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1858 Montag, den II. October. 236 MMM -rs König!. BeMsgrrichts zu Frribkrg, sowie drr König!. Gcrichtsämttk und der Stadtröthc zu Frribcrg, Sayda und Brand. Togesgeschichte. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 12. Oct. sfachmittagS 4 Uhr. Hauptverhaudlung in der Untersuchung wider Johann Friedrich August Rentzsch aus Leipzig, wegen Diebstahls. Berlin, 7. Oct. (Dr. I.) Die trüben Aussichten in dm Befinden Sr. Majestät des Königs sind durch eine günstige Wendung nunmehr glücklich beseitigt, und ist somit gegen den schein Abreisetermim nur ein kurzer Aufschub bis zum 12. d. M. eingetreten, an welchem Tage, wie nunmehr definitiv festgesetzt ist, die Majestäten die Reise nach Meran antreten wollen. Auf desendern Wunsch beider Majestäten wird sich auch der General « Gerlach dem königl. Gefolge anschließen, doch wird derselbe lediglich als Gesellschafter des Königs fungiren. Die Unter bringung des Gefolges in Meran hat sich nicht ohne Schwierig keit erreichen lassen. — Die Feier des königlichen Geburtsfestes wird am 15. d. M. in hergebrachter Weise im ganzen Lande biWgen. — Für den morgenden Abend (8. d. M.) wird die Mication des allerhöchsten Erlasses in Betreff der Negierungs- stogeerwartet; auch die Einberufungsordre der bisherigen Land- chmitglieder soll in den allernächsten Tagen erfolgen. Die fit den Zusammentritt des Landtages erforderlichen Vorabeiten sind bereits beendet. Die Dauer der außerordentlichen Session »ird den Zeitraum einer Woche nicht überschreiten und sich, wie ist amtlichen Und halbamtlichen Organe bereits gemeldet, ledig lich auf eie Regicrungsfrage beziehen. — Tie „Spener'sche Zeitung" meldet: ,,Am Mittwoch find in den frühesten Morgenstunden in der Jungfernhalde in dir Nähe Ler Schießstände des 2. Garderegiments ein Pistolen buell statt, dessen Verlauf glücklicherweise ohne besondere Folgen war. Die Duellanten waren ein Offizier vom Gardcreserve- ugiment und ein junger Mann von Adel. Die Ursache Les Duells ist nicht bekannt. Obwohl auf 15 Schritt geschossen wurde und die Kugel des Offiziers so sicher abgegeben war, daß sie die Stirn des Gegners gerade über der Nase traf, so schützte diesen doch sein Panamahul dermaßen, daß er nur eine Streif- wunde an der Stirn davon trug. Jedenfalls hat die Elasticität deS Hutes die Kugel abgehaltcn und nur die Kraft gehabt, den selben vom Kopfe hinwegzunehmen und emporzuschleudern. Der Hut selbst ist durchlöchert." In Kottbus feierte der Prediger Seelmann seine dia mantene Hochzeit. Dcr Jubelbräutigam ist 92 und die Jubel braut 8V Jahr alt und bei voller Geistcsfrische. Man hielt einen festlichen Hausgottcßdienst und dann eine Familientafel, wobei Ler Jubelbräutigam vor Kindern und Kindcskindern be zeugte, mit welchen Empfindungen er mit seiner treuen Gattin von solcher Lebenshöhe herab auf die Zeit und hinauf auf die Ewigkeit schaue. Aus Düsseldorf, 5. Oct., schreibt man: Heute Abend kam eln Herr mit dem Köln-Mindener Bahnzuge hier an; er schob, um auszustcigen, seine schwer gefüllte Reisetasche vor sich hin, plötzlich ergreift sein Nachbar, der mit ihm in dem selben Coupe gefahren, diese Reisetasche, springt aus dem Wa gen und entflieht. Der Inhalt der Reisetasche war bedeutend, die siimmtliche Reise-Garderobe des Herrn und eine Baarsumme von 175 Thlrn. Karlsruhe, 3. October. Vorgestern stand der vormalige großherzogllche Stiftungsverwalter Mietinger von hier, welcher im August v. I. flüchtig ward und in Feldkirch verhaftet wurde, vor Gericht. Er wurde zur Dienstentsetzung und zu 4'/? Jahren ««chthausstrafe, sowie zum Ersatz der noch fehlenden Summe ! . ,, , > ! > - MM—» 2 t von etwa 30,000 fl. verurtheilt. Bekanntlich hatte M. die all- 8 gemeine katholische Kirchenkasse, deren Verwalter er war, bestohlen. Am 