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Erscheint jeden Wochentag friih V Uhr. Inserate wer den dis Nachmittags Z Uhr siir die nächst erscheinende Nummer . angenommen. Freiberger Anzeiger UN- Tageblatt. Preis vierteljährlich. IS Ngx. Inserate werden I die gespaltene Zeile ober deren Raum mit 5 berechnet. Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, der Königl. Gerichtsämter zu Freiberg, Sayda und Brand und der Stadträthe zu Freiberg und Sayda. 16. Donnerstag, den 2L. Januar. 1858. Tagesgeschichte. Freiberg, 20. Jan. Heute sind die im gestrigen Blatte erwähnten vier inhaftirten Personen nach Chemnitz unter siche rer Bedeckung transportirt worden. Dresden, 19. Jan. Die Erste Kammer hielt heute Vor mittag 11 Uhr ihre zehnte öffentliche Sitzung. Auf der Tages ordnung stand auch der Bericht der dritten Deputation der Ersten Kammer über die Petition des Herrn Kammerherrn v. Metzsch auf Reichenbach und 48 anderer Grundbesitzer des sächsischen VcigtlandeS um größern Schutz der Grundbesitzer den Berg werksunternehmern gegenüber. Die Petenten verlangen eine größere Sicherstellung des Landwirths gegen Beeinträchtigungen ihres Eizenthnms Lurch Bergwerksunternehmungen, welche von Privaten auSgchen, insbesondere aber, daß den Grundeigen- ! thümeru außer der ihnen nach dem Berggesetz zu gewährenden! Entschädigung von dergleichen Unternehmungen 20 Proc. oder! doch eine sonstige angemessene Tantieme des jährlichen Reiner trags gewährt werde. Was nun den ersten Punkt der Petition belriffe, so glaubt die Deputation, daß die Berücksichtigung, welche der Grundeigenthümer gegenüber den Bergwerksunter- nehmcrn im Gesetze gefunden Hal, keineswegs eine so ungenü grnde ist, wie sie die Petenten darzustellen versuchen. Die Ver hältnisse des Eigenthiimers der Oberfläche seien durch das neue Berggesetz im Vergleich zu früher wesentlich gebessert und ge sichert worden, was an zahlreichen Beispielen speciell Larzuthun versucht wird. Was aber ferner die Entschädigung betreffe, welche dem Grundbesitzer für die ihm durch den Bergbau ver ursachten Schäden und Beschränkungen zu gewähren ist, so habe dieselbe in früherer Zeit in dem sogenannten Erbkuxe, d. h. in dem 128. Theile an der sich ergebenden Ausbeute bestanden und also noch nicht einmal 1 Procent betragen. Durch das neue Berggesetz sei das Erbkuxverhältniß abgeschafft und statt dessen der Grundsatz der vollen Entschädigung eingefübrt wor den. Ueber daS Ungenügende und Unzweckmäßige Les Erbkures seien daher von den Grundbesitzern fortwährende Klagen geführt, und lediglich in ihrem Interesse, nicht aber in dem des Berg baues, dessen Abschaffung erfolgt. Die Petenten wollen nun zwar den Erbkux nicht wieder statt der Entschädigung eingeführt haben, sondern sie wünschen nur, daß ihnen außer der letz- tern noch ein Antheil vom Bergwerksgewinne zugesichert werde. Allein dies würde nicht nur dieselben praktischen Bedenken, die mit Lem Erbkuxe verbunden waren, zum großen Theil nach sich haben, sondern auch über die Bestimmungen unsrer Verfassungsur kunde hinausgehen und dadurch würde im Verhälmiß zu andern Grundbesitzern, die im Interesse des Staatszwccks Beschrän kungen ihres Eigenthums erleiden müssen, eine Ausnahme und Bevorzugung statuirt werden, zu deren Rechtfertigung aus reichender Grund nicht vorliegt. Wenn schon hiernach die Deputation nicht in der Lage war, die Ansichten der Petenten zu theilen, daß die Berggesetzgebung den Grundbesitzern, gegenüber den Bergwerksunternehmungen, keinen hinreichenden Schutz ge währe und daß die ihnen zu gewährende Entschädigung keine genügende sei, und daher den Wünschen derselben nicht ent sprechen konnte, vielmehr von ihrem Standpunkte aus der Kammer anzurathen haben würde, die Petition auf sich be ruhen zu lassen, so hat sie sich doch der Betrachtung nicht ver schließen können, daß cs bei einem die Landwirthschaft so tief berührenden