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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 10.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189807109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18980710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18980710
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
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Jahr
1898
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Monat
1898-07
- Tag 1898-07-10
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Monat
1898-07
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Jahr
1898
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Chemnitzer General-Anzclgkr. 10. Juli 1898. «ingesrndei- Mittheilmige» und Artikel zur Förderung gemeinnütziger Bestrebungen finde» hier Aufnahme. - iir e i ir ir ü tz i g - s. Gemeinnützige Vereine betreffende Notizen und Berichte sind zu richten an Alexander Wiede, Chemnitz, Lheaterftr.S Das Handwerk. Ein Handwerk soll der Bub' nicht treiben, Denn dazu ist er viel zu gut; Er kann so ivunderniedlich schreiben, Ist ein so junges, feines Blut. Nur ja kein Handwerk — Gott bewahre! Das.gilt ja heute nicht für fei»; Und wen» ich'» mir vom Munde spare, Es muß schon „etwas Vesj'rcs sei»! Das ist der wunde Punkt der Zeiten, Ein Jeder will auf's hohe Pferd, Ein Jeder will sich nobel kleide», Doch Niemand seine» Schneider ehrt. Der Hände Arbeit geht zu Schande», Der Arbeftsblouse schämt man sich. Das rächt sich noch in Deutschen Landen, Das rächt sich einmal bitterlich. Das Handwerk hat »och gold'ncn Boden, Hält es nur mit dem Zeitgeist Schritt, Folgt es de» Künsten und den Moden Und bringt man Liebe zu ihm mit. Wen» Bildung sich und Fleiß vermählen, Und thnt der Meister seine Pflicht, Mögt ihr cs zum Beruf erwählen, Es ist das Schlechteste noch nicht. Eia Beitrag zur Lösung der Wohnungsfrage. Von W. Kott, Erfurt. I. Nicht von gestern auf heute ist die Frage nach geeigneten Wohnungen, ganz besonders für unsere Arbeiterbcvvlkerung entstanden; sie ist an langer Hand vorbereitet. Vorbereitet durch die Bauordnung der Städte, welche allerdings nach der einen Seite für menschen würdige Wohnungen sorgt, aber nach der anderen Seite die Wohnungen sehr vertheuert, so daß der Micthcr über das wlrthschastliche Maß, '/ü seiner Einnahme für die Wohstung bereit zu halte», hinaus gehen muß. Für den Erbauer selbst steht nur eine geringe Rente in Aussicht. Vorbereitet durch Verthencrung von Grund und Boden und ganz besonders anch durch das Steigen des Baumaterials. Für sämmtliche Bauhcmdwerkcr sind Lohnerhöhungen eingctrcten, die selbstverständlich den Neubau vertheuern. Weiter zci/, sich seit einigen Jahren in fast allen Städten eine geringe Baulusts' muß doch der Bauunternehmer sehr vjt gewärtigen, daß gerade in der Zeit der größten Banihätigkeit die Bauleute streiken; sei» oft mühsam er worbenes kleines Kapital zehrt der unvollendete Bau ans und als armer Man» verläßt er de» Ort seines Schaffens. Tie Länder des deutschen Reiches waren bis in die fünfziger Jahre rei» landwirlh- schastiiche, d. h. Dörser-Staatcn. Seitdem haben sich die Länder immer mehr entwickelt zu Industrie- und zu Städte-Stackte». Damit hängt innig zusammen die „moderne Völkerwanderung", der Zug vom Lande nach der Stadt. Begünstigt wurde diese durch das „Freizügigkeits- gesetz", wonach es jedem Reichsangehörigen gesiattet ist, sich da auf- zuhaltcn und nicderznlassen, wo er sich eine Wohnung oder ein Unterkommen zu verschaffen im Stande ist. Die Besorgniß vor künftiger Verarmung ist sür die Gemeinde kein