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Tageblatt Mittwoch, den IS. August. Lr^cheil-t jkdm Wochentag ftüh S Uhr. Inserate wer den bis Nachmittag» z Uhr für die nächst- erscheincude Nummer angenommen. der« Raum mit 5 berechn«. mälig umgestalten soll, ihm zu Grunde liege? „Für daS Alles — sagt die „Ostd. Post" — wird in den nächsten Tagen die Antwort klar werden. Nicht in Konstantinopel, wie bunt eS auch dort zugeht, wird die Krise entschieden — sondern auf dem grünen Eiland von Wight, in Osborne, wo Kaiser Napoleon von seinen Ministern umgeben als Gast der Königin von Eng« land weilt." — In einem andern Artikel desselben Blattes heißt eS: „Nicht um Union oder Nichtunion, nicht um richtige oder un* richtige Wahlen dreht sich in diesem lehren Augenblicke der Streit, sondern um den Aufschub einer einzigen Woche. Die Pforte behauptet, sie habe ihrer Pflicht vollkommen genügt, als sie den Wahlact in der Moldau auf 8 Tage sistirte; Herr v. Thouvenel behauptet, es sei ihm ein Aufschub von 14 Tagen zugesagt worden. Die Pforte entgegnet, es sei keine „Zusage", sondern nur ein eventueller Vorschlag gewesen, ein Entwurf, der ja noch gar nicht mit der Jrade des Sultans versehen war; Herr v. Thouvenel bleibt dabei, es sei eine Zusage gewesen, und da sie nicht eingehalten worden wäre, so müssen die Wah len annullirt werden. Dieses ist in allgemeinen Umrissen der Succus des Streites, der mit einer so ernsten Katastrophe enden soll. Von der Laibach - Triester Eisenbahn, eine Fortsetzung der Semmeringbahn, deren Bau noch vor mehreren Jahre« selbst Fachmänner für unmöglich gehalten haben, die nun dem Verkehr übergeben, sind 15 Meilen in Felsen gehauen, und zur Ucberbauung des 1200 Klafter langen Sumpfes bei Laibach mußten zwei große Brücken gebaut werden, eine mit 30 Klaf tern und die andere mit 22 Klaftern lichter Oeffnung. JenseitS dieses Sumpfes zieht die Bahn-Anlage an den Berglehnen in einer Ansteigung von 1 : 130; 1 : 165 und 1 : 270 in meh reren Krümmungen fort. Von da übersetzt sie das 300 Klaf ter breite Thal bei Franzdorf mit einem großartigen 120 Fuß hohen Viadukt. Die ganze Bahn von Wien nach Triest (78'/r Meilen lang) mit ihren Riesenbauten gehört zu den größten, schwierigsten und kunstvollsten auf der Welt. Aus Thüringen, 4. August. Am Tage der Wahl drS Prorectors der Universität Jena sind unter den dortigen Stu denten heftige Zwistigkeiten entstanden, die in Tätlichkeiten auS» arteten, so daß ein Student dabei verwundet wurde. Bei dem schönen Gesangsest in Ilmenau, das mit einer Sängerfahrt auf den durch Göthe berühmt gewordenen Ktckel- hahn schloß, waren die Liedertafeln von Gehren, Gotha, Hild burghausen, Ilmenau, Königsee, Langewiesen, Mehlis, Oehren stock, Plaue, Remda, Ruhla, Saalfeld, Schleusingen, Schmalkal den und Zella vertreten. Unter dem Wettgesängen soll das von den Schleusinger Sängern vorgetragene Lied: „In der Heimath ist es schön" den Preis davon getragen haben. Aus Biedenkopf vom 3. Aug. wird der„Zeit" geschrieben: „Vor wenigen Tagen hätte die fürstliche Familie in Berleburg sehr leicht von einem schweren Unglück heimgesucht werden können. Der regierende Fürst Albrecht, dessen Schwester, die Prinzessin Louise, der Prinz Albrecht zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein und mehrere andere Damen und Herren hatten sich am 24. Juli daS Vergnügen einer Wasserfahrt auf dem im fürstlichen Park liegenden Teiche machen wollen. Durch einen Wechsel des Fürsten und des Prinzen am Fahr- und am Steuerruder kam der etwas schwer besetzte Kahn ins Wanken, schöpfte Wasser, und es stürzte zuerst der Prinz, dann der Fürst, die übrigen Herren und auch ole Damen in den ziemlich tiefen Teich. Zwar erreichten die Herren glücklich das Ufer, allein die drei Damen würden ret tungslos untergegangen sein, wenn nicht der ritterliche Prinz Albrecht Wittgenstnn mit augenblicklicher muthvoller Entschlossen heit auf einmal sie hoch aus der Tiefe emporgehoben und ge halten hätte, daß sie den Kahn erfassen konnten, wodurch eS ihm möglich war, diesen und die sich daran anklammernden Damen mit der ihm eigenen herkulischen Stärke an das Ufer zu treiben. Fast wäre der Prinz noch selbst ertrunken, als er nachher noch verschiedene im Teich verbliebene Sachen herau»- holte." Freiberger Anzeiger und gespaltene Zelle »dM Tages^eschichte. Freiberg. Im Monat Juli d. I. wurden bei hiesiger Sparkasse 5408 Thlr. 18 Ngr. 7 Pf. von 315 Personen -m- gezahlt, wovon 102 Personen neue Bücher ausgestellt erhielten. 