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— Nr. 182. - 1»»s. — Diese verbreitetste unparteiische General- Sonnabend, den 10. Juni. Wöchentlichen Beiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler» Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- haltiingsvlatt, tri den Posianstaltcu und bei de» Ausgabestelle,, monatlich 40 P seimige, Pvstliste: 1. Nachtrag Älr 2877. lelegrcimm^-iimssr: Kenttalanjeig«, ! Nr. iso. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Lande»,An,«igerl. — Gegründet 1878 al» „An,«t»e»- »e. Verlag «nd Rotattonsmaschinen-Dr«» von Alexander Wiede in «hemnitz, rheaterstratz« Nr. s» Anzeigenpreis: Sgespalle« Corp„-zeile(ca.9 Sllbrinfaffend) oder deren Na,»,, 20PfK (Preis« Verzeichnisse l» Zeile 25 Pfg.) —> Bevorzugte Stelle (6gespalten« Petit-Zeile circa v Silben fassend) 40 Pfg. — Anzeigen können nur bis Vormittag l»Uhv angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern» Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finden für billigsten Preig zugleich Verbreitung durch dG täglich erscheinende Chemnitzer» Eisenbahn-Zeitung. Die Parteinahme für die Deutsche,» in Oesterreich und die deutsch-östcrreichifchen Beziehungen. Chemnitz, den 9. Juni. In dem konsequenten Streben der englischen Presse, Deutschland, wo cs nur angeht, Schwierigkeiten zu bereiten, ist man nun glücklich bei dem Verhältnisse zwischen Deutschland und Oesterreich angekangt. Der preußische Adler, so schreibt die „Saturday Review" habe die Hoffnung, Oesterreich zu verschlingen. Ueber diese alberne Behauptung des englischen Blattes könnte mau in der sicheren Erwartung» daß sie i» Oesterreich richtig ge- werthet wird, hiuweggehe», wenn dieser Behauptung nicht in einer kigeuthümlicheu Weise von einem angesehenen deutschen Blatte, der „Kölnischen Volkszeitnng" sekundirt würde. Dieses führende Organ der Zentrumspartei giebt sich nämlich den Anschein, zu glauben, daß in Deutschland allerdings gewisse Strömungen beständen, die Oesterreich von der Völkerkarte hinwegschwemmen möchte. „Kein Wunder, daß diese reichsdeutsche Agitation in Oesterreich stark ver stimmt und den Grafen Thun zeitweilig zu einer etwas unfreund liche» Haltung gegen Denlschland veranlaßt hat." Diese Behauptung ist vollkommen unzutreffend. Die unfreund liche Haltung gegen Deutschland, durch die Graf Thun im ver gangenen Spätherbst die politische Welt verblüffte, war keineswegs durch irgendwie geartete deutsche Agitationen hervorgerufen. Sie war vielmehr unmittelbar ^durch die Ausweisungen einiger österreichischer Staatsangehöriger aus einer preußischen Grenzprovinz veranlaßt und sie richtete sich darum auch nicht gegen politische Richtungen in Deutschland, svndern gegen die preußische Negierung. Der innere Grund dcr Haltung des Grasen Thun lag freilich tiefer: er war in dem Bestreben des österreichische» Ministerpräsidenten zu suche», seinen heißgelieblen tschechische» Freunden immer »nd unter allen Umständen zu Munde zu reden. Und hiergegen richtet sich auch nur die Agitation dcr nationalen Elemente in Deutschland: gegen die übermäßige Konnivenz der österreichischen Staatsmänner gegenüber den Todfeinden des Deutsch- thnms, den Tschechen, und gegen die Brutalität, mi't der das gerecht fertigte Bestreben der Deutschen in Oesterreich, zu dcr ihm» ihrer Zahl, ihrer Intelligenz »nd ihren Verdiensten um den Staat nach gebührenden Stellung zu gelangen, niedergedrückt wird. Daß man i» einem deutschen Reiche diesen Kampf der Deutschen in Oesterreich um ihr: nationale