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Erscheint jeden Wochentag früh -Uhr. Inserate wer den bis Nachmittag z Uhr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger Tageblatt. vierteljährlich 1- Ngr. Inserate werde» HW' gespaltene Zeile »»« deren Raum mit 5 Pf. berechnet. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsamter und der StadtrLthe zu Freiberg, Sayda und Brand. HU Dienstag, den 31. Juli. 1860. Logesgeschichte. In Dresden haben am 27. Juli einige Dienstkncchte einem neunjährigen Knaben, welcher mit in der hinter Friedrichstadt ge legenen Sandgrube arbeitete, Tabak zu rauchen und soviel Brannt- wcin zu trinken gegeben, daß derselbe kurze Zeit darauf infolge dessen gestorben ist. Die Knechte sind bereits von der Polizei wegen Tödtung aus Unbedachtsamkeit in Haft genommen worden. Dresden, 28. Juli. (Dr. I.) Sc. Majestät der Kaiser von Oesterreich, Allerhöchstwclchcr — wie bereits gemeldet — gestern Mittag am königlichen Hofe zu Pillnitz cingelroffen, sind begleitet von Ihren Gcneraladjutanten, Fcldmarschalllcntnant Gravcn v. Crcnneville und Generalmajor Grafen v. Coudcnhoven, den Flügel adjutanten Major Grafen Pejaescvich, Major Fürsten zu Hohen lohe-Schillingsfürst und Major Grafen v. Falkenhai», dem Re- gicrungsrathe Freiherr» v. Genotte als kaiserlichen Eabinctssecretär und dem Rcgierungsrathe Seifert als Hofrciscrechnungsführer. An der königlichen Tafel, welche gestern Nachmittag 3 Uhr stattfand, nahmen Ihre königlichen Majestäten, Se. Majestät der Kaiser und Ec. Hoheit der Herzog von Sachsen-Mciningen, sowie die gesammte anwesende königliche Familie Theil. Außer dem Gefolge der hohen Gäste hatten auch die Staatsminister Freiherr v. Beust, v. Raben- bvrst und v. Falkenstein, der Minister des königlichen Hauses v. Zeschau, sowie der kaiserlich österreichische Gesandte Freiherr v. Werner und der k. T. Legationssecretär Graf Traun die Ehre, zur Tafel gezogen zu werde». Se. Majestät der König und die hohen Gäste trugen hierbei Civilklciduug. Während des Diners concertirte im Palaisgartcn, 60 Mann stark, das Musikckor der Brigade Kron prinz. Nach der Tafcl statteten Se. Majestät der Kaiser in Be gleitung des Kronprinzen Ihrer Majestät der Königin Marie auf deren Wcinbergövilla einen Besuch ab und besichtigten sodann noch die kronprinziiche Villa bei Strehlen. Den Thee nahmen die hohen Gäste bei Ihren königlichen Majestäten e» kumillo ein. Hcnte Vormittag ^9 Uhr haben Sc. Majestät der Kaiser Pillnitz verlassen und sich über Bodenbach nach Reichstadt begeben. Se. Majestät der König und Se. königliche Hoheit der Prinz Georg haben de» Kaiser bis zur Eiseubahnstatio» Niedersedlitz ge leitet, wo kurz »ach 9 Uhr, »ach vorhergega»ge»er gegenseitig herz lichster Verabschiedung, die Abfahrt mittelst Ertrazugs erfolgte, während Se. königliche Hoheit der Kronprinz und der General- adMant Sr. Majestät des Königs, Oberstallmeister Generalleutnant v. Engel, Sc. apostolische Majestät bis Bodenbach begleiteten. — Se. Majestät der König haben die beabsichtigte Reise nach dem Erzgebirge, zunächst nach Eibenstock am 29. Juli angetreten; die Rückkehr Sr. Majestät wird am 5. August erfolgen. Bautzen. In der nahgelegenen Versnchsstation in Weidlitz hat Herr Di-. Lehmann aus Braunkohlenasche, Kalk und Sand eine Eomposttion hcrgestellt, welche sich zu Tennen, Fußböden von Ställen, Wagcnrcmisen, Hausfluren, selbst zur Darstellung von Dächern auf gewölbten Gebäuden eignet. Man nimmt 1»/, Theile gebrannten Kalk, 1'/, Theile lchmfrcien Saud und 8 Theile gröb lich gesiebte Braunkohlenasche. Der Kalk wird trocken gelöscht, der Sand und die Braunkohlenasche darunter gemischt, nachher mir Wasser zu einem ziemlich steifen Brei verarbeitet, welcher 5—6 Zoll hoch aufgetragen und mit der Kelle glatt gestrichen wird. Für Dächer ist eine Lage von 3 Zoll Stärke hinreichend. Zu Fuß böden in Ställen und Wagcnremisen muß die Masse, nachdem sie einige Tage gut ausgctrocknct ist, mit Thcer zweimal übcrstrichen werden: es wird dadurch