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Erscheint jeden Wochentag früh g Uhr. Inserate wer den bi« Nachmittag« I Uhr für die nächst- -erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich 15 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile od« deren Raum mit 5 Zh berechnet. 268. Tagesgeschichik. Dresden, 14. Novbr. Die Zweite Kammer hat sich in ihrer heute Vormittag abgehaltenen zweiten vorbereitenden Sitzung cousiituirt. Die Wahl der beiden Secretäre ist auf die Herren Abgg. Rittergutsbesitzer Adv. Kasten auf Kröstau (mit 61 vou 66 Stimmen) und Bürgermeister Finke aus Schöneck (mit 35 Stimmen) gefallen. Leipzig, 14. Nov. (D. A. Z.) Zum Besten der vertrie benen Schleswig-Holsteiner hielt gestern Abend Professor Noß- mäßler in dem kleinen Saale der Buchhändlerbörse einen Vor trag über die geologische Beschaffenheit Schleswig-Holsteins und der angrenzenden Länder. Zur Erläuterung der urweltlichen Geschichte der ganzen Gegend verwies der Sprecher auf eine mitgebrachte Wandkarte des größten Theils von Europa, welche das muthmaßliche ursprüngliche Festland, in seiner Gestaltung von dem gegenwärtigen ganz verschieden, in rother und das durch Muschclversteinerungen kenntliche Gebiet der Kreideforma tion, jetzt theils trockenes Tiefland, theils noch vom Meere be deckt, in hellblauer Farbe darstelltc, uud verbreitete sich hinsicht lich Skandinaviens namentlich über die an verschiedenen Merk malen zu verspürende Hebung des Landes, die bis Jütland und Schleswig reiche, über die Nordfluth, die durch die Versperrung des einst nach Norden offenen bottuischen Meerbusens entstanden sei und Nordostdcutschland mit Sand bedeckt habe, und über die „Drift", welche die bekannten erratischen Blöcke auf Eis- maffen von Skandinavien weit südwärts getragen habe- Wie der Sprecher einen Anschluß der Sage an diese altern Namr- , Vorgänge nicht verkennen mochte, so gab ihm, als er zu der Darstellung der spätern und noch fortdauernden Bildung des Landes fortschritt, namentlich das Marschland an der Westseite von Schleswig, und der Kampf, in dem der Mensch hier mit dem Meere, seinem Wohlthäter und Feinde zugleich, liege, Ver anlassung zu der Ansicht, daß die Geschichte eines Volks gar oft aus der Natur seines Landes zu erklären sei, und daß ein Volk den Boden, den cs gegen Naturgcwalten vertheidigt, um somehr liebe und auch gegen menschliche Gewalt mit Zähigkeit vertheidige. Hoffentlich findet das Beispiel RoßmäßlerS Nach ahmung. Hamm, 9. Nov. Großes Aufsehen erregt hier die Ver-" Haftung des Bergwerksbesitzers Hermann, welcher an der Spitze dcS oft genannten Bergwerks Vorwärts und Neuhörde gestan den hat. Derselbe hat seine Zahlungen unter so eigenthümlichen Umständen eingestellt, daß eben die Staatsanwaltschaft die Sache zu ihrer Cognition gezogen hat und zunächst mit der Verhaf tung des Falliten vorgeschritten ist. Die Verhältnisse der Des sauer Kreditanstalt, welche bekanntlich mit diesem Bergwerk in sehr cnge,r geschäftlicher Beziehung steht, werden dadurch nicht eben besonders mehr geklärt werden. Frankfurt a. O., 12. November. Mit dem Heranuahen einer jeden neuen Messe, und namentlich, wenn die politischen oder Handclskonjunkturen keinen erfreulichen Ausfall derselben erwarten lassen, taucht stets die Frage wieder auf, ob unsere Gegenwart noch der Messen bedürfe, oder ob sie als ein über wundenes Studium in der Entwickelung des Großhandels, wenn auch nicht plötzlich, doch nach und nach, dem Einzelnschicksale vieler ihrer früheren Besucher gleichfalls verfallen und — Ban kerott machen müssen. Die Gründe, welche für die letztere Alternative sprechen, liegen zwar sehr zu Tage, aber gerade deshalb dürften sie nicht die gehaltvollsten sein; denn wie sehr auch Dampfschiffe und Eisenbahnen die Fabrikstätten den Kon sumenten näher geführt haben, so spricht doch die Erfahrung des letzten Jahrzehnts deutlich dafür, daß die Handelswelt diese großen Waaren-Börsen nicht zu entbehren vermag, und dem Vortheile, an ein und demselben Orte einen großen Theil der Geschäftsfreunde, und dicht neben einander Waaren derselben Gattung aus den verschiedensten Fabriken und Ländern auf- finden und vergleichen zu können, willig das Opfer einer Meß- rcise an Zeit, Geld