Existenz sympathisch unterstützt, das kann ein österreichischer Staatsmann, wenn er sich nur ein bescheidenes Restchen von Objcllintät bewahrt hat, gar nichts Anderes erwarten. Zwischen dieser Sympathie aber und dcr Absicht, den österreichischen Staat zu zerschmettern, ist ein himu elweiter Unterschied. Diese Absicht und diese Neigung bestehen weder in privaten Kreisen Deutschlands, noch gar bei dem „preußische» Adler, d. h. bei der R gicrung. Preußen-Deutschland hat einen gewissen Anspruch darauf, daß seine bisherige Politik selbst von seinen Gegnern als vernünftig an erkannt wird. Ei» vernünstiger Mensch wird aber nur Zielen zu streben, deren Verwirklichung ihm nützlich ist. Ein Zerfall der österreichischen Monarchie müßte gleichbedeutend sein mit der Auf- theilung dcr cisleiihauischen Neichshälste zwischen Deutschland und Rußland. Dann aber, wenn Rußland seines österreichischen Rivalen quilt geworden wäre, wenn es seine gegenwärtig — was Deutsch land nur höchst willkommen sein kann — nach Osten gravitirende Politik »ach Westen umschieben würde, wenn endlich Deutschland und Rußland ihrer gesammten Ost- bezw. Westgrenze nach an einander grenzen würden, wäre ei» Konflikt zwischen Deutschland und Ruß land unvermeidlich. Wer hätte das siegreiche Preußen im Jahre 1866 hindern wolle», wenn auch nicht ganz Oesterreich, so doch einen Theil Oesterreichs an sich zu reißen I Das siegreiche preußische Heer stand vor den Thoren Wiens, Napoleon III. war nicht gerüstet, Rußland gönnte aus Nachsucht für Oesterreichs Undankbarkeit iin Jahre 1854 den Oesterreichern jede Demülhignng, Italien befand sich mit Oesterreich im Kriege, die Ungarn, mit denen der Ausgleich noch nicht hergestellt war, waren bcre t, sich zu erheben. Trotzdem »ahm Prenßeü nicht eine Qnadralmeile österreichischen BodenS, weil der geniale Staatsmann, der Preußens Geschicke leitete, für die Mög lichkeit eines denlsch-russischen Konfliktes ei» starkes Oesterreich brauchte. Was damals galt, gilt »och heute. Und darin wäre es ein Akt politischen Selbstmords, wenn Deutschland zu einer Zerstückelung Oesterreichs die Hand böte oder gar den Zerfall der Habsbnrgischen Monarchie selbst betriebe. W<der Regierung noch Volk wünsche» die Vernichtung der österreichischen Machtstellung. Von außen her — wenigstens was Denlschland anlangt — wird also der Zerfall Oesterreichs wahrlich nicht gefördert. Wenn es lrotzdem — gegen Deutschlands Wunsch und Interesse — einmal zum Zusammenbruch der österreichischen Monarchie kommen sollte» so werden die inneren Zustände die Schuld daran tragen. Diese Zustände zu ändern, die Versöhnung der ver schiedenen Nati nalitäten lhatkräflig zn bewirke», indem man endlich von der verächtlichen Forlwnrstelpolitik abgeht, das ist Sache der österreichischen Regierung. Bei dieser Sachlage ist es nur doppelt dankenswerth für die österreichische Negierung, wenn sie, durch das Bündniß mit Deutschland vor äußeren Gefahre» geschützt, ihrer schwierigen inneren Aufgabe sich ganz widmen kann. Und wenn die Männer, die Oesterreichs Geschicke leiten, mit Einsicht und Gcr.chtig- leil leidlich begabt sind, wird von einer Verstimmung gegen Deutsch knd nicht die Rede sein können und »och weniger vo» einer Be- torguiß vor seindlichen Absichten Deulschlcmds. Wenn man in Desterretch ebenso zuverlässig an der Freundschaft festhält, wie in Deuychland, werde» beide Dheile zufrieden sein können. Deutscher Reichstag. 