate Virginien, wo sogar etliche Städte aus den Re sten solcher Thiere erbaut worden find. Große Gebirgsketten, Kreide und Kalkgcsteine sind nichts anderes als Leichenfelder einer ehemaligen Thierwelt, eine ungeheuere Schädelstätte. Aus den größten erreichbaren Tiefen des Meeres hat vor wenigen Jahren das neue nordamerikanifche Senkblei gepanzerte Infusorien an das Tageslicht gezogen und man fühlt sich zu der Annahme ge drängt, daß bei der Erdbildung die kleinsten Thierchen die kolossalste Arbeit als Aufgabe erhalten haben. Allein nicht blos dnrch ihre Bauten sind die Infusorien unö so merkwürdig, sondern noch weit mehr durch die Aufschlüsse', die sie uns über die große Mannichfaltigkeit des organischen Lebens gewähren. Sie entbehren aller Gelenkglicder zur Fortbewegung, wohl aber besitzen sie gewisse Organe oder Werkzeuge, die man Wimpern genannt hat. Bisweilen bedecken diese Wimpern den ganzen Körper, bisweilen nur den Rand oder die Oeffnung des Mundes. Mit Hilfe dieser Organe bewegen sie sich rasch vor wärts und verstehen auch den ihnen begegnenden Hindernissen aus zuweichen. Ein Wassertropfen,: hat man berechnet, könnte 500 Millionen solcher Wesen umfassen; denn die kleinsten, haben oft nur das Drittel eines Milliontels einer Linie im Durchmesftr. Es gespaltene Zelle ob« deren Naum mit SPP berechnet. . 18«0. - -