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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 07.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189810070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18981007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18981007
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-07
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Monat
1898-10
-
Jahr
1898
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iS diese verbreitetste »»parteiische Geltung erscheint Wochentags »bends (milDatum des nächsten kages) mid. kostet mit de» sechs wöchentlichen Beiblä'ttcrn: 1. Sächsischer Erzähler, H. Kleine Botschaft, ». Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, h. Jllustrirtes Unter- haltnngsblatt, 6. Lustiges Bilderbuch ... filr Chemnitz: «önatlich 4« Pscnutge: bei den Postanstalten: Monatlich SO Pfennige. ISSS. Pvstliste: Nr. 2808. (Sächsischer Saudes-Anzeiger). Chemnitz DD und Umgegend. ..> «, Gegründet 1873 als „An»eiger" »e. r»ag und Notationsmaschiueu-Drutk von Alexander Wied« in «hemnitz, Theaterstratz« Ar. 8. Geschäftliche Anzeige-.-Inserate finden sär billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Amtliche Anzeigen. Versteigerung. Morgen, Freitag, vo« Bormittag» 9 Uhr ad, sollen im VerfteigerungSraume des hiesigen Justizgebändes folgende Pfandstitcke» als: Möbel, Spiegel, Bilder, Regulalenre, Nähmaschine», PianinoS, l Musikautomat mit 20 Stück Scheiben, 2 Pferde, l Schlitten, 2 Landauer, 1 Kasten- und l Handwagen, l Zweirad (Cyklon), 1 Geldschrank, 2 Eisschränke, Brücke», und Tafelwaage», 12,200 Stück Zigarren, Ladenregale, -Tafeln, -Tische, gürtet, 2 Packete Patronen, 1 Hängelampe, 1 Gas- und 1 Kronenleuchtcr, 1 Granatschmuck, Gypsfiguren, Büsten, 1 Ampel, Blumenvase», Palmen, 'künstl. Blmne», 1 Staffelei, Teppiche, 1 schw. Anzug, 84 Stück div. Bücher ». Bersch, m., gegen sofortige Bezahlung versteigert werden- Politische Rttndschan. Ehemnitz, de» 6. Oktober 19SS. Deutsches Reich. — Nach der Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Stuttgart sandte König Wilhelm ei» Telegramm an de» Kaiser, worauf von diesem folgende Antwort cinlief: „Seiner Majestät dem König von Württemberg, Stuttgart. Habe Dank für Deine gütige Mittheiknng! Die Gesinnung, welch« ans den Worten spricht, die Du im Namen Deines Volkes der Erinnerung des großen Kaisers weihst, ist Mir eine frohe Bürgschaft, daß fest und zäh wie der Stein und das Metall des hohen Denkmals auch der Schwabens»«, an, Deutsche» Reiche halten wird, bei Sonnenschein und Ungemach. Wilhel»,>' — In Sachen der Manövergeschichte, die aus der „Halberstädter Zeitung" in einen großen Thei'l der Presse über- gegangen ist und wonach der Kaiser gelegentlich des letzten Kaiser Manövers in Westfalen in der Apotheke des ans dem Kamme des Wicchergebirges im Regierungsbezirk Minden belegenen Dorfes Bergkirchen einen nächtlichen Besuch aügcstaitet haben sollte, wandie sich die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung" an den ihr bekannten Pfarrer zu Berglirchen mit der Bitte ui» eine zutreffende Darstellung des Vorganges. Sie erhielt folgende Schilderung, die ans den Persönlichen Mitlhettuugen des Apotheker Oe. S.'schen Ehepaares beruht und von der Darstellung derL «Halberstädter Zeitung" wesentlich abweicht: