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stürzte, wo er augenblicklich den Tod fand- Die übrigen Berg leute blieben unversehrt. Dem „Dr. I." schreibt man aus Grünhain vom 20 Juli: Seit mehrer» Tagen ist hier und in dem benachbarten Dorfe Bernsbach unter dem Rindvieh eine böse Krankheit aus getreten; mehrere Kühe, die bisher völlig gesund und gerade ote kräftigsten und wohlgenährtesten gewesen, sind ganz plötzlich gestürzt oder wenigstens von so heftigem Schüttelfrost befallen worden, daß sie haben nothwendigerweise geschlachtet werden müssen. Schweine, welche in dem ablaufenden Blute einer sol chen Kuh gewühlt haben, sind gleichfalls erkrankt und hat eins ebenfalls nothwendigerweise geschlachtet werden müssen. Der hiesige Fleischermetster F. sowie dessen Bursche, welche-das Noth schlachten einer erkrankten Kuh besorgt, und zwei andere junge Leute, welche sich beim Abhäuten derselben zu schaffen gemacht haben, befinden sich in ärztlicher Behandlung wegen mit reißen der Schnelligkeit um sich greifender Entzündung und Geschwulst der Hände und Arme, mit denen sie das kranke Thier berührt haben. Ob die ausgetretene Krankheit die sogenannte kalte Seuche, Milzbrand oder Knotenkrankheit ist, wird das Gutachten des jede Stunde hier erwarteten Bezirksarzt Neubert zu Wolkenstein constatiren. — Heute srüh in der zweiten Stunde ist im bcnach- berten Dorfe Raschau daS Vrgel'sche Bauergut ein Raub der Flammen geworden. Ueber die Entstehungsursache habe ich noch nicht« Näheres erfahren können. In Berlin wurde eine Engelmacherin, d. h. eine Frau, bet der in Pflege gegebene Kinder rasch sterben, zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt, weil sie ein winziges Pflegekind hatte Hunger« sterben lassen. Im September sind cs 100 Jahre, Laß der alte Fritz mit seinem Seidlitz die lustige Schlacht bei Roßbach schlug. T as Schlachtfeld wird zum Jubiläum ein Hcnkmal erhallen. In denselben Tagen wird die neue Kirche auf Lem Petersberg bei Halle eingeweiht, wo die Ahnen-Gruft der Fürsten Sachsens liegt. Dessau, 19. Juli. Die Gesetzsammlung bringt nun fol gende Verordnung vom 10. d. M.: „Wir Leopold Friedrich rc., verordnen hiermit, da die polizeiliche Feststellung des Ar beitslohnes der Bauhandwerksgesellen und Lehrlinge und der von diesen an die betreffenden Meister zu zahlenden Gebühren den jetzigen Gewerbsverhältnissen nicht mehr entspricht, was folgt: Die Festsetzung des Lohnes für Bauhandwerksgesellen und Lehrlinge ist von jetzt ab Gegenstand freier Uebereinkunft zwischen den betreffenden Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Den Meistern und Gesellen der Bauhandwerker bleibt es überlasten, sich wegen der von den Gesellen zu entrichtenden Meistergebüh- ren, LeS sogenannten Meistergroschens, zu vereinbaren. Ebenso bleibt die Festsetzung der von den Bauhandwerkslehrlingen an die betreffenden Meister zu zahlenden Gebühren der freien Ueber- einkunft der Betheiligten überlassen. Alle entgegenstehenden Be stimmungen in der Bauordnung und den JnnungSbriefcn sind aufgehoben/' Der Ausschuß deS L u th er - D en kmials in Worms hat soeben seinen «zweiten Vierteljahrsbericht ausgegeben. Er reicht bis 18. Juli und weist die Summe von 21,399 Fl. aus. Der Ausschuß fügt dem hinzu : „Obgleich wir nun diese Zunahme der Beiträge mit dem wärmsten Dank anerkennen, so dürfen wir doch weder uns selbst, noch dem größern Publikum, auf dessen wohlwollende Unterstützung wir rcchncn, verhehlen, Laß wir noch weit, sehr weit von dem Ziele entfernt sind, an welches wir gelangen müssen, wenn nach den Bestimmungen der Vereins- statuten ein möglichst großartiges Denkmal errichtet werden soll. Denn darüber kann wohl kein Zweifel bestehen, in möglichst großartiger künstlerischer Vollendung muß ein Denkmal auSge- führt werden, welches nicht von einer Stadt, auch nicht von einem einzelnen Lande, sondern von der gejammten protestantischen Christenheit unserm großen Kirchcnresormator Luther an der klassischen Stelle seiner ruhmwürdigsten That, an Ler Gcburts- stätte der protestantischen Glaubens- und Gewissensfreiheit errichtet werden soll. Wir glauben darum unsern zweiten Viertelsjahrs bericht nicht besser schließen zu können als damit, daß wir diese hochwichtige Angelegenheil nochmals dem gnädigen Wohlwollen der protestantischen Fürsten und Regierungen namentlich in den deutschen Ländern empfehlen, in welchen diesem großen Unternehmen die so einflußreiche kirchenregimentliche Unterstützung bis heute noch nicht zugesichert ist. Außerdem aber richten wir an die Predig« deS von Menschcnsatzungen gereinigten göttlichen WortS , und an die evangelischen Lehrer der Jugend in Stadt und Land in allen Gauen unserS großen deutschen Vaterlandes, sowie überhaupt an alle Diejenigen, welche für die hohe Be deutung der von Luther vor dem Reichstage zu WormS am 18. -April 1521 vollbrachten That ein Herz haben, die