3. October Nachmittag wurde bei einem Scheibenschießen in Theuern, Verwaltungsamt Sonneberg, der Zieler, der in der Nähe der Scheibe seinen Platz hatte und wahrscheinlich, da er weiß gekleidet war, bei einbrechender Dunkelheit für die Scheibe angesehen wurde, durch die Brust geschossen, daß er bald darauf verschied. ' Wien, 5. Oct. (D. A. Z.) Die Vermehrung der fran zösischen Besatzung in Rom wird nicht so ganz gering sein und soll gegen 4000 Mann betragen. Französischerseits wird noch immer behauptet, daß diese Vermehrung nur auf Ansuchen de« Papstes anbefohlen worden sei, während direete, von guter Hand stammende Berichte aus Rom ein derartiges Ansuchen geradezu in Abrede stellen. Man meldet in dieser Hinsicht, daß Frank reich die fortwährenden Schlägereien zwischen den französischen und päbstlichen Truppen als Anlaß dieser Vermehrung benutzt, und daß es langwieriger Debatten zwischen dem französischen Truppencommandanten und dem Cardinal Antonelli bedurfte, bis Lie päpstliche Negierung ihre Einwilligung gab. AlS ein Beweis, daß die letztere nur mit Widerstreben gegeben wurde, kann die Thatsacke angeführt werden, daß sie nur unter der Bedingung ertheilt wurde, daß die Garnison in Rom selbst nur um ein Bataillon vermehrt iwerde, während die übrigen neuen Truppen, welche die französiiche Regierung zur Aufrecht- haltung der Ruhe für nöthig hält, in Civita-Vecchia zu blei ben haben. — Dir Angelegenheit wegen Ueberlassung eineS TheilS des Hafens von Villafranca an Rußland ist hier am entscheidenden Orte keinen Augenblick unterschätzt worden. Dem merkantilen Momente dieser Angelegenheit namentlich mit ! Rücksicht auf den Oesterreichischen Lloyd widmet man hier nur ! eine geringe Aufmerksamkeit, denn man fühlt sich bewußt, daß ! man die russische Concurrenz hier wohl aus dem Felde schla- gen kann. Viel mehr Aufmerksamkeit wendet man dem poli tischen Momente der Frage zu, und es kann wohl mit Sicher heit behauptet werden, daß der vor Kurzem erst an das Ma- rineobercommando ergangene Auftrag, den Bau der neuen Kriegsschiffe sowie die Befestigungsarbeiten in Lem Hafen von. Pola möglichst zu beschleunigen, nicht ohne Zusammenhang mit der Villafranca-Angelegenheit sind. Vor einigen Tagen hat das Landesgericht zu Wien einen i Mann zu 14 Tagen strengem Arrest verurtheilt, weil derselbe, als er der Mariazeller.Wallfahrt begegnete, seinen Hut nicht, abnabm. Im Urtheilc heißt es ausdrücklich, daß das Vergehe»; der Rcltgionsstörung noch härter bestraft werden müßte, wenn es nicht, wie im vorliegenden Falle, von einem Katho- I liken, sondern von einem Andersgläubigen begangen wor den wäre. — Um dem immer fühlbarer werdenden Priesterman» > gel zu begegnen, hat der hiesige Cardinal-Erzbischof ein Cir cular an alle Bischöfe seiner Diöccsc ergehen lassen, worin er dieselben einladet, sämmtliche Geistliche ihres Sprengels aufzu fordern, auf talentvolle, sittliche Schüler ihr besonderes Augen merk zu richten und die Aeltern derselben möglichst zu beein flussen, auf daß sie diese ihre Knaben dem geistlichen Stande widmen. Falls dieselben armen Familien angehören, sollen ihnen die Mittel zu ihren Studien angcboten, zugleich aber auch die Knaben überwacht werden — wahrscheinlich, damit sie heran reifend sich dem ihnen bestimmten Stande nicht wieder entziehen. Es ist längst bekannt, daß unsere katholischen Priester sich nur - noch aus dem ärmern Bauernstände rekrutiren; die höhern Stände haben sich schon lange diesen Studien abgewandt. Seit der Einführung Les Cvncordats aber scheint die Kunde von der größern Abhängigkeit und den geringer« Aussichten sowie vielleicht auch etwas von dem allgemein verbreiteten Odivium ----- Freiberger Anzeiger -L? „ ii, Nachmittag« gespalten Zeile ob« , ,Uhr für die nächst. ' deren Raum uüt » Ztz ' aß-imad- Nummer berechnet. «agmommen. V 4 4