Grund zur Abweisung. Anch der heimlich .sjngczogsn» vors »ich, sn, wegen unterlassener Anmeldung polizeilich bestraft werden. Dadurch ist die frühere Seßhaftigkeit der denlsche» Bevölkerung in das Gegeil theil, in eine unruhige Beweglichkeit verkehrt worden. Aber nicht wie die Schnecke ihr Häuschen nehme» auch diese wandernden Menschen ihre Wohnung mit; Ncinl vielfach wurde das geräumige Anwesen im heiniathlichen Dorfe versilbert, das Geld im Strudel des Stadt- lebcns verbraucht und ein neuer Obdachloser war fertig. Hand in Hand mit dieser leichtfertigen Veräußerung des oft vom Vater und Großvater erarbeitete» Heimes geht die leichtfertige „Eheschließung". Sticht Jahre lang wirbt der moderne Jüngling um die Braut; im Ball- oder Vergnügungssaale treffen sich die kaum Len Kinderschuhen entwachsenen Männlein und Fräulein, eine kurze Bekanntschaft, dann zum Standesamte und das Drama beginnt. Die Onvertüre spielt das Eheschtießnngsgesetz vom 4. Mai 1868. „Von Rcichsaiigehorigeii, die eine Ehe cingchcn wollen, darf weder die Gemeindemilgtiedschast, noch das Einwvhnerrccht, noch die Genehmigung der Gemeinde oder des Armcuverbaiidcs, »och sonst eine obrigkeitliche Erlaubniß gefordert werden. Auch Mangel an einer Wohnung, un- jiireichendcs Vermögen oder unzulänglicher Erwerb, erlittene Be gasung, böser Ruf, vorhandene oder zu befürchtende Verarmung sind keine Gründe, die Eingehung der Ehe zu vcrhindern." Mit dem schnellen Wachsthum der Familie hält die Be schaffung der Exislenzmittcl nicht gleichen Schritt, und der letzte Akt des Dramas spielt sich sehr oft im Ashl für Obdachlose ab. Ein Vergleich der letzte» zwei Berufszählungen beweist, wie gewaltig das Heer der ungelernten Arbeiter gewachsen ist. Das Angebot der vielen Hände hat die Löhne der ungeletnten Arbcik.r sehr gedrückt und die Bezahlung einer auch nur cinigerinaßen ausreichenden Wohnung wird diesen Leuten recht schwer. Als etwas Selbstbcrs'.äiidliches findet mau cs heule, daß Staat 'oder Gemeinde für die Wohnung der kranken Leute, d. h. für die Kranken- und Irrenhäuser Vorschulen erläßt über den Mindestluft- raum, Laß serncr Vorschriften für Gcsängnisse, Kasernen, Schulen and Armenhäuser erlassen werden. Dian wird nicht umhin könne», derartige Vorschriften anch für die Wohnungen freier gesunder Mi,scheu zu erlasst» und durch Wohnungs-Inspektoren deren Vc folgen dauernd konlrolircn zu lassen; nicht erst wenn Eholera und Pocke:« ihr unheimliches Pochen an der Thüre hören lassen. Das Wohnen ist eben keine rein private Angelegenheit des Bewohners, eibmso we. ig wie das Lernen der Jungens. Die körperlichen Krank heiten und die moralischen Ucbcl, die aus schlechten Wohnungen entstehen, beschränken pch eben nicht auf den einzelnen Bewohner' Mchi ^schweigen darf man es, sondern ausgesprochen muß es Warden, daß ein großer Theil der Männer von dem Verdienst viel für sich verbraucht; mau bcdcnke nur, daß i»r „Deutschen Reiche pry Kopf jährlich 105 Litcr Bier, 16 Liter Schnaps und A ""E" Wein getrunken werden." Dieser gewaltige Durst läßt oft die Familie biiierc Roth au Allem leiden; insbesondere wird das Bezahlen des Miclhzj„seö vergesse». Die Befriedigung des Wohunngs- vcdrusmsscs aber gerade hat eine über die unn ittelbare Bedeutung deftclbiN hmanSgeyendc allgemeine Tragweite, sowohl in hhgicnischcr, Wie m sozialer und sittlicher Beziehung. Das Familienleben kviizentricrt W am „HSnslichcii Hcrd" und Nichts trägt zur Vcrkümnicruiig dcs- srUwn so viel bei als das Wvhnuogselend. Nicht mir, daß durch tzos Zllsc>i»i»e»pscrchcn zahlreicher Personen jeden Alters und iHeschlcchteZ in schmnsi'gen Stuben den Insasse» jeder Sinn sür Hälistichkeit, Ordnung ins RciiiliclMt verloren geht, cs muß auch üns solchen Zuständen die schlimmste geschlechtliche Verwildcrniig er wachsen. Daß solche Wohnungen auch die besten Brutstätte» sür Krankheiten aller Art sind, ist einleuchtend. Ebenso bedenklich ist es aber, daß die miinittelbar Belheiligten oft dnrch die Gewohnheit, auch wohl durch ihre Verkommenheit dabin gebracht sind, daß sie die Unzulänglichkeit ihrer Wohnung am wenigsten anschlage» und sich bei Verbesserung ihres Einkommens lieber eine Vermehrung ihrer ailderlveitigeii Kvnsnmlivn als eine bessere Wohnung verschaffe» Solche» Menschen geht die Befähigung ab, das, was ihnen und ihren Angehörigen gut und nützlich ist, richtig zu bem »heilen; sie werden eine Gefahr sür sich und Andere. Ans diesem Grunde muß, wo eigene Erziehung fehlt, fremde Zucht eingrcife». Von dieser Erwägung aus muß die Freiheit des Wohnens beschränkt werden. Im Interesse der Gesundheit der Stadtbewohner hat man heute Schlachthauszwang, Zwangsanschluß an die städtische Kanalisation u. s. w.; warum nicht anch Minimal-Wohnungszwang? Genau aus denselben Gründen, ans welchen das Festhalten von gesundheitswidrigen Nahrungsmitteln verboten ist, muß das Feilhalten und Vermiethe» von ungesunden Wohnungen und die Belegung von Wohnungen über das gesundheit liche gestattete Maß hinaus verboten werden. Eine deartige Vor schrift wirkt als eine Art Arbeitcrschutzgesetz. Ebenso wie inan Krankenhäuser, Armenhäuser und bergt, bereits ans sanitäre» Gründe» schließt, ebenso wird man die Benutzung von schlechten Wohnungen verbieten müsse», und zwar vhne Entschädigung. Die bisher geduldete Ansuutznng von allen Budiken i»> Widerspruch mit den Gesetzen der Moral und der Hygiene ist kein Titel zum Schadenersatz. Feriemeisen für arme Kruder. Beim Herannahen der große» Schulferien tritt wohl an jeden Vater die Frage heran: Was fängst Du mit Deinen Kindern in den Ferien an? Wer tief genug in den Beutet kommen kann, sür den ist ja die Beantwortung sehr einfach: er nimmt seine Kinder mit in seine eigene Sommerfrische, ins Gebirge und a» die See, damit sie einmal aus dem ewigen Einerlei hcranskouimen, neue Menschen und Gegenden sehe», neue Eindrücke sammeln n»d damit sich die von der Hast des Schul- und Großstadtlebens doch mehr oder weniger auf geregten Nerven wieder bernhigcn. Was thnt aber der Arme, bei dem es nicht einmal soweit reichen will, daß er sich selbst einen kleinen Urlaub gönnen kann, geschweige den», daß er daran denken könnte, seinen Kindern einmal eine kleine Veränderung zu verschaffe»? Und dabei sitzt die Liede zu seine» Kindern beim Armen unter Umständen tiefer als beim Reichen, auch ist er sich in den allermeisten Fällen darüber völlig klar, daß seine Kinder unter iingiinsti'gereii Verhältnissen in der Großstadt leben müssen, als die Kinder der Neichen, oft in ungesunden Wohnungen, bei nnzurcichender Kost, ohne Gelegenheit, sich im Freien genügend herumzutummeln, und daß sie die Wvhlthat einer Fericiierholnng nöthigcr hätten, als die Kinder seines wohlhabenden Brodherr». Wie die Sachen jetzt in vielen Städten liegen, muß er cs fast für einen Vorzug ansehcn, wenn er ein schwächliches oder kränkliches Kind hat. Denn sür diese wird gesorgt durch Ferienkolonien, die in eine gesund gelegene Gegend fern von der Großstadt entsandt und in denen die Kinder einer systematischen Körperpflege unterworfen werden, und wer das Glück hat, sein lränkliches Kind in eine solche Ferienkolonie ausgenommen zu sehe», der lau» fast mit Sicherheit daraus rechnen, daß