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Erscheint jtden Wochentag ftllh S Uhr. Inserats wer- dw bis Nachmittag» z Uhr siir die nächst- «scheinende Nnmmer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich IS Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit S > berechnet. 266. Sonnabend, den 14. November. 1857. Die drei Hauptstädte der englisch-ostindischen Präsi dentschaften: Kalkutta, Bombay und Madras. Das englische Ostindien, das ein Areal von circa 63,000 llMeilcn mit einer Bevölkerung von beiläufig 180 Millionen Scclen umfaßt, ist in drei Präsidentschaften seit 1803 unter einem General-Gouverneur stehend eingetheilt. Den ersten Platz dieser Präsidentschaften nimmt Bengalen*) mit Ler Hauptstadt Kalkutta ein. Sie liegt unter dem 12" nördlicher Breite im Delta der heiligen Gangha, des Ganges, am linken Ufer des westlichsten Hauptarmes dieses Flusses. Der Boden, auf dem sie erbaut worden — sie ist hauptsächlich ein Werk der Englän der — ist sumpfig und daher der Gesundheit der Europäer, zu mal bei dem heißen Klima, doppelt gefährlich; künstliche Mittel haben jedoch die Gefahr möglichst gemildert. Sie besteht aus drei Haupttheilen: aus der schwarzen, d. h. der Hindustadt, aus der weißen Stadt, in welcher vorzugsweise die Europäer woh nen, und auS der Festungsstadt, d. h. das^Fort William. Dieser im Süden gelegene Stadtthcil ist mit großen Kasernen und überhaupt ijüt allen militärischen Mitteln auSgestattet, um die für die Engländer höchst wichtige Position gegen Angriffe zu verthcidigen. Die Bevölkerung, welche auf 1 Million See len angeschlagen wird, besteht thcils auS Hindu, theils auS Mu- hamcdancrn, zum kleinsten Theile anS Europäern. > Zahlreich sind die Moscheen, die Hindutcmpel, die Kirchen mehr als einer christlichen Rcligionssekte und die Paläste meist europäischer Nei chen. Außerdem besitzt Kalkutta eine Universität, mehrere Buch- druckcreien, ein Schauspielhaus, eine Sternwarte und einen bo tanischen Garten. Ucberhaupt macht das Ganze Kalkuttas den Eindruck einer neuen und zugleich großen europäischen Stadt. Sie bildet den Mittelpunkt des ganzen Verkehrs Hindostans mit England, während der Verkehr mit dem Binnenlande durch zahlreiche Schiffe auf dem Ganges vermittelt wird. Diese Lage Hal es übrigens den Engländern, die seit 1690 in Kalkutta Hausen, rathsam erscheinen lassen, dasselbe zum Sitz des Gene- ral-Gouvcrncurs zu machen. Schließlich sei noch bemerkt, daß Lie Präsidentschaft Bengalen 18 Provinzen umfaßt, zu denen auch die in der neuesten Zeit so oft genannten Allahabad, Audh, Azra und Delhi mit den gleichnamigem Hauptstädten gehören. 2) Bombai**), Hauptstadt derglcichiivmigcn, aus 7 Pro vinzen bestehenden Präsidentschaft, und nächst Kalkutta der erste Handelsplatz Hindostans, unter dem 18 ° nördlicher Breite, auf ter Südostspitzc der Insel Bombai gelegen, bildet den sichersten Hafen Ostindiens und zugleich den einzigen, der Linienschiffe ausnehmen kann, weshalb auch die englisch-ostiudische Kriegs marine hier ihre Hauptstalion hat. Der Anblick, den Bombai vom Meere aus gewährt, ist äußerst schön und malerisch: pracht volle öffentliche Gebäude, vergoldete Thurmspitzcn von Kirchen und Pagoden, hohe Festungswerke — in der starken Citadelle befinden sich die wichtigsten Ncgierungögcbäudc — Batterie über Batterie, die herrlichsten Gärten bieten sich dem Blicke des An- kommenden Lar. Der älteste Theil der Stadt erinnert aller- Lings an die