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-«-Freiter-er Anzeiger d« ti» Nachmittag» z Uhr flir die nächst- «scheinende Nummer angenommen, e Tageblatt. Preis viertchährlich IS Inserate werben bie gespaltene Zeile oder deren Raum mit S Ld berechnet. Amtsblatt -ts Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie -er Königl. Gerichtssmter und -er Sta-träthe zu Freiberg, Say-a un- Brand. 131. Freitag, den II. Juni. . 1858. - - -ü- ü_ > >m Die Berathung des Königl. Dekrets über den Bau -er Freiberg-Tharandter Eisenbahn in der ti Kammer. (Fortsetzung.) Sodann ergriff der Abg. l)r. Arnest das Wort: „Nach- ! d«m durch den Bericht der Majorität der Deputation die Gründe, ! welche für Len projectkrten Bahnhau sprechen, entwickelt worden sind, auch von den Herren Vorrednern, die sich für den Bahn- Lau ausgesprochen, hinreichende Gründe angegeben worden sind, die denselben zweckmäßig erscheinen lassen, so ist eS in der That schwierig, neue Momente noch aufzufinden, aus welchen dieser Lahnbau empfohlen werden kann. Ich glaube aber, auf ein Moment, welches bei der Debatte oft erwähnt wurde, Bezug mhmen und dasselbe betonen zu müssen. Es ist der Anspruch auf Gleichheit für diesen Landestheil gegenüber andern Landes theilen, die sich bereits im Besitz einer Eisenbahn befinden. ! Dieser Anspruch scheint mir um so gerechtfertigter zu sein, weil der Landestheil jedenfalls einer Eisenbahn bedürftig ist. Ueber ! das Bedürfntß dieses Landestheiles hat mau bereits gesprochen, man hat auch die Gründe, aus welchen dieser Landestheil einer Eisenbahn dringend bedarf, angegeben, welche hauptsächlich in den Erwerbsverhältnissen desselben liegen. Man wird sich aber allerdings fragen müssen, ob dieser Landestheil und die Stadt, welche den Endpunkt der zu erbauenden Bahn bilden soll, die Mittel und die Bedingungen bieten, die vorhanden sein müssen, um Len Binnenverkehr zu sichern und somit auch eine gewisse ! llimtabilität zu gewähren. Ich gehöre nun nicht zu Denen, I die Lei einem Bahnbaue den hauptsächlichsten Grund in der Rentabilität finden, weil ich der Meinung bin, daß auch auS ! volkswirthschaftlichen Rücksichten Eisenbahnen gebaut werden müssen, nnd daß das finanzielle Interesse bei dem Bau von Eisenbahnen nicht allein das verwaltende sein kann. Ich mag ! mich auf Rentabilitätsberechnungen bei dieser Bahn nicht ! cinlassen, denn die Erfahrung hat bei verschiedenen Eisenbahnen, i die in Deutschland überhaupt und auch in Sachsen gebaut »vor- den sind, gelehrt, daß solche Rentabilitätsberechnungen sehr häufig trügerisch sind. Es hat die eine Bahn gehegte Erwar- timgen nicht gerechtfertigt, während andere Bahnen, von denen i man sich nur geringe Hoffnungen gemacht, allerdings Liese Hoffnungen übertroffen haben. Man kann da immer nur! fragen: sind Lie Mittel und Bedingungen in dem LandcStheile!> und in Len Städten, die durch die Bahn verbunden werden ' sollen, vorhanden, nm einigermaßen auf eine Rente hoffen zu > können? und muß nun die Erfahrung zu Hilfe nehmen, die j unS lehrt, daß, wenn eine Bahn einmal gebaut wird, in dem j entsprechenden Landesiheile und an den Orten, durch welche j Lie Bahn hindurch geht, sich immer auch neue Etablissements bilden, wodurch der Bahn eine größere Frequenz zugeführt wird, eine Frequenz, an die man früher gar nicht gedacht hat. ! Für Lie Freiberg-Tharander Bahn nun scheint mir noch bcson- n Lers ein für die Rentabilität günstiges Moment vorhanden zu sein in Lem Umstande, daß die bereits bestehende Albertsbahn ! von Dresden bis Tharaud, wie sie Alle wissen, meine Herren, 1 sich schon einer guten Rentabilität erfreut, einer Rentabilität, ! Lie im Verhältnisse zu Len Verhältnissen, in denen sie sich be findet und befunden hat, ungünstig nicht genannt werden darf, i Würden Sie die Berechnungen prüfen, die man über die Nen- i tabilität bei Erbauung der Albertsbahn aufgestellt hat, so wür- ! Len Sie finden, daß dieselben durch den jetzigen Personen- und > Frachtverkehr wett überstiegen werden. Auch jetzt noch sind Lie Einkünfte der Bahn günstige und in der Steigung