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Mittwoch, den 18. November. 1857: Ucber die sonstigen legislativen Vorlagen wird Ihnen von Hat auch in den letzten Wochen Mein väterliches Herz ein ersehen werden. Dies setzt Mich in die erfreuliche Lage, Ihnen neben namhafter Erleichterung der Steuerpflichtigen auch Be willigungen zu der dringend nöthigen Verbesserung der Gehalte der am niedrigsten besoldeten Staatsdiener und zu mehreren gemeinnützigen Zwecken Vorschlägen zu können. Die auf dem außerordentlichen Landtage 1854 beschlossene neue Behördcnorganisation ist mit dem 1. October 1856 ins Leben getreten. Abgerechnet einige mit jeder neuen Einrichtung verbundene, hoffentlich vorübergehende Unbequemlichkeiten scheint sic sich im Ganzen als zweckentsprechend zu bewähren und na mentlich das neue Strafverfahren dnrch Schnelligkeit und Sicher heit allen billigen Anforderungen zu genügen. Auch das jener Organisation sich anreihende Gesetz, das fricdcnsrichterliche Institut betreffend, ist in der Ausführung begriffen und Ich hege das Vertrauen, daß die hingebende Mitwirkung der dazu Berufenen eine ersprießliche Entwickelung der neuen Einrichtung hcrbeiführen wird. Die Angelegenheit wegen Erlassung eines bürgerlichen Ge setzbuchs ist in ein neues Stadium getreten. Mehrere benach barte Staaten haben Beauftragte zu der mit Revision des Ent wurfs beschäftigten Commission abgcsendet, um ein gemeinschaft liches Werk zu Stande zu bringen, und eS steht zu hoffen, daß auf diesem Wege dem künftigen bürgerlichen Rechte eine sichere Grundlage gegeben und die erwünschte weitere Ausdehnung für seine Geltung verschafft werden wird. sammtministerium, Negierungörath Roßberg, eine „Uebersicht- liche Mittheilunz zur Eröffnung des neunten ordentlichen Land tags" vorzetrage». Nach der Beendigung dieses Vortrags trat der Vorsitzende im k. Gcsammtministcrium, Staatsminister vr. von Zschinskh, vor die Stufen des Throns und erklärte im allerhöchsten Auf trage den Landtag für eröffnet. Se. Majestät der König verließen hierauf unter einem vom Präsidenten der Zweiten Kammer, Abg. vr. Haase, ausgcbrachten Hoch den Saal mit demselben Cercmoniell, wie beim Eintritt in denselben. Nachmittags 4 Uhr fand unter allerhöchster Theilnahme Ihrer königl. Majestäten, sowie Ihrer königl. Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, des Prinzen Georg und der Prinzessin Sidonie im zweiten Paradesaale der zweiten Etage des königl. Schlosses große Tafel statt, zu welcher die Herren StaatSministcr, der Minister des königl. Hauses, die beim Landtage beschäftigten k. Commissare, die Direktorien und sämmtliche Mitglieder beider Kammern befohlen waren. L>e. Maj. der König brachten hierbei einen Toast „auf des Landes Wohl und aller getreuen Stände" aus, worauf der Präsident der Ersten Kammer „auf das Wohl Sr. Majestät des Königs" und der Präsident der Zweiten Kammer „anf das Wohl Ihrer Majestät der Königin und aller Mitglieder des königl. Hauses^ ein Hoch erfolgen ließen.. Aus dem Plunensciven Grunde wird dem ,,Dr. I." unterm 14. November berichtet: Ein fremder Mensch kommt am 30. October zu einem Gastwirts) in Pottschappel, giebt sich für Len Fleischer Clauß in Ncnkoschütz aus, bestellt ein Fuhr werk und erhält eS auch am 31. October früh ausgehändigt. Er fährt fort, kommt aber nicht wieder. Allein in Radeburg, wo er das Fuhrwerk für einen Spottpreis verkaufen wollte, und an jenem genommen hat, liefert Mir den wohlthuenden Beweis, daß cs jetzt wie vor Alters die Angelegenheiten feines Fürstenhauses als seine eigene» betrachtet. So gehen Sic denn mit Gott an Ihre wichtige Aufgabe, um sic zum Wohl des theuern Vaterlandes zu vollenden." Nach der Thronrede wurde durch den Referenten im k. Ge- Dresden, 16. Novbr. (Dr. I.) Die feierliche Eröffnung des Landtags durch Se. Majestät den König hat heute Mittag im königliwcn Schlosse stattgefundcn, nachdem derselben Vor mittags 9 Uhr in der evangelischen Hofkirche der übliche Gottes dienst vorausgegaugen war, bei dem Obcrhofprediger