Portugiesen, die 1530 hier zuerst unter allen Eu- ropäcrn festen Fuß faßten, aber der seit dem großen Brande j von 1803 erneuerte Stadttheil gewährt das Bild einer schönen *) Dieser Name stammt au» der Sprache der Malaien und bedeutet „Handelsplatz''. Der Name ist portugiesischen Ursprungs: Lom Laza, d. h. die gün- ) europäischen Stadt. Auch hier giebt es eine schwarze Stadt, ! Pettach genannt, in welcher lediglich Hindu und Parser, d. h. Perser wohnen. Wie in Kalkutta so haben auch in Bombai die Engländer eine Universität, Schulen für Knaben und Mäd- ' chen, einen botanischen Garten und andere Institute zur Be gründung und Verbreitung europäischer Kultur angelegt. Daß eS nicht blos Hospitäler für Menschen, sondern auch für Thiere in Bombai giebt, erklärt sich aus den religiösen Ansichten der j! Hindu. Die Bewohnerzahl kann zu 250,000 Seelen angeschla gen werden. Während der heißen Jahreszeit lebt die Mehrzahl der Europäer, weil Bombai ebenfalls eine sumpfige Lage hat, in Sommerwohnungen, die auf der Insel umher zerstreut lie gen und zeltähnlich gebaut sind. Bombai befindet sich seit 1661 in englischem Besitz: ,die Prinzessin Katharina von Portugal brachte die Insel Bombai als Mitgift ihrem Gemahl Karl II. von England zu. 3) Madras, das erste feste Besitzthum der Engländer in f Ostindien — ein ostindischer Najah gestattete den Engländern 1639 dort ein Fort zu bauen, wo jetzt Madras blüht — liegt auf der Küste von Koromandel unter dem 13 ° nördlicher Breite in einer sandigen Gegend am Flusse Palier und am Meere. Sie besteht gleichfalls aus zwei Haupttheilen: aus einer weißen und schwarzen Stadt. Die erstere wird nur von Europäern ! bewohnt und in ihrer Mitte befindet sich gleichfalls eine stark befestigte Citadelle, das George-Fort; in dieser Citadelle liegt der Palast des Gouverneurs, der den größten Saal der Erde enthalten soll. Die weiße Stadt ist von der schwarzen durch eine Esplanade getrennt; in Lieser letzteren Stadt, die einen Umfang von drei Stunden hat, wohnen neben den verschiedenen und zahlreichen Asiaten auch die Portugiesen; wie denn über haupt die portugiesischen Kaufleute sich am..ganzen Küstengebiete > Ostindiens und in China trotz des politischen Verfalls ihres Vaterlandes mit merkwürdiger Ausdauer und Zähigkeit zu be haupten gewußt haben. Auch in Madras befinden sich zahl reiche Institute, die an europäische Kultur erinnern: eine pro testantische Missionöanstalt, Sternwarte, eine Buchdruckerei, ein Waisenhaus, ein Irrenhaus u. s. w. Die Bevölkerung der Gouvernemcntö-Stadt Madras wird auf 600,000 Seelen ange- schlagen. Bemerkt sei noch, daß in einem Palmenhain eine christliche Kirche steht, welche für die schönste in ganz Asien ge halten wird. Uebrigens umfaßt die Präsidentschaft Madras den ) östlichen Theil der indischen Halbinsel diesseits des Ganges und besteht aus 8 Landschaften oder Provinzen. ! - — !! Tagesgeschichte. AuS der Freiberger Bergamtsrefter, den 12. Nov. Die Erzlieferungen aus der Freiberger BergamtSrefier waren in dem ersten vierwöchentlichen Termine des laufenden Quartals Luciä folgende: a) an Erzen: 30511,, Ctr. mit einem Gehalte von . 4964,gzz Pfund Silber, 7945,ozz Ctr. Blei und 50,„7 Ctr. Kupfer. Die fiskalischen Hüttenwerke bezahlten dafür 132899 Thlr. 18 Ngr. d) an Zinkerzen: 5156,« Ctr. mit einem Gehalte von 155,, «s Pfund Silber und 1739,„5 Ctr. Zink. Die dafür von den genannten Hüttenwerken erlangte Be zahlung betrug 2521 Thlr. 27 Ngr.