es ge- kräftigt an Leib und Seele daraus znrückkoninil. De» gesunden Kindern ans den unteren Ständen blüht nichts Derartiges. Sie s—-s» o»n» auch die Koste» der Spaziergänge, wie einzelne Lehrer sie in größeren Städten während dieser ^.eft mit Kindern zu unternehmen Pflege», und wobei die Kinder am Abend stets wieder »ach Hanse zurück kehren, sind die Eltern oft nicht im Staude, aufzubringen. Und doch wird jeder Unbefangene die Folgerung ziehen müssen: wenn schon sür schwächliche Kinder so gut gesorgt wird, die doch im Allgemeinen weniger Anwartschaft daraus haben, daß sie dereinst den Stürmen des Lebens angewachsen sein werden, so müßte doch eigentlich noch mehr gethan werden sür solche Kinder, die mit einer besseren Gesundheit ausgestallet sind und anch mehr Aussicht haben, sich dereinst durch das Leben dnrchznkämpsen und bei denen also, w.nn man die Sache rein statistisch betrachtet, die Wahrscheinlichkeit größer wäre, daß sie die sür ihre Zukunft gemachten Aufwendungen später einmal der Gesellschaft durch nützliche Dienste würden vergelten könne», als bei schwächlichen. Man käme dann also zu dem Schlüsse, daß auch sür gesunde Kinder ans den ärmeren Ständen eine entsprechende Fürsorge während der Ferien einzuiretci, hätte. Nur wäre es wohl kaum das Nichtige, wenn man sie in bestimmten Fcriciiquarliercn kasernirte und sie von da aus täglich Ausflüge machen ließe, am Abend aber immer wieder in dasselbe Quartier zurücksührte, wie dies bei de» Ferienkvlvnisten geschuht. Bei diesen thnt inan es, weil der Hauptzweck des Aufenthaltes in der Fcrienkolnie, die Stärkung der schwächliche» Gesundheit, in Frage gestellt werde» würde, wenn man täglich mit dcm Siandguarüer wechseln wollte. Dagegen für gesunde Kinder soll der Knrzweck gar nicht als Hauptaufgabe gestellt werden: er fällt vielmehr gewissermaßen als Nebenprodukt von selbst mit ab. Ihnen darf man die naive Zuversicht zu ihrer Leist»,igsfähigkeit gar nicht so verkümmern, wie es geschehen würde, wcn» man sie behandelte, wie kräntliche oder schwächliche Feucnkvlonistc». Sie sollen vielmehr in der Regel — die gleichwohl nicht ohne Ausnahme zu;ein braucht - jeden Tag mit lcm Skoiitgnarlier wechseln, weil sich erst bei dieser völligen Losgclvstheit von einer bestimmten Heimstätte das volle Herrengcfühl des Gesunden einstellt, der aus Nichts vertraut als, wie Teil, „ans Gott und die gelenke Kraft", für sie wäre also das Nichtige nicht der Aufenthalt in einer seßhaften Kolonie, sonder» die »»endlich viel reizvollere freizügige Wanderschaft, allerdings erzieherisch geregelt und überwacht. Das wäre zugleich für den kleinen Wanderer die rechte Mischung zwischen Erholung und Arbeit; denn dcm gesunden Kinde darf »,a» auch in den Ferien eine angemessene Arbeit zumuthe», und es hieße solche Wanderschaft schlecht an-:nutzen, wenn man sie blos als Er holung bet,achten wollte. Sie will eben so sehr unter dem Gesichts pniittc betrachtet sein, daß ans ihr ei» Kind viele werihvvllc Kenntnisse sammeln kann und, wenn cs mit gute» Gefährten znsammciircftl, auch Gelegenheit findet, im Verkehr mit ihnen und mit den fremden Leute», mit denen cs die Reise in Berühr,,ng bringt, den eigenen Charakter herauszuarbeite», der eigene» Art froh zu werben und auch wieder die Giundlage sür eine gerechte Würdigung der fremden Art zu gewinne». Sowohl für dic;c Vermehrung der Kenntnisse, wie für die Bildung des Charakters schafft jede solche Reise Ver hältnisse, wie sie günstigcr nicht gedacht werde» kennen. Werden nun gar solche Reisen innerhalb des heiinathlichcn Lande» »ntcr- »vmmen, ;v wird auf