3312 Thlr. 24 Ngr. 2 Pf. wurden von 195 Personen zuruck- genommen. Durchschnittlich wurden daher von 1 Person 17 Thlr. 5 Ngr 1 Pf. eingezahlt, 16 Thlr. 28 Ngr. 1 Ps- zurückgenommen. — Die Armenpflege betreffend: im Monat Juli d. I. ! <4 Wochen) wurden 245 Arme in und außer den Armenan- stalten mit 112 Thlr. 5 Ngr. 2 Pf. baarem Gelde und mit . 3861 Pfü. in natura verabreichtem Brode im Werthe von 96 Thlr. 18 Ngr. 4 Pf., 36 vorübergehend mit 35 Thlr. 29 Ngr. j 6 Pf., 13 mit Kleidungsstücken und beziehendl. Wäsche, 10 außer den in den Armenhäusern ärztlich behandelten und den vom vorigen Monate in den Wohnungen krank verbliebenen Per sonen, sowie 7 im Krankenhausc mit Kur, Medicamenten und bezichendlich Pflege unterstützt, 139 wurden bei Bertheilung von Legaten berücksichtigt, 3 wurden auf Kosten der Armenkasse beerdigt. Dresden, 8 Aug. Das Dresdner Journal berichtet: ! „Se. Mas. der König haben auf der Rückreise von Leipzig I gestern in Döbeln übernachtet und werden heute Abend, über ; Nossen und Wilsdruff kommend, in Pillnitz wieder eintreffen, j Ihre Maj. die Königin sind mit den Gliedern der königlichen > Familie heute Mittag Sr. Maj. bis Klosterzelle entgegenge- «ist, woselbst seitens der königlichen Familie zugleich das heu tige Gcburtsfest Sr. königl. Hoh. des Prinzen Georg durch ein gemeinsames Diner gefeiert werden wird. Hier in Dresden wurde Sr. königl. Hoh. zu Ehren deS heutigen Tages durch das Mnsikchor des Gardereiterregiments eine Morgenmusik dar gebracht." Roßwein, 9. August. (D I.) Gestern Vormittag 9 Uhr trafen Se. Majestät der König, von Döbeln kommend, hier ein. Se. Majestät hatten den Weg im Muldenthale von Striegis an bis an die Grenze der Stadt zu Fuße zurückgelegt. Nach ehrfurchtsvollster Begrüßung durch die Spitzen der Be hörden fuhren Allerhöchstdieselben dann in die Stadt, stiegen in der Weitegaffe aus und besuchten das nur erst in dieser Woche eiiigewcihte königl. Gerichtsamt in allen seinen Räumen. Nach einem längcrn Aufenthalte in demselben wurden Sr. Majestät beim Austritt ein dreimaliges Hoch gebracht, in das die zahl reich versammelte Volksmenge jubelnd einstimmte. Hierauf be gaben sich Allerhöchstdieselben, nachdem die Bürgerschützen ein Spalier gebildet hatten, zu Fuß nach dem Marktplatze, wo Sie in die bereitstehenden Wagen stiegen und die Stadt wieder ver ließen, um nach Klosterzelle zu fahren. Es lag ursprünglich nicht im Reiseplane Sr. Majestät, Roßwein zu besuchen, und nur Tags zuvor verbreitete sich die frohe Kunde, daß wir das Glück haben würden, den geliebten Landesvater in unsern Mauern zu sehen. Alt und Jung war nun geschäftig, um der Stadt ein festliches Ansehen zu geben. Ehrenpforten, Guirlan- den, Kränze und Fahnen zierten den Marktplatz, die Weitegasse, die Schule u. s. w., und nur bedauert wurde, daß der Aufent halt LcS geliebten Landcsvaters von so kurzer Dauer war. Wien, 9. August. Die neuesten Nachrichten aus Kon stantinopel geben der „Ostd. Post" Veranlassung, die Coalition der Viermächte zu besprechen. Die Betheiligung Preußens und Sardiniens an dem gegen die Pforte sich entsponnenen Streite hält das Wiener Blatt für nicht sehr beunruhigend; das Wich- tige, Folgenschwere und Bedrohliche in dieser Quadrupelcoalition sei die Verbrüderung zwischen Frankreich und Rußland, und die Frage drehe sich darum, ob Frankreich die Union der Für stenthümer so leidenschaftlich als einen solchen Ehrenpunkt sei ner Politik betrachtet, daß es sie „selbst um den Preis erkaufen will, daß die Pforte früh oder spät darüber zu Grunde geht — oder ob dieser Streit nur scheinbar ein leidenschaftlicher sei, während ein tiefer Calcul, der die europäischen Allianzen all- —,——-r, 1857.