und daher für den Grundbesitz so wichtigen Gegen stände nicht angemessen sein möchte, denselben der Cognition der Staatsrezierung vorzuenthalten, namentlich auch im Hin blick auf die der Negierung zustehende größere Sachkenntniß, und schlägt daher der Kammer vor: „die Petition zur Kcnntm'ß- nahme an die Staatsregierung abzugeben." Nach Vortragung dieses Berichts ergriff zunächst v. Metzsch für die Petenten das Wort und beantragte, die Kammer möge di- Petition zur Erwägung an die StaatSregierung abgeben, welcher Antrag mit schließlich 27 gegen 5 Stimmen angenom men wurde. Leipzig, 19. Januar. (D. A. Z.) Wie aus einem vom fürstlich schönburgischen Justizamt Lichtenstein unterm 16. Jan. erlassenen Steckbrief zu ersehen, heißt der des Doppelmords an Len Günther'schen Eheleuten zu Kallnberg dringend verdächtige Mörder Johann Gottlob Kutschke, gebürtig aus Bepersdorf bei Neusalza. Derselbe ist 26 Jahre alt und am 12. Januar aus dem Arbeitshaus zu Zwickau entsprungen. Seitdem hatte er sich bei den Ermordeten aufgehalten. Aus dem obern Voigtlande, 17. Jan. (D. A. Z.) Ich muß heute eines sehr schmerzlichen Hergangs gedenken; und doch kann er der Oeffentlichkeit nicht entzogen werden. Eine ausgefeimte Unterschlagung — die der betreffenden Behörde gar nicht eher als eben jetzt erst zur Kenntniß kommen konnte, ist zu aller Erstaunen zu Tage getreten. Der Postverwalter Liebig iu Lengenfeld, seiner Umgebung nur als thätig und cxact, seiner Behörde als pünktlich und höchst amtStreu bekannt, hat vor ein paar Jahren den ersten Griff an anvertrautes Eigenthum gethan, und sich dann durch Oeffnen der Geldbritfe von einem Monat zum andern geholfen auf eine Weise, die allen Verdacht fern hielt, hat so durch die feinsten. Pfiffigkeiten , Lag Publikum getäuscht, bis doch das zarte Gewebe zerriß, Muihmaßungcn rege wurden und das schnelle unvermuthete Einschreiten der OberpostLircction den Betrüger entlarvte. Leider sollen schon jetzt die Untersuchungen und Geständnisse mehrere Tausend Thaler Deficit ergeben. Eine von ihm versuchte Ver giftung mittels Opium ist nicht gelungen. Vielfache Ge ständnisse über das Wie seiner Veruntreuung sollen bereits er folgt sein. Berlin. Die Neue Preußische Zeitung schreibt über Las mißlungene Attentat auf den Kaiser der Franzosen Folgendes: „Die Hand Gottes ist es, durch die der Völker wie Ler einzelnen Menschen Geschicke geleitet werden: wohl dem, Leß Seele in Lieser Zuversicht lebt. Die Mordbande hat wieder Lie Menge ihrer Kugeln abgefeuert gegen den Kaiser der Fran zosen; aber ohne den Willen Gottes wird kein Haar gekrümmet auf unserm Haupte. Gott der Herr geht seine eigenen Wege, und zu was er einen Menschen auserkoren hat, das läßt er nicht stören, auch nicht durch Höllenmaschinen oder durch den Dolch Les Banditen. Auch gegen den ersten Napoleon versuchte sich der Morv umsonst — die Geschicke mußten sich erfüllen. Auch gegen Ludwig Philipp feuerten die republikanischen Ver schwörer — sie konnten ihn nicht zu Boden schlagen. Es steht Alles in Gottes Macht: erniedrigen und erhöhen, in den Staub werfen und auf Len Thron setzen — und alles das thut er zu seiner Zeit. Gottes Mühlen mahlen nicht nach der Menschen Wind!". — Die „Zeit" berichtet aus Berlin vom 18. Jan.: „Der Prinz von Preußen trat gestern Abend 6'/r Uhr mit dem Köllner Schnellzuge die Reise nach London über Calais an. Der Prinz Friedrich Wilhelm gab seinem Vatcr bis Potsdam das Geleit und übernachtete dort im Cabinetshause. In dem Gefolge deS Prinzen von Preußen befanven sich der Oberst von AlvenS- lebcn, die Adjutanten v. Boyen und Graf v. d. Goltz, der Hofmarschall Graf Pückler, der Geh. Cabinetsrath Jllaire, der Geheimrath v. Arnim, der Hofrath Borck, der Cabinetsseeretär .Ncöl, Ler Leibarzt l)r. Lauer rc. Dem Vernehmen nach ge denkt der Prinz von Preußen in den letzten Tagen dieses Monats von London hier wieder einzutreffen und wird wahr-