Volltext Seite (XML)
rr Ai*?i kalter Anreilter « - , Uhr. Inserate wer- Inserate werben die d« bis Nachmittags gespaltme Zeiles ob« , Uhr sür die nächst- deren Raum mit S » -r—- Tageblatt. 276. Freitag, de« 27. November. 1857^ Tagesgeschlchte. f Dresden. In Nr. 11 des landw. Amts- u. Anzeige- ! blaltes giebt Herr Baumeyer, Besitzer der künstlichen Brutan stalt in Friedrichstadt-Dresden, einige einer nähern Prüfung würdige Ansichten über Betreibung der in neuester Zeit sehr in Aufnahme gekommenen Hühnerzucht. Er sagt: Die Verbesse rung unserer Hühnerzucht beruht nicht in der Einführung und Züchtung fremder Racen aus Ländern mit wesentlich verschiede nem Clima, sondern hauptsächlich in der sachgemäßen Pflege und Abwartung unsers Landhuhns. Dazu gehört die sorgfäl tigste Reinhaltung der Hühnerställe zur Abwehr des Ungeziefers, hinreichende und passende Nahrung und jederzeit frisches Wasser. Sehr wichtig ist das rechtzeitige Abnehmen der Eier, damit die selben nicht von brütigen Hennen angebrütet werden. Ferner ist es rathsam, nur die zum Brüten nölhigen Hühner über zwei Jahre alt werden zu lassen und die übrigen mit 1Hz Jahren zu schlachten, da von dieser Zeit an nicht blos das Eierlegen abnimmt, sondern auch das Fleisch schlechter wird. — Wir setzen hinzu, daß Hühnereten im Großen, wie sie in Belgien und England bestehen, erst einen bedeutenden Beitrag zur Volkser nährung liefern würden. Sachkenner haben behauptet, daß hierin angelegte Capitalien sich gut verzinsen. Dresden, 23. Nov. (D. A Z.) Eine ebenso hübsche als wahre Anekdote macht jetzt die Runde durch unsere Stadt. Einer Ihrer achtbarsten Mitbürger, ein Rauchhändler, hat kürzlich anonym (da es dem Manne nicht um Dank und Lob zu thun war) unmittelbar einen kostbaren Hauspelz, blos mit den einfachen Worten: „Dem besten König den besten Pelz", Sr. Maj. dem König übersendet. So tief derselbe auch sein Ge heimniß verhüllte, ist es dem hohen Schenknehmer doch gelungen, dasselbe zu enthüllen. Er hat dieses so herzlich gegebene Ge schenk recht herzlich ausgenommen und ehrt es durch den Gebrauch. Prediger Uhlich in Magdeburg hat von einer Generalin von Steinwehr, mit welcher er in Briefwechsel stand, mehre tausend Thaler vermacht erhalten. Halberstadt, im Nov. Allgemeines Aufsehen erregt hier der Vorgang, daß einem den vornehmsten Kreisen der Stadt angehörigen Brautpaar von dem Garnisonprediger das Aufge bot versagt worden ist, und zwar lediglich deshalb, weil die Verlobten sich weigern, in Person vor dem Geistlichen zu er scheinen, um hier eine Prüfung zu bestehen, welche näher zu bezeichnen die gute Sitte verbietet, die aber mehr vor ein medi- einischcs Forum zu gehören scheint. Merkwürdigerweise ist we der in der Civil- noch in der Militärkirchenordnung die Forde rung persönlichen Erscheinens vor dem Pfarrer sowohl über haupt, wie zu dem gedachten Zweck auch nur im Geringsten begründet, sie gehört vielmehr zu den sogenannten brennenden Fragen für gewisse Kreise, welche in der Herstellung kirchenpo lizeilicher Zucht ein großes Heilmittel der Gegenwart erblicken. Der Neuen Preußischen Zeitung schreibt man aus Mün chen vom 22. Nov.: „Die Vertheilung der massenhaften Vor- räthe, welche das anderthalb Stunden von hier gelegene Pul vermagazin Grünwald in sich barg, hat bereits begonnen. Ge wöhnlich lagerten dort 4060 Ctr. loses Pulver, einige 20,000 Patronen und reiches Material an Brandgeschossen. Bis auf einen mäßigen Rest wird nun Alles in verschiedene einzeln ge legene Pulverthürme des Landes verführt, weil durch die Ex plosion einer solchen Masse von Pulver, wie in Grünwald la gerte, das ganze Jsarbett verschüttet, somit unserer Stadt der Zufluß an Wasser abgeschnitten werden könnte. Bei den vielen Etablissements, welche durch Wasserkraft betrieben werden und an den verschiedenen Jsarkanälen liegen, sowie jenen Wasser werken, welche das Trinkwaffer zuzuführen haben, ist leicht zu erwägen, was durch eine Verschüttung des Flußbettes sür eine Katastrophe sür München entstehen würde. Schon 1835 hatte ein Artillerist, dem durch seine