freundliche und dringende Bitte, uns hilfreiche Hand zu reichen, damit wir recht bald zur Ausführung Les begonnenenUnternehmens schreiten können; denn nach unserer Meinung wird nächst einer möglichst allgemeinen Betheiligung auch die möglichst rasche Verwirklichung der einmal angeregten Idee den Werth und die Bedeutung dieses Denkmals wesentlich erhöhen. Zur Ausführung wild aber eist dann geschritten werden können, wenn die erforderlichen Mittel möglichst gesichert sind. Aber mehr noch als menschliches i Wohlwollen wird der Beistand des Allerhöchsten daS begonnene ! Unternehmen zu fördern vermögen, und darum schließen wir wj, - der Bitte: daß des Himmels reichster Segen auch fernerhin unsere Bemühungen begleiten möge!" Paris. Die Haltung der Regierung Napoleons bei Be, ranger's Tode giebt zu Len ernstesten Betrachtungen Anias. Zuvörderst verheimlichte man den schon um 3 Uhr Nachmittag- erfolgten Tod LeS Dichters, und Paris erfuhr erst am folgen, den Morgen durch den Moniteur und die Straßenplarate, welche j die Polizei in der Nacht batte anschlagen lassen, daß Frankreich seinen volksthümlichsten Dichter verloren habe. Ferner über nahm, wie schon früher erwähnt wurde, sofort die Regierung die Veranstaltung des Begräbnisses, um allen andern Einfluß und alle politische Kundgebungen zu verhindern; ja um tm Volke nicht einmal die nöthige Zeit zur Vorbereitung von tn- gleichcn Demonstrationen zu lassen, wurde der Körper schon 11 Stunden nach Lem Eintritt des Todes zur Erde bestattet. 8 halbe Brigaden Fußvolk und mehre Reiterregimenter — alle mit scharfen Patronen versehen — hielten die Straßen uud Plätze, durch Lie der Leichenzng sich bewegen sollte, besetzt. Lie ganze übrige Garnison von Paris war in den Casernen con- - signirt und alle Wachen verstärkt. Die Offiziere und Unler- ! osfiziere hatten Befehl erhalten, während der Feierlichkeit in ihren Wohnungen zu bleiben; die Polizei hatte außer dem ge- I wöhnlichen Personal und geheimen Agenten noch IM Poli- ! zisten auf allen „bedrohten" Punkten vertheilt. Auf dem Kirch- - Hofe selbst stand zahlreiche Artillerie. Und trotzdem hielt man es noch für räthlich, Len Zug nicht Lurch die Straßen, wo die zahllose Menge des Volkes stand, sondern durch Nebengassen zu führen. Auf den nicht von Len Truppen abgesperrlen Straßen und Plätzen bewegte sich eine ungeheure Masse Volkes mit Jmmortellenkränzen; dazwischen lagerten die Truppen, die die Waffen zusammcngcstcllt hatten und, wie es schien, jeden Augen blick erwarteten angegriffen zu werden. Die Menge Lachte aber nicht daran, sondern tiese Trauer lag aus Aller Antlitz. So bestattete das Kaiserreich den größten .unter Len gegenwärtigen Dichtern mit einer Escorte, die weder den Heimgegangenen noch die Nachbleibendcn ehren kann. Freilich war Beranger ter einzige Mann, Len ganz Paris und das gesammte Frankreich wirklich geliebt haben; war er doch des Volkes nationalster Dichter und der Sänger der Freiheit! Türkei. Aus Anlaß der Beschneidung seiner Söhne hat der Sultan mehrtägige große und öffentliche Feste gegeben, so prachtvoll, wie sie lange nicht in Konstantinopel gesehen wer den sind. Die ganze europäische Diplomatie war geladen and die Gesandtenfraucn und die Frauen des Sultans wetteiferten in Putz und Glanz. Dem französischen Gesandten und seiner Gemahlin widerfuhr es beim Festschmaus, ohne Messer mb Gabel zu bleiben, was große Heiterkeit erregte. DasTischziug i war von einem christlichen Gastwirth geliehen und trug ihm täglich einen unchristlichen Miethzins von 1200 Thalern ein. Konstantinopel, 10 Juli. Der „Allg. Z." wird ge schrieben: Unter den immer neu auftauchenden Eisenbahnprv- , jcctcn, die bis jetzt das traurige Schicksal Ler Bankerrichtung ! gctheilt haben, wird jedoch nun eines genannt, dessen Realisi- ! rung so gut wie sicher sein soll. Eine österreichische Gesellschaft, ! deren Agent, Herr v. Valmogini, ein halbes Jahr an dem Projcct mit dem Ministerium verhandelt hat und dabei auf- Wirksamste von der österreichischen Gesandtschaft unterstützt wor- Lcn ist, soll die Concessicn für den sofort zu beginnenden Bau einer Eisenbahn von Belgrad über Adriancpel nach Konstanti nopel erhalten haben. — Zum Schluß noch eine Geschichte, die seil einigen Tagen unsre ganze fränkische Bevölkerung alarmnt. Der zufällig hier anwesende Bruder des englischen ConsulS in Trapezunl begegnete einem Ler kaiserlichen Wagen mit Dam» des Harems, der natürlich von einigen der sogenannten männ lichen Haremswächter begleitet war. Mag der Herr, von LtN koketten Damen aufgefcrdcrt oder unaufgefordert, ein wenig zu tief in Las Wagenfenster gesehen haben, oLer hat es dem Schwar zen nur so geschienen, genug, dieser wird auf einmal handgreif lich gegen den Engländer, der seinerseits den Eunuchen '« Triebe der Selbfivertheidigung mit dem Stock abzuwehren sucht oder sich nach Andern, wie billig, durch einige Hiebe Revanche