Es war am tO. September Morgens früh etwa 4 Uhr, während die Bewohner des Dorfes Bergkirchen, die wegen des in sogenannten „engen" Quartieren liegenden Militärs die Haiisthiiren während der Nacht offen lasse» Mußte», im Schlummer lagen, als der Apotheker Dr. S. plötzlich anfwachto und Jemand in sei» Schlafzimmer eintrete» hörte. Herr S- fuhr den Ein dringling mit de» Worten an: „Das geht mir den» doch zu weit, sind Sie den» verrückt?" Der so Angeredete war der Herzog-Regent von Mecklenburg, her Folgendes antwortete: „Entschuldigen Sie, ich habe angeklopft, aber es wurde nicht Herein gerufen. Durst» wir ans Ihien Balkon treten? llebrigens kommt Se. Majestät schon die Treppe heraus." Ilr. S. wandte Am chinesischem Kaiserhose. Von Rudolf Langenbach. (Nachdruck verboten.) Palastrevolution! . . . Diese geheimnißvvlle, schreckensreiche Bot schaft. die uns an verschlagene, zäh- Jntrigncn, an nächtliche Ver schwörungen, an verschwiegene, blutige Gewaltlhatcn denken läßt, kommt diesmal ans dem ferne» Osten, ans dem Palaste des Bogdvchaus, der, von einer rothrn Mauer nmwallt, mit seinen Gärten. Hallen und Kiosken als eine eigene verbotene Stadt in der Tartarenstadt Pekings liegt Und sicher ist der chinesische Kaiserpalast mit seiner völligen Abgeschlossenheit ro > der Welt eine Stätte, die zu solchen stillen Revolulionen wie prädcstinirt ist. In seine» Schriftstücke» pflegt sich der Kaiser von China seist als Kiva-ji», als de» „einsamen Mann" zu bezeichnen; und eine fürchterliche Wahr heit liegt in tiefem Worte. Ja, in seinem ungeheure» Palaste, unter de» Tausenden vo» Ennuche», Mandarinen und Weibern, die seine Gemächer beleben, ist der Bogdochan vereinsamt. Von allen Herrlich keiten seines weiten Reiches, von de» Millionen seiner Unterthanen bekommt er nie etwas zu sehen; nur um gewisse Tempel zu Opfer- Handlungen zu besuchen, verläßt er ab und zu sein glänzendes Ge fängnis), und dann müssen die Straße», die cr passirt, leer, die Häuser verschlossen sei», und die ihn geleitenden Leibwächter lehren jede» den strengen Geboten etwa trotzenden Neugierige» durch ihre Pfeile, daß der Sohn des Himmels kein Anblick für profane Augen ist. Von Allem, was in seinem Reiche vorgcht, hört cr nur durch den King-pau, die Pekinger Zeitung, jenes älteste Blatt der Welt, in dem »och heut China als das blühendste und mächtigste Reich auf Erden, sein Herrscher als der erste Monarch der Welt geschildert und gepriesen wird. Stärker. als dies roseiirothcn Umwallmigsmauer fernes Palastes trennt den Kaiser von der Well und von seinem Volke die furchtbare Mauer dcs Nitnalgesctzes, das jeden seiner Schritte benimmt sund hemmt, das seine Kleider, Frauen, Speise», Worte, Farben, Wege, Handlungen ihn, aufzwingt. An dieser Mauer scheitert jede refvrmairche Absicht, jeder 'Ncuerungsversnch eines chinesischen Kaisers. Schon lange wußte .man von dem jetzige» Bogdo.i.a» Tsai-tien, daß er fvrisckrüis sei. Kwang-sü, d. h. „glänzender Erfolg", iss-die offizielle Bezeichnung seiner Regierung, n„d ci» glänzender Ersdlg mag dem geweckten, jungen Mandschujürsten wohl vorgeschwebt habe», als cr die Zügel der Regierung mit dem festen Willen, zu bessern und zu rcformire», ergriff. Er lernte englisch, las die englische» Blätter Chinas und nahm aus ihnen vom Gange der Weltpolitik ^ennliiiß. War das für einen