vr. Lieb ner die Predigt hielt. Zur Vollziehung des Eröffnungöactes war der Eckparadesaal der zweiten Etage des königl. Schlosses bestimmt und dem entsprechend eingerichtet worden. In der Mitte des Saales, dem Throne gegenüber, hatten in einem ab geschlossenen Raume die Direktorien und Mitglieder der Kam mern ihre Plätze erhalten; neben nnd hinter denselben waren die der Eröffnung beiwohnenden Herren Ler dritten, vierten und fünften Hofrangordnnng placirt. Rechts vom Throne be fanden sich die Herren Staatsminister, Ler Minister des königl. Hanscö und Lie Herren der ersten und zweiten Hofrangordnung, sowie die nicht Dienst habenden königl. Kammerherrcn und Flügcladjutantcn; links vom Throne Las diplomatische Corps. Im Schloßhofe war in dem Portale Ler großen Treppe eine Jnfanteriecompagnie und in den Gängen des Schlosses ein De tachement Gardereiter als Ehrenwache ausgestellt. „Meine Herren Stände! Nur mit innigem Dank gegen Gott können wir auf den seit Ihrer letzten Zusammenkunft verflossenen Zeitraum zurück- blicken. Der Krieg, der in einem Theile Enrcpa'ö wüthete und uns selbst in seinen Strudel mit fortzureißen drohte, ist mit Gottes Hilfe Lurch weise Mäßigung Ler bcthciligten Mächte glücklich beendigt worden. Der Deutsche Bund aber hat die Haltung, welche er in dieser ernsten Zeit für die richtige erkannt, nicht zu bereuen Ursache gehabt. Die Beziehungen Sachsens zum Aus lande haben sich nach allen Seiten hin nur noch freundlicher und fester gestaltet. Die von Seiten Oesterreichs nnd Preußens der deutschen Bundesversammlung gemachte Vorlage bezüglich der Verfas- snngsverhältnissc der Herzogtümer Holstein nnd Lancnburg hat einem von Meiner Negierung wiederholt ausgesprochenen Wunsche Befriedigung gewährt. Durch Abschluß einer Münzconvention zwischen den Zoll vereinsstaaten einerseits nnd dem Kaisertum Oesterreich nebst dem Fürstentum Liechtenstein andererseits, Lurch Lie Anbah nung einer allgemeinen deutschen Handclögcsetzgcbung sind neue Schritte zu näherer Vereinigung aller deutschen Lande auf dem Gebiete der materiellen Interessen geschehen. Mit Eintritt Les Friedens und der vom Himmel bescheertcn reichlichen Ernte ist auch die Noth gewichen. Handel und Ge werbe haben einen neuen Aufschwung genommen und wir dür fen hoffen, daß dessen Segnungen durch die gegenwärtigen Er schütterungen Les Geldmarktes keine anhaltende Störung erfah ren werden. Die Landwirtschaft ist im Lauernden Fortschritt begriffen. Die Finanzen Les Königreichs sind in Lem gedeihlichsten Zustande, wie Sic aus den Ihnen mftzuthcilendm Vorlagen Nachdem die Mitglieder Ler Kammern Lurch königl. Hof- f fouriere nnd Las diplomatische Corps Lurch den königl. Cere- monienmcister in Len Eröffnungssaal emgcführt worLcn waren, ? ucver oie wnpigen tegrötatwen Vortagen wtro Hynen von verkündigte um 12 Uhr ein Tusch Ler Trompeter der Garde- Seiten des Ministerinm Eröffnung zugehen. reiter das Erscheinen Sr. Majestät des Königs. Allerhöchstdic- Hat auch in den letzten Wochen Mein väterliches Herz ein selben traten in Begleitung Ihrer königl. Hoheiten des Kron- schmerzlicher Schlag getroffen; so ist dagegen Mein Haus durch Prinzen und des Prinzen Georg, umgeben von Lem großen die Vermählung zweier Meiner Töchtcr und die dadurch be- Dicnste und unter Vortritt der Staatsministcr, der sämmtliche» gründete» Verbindungen mit befreundete» Fürstenhäusern mit Herren der ersten nnd zweiten Hofrangordnnng und der nicht Freude erfüllt worden. Der Antheil, den Mein Volk an diesen im Dienste befindlichen königl. Kammerherrcn nnd Flügeladju- ' tantcn in den Saal und wurden hier mit einem vom Präsiden- tc» der Ersten Kammer, Major v. Schönfels, ausgebrachten dreimaligen Hoch empfangen. Hierauf ließen Se. königl. Maj. Sich auf dem Throne nieder, während Ihre königl. Hoheiten Ler Kronprinz und Prinz Georg zur Rechten und Linken sich aufstellten, bedeckte» Ihr Haupt und verlasen nachstehende Rede: -s-- Freiberger Anzeiger UNd g-sP°l.-m Zeile °d- " " «coachst deren Raum mit 5 X - Tageblatt.