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1857. Dienstag, den 1». Deeember. Erschein! jeden Wochentag früh S Uhr. Inserate wer den bis Nachmittags Z Uhr für die nächst erscheinende Nummer angenommen. Der Wirth zum weißen Hirsch in Southampton erbietet sich, 200 Pfd. St. an den indischen Unterstützunasfonds zu zahlen, falls man ihm die Bestie Nena Sahib mu Uniform und Degen nach England liefere. Madrid, 5. Deeember. Die „Espana" meldet, daß, so bald die Königin wieder hergestcllt und im Stande ist, die Com mission von Asturien zu empfangen, dieselbe die kostbare silberne Büchse mit 3000 Piaster neu geprägtem Golde überreichen wird, welche diese Provinz dem ihren Namen tragenden Thronerben weiht. Die Commission wird auch dem König für die Ceremonie, in welcher der Prinz das Kreuz empfängt, das ruhmvolle Kreuz von St. Pelagio übergeben. — Das „Pays" entnimmt einem Privalschreiben aus Madrid folgende Details in Bezug auf die Geburt des Thronfolgers: Nach geschehener Entbindung war die erste Frage der Königin: „Ist es ein Knabe?" — „Ja Sen- nora," erwiedcrte vr. Corral. — „Gott sei gelobt," rief die Königin aus, „ich täuschte mich nicht!" Sodann erhob sie die Hände dankend gen Himmel. Seit der Geburt Ferdinands VII., also seit 72 Jahren, ging kein männlicher Sprößling aus dem Thron Castiliens hervor. Das gegenwärtige Ereigniß benimmt der fünjfährigen Infantin Isabella die Aussicht auf den Thron, weshalb die hohe Mutter Lie Marquise von Malpica, Gouver nante der Infantin, beauftragte, sie von dieser Veränderung in Kenntniß zu setzen. „Ich weiß es," erwiderte die Infantin mit einer für ihr Alter fast unglaublichen Würde; „ich wußte, daß ich, wenn ich einen Bruder haben werde, aufhöre, Erbin der Krone zu sein. Doch, was schadet das, da meine Mutter glücklicher ist? Uebrigens werde ich immer denselben Rang haben, wie meine Tante Montpensier, und mich geliebt machen, wie sie." In Frankfurt a. M. giebt's Hauskrieg. Der gesetz gebende Körper hat auf den Antrag vr. Neinganums einstim mig gefunden, daß es einige Senatoren im Senat zu viel giebt. Die Senatoren stimmten sofort in außerordentlicher Sitzung Mann für Mann ab und nicht Einer fand, daß er überflüssig sei. Zur Linderung der traurigen Folgen des Unglücksfalles, welcher die Stadt Mainz getroffen hat, ist von Sr. Hoheit dem Herzog von S. Meiningen in seinem Herzogthum eine allge meine Haus- und Kirchencollecte angeordnet worden. Aus Norddeutschland, 10. Dec. (D. A. Z.) Die Da nisiru n gsmission in Schleswig faßt ein Bericht von dort in folgenden treffenden Zügen zusammen: „Dänische Kirchen- und Schulsprache sucht man überall bis an die Schlei auszubreiten; in reindeutschen Gegenden seit uralter Zeit, wo der Däne stets nur als Fremdling gehaust, drängt sie in der ganzen vom Flensburger Meerbusen und der Schlei umflossenen Halbinsel Angeln, von den Thoren Flensburgs, wo nur dänische Laute aus dem Munde dänischer Matrosen erklingen, bis an die Thore Schleswigs sich den Gemeinden auf und bestellt ihnen verkommene dänische Geistliche, die von ihrer eigenen Nation meist als der Auswurf ihres Standes bezeichnet werden, als Seelsorger, giebt ihnen dänische Küster, die nie ein Gesangbuch gesehen haben und kein deutsches Wort verstehen, läßt durch rohe dänische Schulmeister, die stärker im Branntweintrinken sind, als in Schulkenntniffen, dänischen Katechismus, dänische Gebete uud dänische Gesänge der Jugend einbläuen." !,Wie tief rührend", fügt dann der Bericht tröstend hinzu, „ist dagegen das Benehmen der Acltcrn, wenn die zerschlagenen Kleinen dem dänischen Bakel entronnen sind und des Hauses schützendes Dach aussuchen. Vater und Mutter prägen ihnen dann statt der gelernten unverstandenen dänischen Gebete die alten, kernigen deutschen Gebete ein und suchen, so weit es ihre eigene Bildung erlaubt (welche bei den Bewohnern Angelns nicht gering ist), ihre Kinder Das zu lehren, was sonst in den deutschen Volks schulen gelehrt wurde." In Frankreich giebt's glücklich wieder so viele Klöster als vor ^r großen Revolution von 1789, welche sie als Na- tianalgut