diese Weise noch ein wcilcrcr Zweck erreicht, den jeder Vattrlaiidsfrciind nur ans das Lebhafteste wird begrüßen müsscn: cs ist das eine Vcriie »ng der Hein,allislicbc, die als gesunde und natürliche, durchaus realistische Grundlage sür die Liebe z» unsere», große,, und herrliche,, deutschen Valcrlande, gewissermaßen als Vvrhvs Zun, Atlcrhciligste» eines jeden deutsche,, Menschen, gcix nicht hoch genug geschah«' wcrde» kann. Die Liebe «im deutsche» Vaterland »i»»»t, da ihr naturgemäß vielfach die sinnliche Grundlage fehle» muß, in, denlsche,, Gcmüihe gar leicht jenen verschwommenen, schwärmerisch-sentimenlalcn Zug a», den Deutschland bei unseren angelsächsischen Vettern den ironisch angehauchten Namen dcS kntliorlanL eingetragen hat. Es giebt kein besseres Gegengewicht gegen diese verschwommene Schwärmerei, als wen» wir in »„seren Kindern ein« leidenschaftliche Liebe zur Scholle der engere» Heimath wecke», wobei unsere Zuneigung stets von ganz konkcete» Einzelkindrücke» bestimmt wird, die wir selbst erlebt und uns unter Umständen mit rechtschaffener Anstrengung erarbeitet haben. Verems-Mtttheilrmgen. — uv. Internationale Konferenz der christliche» JttttglingSvereine. Unter dem festlichen Geläute der Gluten de- Münsters, eines Prachtbaues, zum Theil aus dem 11. Jahrhundert stammend, becsaniinclten sich a», 6. Juli in diesem ehrwürdigen Dome zu Basel die von Ost und West, Süd und Nord herhziz^ konimenen Vertreter der christlichen Jünglingsvereine, um sich zur bevorstehenden Weltkonferenz dnrch Gottes Würt zu stärke». Die weite» Halle» des Domes waren dis auf den letzte» Platz besetzt. Herr Prof- C. von Orelli, Basel, hielt die Festrede über Markus S, 2—9. Um 3'/2 Uhr begann die Eröffnungssitzung der Konferenz durch den Präsidenten der letzte» internationalen Konferenz Sir George Williams, London, i», festlich geschmückten Musiksaale de- Stadtkasinvs. Der genannte Herr begrüßte zunächst die persönlich anwesenden vier Gründer der I. Welikonfercnz, welche ,»ir-'»hu: im Jahre 1885 zu Paris den Wcltverband der Christlichen JünglingS- vcrcine durch das Aufstelle» der internationalen Basis konstitmrten, und zwar die Herren Professor I. H. Gladstone-Londvn, Professor W. Barde und M. Perrot-Genf, Heyblom-Holland. Hierauf wurde zur Wahl des Bureaus geschritten und zu», Ehrenpräsident Sir Williams-London »nd zum Konfcreuzpttisideiitcn Herr Neinh. Sarasin- Waruiery, Basel, ernannt, welchem 10 Vizepräsidenten und 2 Sekretäre beigegeben wurden. Von Delegirien waren unter 550 anwesend: 210 ans Deiilschland, Frankreich 22, Schweden 15, Schottland 20, England 46, Vereinigte Staaten Amerika 14, Holland 48, Ungarn 8, Belgien 10, Rußland 4, Finland 3, Ccmada 5, Norwegen- 5, Spanien 1, Oesterreich 11, Dänemark 2, Italien 4, Südafrika I, Ansir .lien 2, Indien 2, Japan 1, Portugal 1, Schweiz 95, Irland 6. Nach der Begrüßung der Anwesende» durch den Präsidenten wurde Bericht erstattet durch Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Englands, Schottlands, Canadas, Petersburgs — imnicr ,»>r zwei Minuten — der Kürze der Zeit halber. Diesen Ansprachen folgte eine Begrüßung des Bundesrathcs der Schweiz durch Herrn Reg.