88. Sitzung Vom 8. Juni 1899, 1 Uhr. Am Tische des BundeSrathes: Graf PofadowSky. Bei dex Eröffnung sind 28 Abgeordnete im Saale anwesend. Die zweite Berathnng de- JttpaliVettVerfichekttNgSgtfetze- wird bei 8 67 fortgesetzt. Abg. Stadthagen (Soz.) empfiehlt Absatz 2 und 3 zu streichen. Direktor vr. v. Woedtke ersucht das Hans, den Antrag ab zulehnen. 8 67 wird in der Kommissionsfassung angenommen. Das Gleiche geschieht mit einer Reihe weiterer Paragraphen, unter Ablehnung der dazu eingebrachten sozialdemokratischen Anträge. Bei 8 74 wird nach unwesentlicher Erörterung Absatz 4 nach dem Antrag Albrecht und Genoffen (Soz.) folgendermaßen gefaßt: „Die Entscheidungen des Schiedsgerichts erfolgen nach Stimmenmehr heit und sollen spätestens innerhalb 3 Wochen nach ihrer Verkündung den Parteien zugestellt werden." Zu 8 74b (ReichSversichernngS- amt) spricht Abg. Müller-Duisburg tnat.-lib.) den Wunsch aus, daß die Geschäftsführung der Versicherungsanstalten vom ReichSversichernngs- amt sorgfältig überwacht werden möge. Die Entwickelung der Dinge in Ostpreußen zeige, daß eine regelmäßige Kontrole nöthig sei. Direktor De. p. Woedtke erwidert, daß stets eine scharfe Kontrole stattfinde. Eine Reihe vo» Paragraphen wird ohne Erörterung erledigt. Zu 8 87 liegt eine Resolution der Abgg. Graf V. Bernstorff- Uelzen (Welfe) und Genossen vor, den Reichskanzler zu ersuchen, bei dcr Auszahlung der Renten ein einfacheres Verfahren einführen zn wollen. Direktor vr. v. Woedtke bemerkt, die verbündeten Regierungen seien der Frage schon näher getreten und würden nach Verabschiedung dieses Gesetzes der Anregung golge geben. 8 87 wird mit der Resolution angenommen. Ohne Erörterung werden die 88 88 bis 101 erledigt. Bei 8 102 beantragt die Sozialdemokratie auf jeder Quittungs kciM Raum zur Aufnahme der Marken für 53 Bcitragswochen. Abg. Molkenbnhr (Soz.) befürwortet den Antrag. Abg. Gamp (Reichs)'.) spricht sich dagegen aus. Direktor vr. v. Woedtke ersucht um Ablehnung der Antrages. Eine Aenderuiig der jetzigen Form der Karle werde große Ver wirrung «„richten. Abg. Röficke-Dessau (wild-lib.) spricht sich aus demselben Grunde gegen de» 'Antrag aus. Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. v. Salisch (kons.), der dein Gedanken sympathisch gegenübersteht, aber das Klebeverfahren nicht kompliziren will, Molkenvuhr (Soz.), der dem entgegentritt, und v. Loebell (kons.), der eine große Konfusion von der Ver mehrung der Felder befurchtet, schließt die Erörterung. Unter Ablehnung des sozialdemokratischen Antrages wird 8 102 unverändert angenommen. Bei 8 m wird ein sozialdemokratischer Antrag nach kurzer Eiörterung abgelehnt und der Paragraph in der Fassung der Kom mission angenommen. Nach 8 122 sind Kompetenzstreitigkeiten, sofern sie nicht im Rentenfeststellungsverfahren hervortreten, von der unteren Verwaltungs behörde bez. dem Vorsitzenden der Rentenstelle zu entscheide». Abg. vr. Lehr (nat.-lib.) beantragt, daß diese Kompetenz streitigkeiten, sofern ihre Entscheidung vo» grundsätzlicher Bedeutung erscheint, auf Antrag des Vorstandes der zuständigen Versicherungs anstalt dem Reichsversicherungsamt zur Verhandlung und Entscheidung überwiese» werden sollen. Geh. Rath vr. Kanfmam» bekämpft den Antrag. Die Abgg. Hitze (Zentr.) und Rösieke-Dessan (wild.