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842 Der „Zett" schreibt man au« Marburg vom 29. Juli: „Kürzlich ist hier der Polizeleommlssar Schnabel vom Dienst suöpendirt worden. Es dient dieser Vorgang wie so viele an dere dazu, um immer mehr die Leute in gehörigem Licht erschei nen zu lassen, die das Hassenpflug'schc Regiment zu seinen Werkzeugen zu machen genöthigt war. Schnabel ist ans den Zeiten der BundeSexecution als „Marichcommissar" ». bekannt und hat sich namentlich bei den Kasselern in einem Andenken erhalten, das eben nicht zu den schmeichelhaften gehört. An Kläger- hat qß nicht gefehlt; aber es mangelte ihm auch nicht an Schützern. Seine nunmehrige Suspension scheint zunächst durch eine mißbräuchliche Anwendung der Amtsgewalt in cigencr Sache veranlaßt worden zu sein. Hr. Schnabel schuldete näm lich, wie erzählt wird, seinem Hauswirth feit längerer Zeit die Miethe. Als er ohne vorherige Zahlung auszuzichcn Miene machte und der Wirth eine heimliche Entfernung der Möbel befürchtete, ordnete dieser eine ständige Ueberwachnng des Herrn Polizeievmmissars und deS Eigenthums desselben an, um fein ge setzliches Zurückbehaltungsrecht an dem Mobiliar zu sichern. Einige Wochen ließ sich Hr. Schnabel daS Ding gefallen; er hoffte, wie es scheint,.die Aufmerksamkeit des Hauswirths zu ermüden. Allein eines schönen Tages oder Spätabends verließ ihn die Geduld. Gr zog seine Uniform an, arrelirie die be stellten Wächter und brachte einen nach dem andern in Hast. Zuletzt wollte er auch den Hauswirth selbst abführeu, allein dieser protestirte und wiedersctzte sich, und ein herbeigerufcncr Miethbewohner des Hauses machte den Polizeimann so ernstlich auf den offenbaren Mißbrauch der Amtsgewalt aufmerksam, daß nach einer Strecke Wegs und nach vielem Lärm und Um- herzerren der Versuch aufgegeben wurde. Andern Tags machte der Hauswirth natürlich von der nächtlichen Ruhestörung re. Anzeige und verlangte Schutz und Genugthuung. Man ist auf den endlichen Ausgang dieser Sache einigermaßen gespannt." Koburg, 2. August. (Dr. I.) Gestern hat die Sitzung deS hiesigen Landtags in Betreff der projectirten Union der Herzogthümer Koburg und Gotha stattgefunden. Dieselbe war sehr belebt und dauerte von 10 Uhr bis nach 3 Ubr Nachmit tags. Das Publikum, welches sonst den Landragsverhandlungen wenig Theilnahme schenkt, hatte sich sehr zahlreich eingesunken und es war nicht allein der Sitzungssaal gefüllt, sondern es hatten sich auch in den anstoßenden Sälen viele Zuhörer ein gefunden. Der Antrag der Majorität des Ausschusses ging dahin, die Genehmigung zu den Beschlüssen des gemeinschaft lichen Landtags in Betreff der totalcn Vereinigung beider Lau deStheile zu versagen und wurde diescr Antrag mit 7 gegen 4 Stimmen angenommen und somit das UnionSprosect nach seiner fetzigen Lage abgeworfen. Für dasselbe sprach besonders der Abgeordnete, GerichtSadvoeat Streit von hier, während unter Andern der Landtagspräsident Bürgermeister Oberländer von hier unter Beibehaltung des historischen Standpunktes und unter Hervorhebung des Umstandes, daß die Mehrausgaben in den letzten Jahren durch die unvorhergesehenen Ereignisse der Jahre 1848 und 1849, durch die Ablösung der Grundlastcn u. s. w. entstanden seien und die jährliche Einnahme zur Deckung der regelmäßigen Staatsausgaben auSrciche, so daß sogar in frühern Jahren bedeutende Ersparnisse erzielt worden seien, sich gegen das Project auSsprach. Nach dem Schluß der Sitzung wurde der Landtag durch den Herrn Staatsminister v. Seebach auf unbestimmte Zeit vertagt, — In derselben Sitzung Hal der Landtag auch einen Beitrag von 1000 rh. aus den Domanial- überschussen für die 19. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe verwilligt. Aus dem Herzogthuur Altenburg, 29. Juli. Von unserer Negierung sind Jnnnngöverordnungen publicirt wor den, welche zunächst bestimmen, daß die Zunftgebühren auf mög lichst mäßige Sätze zurückzuführen, vornehmlich aber alle und jede Handwerköschmauscreien gänzlich zu beseitigen seien. Ebenso sollen Handwerkseinkünfte unter den Jnnungsmitgliedern nicht willkürlich verthcilt werden, sondern müssen bei der Zunftkaffc zur Vereinnahmung gelangen; auch sollen alle bestandenen Be günstigungen, welche Meistersöhne und solche Gesellen, die Meister- töchter oder Witwen heiratheten, vor den Fremden genossen, künftig gänzlich in Wegfall kommen. Von den mäßigen Ge bühren, welche beim Meisterwerden von jedem neuen Meister zu entrichten sind, soll ein wohlthättger Zweck erreicht, nämlich ein Unterstützuugsfonds für Kranke oder sonst hülfsbedürftige Zunft genossen gebildet werden. Paris, 31. IM. Der ,,Moniteur" meldet beute den am 29. Juli hier erfolgten Tod des Prinzen Karl Bonaparte (Sohn Lucian Bonaparte'S, geb. 1803) mit dem Zusatze, daß, Lem von dem Prinzen ausgesprochenen letzten Wunsche zufolge, seine sterbliche Hülle nach Corsica in die Familiengruft gebracht Teleg' und billig für e von 15 von 15 weiteren 20 30 40 50 60 als Ag erlangt jchaft a ff 20 3V 40 50 60 EtaatS- y U Rill 7S bis b 4b Thlr bez., Sr werden wird, wo Napoleon's I. Mutter und der Cardinal Fesch ruhen. Aus Veranlassung dieses Todenfalles legt der Kaiser vom 30. Juli au am fünf Tage Trauer an. Der Prinz war trotz seiner langwierigen Krankheit bis zu seinem Tode eifrig mit Herausgabe der Fauna von Frankreich beschäftigt, die er unter Milwirkung von Herrn Meunier schrieb. — Weiter ver öffentlicht der „Moniteur" heute in seinem amtlichen Theile dm am 2. Juli zwischen Frankreich und Baden abgeschlossenen Ver trag über den Bau von Brücken und sonstigen Verkehrsmitteln auf Lem Rheine für die Bedürfnisse des Handelsverkehrs zwischen beiden Ländern. Danach soll in kürzester Frist in Karlsruhe oder Straßburg eine gemischte besondere Commission zusammen« treten, welche vorbehaltlich der Gcnchmigung der beiderseitigen Regin ungcn die Punkte zu bezeichnen hat, wo auf dem Rheine neue Verkehrswege, feste oder fliegende Brücken, Fähren und dergleichen nöthig erachtet werten. Artikel 2 bestimmt, daß der Bau einer festen Brücke zwischen Straßburg und Kehl, als eine unbedingt nothwendige Maßregel zur Erweiterung und Steigerung des Verkehrs -wischen beiden Ländern, sofort in Angriff genommen werden solle. — Gestern wurde an der hiesigen Börse ein gewisser Giutcra, llnteragcnt bci einem Wechselagenten, verhaftet. Der selbe hatte sich geäußert, daß das kürzlich entdeckte Complrt auf das Leben des Kaisers einfach eine Polizeiaffaire sei. Agenten, welche dieses hörten, verhafteten Giutera. Derselbe würde zuerst uacb der Pclizeipräfectur gebracht und befindet sich gegenwärtig in