fortwährend ! begriffen, und die Bahn besitzt die Bedingungen einer erfreu- st liehen Rentabilität; daß dies nicht ganz der Fall ist, liegt aller- ! LkngS in allerhand Hindernisse»: und Erschwerungen, die der 8 Bahn von allen Seiten bereitet tvurden und rettet werden. Es liegt aber jedenfalls in diesem Anfang« der Bahn von Dresden nach Tharand ein Schluß dafür, daß auch die Bahn von Tharand nach Freiberg nicht ganz ohne Rente und Aussicht auf Rentabilität bleiben werde. Ich kann also auch nur, wie so viele geehrte Vorredner, mich dafür verwenden, der hohen Kammer die Genehmigung und Zustimmung zum Baue dieser Bahn ans Herz zu legen und muß, da ich für die Majorität der Deputation gesprochen, auch auf die Punkte LeS Sonderbertchtes zurücktommen, welche Widerlegung bedür fen. WaS den finanziellen Punkt anlangt, so enthalte ich mich darüber jedes Wortes, denn er hat bereits eine sehr eingehende und gründliche Widerlegung gefunden, gleichwie der zweite Punkt, die Arbeiterfrage betreffend; soweit sie daS landwirth- schaftliche Interesse berührt, will ich mich nicht weiter ausä sprechen, sondern will nur, nachdem darauf Bezug genommen wurde, daß die Preise der Materialien und die Arbeitslöhne hoch angestiegen seien, darauf Hinweisen, wie Niemand Garantie dafür bieten könne, daß, auch wenn später gebaut wird, die Arbeits löhne billiger und die Preist der Materialien wohlfeiler sein werden. Wende ich mich zu Punkt 3 , zu der Frage: ob Ge fahr im Verzüge vorhanden sei, so mag immerhin Liese Frage zu verneinen sein, eS ist damit doch immer nichts bewiesen. Im Gegentheile, wenn diese Frage verneint wird, so ist damit zu viel bewiesen, mithin bekannten Grundsätzen nach Nicht«. Daß man nicht warten kann , bis Gefahr im Verzüge und wesentlicher Nachtheil eingetrcten, liegt wohl auf der Hand- Man muß sehr häufig Nachcheil abwenden und muß einen solchen Bahn bau vornehmen, wenn man eS für nothwendig hält und räth- llch findet. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, sind auch während der Dauer dieses Landtages Bewilligungen geschehen, von denen inan sagen kann, eS liege keine Gefahr im Verzüge. Aber sie waren räthlich und nothwendtg und man hat deshalb keinen Anstand genommen, diese Bewilligungen auszusprechen. Wendet man dies auf Len vorliegenden Fall an, so findet man, daß die aufgeworfene Frage unter Nr. 3 selbst dann, wenn man sie verneinen müßte, durchaus Nichts für Lie Ansicht d«S Herrn Separatvotanten beweisen kann." Bis hierher waren nur Freunde unserer Bahn ausge treten, jetzt kamen auch zwei Gegner, die Abgg. Nostiz- Drze wieckt und v. Erlegern. Ersterer meint«. Jeder müae seine Eisenbahn bekommen, aber er solle sie sich selbst bauen MW schloß sich dem Separatvotum an, waS auch v. Criegern in eiAM langen Rede that, jedoch mit dem Vorschlag, Oehmichen möge in seinem Antrag auS dem Antrag Ler Majorität noch den Punkt hineinnchmen, der unter II. enthalten sei, „daß die In der ständischen Schrift ausgesprochene Voraus setzung: daß der fragliche Bahnbau ohne irgend welche Be theiligung der Staatskasse zur Ausführung gelange, aufge hoben werde." Nachdem der Abg. Oehmichen diesem Vorschlag seine Zu stimmung gegeben, erhielt der Abg. Fickentscher, Ler sich auf Berichtigung einer Thatsache beschränkte zu Gunsten Ler Bahn, daS Wort. Nun ergriff der Referent Abg. Falck« daS Wort, um namentlich den Abg. v. Criegern zu widerlegen. Er sprach: Im Bezug auf den Verlauf, welchen die Debatte genommen hat, so will ich doch einige Worte jetzt sagen über Len Vor schlag, welchen der geehrte Abg. von Criegern gethan hat. Die Idee seines Vorschlags ist, daß durch Aufhebung der in der ständischen Schrift vom 4. August 1855 ausgesprochenen Voraussetzung, „daß der fragliche Bahnbau ohne Irgend welche Betheiligung der Staatskasse zur Ausführung gelange", es möglich sei, eine Bahn von Tharand nach Freiberg auö Prkvat- mitteln gebaut zu sehen, durch Intervention der Generalschmelz» administration. Die Idee an sich ist nicht gerade ganz unrich tig, weil die Generalschmrlzadministration diejenige ist, die.