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IX Das Mittelalter hat Aristoteles den Kirchenvätern beigezühlt, und noch jetzt fühlen wir uns von Ehrfurcht durchzittert, wenn wir irgend ein Blatt des Organon aufschlagen, in welchem jede Zeile von wie vielen Generationen andächtig gelesen worden ist: spricht sich nun auch in einer Zeit des erstarkten Denkens der Dank gegen die Lichtbringer anders aus, ahmen wir auch nicht die Scholastiker oder den römischen Pöbel nach, der den Befreier von Cäsars Herrschaft gleich wieder zum Cäsar machen will (Ost bim bs Oasssr. 8babssp. ,Iub Osesar III, 2); gleichen wir vielmehr als Moderne dem modernsten aller Völker, das unter seinem Befreier frei zu bleiben wußte: wie groß hat indes der Dank gegen einen Geist zu sein, der die, welche ihm folgen, lehrt, wie sie die drohende Sphinx zwingen können, daß sie sich in den Abgrund stürzt, der ihnen, um an ein Lieblingswort des pbitosopbuo tsutonisns zu er innern, die Zeit zur Ewigkeit macht und sie von allen Seiten befreit! Die Wahrheit giebt den wahren ewigen Frieden. Wenn z. B. nur die wenigen Paragraphen, welche die „Rechtsphilosophie" einleiten, Eigentum der allgemeinen Bildung und Gesinnung wären, welch einen Abgrund von individueller und politischer Unsittlichkeit hätten wir mit einem Schlage übersprungen! Ich weiß recht gut, daß solches Über springen nur einzelnen gestattet, der Gesamtheit aber unmöglich ist: die Karawane der Menschheit findet auf ihrem Wege nur Wüsten, und sie nmß hindurch." Sehn wir hier Mager (im Jahre 1839) als begeisterten Verehrer der Hegelschen Philosophie, so bahnt sich schon im folgenden Jahre eine kleine Wendung an. Zwar steckt in seiner „Bürgerschule" (1840) noch viel Hegelsche Auffassung und Denkweise (vgl. S. 12, 72 ff., 81, 111. 113, 115, 122 ff.), zwar sagt Mager noch 1841 (Rev. 2. Bd. S. 238), es verstehe sich von selbst, daß alles, was er schreibe, in Hegelscher Denkweise wurzele, und doch sagt er, daß er schon 1840 nicht mehr ein Hegelianer striktester Observanz gewesen sei (Rev. 6. Bd. S. 8 und 20). „Es sei ihm", sagt er, „mit der Hegelschen Philo sophie wie mit der Beckerschen Grammatik ergangen. Der philosophisch organisierte Mensch kann sich bei vereinzeltem und zerstreutem Wissen und Leben nicht beruhigen, er muß einen Mittelpunkt des Erkennens und Handelns haben: ein System. Ist man nun so glücklich, nach mehrmaligem Probieren und Verwerfen ein solches zu finden, das einem ein Dutzend oder auch nur ein halbes Dutzend von Problemen, mit denen man sich seit Jahren herumträgt und die man aus eigener Kraft nicht gut hat auflösen können, in einer Weise löst, die den Geist für den Augenblick befriedigt: so hat das System einen Schüler gewonnen. So studiert und lebt man sich hinein, aus dem Schüler wird ein An hänger, nach Umständen ein Verbreiter. Ist man erst im vollen Be sitze des Systems, so daß der Schüler zum Gesellen geworden ist, der