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Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Inserate wer den bi» Nachmittag« » Uhr sür die uächst- rrscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Preil vierteljährlich 18 Ngr. Inserate ' werderr di« gespaltene Zelle oder Tageblatt. der« Raum mit 5 gerechnet.' 153. Dienstag, den 7. Juli. 1857. . Ein Komet wird dem bloßen Ange sichtbar! Motto: Um sich den Nespect zu erhalten, Bedarf c» nur recht borstig zu sein. Bleibt man aber fein und zart. Gleich heißt e«: „Juchhei! der Kerl schlägt auS der Art/' Lernen wir vor allen Dingen den Schauplatz etwas näher kennen, denn: soll ich Dir die Gegend zeigen, mußt D« erst das Dach besteigen. Wie die meisten seiner Brüder, so ist auch dieser Komet anfangs am Nord-, zuletzt am Abendhimmel für unS sichtbar. Suchen wir nun den Polarstern auf, dieses geschieht am besten, wenn wir uns so stellen, daß wir den Sonnenaufgang zur rechten und den Sonnenuntergang zur linken Hand haben, so werden wir von dem Punkte, wo die Sonne hinabsank, Abends zwischen 9 und 11 Uhr, seitwärts rechts oben 7 Helle Sterne zweiter Helligkeit erblicken, von welchen 4 ein unregel mäßiges Viereck und 3 ein flaches Dreieck bilden. Gesummte Sterne stehen im Gestirn des großen Bären, werden daher so benannt, sind fedoch auch unter dem Namen des großen Him mels- oder Heerwagens allenthalben bekannt. Die 3 bil den die Deichsel und die 4 bezeichnen die Räder. Ziehen wir nunmehr eine Linie durch die beiden Hinterräder, und zwar von dem untersten — Merek genannt — durch das oberste — Dubhe geheißen — so kommen wir in einiger Entfernung auf einen Stern zweiter Helligkeit, und dieser ist der Polarstern, Nord- oder Leitstern; es ist derjenige Stern, welcher am scheinbaren Himmelsgewölbe für ein unbewaffnetes Auge festzustehen scheint, und um welchen sich alle übrigen Ge stirne des Firmaments in Zett von 24 Stunden ein Mal und zwar von Morgen nach Abend zu, herumbewegen. Der Polarstern steht im kleinen Bären oder klei nen Himmelswagen, dessen Figur ebenso gestaltet wie die des großen ist; nur steht sie gerade umgekehrt am Himmel, ist kleiner und die Sterne funkeln matter. Der Polarstern bil det die Spitze der Deichsel und im Viereck heißt der hellste Stern Koch ab. Rechts unterhalb vom Polarstern, also östlich hin, nimmt das Sternbild des Giraffen oder Kam eelleopard zwar einen ziemlich großen Raum ein, ist aber demohngeachtet sehr unkenntlich, weil die schimmerndsten Sterne nur vierter Hellig keit sind. Gehen wir nun noch weiter rechts, etwas schief herunter, so erblickt unser Auge das Schaarenheer der Welten, die Milchstraße, und in ihr nimmt das an den Giraffen grenzende Sternbild Perseus seinen Anfang. Hier wurde der Komet in fernen Ländern mit bloßen Augen zuerst gesehen und später bei uns entdeckt. — Mitten in der Milchstraße steht ein Stern zweiter Helligkeit mit Namen Algenib, 4 Sterne dritter Helligkeit bilden mit ihm einen Bogen und machen da durch dieses Sternbild leicht kenntlich. Eine Linie vom linken Borderrade im großen Bären — der Stern heißt PH achd — durch das rechte Hinterrad des großen Bären — es ist Dubhe — gezogen und sehr weit hinaus nach Osten zu verlängert, trifft auf Algenib. Westlich an Perseus, d. t. von demselben links, und unter halb deS Giraffen befindet sich daS Sternbild des Fuhrmanns, die kleinere Hälfte