chinesischen Kaiser eiwas Unerhörtes, tso lernte er auch Unerhörtes auf diesem Wege kennen. So erfuhr kr z. B. eines Tages aus de», „North China Herald", daß ein ihm durchaus mißliebiger Mandarin zum Gesandte» in London ernannt Worden sei; und es gab viel Angst »nd Aufregung im Kaiscrpalaste, «lS'Tsai-tic, darüber i» Hellen Zorn gcrieih und die Ersetzung des «otschasters durch eine ihm würdiger scheinen! ePcrsonliäke.t vcr- tknM Der bleiche, elwas schüchterne und nervöse Monarch — so erschien er den europäischen Diplomaten, die Gelegenheit halte», ihn sich daraus an seine noch im Bette liegende Ehefrau mit den Worten: „Frau, heraus!" Im Nu war die Frau im anstoßenden Zimmer, wohin ihr der Man», der eben noch Zeit gewann, i» die Beinkleider zu schlüpfen, die uothwendigste Garderobe nachbrachte. Kurz daraus trat der Kaiser mit seinem Gefolge in das Schlafzimmer, um von da zum Balkon zu gelangen. ,,6'ost la ßusrro, Herr Doktor, nehmen Sie es nicht Übel", sagte er, „den Regenten von Mecklenburg haben Sie aber freundlich begrüßt, das wußte ich noch gar nicht, daß er verrückt wäre." Die hohen Herrschaften mögen da»» etwa eine Stunde auf dem Balkon verweilt haben. Bon Kasscetrinken und dergleichen ist keine Rede gewesen. Beim Abschiede sagte der Kaiser zu dem Abpotheker: „Gnädige Frau ist wohl sehr erschrocken. Ich hoffe, mich Ihnen irgendwie erkenntlich zeigen zu können." Einige Tage später erhielt Frau vr. S. aus dem Zivilkabinet das Bild des Kaiser« init der Unter schrift: „Zur frenttdlichen Erinnerung an den Ueberfall in der Nacht vom 9. zum 10. September 1898. 4 Uhr. Wilhelm 1. K." — Die fortgesetzte Abwesenheit der Inhaber wichtiger N eich säm ter von Berlin wird i» einem Berliner Brief der „Münch N. N." lebhaft beklagt; es heißt in der Korrespondenz: Unterstaats- sekcetär v. Richthosen sieht sich, wie verlautet, infolge seines leidenden Zustandes genöthigt, einen Nachurlaub zu erbitten. Er wird also »och für längere Zeit von seinem Posten fernvleiben. Das ist um so bedauerlicher, als auch der eigentliche Leiter des Auswärtigen Amtes, Staatssekretär v. Bülow, nach kurzer Anwesenheit wiederum zwei volle Monate in Begleitung des Kaisers im Auslände auf der Orientreise z'nbriiigt, von Ivo aus Staatsgeschäfte sich ungleich schwieriger erledigen lasse», selbst wenn dem Staatssekretär dieLlkten- bttiidel nach Palästina Nachfolgen sollte», als hier an Ort und Stelle. Zwar hat der Reichskanzler Fürst Hohenlohe selbst die Führung des Steuers übernommen, doch harrt seiner eine solch' große Arbeitslast, daß er bei deren Bewältigung die Lücken der fehlenden leitenden Persönlichkeiten unserer auswärtigen Politik sehr empfindlich fühlen dürfte. Läßt einerseits das lange Fernbleiben des Staatssekretärs v. Bülow und des Unterstaatssekretärs v. Richth'ofen auf eine große Zuversicht zu der allgemeinen politischen Lage und auf ein starkes Selbstvertrauen schließe», so kann andererseits nicht verschwiegen werden, wie gerade die lange Abwesenheit der maßgebenden Männer einer oppositionelle» Strömung von alle» Seiten neue Zuflüsse zu führt und verhängnißvolle Mißverständnisse und Schwierigkeiten ent stehen läßt, die mit Leichtigkeit gleich im Entstehen von befugter Hand unterdrückt werden könnten. — Wenn sich jetzt vielfach eine gewisse Voreingenommenheit gegen die Leitung unserer