das Eindringen, von Jauche und Wasser vollständig verhindert. Die Anwendung dieser Eomposttion zur Bedachung ist von dem Herrn Landesältesten von Thielau aus Alt Kemnitz bei Löbau zuerst versucht worden. Es hat sich bis jetzt herausgestellt, daß ein solches, mit Theer überstrichenes Dach im Sommer wie im Winter gleich gut gehalten hat. Zu Tennen hat diese Masse der Herr Baron von Uckermann auf Luttowitz ange- wendet und befriedigende Resultate erhalten. Eine derartige Tenne bat vor einer Lehmtcnne den großen Vorzug, daß sie zur Dar stellung viel geringere Arbeit und zum Austrocknen höchstens acht Tage bedarf, während letzteres bei einer Lehmtenne häufig sechs Wochen dauert, auch ist die Haltbarkeit der ersteren viel größer als die der letzteren. Ein Anstrich von Theer oder Oelfarbe hastet ganz fest aus dieser Eomposition; er läßt sich auch, schmuzig ge worden, mit Seifenwasser wieder vollständig reinigen. Aus diese Weise kann man die Braunkohlenasche sehr nützlich verwenden. Freilich kann man sie auch znr Düngung gebrauchen, doch dann muß man große Massen haben, da die guten Pflanzennährstoffe nur in geringer Menge vorhanden sind. Aachen. Am 24. Juli sind die Reliquien, zu deren Verehrung seit 14 Tagen eine große Anzahl Menschen nach Aachen geströmt waren, wieder für sieben Jahre verschlossen« worden. Die Aachen« Mastrichter Eisenbahn hat während dieser beiden Wochen gegen 20000 Personen aus Belgien und Limburg befördert. Unter den anwesenden Pilgern befindet sich auch die bekannte Schriftstellerin und jetzige Klosterfrau Gräfin Ida Hahn-Hahn. Mühlheim a. Rh. Die Seiden- und Sammet-Industrie ist seit einiger Zeit wieder in voller Thäligkeit und die Fabrikanten können nicht genug Weber bekommen. In Folge dieses Auf schwunges läßt Herr Andrae eine neue Fabrik bauen, in welcher über 200 neue Wcbestühle aufgestellt werden sollen. Schlesien. Der Jahresbericht der Breslauer Handelskammer, welcher den Geschäftsgang des Jahres 1859 sehr ausführlich dar- lcgt, sagt von der Lage der Arbeiter, daß namentlich in der Eisen industrie der Verdienst erheblich geschmälert worden sei. Ebenso war in den Kohlcnwerkcn der Absatz schlecht; es mußten daher zahlreiche Arbeiter entlassen, überall aber die Lohne geschmälert werden. Zink und Galmei, die sich »och besser hielten, gaben doch auch geringeren Lohn. Daß es de» Webern nicht besser ging, ist natürlich; sie gelangten vielfach an der Grenze des Möglichen an. Der Verbrauch war unter solchen Umständen auch gering und die Dctailgeschäfte batten wenig zn thun, wozu die in Schlesien so geringen Ernten das Ihrige beitrugen. Was die Zölle angeht, so sprach sich die Kammer für größtmöglichste Entfesselung des Ver kehres aus. Als einen Gewinn der vorjährigen Geschäftsstockung betrachtet sie es ferner/daß der Sinn des Handelsstandes für die Politik sich wieder gekräftigt habe. Hoffentlich ist der Handels stand überall zu der Einsicht gelangt, daß nur unter freien und volksthümlichcn Staatseinrichtnngcn Handel und Wandel gedeihen. Oesterreich. Auf den 11 Eisenbahnen Oesterreichs wurden im verflossenen Halbjahr 5,128,230 Reisende befördert. Wien, 26. Jnli. Die von mehrern Blättern unter den Tages neuigkeiten gebrachte Meldung, daß die strafgerichtliche Untersuchung, wider die aus der bisherigen Hast entlassenen drei Triester Kauf leute, Brambilla, Mandolfo und Nevoltella, eingestellt worden sei, muß als ganz unrichtig bezeichnet werden. — Der Schlesischen Zeitung schreibt man: „Das an der süd östlichen Grenze ausgestellte Observationscorps wird verstärkt, da die Wahrscheinlichkeit immer größer 'wird, daß binnen kurzem in den slavischen Provinzen der Türkei Unruhen ausbrechen werden. Auch den Donauffirstenthümern widmet man gegenwärtig eine er höhte Aufmerksamkeit, seitdem die Berichte unsrer osficiellen Agenten übereinstimmend melden, daß in letzterer Zeit viele ungarische Emi granten in Bukarest eingetroffen sind, Versammlungen abhalten und die Erhebung Ungarns als nahe bevorstehend ankündigen. Koffuth