steht in der Milchstraße und die größere links von ihr. Der dem Polarstern nächste Stern darunter ist von erster Helligkeit, man nennt ibn Ka pella oder Alha- joth, auch wohl die Himmelsziege; man erkennt ihn leicht an drei kleinen Sternchen in seiner Nähe rechts, welche ein spitziges gleichschenklicheS Dreieck bilden, und eine Linie vom linken Vorderrade im großen Bären, d. i. Phachd, zwischen den beiden Hinterrädern des großen Heerwagens, d. s. Merek und Dubhe, hindurch gezogen und nach der Milchstraße zu verlängert, trifft gerade auf Kapella. Das Sternbild des Fuhr» manns wird dadurch kenntlich, daß 4 ziemlich Helle Sterne mit der Kapella ein unregelmäßiges Fünfeck bilden. Links, d. i. westlich vom Fuhrmann, gerade unterhalb deS Giraffen, und rechts, d. i. östlich vom großen Bären, steht daS Sternbild des Luchses. Ein zwar ziemlich großes, aber den» noch sehr undeutliches Bild, da nur am Kopf, Bauch und Schweif einige Sterne vierter und fünfter Helligkeit sind. Unterhalb des Luchses liegt daS Thterkreissternbild, der Krebs, nur aus kleinen schwachschimmernden Sternchen be stehend. In ihm liegt ein Nebelfleck, Namens Presepe oder die Krippe, und derselbe besteht aus einem ganzen Häuf chen sehr kleiner, recht nahe beisammenstehender Sternchen auf einem ungemein schwarzen Grunde. Eine Linie von dem hintersten Detchselstern im großen Bären — er heißt Alioth — dicht unterhalb Phachd vorbei, etwas tiefer an Merek vor über und hart über die Bärenfohlen weg, trifft gerade auf be sagten Nebelstern. Unmittelbar unter dem großen Bären und links, d. t. west lich vom Luchs, Lesgleichen vom Krebs, steht das Sternbild des kleinen Löwen. Ein nicht großes und dabei auch nicht deutliches Sternbild, in Hem eS nur einige Sterne dritter und vierter Helligkeit auSzetchnen. Eine Linie von Dubhe durch Merek, sowie auch eine vom rechten Vor derrade im großen Bären — dieser Stern heißt Megrez— durch Phachd gezogen und weiter nach dem Horizont zu ver längert, treffen gerade auf fragliches Sternbild. Für unser Vaterland bleibt nur der Kopf des kleinen Löwen stets sichtbar, der übrige Theil dieses Sternbildes geht auf und unter. — Alle vorhergenannten Sternbilder aber schweben Tag und Nacht über unser Haupt dahin, d. h. sie gehen nicht unter. Man verwechsele den kleinen Löwen nicht mit dem Thierkreissternbilde des großen Löwen, derselbe liegt gerade unter ersterem, ist aber wegen anhaltender Dämmerung jetzt schlecht sichtbar. Bereits am 13. Juni, also an diesem mit Aberglauben so voll gestopften Tage, hat man zu Konstantinopel im Stern bilde des Perseus den Kometen mit unbewaffneten Augen gesehen. Man glaube aber ja nicht, daß sein unverhofftes Erscheinen auf die Türken einen ängstlichen Eindruck gemacht hat, nein! im Gegentheil! wir, nämlich die Christen, sind von den Muhammedanern ausgelacht und verspottet worden, weil eS einer unheimlichen, im Finstern wirkenden MeinungSzunft wieder gelungen war, der gesunden Vernunft abermals ihre Würde, ihre Rechte abzusprechen, und auS christlich-religiösem Jrrwahne dem Unsinn und Aberglauben von Neuem Thor und Thür mehr als zu weit geöffnet hatte. — Unter den Anhängern Muhammed's entsteht kein derartiges, so albernes Gerücht; denn bereits am 1. des Monats Sulhodsche 1259, d. i. nach unserer Zeitrechnung am 23. December 1843, wurde auf Be fehl des Kaisers Abdulmedschid Kan die Schule der