Schuld die Hoffnung auf Avance ment genommen war, vor, Grünwald in die Luft zu sprengen. Da ihm dies nicht gelang, so erlebte München am 17. Ma' desselben Jahres ein minder grauenvolles, aber immerhin noch sehr schreckliches Ereigniß, indem derselbe Bösewicht das Pulver- j magazin auf dem Kugelfange in die Luft sprengte und ein schriftliches Geständniß über die Ursache der bösen That hinter ließ. Hier befanden sich nur etwa 250 Ctr. Pulver, und ob gleich das Kieslager unter München die Erschütterung wenig fortpflanzte, so hatte die eine Viertelstunde davon entlegene Stadt doch einen Schaden von etwa 200,000 Fl. an zerbroche- 1 nen Fensterscheiben nur allein! Diese Thatsachen, mit den ! neuesten Unglücksfällen in Verbindung gebracht, mögen das Kriegsministerium zur Vertheilung der in Grünwald angehäuf- ten Explosionsmaffe, sowie auch dazu bewogen haben, in der neuerbauten Festung Germersheim für die Friedenszett ein Pul vermagazin außerhalb derselben erbauen zu lassen." Wiesbaden, 23. November. Seit der Katastrophe in Mainz ist die hiesige Bevölkerung und selbst diejenige der wei teren Umgegend auf den Beinen, um den Schauplatz des Un glücks zu sehen. Der gestrige Sonntag war ein solcher Wall- sahrtstag im großartigsten Maßstabe. Die Zahl der Personen, welche gestern in Mainz verkehrte, kann man füglich auf 30,000 und mehr schätzen. Die Taunus-Eisenbahn und die Ludwigs- bahn haben wohl nie bessere Geschäfte als an diesen Tagen ge macht. Das Treiben und Lärmen aber der Massen in den Wirthshäusern und auf den Bahnhöfen, namentlich des Abends, war ein wüstes und bewirkte einen Kontrast, der keineswegs einen günstigen Schluß auf die Bildung der großen Menge zuläßt. Auf der anderen Seite ist es wieder ein sehr erfreuliches Zeichen, wie sich allerorts die Theilnahme für die Verunglückten durch Aufbringung von Gaben kundgiebt. In Mainz waren gestern in verschiedenen Straßen und Plätzen in der Nähe deS Unglücks Tische zur Einsammlung von freiwilligen Beiträgen aufgestellt; wir bemerkten, daß dabei sehr reichlich gegeben wurve. Ein Kaufmannslehrlinz in Ballenstedt drohte im Scherze dem Dienstmädchen des Hauses mit der Pistole, drückte, da er sie nicht geladen glaubte, ab und schoß das Mädchen durch den Hals. Drei Tage darauf war das Mädchen eine Leiche. Wie der „Fr. Pztg." aus Mainz vom 24. Novbr. ge meldet wird, ist die Leiche des österreichischen Feuerwerkers Wimmer, auf welchem der Verdacht ruht, den Pulverthurm an gesteckt zu haben, wirklich im Rhein gefunden worden. Der selbe soll früher, wegen vermeintlicher Zurücksetzung bei dem Avancement, öfter die Drohung ausgestoßen haben, er werde sich rächen, daß man „noch nach hundert Jahren von ihm spre chen werde." Man vermuthet, daß der Genannte sich eines SchweselfadenS zum Anstecken bedient und sich zeitig geflüchtet, als er aber die entsetzliche Wirkung seines Verbrechens sah, aus Schrecken oder an seiner Rettung verzweifelnd sich in den Rhein gestürzt habe. — Dem „Mainzer Journal" ist aus Frankfurt folgende Nachricht zugegangen, die es seinen Lesern in fetter Schrift mit- theilt: „Bei der hohen Bundesmilitärcommission ist bereits der Antrag gestellt, den alten Kästrich der Stadt Mainz abzukaufen und zwar mit allen Ge bäuden, und diese nach dem Werth zu bezahlen, welchen sie vor der Katastrophe hatten. An der Genehmigung dieses Vorschlags von Seiten der respectiven hohen Regierungen ist wohl nicht zu zweifeln. Melden Sie dieses sofort Ihren Mitbürgern, damit sie dem Bunde vertrauen und hämischen Einflüsterungen, wie sie bei solchen Gelegenheiten nicht ausbleiben, kein Gehör schenken. Weitere Beschlüsse werden wohl noch nachfolgen." Belgrad, 15. November. Die offiziellen „Swanitschrw Novine" veröffentlichen das Schluß-Urtheil gegen die bei dem Komplotte Betheiligten. Dasselbe lautet: „Der Kriminalgegenstand der Verschwörung und des grausamen Vorsatzes, den regierenden Fürsten Serbiens zu ermorden und den Umsturz der Regierung in unserem Vaterlande herbei zu führen, ist nach geschehener Voruntersuchung von den Landesgerichtshöfen aller