Mazas. — Der Neuen Preußischen Zeitung wird aus Paris vom 30. Juli geschrieben: „Der König von Sardinien ist aus einer Spazierfahrt in der Nähe sciues Lustschlosses Pollenza angefalleii worden. Tic Banditen schossen nach dem Wagen, verletzten aber glücklicherweise Niemanden. Aehnliche Abenteuer hat der König schon auf mehren seiner einsamen Ausflüge erlebt." — Der „N. Pr. Ztg." wird auS Paris gemeldet, daß viele Italiener ausgewiesen werden. Am 29. allein erhielten neun italienische Flüchtlinge den Befehl, in 24 Stunden Paris und Frankreich zu verlassen. Diese Leute nährten sich von Mosaikarbeit. London. Die hiesigen Blätter veröffentlichen folgende Erklärung: „Einer telegraphischen Depesche aus Triest zufolge ist Se. Maj. der König von And von der britischen Negierung vcrhasiet und in Fort William cingeschlosfen worden. In meiner Eigenschaft als Vakil Sr. Majestät in England muß ich. Sie, so wie daö englische Publikum, bitten, mit Ihrem Urtheilt über die angebliche Tharsachc — vorausgesetzt, daß sie wahr sei — so lange zurückzuhaltcn, bis die Beweise veröffentlicht sind, welche diese Verhaftung veranlaßt haben. Ich stütze meine For derung auf die Ueberzeugung, daß nichts den Absichten Sr. Ma jestät und der gegenwärtig in England befindlichen königl. Fa milie, so wie den Instructionen, die mir und seinen andern in diesem Lande verweilenden Agenten ertheilt sind, mehr zuwider ist, als Alles, was den Anschein einer Verschwörung gegen die britische Regierung in England oder anderwärts haben könnte, da der Wunsch Sr. Majestät stets dahin gegangen ist, seine Interessen dem englischen Parlamente und dem britischen Volke auf die offenste und konstitutionellste Weise zu unterbreiten. Mohd Mnöih Und in Khan, Vakil Sr. Majestät des Kö nigs von And. Harley-House, New-Road, 29. Juli 1857." London, 31. Juli. Vom Kriegsministerium ist sämmt- lichen Infanteristen des indischen Heeres, die ihre Entlassung zu fordern berechtigt sind, ein Extrahandgeld von 2 Pfd. St., neue Tornisterausstaltung und ein dreimonatlicher Urlaub anze- bolcn worden, wenn sie im Dienste bleiben. — An Bord des Transportschiffes „Whirlwind" schifften sich gestern an 250 Mann nach Judien ein. — Daß die auf die indischen Vorgänge be züglichen Negierungsdcpeschen erst so spät, d. h. 12 bis 20 Stun den später, als die an Privatleute und Zeitungen gerichteten, eintrafeu, wird von einem Theile der hiesigen Presse übel ver merkt. „Daily News" sind nicht nur ungehalten über die Ver zögerung, sondern auch über die lakonische Depesche, welche die Regierung mitzutheilen für gut fand. Von zwei Fällen einer, sagt das genannte liberale Blatt: entweder die Negierung hat selbst nicht mehr zu erzählen, dann setzt sie sich dem Verdachte aus, die Wichtigkeit Ler Lage noch immer nicht gehörig zu wür digen und den Charakter Les britischen Volkes zu verkennen, das der Gefahr am tüchtigsten gewachsen ist, wenn cs ihr voll inö Auge schauen kann. Turin, 29. Juli. Der heutige Corriere mcrcantile mel det: „Heute früh erschien in einer Beilage der Italia del po- polo eine lange Rechtfertigung Mazzini's wegen der Genueser Ereignisse. Dieses Supplement wurde confiscirt, war aber schon vorher großenthrilS verkauft." auf, an sagt sot fühlen tirende würde, barsten der Ani MM." Aud be und Ok Der T Ein Fc Galgen j«ge g