-Naih vr. David, welche durch eine» telegraphischen Gcgeugruß an den Bundesrath der Schweizerische» Eidgenossenschaft erwidert wurde. Um 6 Uhr wurde die Sitzung geschlossen. — Deutscher TabakSverein. Dieser Tage fand in MM die General-Versammlung des zirka 1400 Tabak-, Zigarren, und Zigacrettenfabrikeii und Nohtabalhandlnngen umsassende» Deutschen Tabakvereins statt, welche aus alten Gegenden Deutschlands gut sucht war. Unter Anderem stand auf der Tagesordnung eine Be sprechung der Lage des Tabakbaues. Zu diesem Gegenstände der Ministerium des Innern Oberregierungsraih Schreiber abgeordnet, während die kaiserliche Regierung von Elsaß-Lothringen den Ministerial- rath Kccima» entsandt hatte. Als Vertreter der Tabakbanbezirke der Pfalz war Bürgermeister Banmanil-Hürdt und als Vertreter der lönigl. ungarische» Versuchsstation Professor v. Kevely aus Debreczin anwesend. Die Ausführungen des Berichterstatters wurden vollen beiden letzteren Herren und Ministcrialrath Kcclmcinn, sowie von Ringwald-Emniendiuge» ergänzt n»d die ganzen Verhandlungen „itterstützi dnrch Vorlage von Tabakprvbcn, Tabakpholographien und Tabakdniigciiiittcln. Als das Ergebniß der Verhandlungen kann be zeichnet werde», daß man von der durch den Direktor der kaiserlichen Tabakmanufakttir, Hnmiiicrschlag - Straßbnrg, eingeftihrten ' neuen Düngungsmethode mit tieselsanrei» Katt Martellin) eine wesentliche Verbesserung des deutschen Tabaks in Bezug auf seine Brennbarkeit, seinen Geruch und seinen Geschmack crtwartct. Mit großem Beifall wurden von der Versammlung namentlich auch die Ausfü-jrinllM^ entgegengeiioinmen, welche zeigte», wie die belheiligten Regierungen in nunmehr bereits zehnjähriger Arbeit fortgesetzt bemüht gewesen sind, den deutschen Tahalbau zu heben, was nach den bereits seit zwei Jahre» in Gang gebrachten Versuchen mit kieseljaurem KaÜ in», endlich zu gelinge» scheint. — Als von weiterem allgemeinen Interesse ist hervvrzuheben', daß der Deutsche Tabakverei» die Prvdnktivnsstatistik, deccn Beschaffung für das deutsche Tabak- gewerbe ihm vom Slacüssekrctär des Innern, Grafen Posadowsky, übertragen worden ist, „miiiichr fcctiggestellt hat. Nach den iiiit- gethcilttn Ergebnissen der stattgeftindene» Ermittelungen vom Jahre 1897 wurden in Deutschland 6hg Milliarden Zigarre» fabrizirt zum Faktilreinvcrthe von 250 Millionen Mark, ferner 1'ßo Milliarden Zigaretten i», Wcrlhe von 11 Millionen Mark, 270,000 D.-Ztr. Rauchtabak im Werlhe von 40 Millionen Mark, 42,500 D.-Ztr. Kautabak im Werthe von 13,175,000 Mark und 41,500 D.-Ztr. Schnupftabak im Werthe von 10,62 l,000 Mark. Z» diesen Fabrikaten wurde» i». Ganze» 815,000 D.-Zlr. Rohtabak verwendet. — Die übrigen Gegenstände der Verhandlungen betrafen, abgesehen von den sonstigen Formalic», die Frage der Mitocrsicheniiig von Zoll „nd Steuer gegen Brandschaden, die Erhöhung der Tarasätze für Zoll und Steuer, die Vergütung bei der Ausfuhr von Zigarren, Waarenzeiihenfragcn »nd andere besondere Angelegenheiten deS Tabakgewerbes. — Zuwendung. Ans dem am 7. Juli im Nalhhansc zu Planen i. V. abgehallenen Kreistag der Krcisstäiidc des Vogt- landcs wurden die Zinsen der König-Albert-Stiflniig der Volkshcil- stältc Alberlsberg überwiese» „nd die Zinsen der Scilcr-Stistnng für eine persönliche Unterstützung vergebe». Ferner wurden bewilligt; sür die Landwirthschaflliche Wintcrschnle zu Auerbach 500 Mt, „ „ Tiakvnciibilduiigsanstalt Gorbitz und Moritzkmrg 200 , „ das Schwcstcriihcii» des Alberwerei'ns 400 , „ die Blindenanstalt zu Dresden 300 ^ „ „ Musikschule zu Marknenlirchcn 200 » „ das Vclhlchcmstift zu Bad-Elster 200 „ „ „ Jvhaiiuastist „ „ 160 . „ die Arbeilerkolonie Schnecke,,g,ün 250 » „ den Atterlhnmsvercin zn Plane» 200 „ „ Zweck; der Diakonissenanstatt z„ Dresden „nd Zwickau 150 » » >, » „ „ Leipzig 150 Außerdem worden ans der Krciskasse 4tt0 Mk. zur Unterstütz,,,,- vv» Studenten und Seminaristen bewilligt. Zusammen erreichen dH Bewilligungen die Hohe vv» 3500 Mk.
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