-lib.) be fürworte» den Antrag. Abg. v. Loebell (kons.) kann dem Antrag in der obigen Fassung seine Zustimmung nicht geben, wenn auch der dem Anträge zu Grunde liegende Gedanke Billigung verdiene. Der Antrag vr. Lehr wird hierauf angenommen und mit ihn, 8 122. Nach 8 124 sollen Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern über die Berechnung und Anrechnung der Beiträge von der unteren Verwaltungsbehörde bez. dem Vorsitzende» der Renten stellen eudgillig entschieden werden. Ein sozialdemokratischer Antrag will die Entscheidung da, wo Gewerbegerichte bestehen, diesen übertragen wissen. Abg. Stadthage» (Soz.) begründet diesen Antrag. Unter Ablehnung des Antrages wird 8 124 in der Fassung der Kommission angenommen. Bei 8 129 (Vermögensverwaltung) empfiehlt Abg. V. Salisch (kons.) die Hergabe von Mitteln der VersichcrnngSanstalte» zur Förderung der Wohnungsfrage. Abg. Nösieke-Dessau begründet einen lediglich redaktionellen Abänderungsantrag. Abg. vr. Hitze (Zentr.) verzichtet mit Rücksicht auf das in Aus sicht genommene Reichswohnungsgesetz, bei dieser Gelegenheit die Wohnungsfrage eingehender zu erörtern. 8 129 wird angenommen, desgl. 8 180. Die Paragraphen 130» »nd folgende, die Bestimmungen über den Erlaß von Schntz- vorschristen durch die Versicherungsanstalten enthalten, werden in der Berathnng mit einander verbunden. Abg. Fischbetk (sreis. Volksp.) begründet einen vom Abg. Richter (freis. Volksp.) gestellten Antrag, diese Bestimmungen zu streichen. Man dürfe den Versicherungsanstalten nicht uferlose Voll machten gebe»; über das, was vom hygienische» Standpunkt er forderlich sei, gingen die Meinungen weit auseinander. Konflikte zwischen den cin-elnen Instanzen seien unausbleiblich. Abg. Singer (So^.) tritt für die neuen Bestimmungen ein, in s«sss»s»»vWSSS» denen seine Freunde einen der werthvollsten Bestandtheile de» Ge setze- erblicken, und bezeichnet die in freisinnigen Reden betonte Arbeiterfreundlichkeit als Heuchelei. Der Unternehmerhochmuth müsse gebrochen werde». Staatssekretär Graf Posadowsky: Was die eingefügten Paragraphen wollen, wünschen die verbündeten Regierungen selbst verständlich auch, es fragt sich aber, ob es hier angebracht und zweckmäßig ist. Eine Kontrole über die Gefährlichkeit der Betriebe und die Befugnlß zum Erlaß von Arbeiterschutz - Bestimmungen sind bereits außer dem Bundesrath den Berussgenossenschasten, den Lokal- Aufsichtsbehörden, den Innungen und den Handwerkerkammern ein geräumt worden. Das ist doch wahrlich genug an Spezialisirung. Der rechte Hausarzt, der alle die Uebel, die beseitigt werde» sollen beseitigen kann, ist und bleibt doch immer der GewerbcaussichtS- beamte. Zum Theil sind diese allerdings überlastet; demgegenüber sollte man aber lieber auf eine Vermehrung dieser Beamten in de» einzelnen Landtagen hinwirken, anstatt hier eine neue Kategorie vo« Beamten zu schaffen, die leicht mit den andern in Konflikt komme« könnten. Es kommt hinzu, daß die verschiedene» Versicherungs- Anstalten die Sache ganz verschieden behandeln würden. Damit könnte unter Umständen die Konkurrenzfähigkeit eine- TheileS der Industrie in Frage gestellt werden. Deshalb bitte ich dringend, diese Bestimmungen hier wieder zu streichen. Abg. Ga,np (Neichsp.) bezeichnet die Paragraphen als un annehmbar. Die Eingrifssrcchte der Aussichtsbeamten würden sich ehr unangenehm fühlbar machen. Wenn Singer'- Köchin noch nach 10 Uhr koche» würde, könnte ein Beamter ihre Betriebsstätte revidiren. (Große Heiterkeit.) Abg. Hitze (Zentr.) hebt hervor, daß die vorgeschlagenen Schutzvvrschristen nur denen entsprechen, die schon skr dir Unfall versicherung bestehen. Abg. Richter (sreis. Volksp.) bemerkt: Warum sind diese Be stimmungen, wenn sie so sundamentaler Natur sind, nicht schon i» der ersten Kvmmissiouslesung eingebracht worden? (Zurufe der Sozialdemokrat:»: „FauleRedensart!") Richter sortsahrend: Lasse« Sie doch Ihre Jnvektivcn; derartige Zwischenrufe sind beleidigend! Präsident Graf Ballestrem bittet wiederholt, den Redner nicht zu unterbreche». Abg. Rtchtcr bezeichnet die Bestimmungen als unnütz. Das seien nicht die besten Aerzte, welche die meisten Rezepte verschriebe«. Die Sozialdemokratie wolle den Unternehmer immer mehr beschränke«, um Alles für die Verstaatlichung reif zu machen. Abg. Lehr (natlib.) erklärt sich Namens der Nationalliberale« ür die Streichung der Bestimmungen. Abg. t». Lövell (kons.) schließt sich den Ausführungen Richter's an. Abg. Fischberk (freis. Volksp.) poleniisirt gegen Singer. Der Vorwärts" habe die Nichtbetheiligung der Sozialdemokraten an den internationale» Abmachungen zem Arbeiterschutze unter leeren Redens arten zu verdecken gesucht. Nach weiteren Bemerkungen des Abg. Molkenbnhr (Soz.) wird ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. Nach persönlichen Bemerkungen der Abgeordneten Nöfirke« Dessau (tvildliberal), Singer (Soz.) und Hitze (Zentr.) werde« die Paragraphen 130» bis s gemäß dem Anträge Richter'- ge- trichen. Gegen den Antrag Richter stimmten die Sozialdemokraten «nd ein Theil des Zentrums. Nächste Sitzung Freitag 1-Uhr: Fortsetzung der Berathnng. Außerdem stehen kleinere Vorlagen auf der Tagesordnung. Schluß 6 Uhr. Politische Nimdschait. Chemnitz» 9. Juni 1899. Deutsches Reich. — Die „Hambnrger Nachrichten" geben in einem Artikel über das deutsch-spanische Abkommen der Mnthinaßnng Raum, Deutschland habe an England in' Afrika Kguzelsivuen gemacht, um engli'che» Einwendungen gegen den neue» deutschen Kolonialerwerb vorzubengen. Das Hamburger Blatt fügt indessen selbst hinzu, eS nehme an, daß dies nicht zutreffe. Die St. A. Z. ist in dcr Lage, die Nichtigkeit dieser Annahme z» bestätigen. Jene Vermnthnng über Konzessionen entbehre in dcr That jeglicher Begründung. — Die „Nat.-Ztg." berichtet unter», 8. Juni: Herr vr. Lieber hat am Mittwoch in der Budget-Kommission de» Reichstags wieder ci»i»al das allgemeine Erstaunen hervorgerufen. Es handelte sich um die Entschädigung für die Gebrüder Denhardt, welche es verstanden habe», Mitglieder verschiedener Parteien für den von konstilntionellcn Gesichtspunkten ans jedenfalls seltsamen Ge cmkcn zn begeistern, daß der Reichstag die Regierung zu einer größeren Zuwendung, als sie selbst für angemessen hält, an die Herren Denhardt nöthigcn niüsse. Zu de» Anhängern dieser neue« konstitutionellen Methode gehört auch Herr Lieber, und er vertrat sie in dcr gestrigen Sitzung dcr Budget-Kommission in jener gewichtigen Redeweise, die er vermuthlich auch anwendct, wenn er den Fraktions diener beanstragt, ihm ein Glas Wasser zn bringen. Mit dem ganzen Pathos, über das er verfügt, hielt Herr Lieber den Ver treter» des answäktigen Amtes vor, daß sich in den Akten desselben ebenso, wie in seine», Herrn Liebers, Akte» ei» Schriftstück des ver storbenen Kolonialdirektors vr. Kayser befinden müsse, worin dieser die Dcnhardtschen Ansprüche durchaus anerkannt habe. Höchstes Er staunen der Vertreter des auswärtige» Amtes ward während dieser pathetischen Lieberschen Rede bekundet, und als sic zu Ende wa»^ erfolgte die bestimmte Erklärung, daß ein derartige- Schriftstück i« den Akten des auswärtigen Amtes nicht vorhanden sei. Darauf sichtliche Verlegenheit des. Herrn Lieber und, nach einigem Zögern» di« Erklärung, desselben, daß da» Schriftstück in den „Akten" de» Herrn Lieber allerding» nicht von vr. Kayser herrühre» sondern ei»