auswärtigen Politik geltend macht, so rührt dies sicherlich znm größten Theil von dem Gefühl der Verlassenheit her, in das weite Kreise sich angesichts solch' leerstehender wichtiger Aeinter hi'nemgrübeln, die gerade die Aufmerksamkeit am meisten auf sich lenken und von denen man die persönliche Mitarbeit an den schwebenden Fragen der auswärtigen Politik vvrauSsctzt. — In ihrer bisherigen Zusammensetzung wird die K o m miss i o n ür Arbeiterstatistik im November znm letzten Male zusammen« treten. Die Kommission besteht, abgesehen von dem durch den Kaiser ernannten Vorsitzenden, aus vom BundeSrathe ernannten und vom Reichstage gelvählten Mitglieder». Die Letzteren werden für die Dauer der Legislaturperiode gewählt »nd bleiben nach deren Schlüsse so lange in» Amte, bis die Neuwahlen vollzogen sind. Zu den erste« Aufgaben des wieder zusammentretende» Reichstages wird die Neu wahl der auf ih» entfallenden sieben Mitglieder der Kommission für Arbeiterstatistik gehören. Diejenigen Fraktionen, deren bisherige Ver treter in der Kommission wieder Mitglieder des Reichstages geworden sind, dürften diese von Neuem für die Kommission präsentiren, andere werden sich für andere Vertreter entscheiden müssen. — Die am 10. d. M. im Reichsjustizamte beginnende Kon ferenz von Sachverständigen im Fache des Urheberrechts trägt, wie Staatssekretär Nieberding mitgetheilt hat, lediglich einen infor matorischen Charakter. Zur späteren endgiltigen Begutachtung des Gesetzentwurfes werden besondere sachverständige Ausschüsse gebildet, an denen Journalisten und Verleger in gleicher Zahl theilnehmen werden. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Der österreichische Ministerpräsident ras Thun wurde am Mittwoch Vormittag vom Kaiser in Audienz empfangen, in welcher cr demselben Bericht über die Kom» pletirung dcs Kabinets und über den Stand der Verhandlungen mit der Parlamentsmajvrität erstattete. Italien« Wie aus Venedig zur Reise des deutsche» Kaisers gemeldet wird, soll die ganze Bahnstrecke Ala-Venedig mit Militär »nd Karabiniers besetzt werde». All« Bahnstationen, die der kaiserliche Zug passirt, werden für das Publikum abgesperrt. Bei seiner Ankunft in Ala wird Kaiser Wilhelm von einem Abgesandten des Königs, sowie vou dem Kvrpskvmmandanlen von Verona be grüßt werden. Frankreich. In einer offiziellen Note ist die Besorgniß aus gesprochen worden, Deutschland werde in seiner gegenwärtigen reservirteu Haltung in der DreyfuSsache nicht vecharren können, wenn durch die Untersuchung des Kassationshofes der Inhalt der Dossiers bekannt geworden sei. Man hält diese Note für ein Mittel zu dem Zweck, gegen die Revision und für die AmtMn'tig de" Urtheils im Drehsusprozeß Stimmung zu mache». Paiy de weilt im Casinohotel zu Bcgmeil im Departement Finisterre. Zola hat erklärt, daß die Rückkehr ihres Mannes in dieser Woche unmöglich sei, weil cs im Interesse der Sache liege, daß er nicht vor Zusammentritt der Kammer wieder in Paris erscheint. — Der größt« Theil der Ausladen in den Häfen ist, wie aus Paris gemeldet wird, eben so, wie eine große Anzahl Maurer und Baumaler gestern Vorniiltag in den Ausstand getreten, um mit den ausständigen Erdarbeitern gemeinsame Sache zu mache». Einige von Angesicht z» Angesicht zu sehe», — gilt in seiner abgeschlossenen Stadt für einen gar gestrengen