und Mühen bringt. Für Frankfurt ist die 1857. Lösung dieser Frage von unberechenbarer Bedeutung; denn von dem communalen Interesse abgesehen, ist an den Vortheilen und Nachtheilen, den Leiden und Freuden, welche die Messen in ihrem Gefolge haben, ein Jeder gezwungen, unmittelbar oder mittelbar Theil zu nehmen, der dauernd oder vorübergehend hier lebt. Bei den mißlichen Verhältnissen des großen Geldmarkts und da namentlich sehr bedeutende, die hiesigen Messen besuchende Handlungshäuser im regsten und großartigsten Verkehre mit Amerika stehen, konnte der so eben beginnenden Martini-Messe nicht ohne Besorgniß entgegengesehen werden. Schon jetzt über den Ausfall dieser Messe ein Urtheil fällen zu wollen, würde übereilt sein; es hat indessen den Anschein, und ein lebhafter Verkehr in vielen Waaren spricht dafür, daß Käufer und Ver käufer sich mit Unrecht zu großen Besorgnissen hingegeben haben. — Die Unter-Beamten des hiesigen königlichen Appellations- Gerichts (dessen verehrter Chef übrigens von den traurigen Folgen des im verflossenen Sommer im Bade gegen ihn ge richteten Naubanfalls wieder gänzlich hergestellt ist) haben in den letzten Tagen der Ziehung Lie Summe von 10,000 Thlr. in der Lotterie gewonnen. — Die seit geraumer Zeit erwarteten Stcppeupferde Sr. Hoheit Les Herzogs von Dessau trafen hier vor einigen Tagen ein. Ucber 200 an der Zahl waren sie nicht in Stallungen untergebracht worden, sondern weideten Tag und Nacht hindurch auf einer nahe bei der Stadt belegenen Wiese. Tatarische Treiber, ganz in Pelz und Leder gekleidet, hatten diese ,,Tabune" aus Ler Krim von den ehemaligen, 2 Meilen von Perecop entfernten herzoglichen Besitzungen nach 88 mühe vollen Tagereisen glücklich bis hierher getrieben und gedenken so nach Verlauf von etwa 8 Tagen an dem Ziels ihreb Reise, Dessau, anzulange«. > Aus Interlaken wird dem „Bund" geschrieben: Ein trauriges Ereigniß hat gestern Abend die Bevölkerung von Interlaken und Umgegend tief erschüttert. Zwei Töchter der erst vor einem Monat zur Wittwe gewordenen Frau Imboden, von denen die eine 20 Jahre, die andere 16 zählte, unternahmen gestern in Begleitung eines ungefähr seit einem Jahre hier an gesiedelten Klavierlehrers und zwei jüngerer Schulknaben einen Spaziergang nach Lem Habkernthal. Nachdem sie dort in einer Sennhütte Rahm genossen hatten, faßten sie den unglücklichen Entschluß, den für geübte Berggänger, geschweige denn für zarte Frauenzimmer, schwierigen Harder von dieser Seite aus zu be steigen. Nach unsäglichen Anstrengungen, und nachdem die Mäd chen theilweise ihre leichte Fußbedeckung eingebüßt hatten, ge langten sie endlich auf den obersten Grath, von wo aus sie nun in der Richtung gegen Ringenberg hinabzusteigen gedachten. Un mittelbar unterhalb des Grathes befindet sich an dieser Stelle eine furchtbare steile Grasfläche, welche nur alle 2 Jahre zum Wildheuen benutzt wird. Theils um den Mädchen das Gehen zu ersparen, theils um schneller in einen weiter unten sichtbaren Fußweg zu gelangen, wurden mehrere Aeste zusammengesucht, auf einander gelegt, die Mädchen setzten sich darauf und der Musiklehrer probirte nun, sie auf diese Weise über das inzwischen durch eingetretenen Regen noch schlüpfriger gewordene Gras herabzuziehen. Die Sache ging leider nur zu leicht, denn schon nach etwa 10 Schritten vermochte er seine Last nicht mehr zu be- mcistern und — die Schwestern rollten zusammen mit verschlun genen Händen in den Abgrund. Mit Mühe konnten der Lehrer und die Knaben, welche an der Last zurückzuhalten versucht hatten, sich auf dem schlüpfrigen Abhange erhalten. Den Mädchen nach eilend, fanden sie dieselben in der Höhe des obersten Waldes in einem Krachen, und zwar fest umschlungen, bei einander liegend und bei ihrer Ankunft soeben den letzten Athemzug aus hauchend. Brüssel, 13. Nov. Heute ist im belgischen „Moniteur" ein von sämmtlichen Ministern contrasignirter könlgl. Befehl erschienen, wodurch die Nepräsentantenkammer aufgelöst, die Wahlcollegien auf Len 10. Dccember und der Senat und Lie Nepräsentantenkammer auf den 15. Dec. einberufen werden. Ein diesem königl. Befehl angefügtes Schema verzeichnet die Zahl der von jedem Wahlcolleginm zu ernennenden Nepräsen- Dienstag, den 17. November.