cinzog und verkaufte. Es hat den geistlichen Gesell schaften nie an Geld gefehlt, sie alle wieder zu erwerben und herzustelleu. Tagesgeschlchte. Dresden, 11. Dec. Der jetzt an die ii Kammer ge langte Gesetzentwurf über die Einführung eines a^ememen Landesgewichts und einige Bestimmungen über °^s Matz- uno Gewichtswcsen im Allgemeinen, der am 1. Jan. 1859 m Kraf treten soll, enthält folgende Hauptbestimmungen: --^ntcr Auf hebung aller früheren allgemeinen oder örtlichen, auf ausdrück lichen Vorschriften oder auf Herkommen beruhenden Bestimmun gen über Gcwichtsgrößen, wird ein neues Gewichtssystem em- geführt, dessen Grundeinheit das bereits seil dem 1. Jan. 1840 für Lie Zollverwaltung eingeführte Zollpfund, gleich 500 fran zösischen Grammen, ist. Als Grundlage für die Herstellung der Normalgewichte und zu unveränderter Aufrechthaltung der Ge wichtseinheit dienen die nach dem französischen Kilogramm «talon angefertigten und damit amtlich verglichenen, bei dem Haupt staatsarchiv aufzubewahrendcn Zweipfundstücke von Platin und von Messing. 20 Pfd. machen einen Stein, 100 Pfd. einen Centner, 3 Ctr. ein Schiffspfund, 40 Ctr. eine Schiffslast aus. Das Pfund wird getheilt in 30 Lothe, das Loth in 10 Quent, das Quent in 10 Cent, das Cent in 10 Korn. Kleinere Theile werden durch Dccimalbruchthcilc des Korns angegeben. Das neue Landesgewtcht und dessen Eintheilung gelten für alle Zweige des öffentlichen und gemeinen Verkehrs, mit der allei nigen Ausnahme, daß die Thcilung des Pfundes sich in rein Lecimalen Abstufungen bewegt: a) für die Ausmünzung und Geldvcrwägung, b) für solche Zweige der öffentlichen Verwal tung, bei denen die decimale Thcilung bereits ausdrücklich cin- gcsührt ist. Für Juwelen und edle Metalle ist die Dreimal« thcilung ebenfalls nachgelassen. Wegen Einführung der Lan- desgewichtSeinheit auch für das Medicinalwesen und wegen Ein theilung des letztern wird besondere Bestimmung im Berord- nungswege erfolgen. Bis dahin bewendet eS bei den bestehen den Vorschriften. Als Maße sind im inländischen Verkehr mit Ausschluß aller localen Maße Ler Leipziger Fuß ( — 0,,zz,, französischen Metern oder 125,alten Pariser Linien, getheilt in 12 Zoll ä 12 Linien), die Dresdener Kanne (— 71„z, Ku bikzoll vorstehenden Maßes oder 1,^ Pfd. s1 Pfd. 26 Loth 5 Cents dcstillirtes Wasser bei -s-15° Rcaumur fassend, der Dres dener Scheffel (— 7900 Kubikzoll obigen MaßeS) und die davon abgeleiteten Hohl-, Längen- und Flächenmaße zu benutzen. Für den Bergbau bewendet cs bei dem Gebrauche des Lachters, gleich 12 französischen Metern. Im inländischen öffentlichen und gewerblichen Verkehr dürfen nnr solche Gewichtsstücke, Maße und gleicharmige Balkcnwagcn gebraucht werden, welche mit dem Stempel einer zum Aichcn berechtigten inländischen Behörde versehen sind." Gleichzeitig ist der Entwurf einer Aich- ordnung und Instruction für die Normalaichungscommission und Aichämter an die Stände gelangt. (D. I.) Dresden, 12. Dccebr. Der heutige Geburtstag Sr. Maj. des Königs wurde in den .'hiesigen Lehranstalten und Schulen durch Festacte gefeiert. Leipzig, 9. December. Der städtischen Speiseanstalt, welche, der hohen Lebensmittelpreise wegen, im vorigen Jahre ein Deficit gehabt, hat der Rath einen Zuschuß von 400 Thlrn. bewilligt, welchem Beschlusse Lie Stadtverordneten einstimmig ihre Zustimmung ertheilten. Stuttgart. Am 8. Dec. wurde in Ludwigsburg ein Mann beerdigt, der durch seine ausgezeichnete Wirksamkeit im Leben es verdient hat, daß man seinen Namen auch nach seinem Tode noch in der ehrendsten Weise erwähne. ES ist Ler Fabrikant und Chemiker Jakob Friedrich Kammerer son., der Erfinder der Phosphorzündhölzchcn. Außerdem kann Kammerer noch das weitere Verdienst zugeschrieben werden, der Erste gewesen zu sein, der in Deutschland die Fabrikation der Seidenhüte betrieb. Eisenach, 10. Dec. Heute Morgen ist im Werrabahn tunnel beim Sprengen ein trauriges Ereigniß eingetreten. Fünf Arbeiter wurden schwer verwundet, zwei auf dem Platze gctödtet. " Freiberger Anzeiger gespaltene Zeile »da —. deren Raum mit S td Tageblatt.