Herrn. Der Empfang, den er dem Prinzen Heinrich bewillige, die Resormedikte, die er jüngst erließ und die selbst das Vorrecht des ^geheiligten Zopfes antastetcn, — sie beweisen in der Thal, daß Tsai-tien einen festen und bestimmten Willen hat. Aber stärker als dieser Wille war — die Mauer, war dis vereinigte Macht des Harems, der Mandarine» und Euuuchen; Jugend, Krankheit und Kinderlosigkeit (ein Schicksal, das in China als ei» Fluch des Himmels gilt) mußten de» Vorwand geben; und jetzt ist der refvrmwillige Bogdochan ein stiller Mann, vielleicht i»> trübsten Sinne dcs Wortes, jedenfalls politisch. Ihn, bleibt nichts übrig, als ein Scheindasein voll öder Regelmäßigkeit. Oede Regelmäßigkeit ist das allgemeine Kennzeichen des Lebens eines chinesischen Kaisers. Seine Tagesordnung, seine Handlungen nid streng geregelt, ermüdend, eintönig; Opferhandlungen nehmen darin eine» großen Platz ein. In ganz China darf nur der Kaiser den Höchste» verehre»; die gesaminte übrige Menschheit muß mit den Lokalgotiheitc» vorlieb nehmen. Ebenso sind gewisse Opfer il»» ganz allein Vorbehalten. So hat auch die Kaiserin bestimmte, ihr vor behaltene religiöse Pflichte»; sie muß z. B. speziell dafür sorge», daß dem Schntzgotte der Seiden Würmer an gewisse» Tagen die vor- geschriedene» Huldigungen zu Theil werde». Gewisse Siunde» des Tages widmet der Kaiser seinem Harem; seine ärmlichen Vergnüg ungen beschränken sich eigentlich aus Spazierfahrten in seinen prächtige», an englische Paris erinnernden Gärten, für die neuerdings ein Schienenstrang angelegt worden sein soll, auf dem Eunnche» de» Monarchen in einem Salonwagen schieben. Zeremonien und wieder nur Zeremonien — das ist die Qninlessenz dieses Fürstenlebens. Er besteigt den Thron. Da hat er aus die Meldung des Chefs dcs Ritcn-KvllcgittniS erst seine Traiierklcidung anznlegcn, durch das Thor des östliche» Palastes herauszutrete», in die linke Thür des mittleren Palastes hineinzngchm und dort vor dem Altäre seines Vorgängers unter dreimaligem Niederknieen und ueumnaligcm Ver> neigen die Ernennung znm Kaiser feierlich anzunehmen. Dann Koslnmwechscl: in den kaiserlichen Gewänder» sucht cr die Kaiserin- Wittwe auf, der er durch die gleiche Zahl von Kniefällen und Ver beugungen seine Ehrfurcht bezeugt. Nun beg ebt ec sich auf seinem goldenen Wagen in den Palast des Schutzes, wo der durch erneute Verneigungen begrüßte Fürst sich von den Großen bitten läßt, den Thron zu besteigen; und wenn sie ihn genug gebeten habe», dann sucht der Bogdochan de» Palast dcs Friedens auf »nd vollzieht dort die Annahme. So beginnt seine Negierung, so setzt sie sich fort. Feiert er seinen Geburtstag, so muß er sich drei Tage lang ver ehre» lassen, drei Tage lang von Tenipel zu Tempel, vo:, Palast zu Palast wandern, beten, opfern, danken, drei Tage laug sich »ngczählie Male verneigen, ungezählte Verneigungen enegegemiehme». Selbst i» diesen Zeremonien ist cr noch dadurch beschränkt, daß er zu seinen Handlungen stets die von de» kaiserlichen Sterndeutern für glücklich erklärten Stunden nbwarteu »nd beobachten muß. Auch sei» Essen ist gesetzlich bestimmt; wenigsicus bestimmt das 48 Bände umfassende Hofgejetz Hu-tien, daß für den Kaiser täglich zu liefern sind 30 Pfund Fleisch in eine», Becke», 7 Pfund Fleisch in der Suppe gekocht, I Vz Pfund Schweineschmalz, 1^ Pfund Butter, 2 Schafe, 2 Hühner, 2 Enten und 75 Päckchen Thee. Hunger braucht er also wenigstens nicht zu leiden; die arme Kaiserin hingegen muß mit einer täglichen Nation von 2 t Pfund Rindfleisch i» Schüsseln, 13 Pfund mit Gemüse gekocht, einer Henne, einer Ente, 12 Krüge» Wasser »nd 10 Päckchen Thee anszukommen suche». An Auswahl fehlt cs dem Kaiser auch in Bezug auf seine Frauen nicht. Er hat allerdings nur eine Kaiserin, aber acht Nebenfrauen ersten Ranges, die man etwa als Königinnen bezeichnen kan», und eine unbegrenzte Anzahl weiterer Nebenfrauen, die in vier Klassen eingeihellt sind, »nd wenn es der Majestät gefällt, avanciren können. Auch ans der gleichfalls unbegrenzten Schaar seiner Dienerinnen kan» der Bogdochan nach Belieben einzelne zu Konkubinen erheben. Die Oberaufsicht über den Harem führt -- nominell wenigstens — die Kaiserin, und sie hat darüber zu wachen, daß die Dame» deS Harems die für gewisse Götzen bestimmten Scidengewändcr ordnungs gemäß und pünktlich weben. Von anderen Beschäftigungen der Damen ist nichts bekannt; ein eintöniges und doch stets ruheloses Leben, eine völlige Abgeschlossenheit vo» ihren Angehörigen und Freunden ist ihr Loos; nur die Eunuchen, von denen etwa 2000 zum kaiserlichen Haushalte gehöre», rermilteln ihnen eine dürftige Ver bindung mit der Außewelt. Die Damen des kaiserlichen Harems werden ausschließlich ans de» Mandfchn's gewählt, erfreuen sich da her nicht des Schmuckes der „Goldenen Lilie", d. i. der verkrüppelten Füße. Alle drei Jahre läßt der Kaiser die Mandschu-Mädchen von über 12 Jahren vor seinem erhabene» Auge Revue passiren und wählt daraus die ihm Zusagenden. Sind sie 25 Jahre alt geworden, so entläßt sie der Bvgdvchau, vorausgesetzt, daß sie ihm keine Kinder geboren haben, in Gnade» wieder aus dem Harem. Gehören auch die meisten der dem Harem einverleiblen Mädchen de» vornehmen Klassen des Adels und Bürgerthums an, so bildet doch der Stand kein entscheidendes Moment bei "der^Wahl, und cs hat schon so »wncheS arme Mädchen ans einem Geschäfte, oder einem niedrigen Stande den Weg in das glänzende Elend deS Harems des Bogdvchaus gesunde». Die Wahl der Kaiserin und der Königinnen erfolgt natürlich unter anderen Gesichtspunkten, doch scheint auch hierbei ans Schönheit stets der entscheidende Wcrih gelegt zu werde». Daß Kaiserinnen gegebenenfalls eine große Macht erlangen können, be weisen die jüngsten Ereignisse; auch kau» das nicht Wunder nehmen, da sie nach der Meinung der Chinesen die Nalur zu beeinflussen und sich zu verwandeln im Stande sind. DaS innere Leben dieses einsamen und dabei so ungeheuren Hofes ist ganz wie das eines Staates geordnet. Die Direktion des Ganze» hat ei» Rath von sieben Mandarinen, der Nui-wu-s», z« dessen speziellen Obliegenheiten es gehört, dem Kaiser und der Kaiserin bei den Opfern zu assistiren, die Damen des Harems zum und vom Palaste zu geleiten u. s. w. Sieben Departements be sorgen unter seiner Aussicht die Geschäste deS HoseS. Dem erste« liegt seine Verproviantirnng ob, und da es sich um Tausende vo» Personen handelt, so ist seine Arbeit nicht gering. Dtzs zweit, Departement ist das der Berthridtznua; das dritte beaiKchtigt dle" Etikette der kaiserlichen Familie; ßas dierte hat die zM Aufgab^ 1 WMWWWWMV
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