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Erscheint jede» Wochentag früh »Uhr. Inserate wer« den bi» Nachmittag» z Uhr für die nächst« erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und geMtane Zeile ob« M* , deren Raum mit 5 Zb Tageblatt. 126. Freitag, den S. Juni. 1857. Tagesgeschichlc. Dresden, 31. Mai. (D. A. Z.) Die von dem Directorium der Leipzig-Dresdner Eisenbahn versuchsweise angestellte, jeden falls dankbar anzuerkennende gestrige Abendextrafahrt hat die Probe bestanden. In quantitativer Hinsicht übertraf sie wohl die Erwartungen des Direktoriums. Es bedurfte dreier Loco- motiven, um die Tausende, welche dem schönen Pfingstfest ent- gegenfuhren, zu transportiren. Ein kolossaler Nachtzug! In qualititativer Hinsicht beneiden wir aber die Passagiere nicht, die von 7—12 Uhr Mitternachts dem Ziele entgegcnharrten. In dessen kann man dies keineswegs dem Directorium oder den Zugführern zur Last legen. Es ist^ies ein Uebel, welches jede Extrafahrt mit sich begleitet, da der Zudrang der von der Wohl feilheit Gebrauchmachenden auf der kleinsten Station Aufent halt verursacht, und die Größe des Zugs, namentlich bei Nacht, auch größere Vorsicht erheischt. Dresden, 3. Juni. Das in der rühmlichst bekannten Fabrik von Ruston u. Comp. in Prag für unsere Dampfschiff fahrtsgesellschaft neu erbaute eiserne Dampfschiff „Dresden" liegt jetzt hier fertig auf der Elbe. Es ist mit zwei Schorn steinen versehen und zeigt seine ganze Einrichtung eine mit größter Zweckmäßigkeit verbundene Eleganz, die von der keines andern Schiffes übertroffen werden dürfte. Vorzüglich ist die erste Kajüte, aus drei besondcrn Räumen bestehend, so herrlich aus gestattet, daß nichts zu wünschen übrig bleibt. In wenig Lagen wird es dem Betriebe übergeben werden. Leipzig, 3. Juni. In welchem Maße das Pfingstfest die Leute zu Ausflügen hier veranlaßt hat, geht aus der Mtt- theilung des „Leipz. Tgbl." hervor, daß auf der Dresdner Bahn 4870, auf der sächsisch-bairischen 2696 und der thüringer 2579 Extra- resp. Tagesbillets ausgegebeu worden sind. Stolpen, 30. Mak. (Dr. I.) Am 27. d. M. ist der 15 Jahr alte Sohn des Hausbesitzers und Tischlermeisters Haufe in Großdrebnitz, welcher in Gemeinschaft mit seinem 12jährigen Bruder einen mit Erde beladenen Handwagen den Berg herab nicht mehr erhalten konnte, von demselben überfahren worden, so daß er augenblicklich seinen Geist aufgebe» mußte. Prag, 2. Juni. (D. I.) Unsre Stadt soll wiederum um eine Association reicher werden. Diesmal sind es unsre Haus besitzer, welche sich zu dem Zwecke vereinigen wollen, um ge meinschaftlich auf die Entfernung der Fabriketablissements aus dem Weichbilde unserer Stadt deshalb zu dringen, weil Lie Nähe derselben die andern Realitäten entwerthet. Es giebt auch wohl innerhalb keiner gleich großen und volkreichen Stadt so viele chemische Fabriken, Maschinen-, Ocl- und Lederfabriken, Gerbereien und Kattundruckereien als hier, und wäre wenigstens für den Fall, daß die Einlösung wegen des großen Terrains, den dergleichen Gebäude einnehmc», mit zu vielen Schwierig- ! keilen in pecuniärer Hinsicht zu kämpfen hätte, das Verbot einer weitern Vermehrung schon aus Gründen der Sanität und Les Comforts sehr wünschenswerth. Uebrigcns muß man cs unserm Gemeinderathe nachsagen, Laß er in letzterer Zeit sichtlich bemüht gewesen ist, Einiges für die Verschönerung unserer Stadl zu thun, und werden wir unter Anderm infolge eines in der lctzlen Gemeinderathssitzung gefaßten Beschlusses durch Planirung mehrerer alter städtischer G.bäude einen sehr großen Platz ge winnen, der, wie es im Plane ist, in einen Garten umgewan delt werden soll, wozu er sich schon Lurch seine Lage in der Nähe der verschiedenen Krankenhäuser besonders gut eignet. — Die hiesige Filiale der Kreditanstalt hat, wie wir vernehmen, bereits in den wenigen Tagen ihreö Bestehens namhafte Ge schäfte eingeleitet. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Ler An stalt ein sehr bedeutender Wirkungskreis in Aussicht steht, wenn sie, ihrem Programme treu, sich nicht blos Lem Geldgeschäfte zuwenden, sondern auch das Vorschubgeschäft für landwirth- schaftliche Producte im Interesse unserer Grundbesitzer, wie auch für Waaren in ausgedehntem Maße betreiben wird. Wie uns mitgetheilt wurde, ist Ler Anfang bereits gemacht und sollen besonders auf Waaren schon bedeutende Vorschüsse gegeben worden sein. Augsburg, 31. Mai. Gestern ging eine von etwa 1600 hiesigen Protestanten unterzeichnete Adresse an Se. Majestät den König ab. Sie betrifft die Zusammensetzung der Generalsynode, die Eigenschaft ihres Dirigenten und die verfassungsmäßige Ordnung der Synodalvertretung der protestantlschen Gesammt- gemeinde diesseits deS Rhein«. Nauheim, 28. Diät. Soeben verbreitet sich die freudige Kunde, daß der berühmte große Soolsprudel, der schon seit lan ger Zeil ausgeblieben war und mehr als einen Speculantm mit Besorgniß erfüllt hatte, wiedergekehrt ist. Aus der bairischen Pfalz, 28. Mai. In öffentlichen Blättern der Pfalz lesen wir folgende Erklärung: Die unterzeichneten protestantischen Geistlichen deS Dekanats Neu» stadt halten es für eine heilige Pflicht, sowohl ihren Gemeinden als der ganzen vereinigten Kirche Ler Pfalz gegenüber hiermit öffentlich zu erklären: Sie müssen eS entschieden mißbilligen, daß man auf Grund einer von Landau unterm 19. April l. I. ausgegangenen „öffentlichen Erklärung" die Glieder unserer Kirche zu einem Proteste gegen einen von dem königlichen Konsistorium und den Synodalmitglwdern mit- gcthcilten Gesangbuchsentwurf veranlassen will; denq «in Urtheil ist in keiner Sache möglich, die man vorher nicht vollständig eingesehen und geprüft hat. Sie müssen es ferner als ein höchst gefährliches Unternehmen betrachten, daß man durch eine Adressebewegung die Kom petenz der gesetzlichen Vertretung unserer Kirche, namentlich unserer Synoden, zu beeinträchtigen sucht. Der fragliche GesangbuchSentwurf ist nach der entschiedenen Uebcrzeugung der unterzeichneten Geistlichen, abgesehen von der Frage, ob derselbe noch einer Erweiterung und Verbesserung durch Lie gesetzlichen Organe der Kirche bedarf, durchaus mit der Lehre und dem Bekenntnisse unserer evangelischen Kirche in Ucbereinstimmung. Darauf ist nun von „ mehreren Gliedern der protestanti schen Gemeinde von Neustadt" folgende öffentliche Erwiderung erschienen: Wir erkennen nimmermehr in der protestantischen Kirche den Geistliche» die Macht zu, allein die Kirche zu bilden, sondern erkennen diese nur in der Gemeinde; in Betracht aber, daß diese Gesangbuchs- noth, wie früher der Schrei gegen den Katechismus, bis heute nicht von den Gemeinden in der Pfalz, seit Jahren aber nur von Denen gefühlt und ein Wechsel des Gesangbuchs verlangt wurde, welche wir als Feinde unserer vereinigten Kirche und als die alleinigen Wühler anschen; in Betracht ferner des hierarchischen Zustande«, in dem sich unsere vereinigte Kirche seit Ler letzten Gcneralsynodc befindet, da durch das jetzt bestehende Wahlgesetz der Presbyterien und Synoden und deicn Zusammensetzung der protestantischen Kirche der Pfalz jede Selbst ständigkeit entrissen wurde; in Betracht, daß gerade obige Erklärung der Herren Geistlichen unser Vertrauen zu den Synoden noch mehr erschüttert, da wir unter den Unterzeichnern ehrenwerthe Namen finden, welche wir als aufrichtige Glieder unserer vereinigten Kirche und Ver fechter gegen die steten Angriffe auf dieselbe kennen, bleibt den An hängern und lebendigen Gliedern der pfälzischen vereinigten Kirche nur noch übrig, Protest eiuzulegen gegen jeden Raub unssrs Gesangbuchs, das uns von den Stiftern unserer Vereinigung und unserm seeligen König Max überkommen ist. Dem evangelischen Kirchenbotcn aber, welcher glaubt, mit seinem gewohnten heuchlerischen Verleumdungen als Lichtfreundethum re. die bestehende Aufregung über den beabsichtig ten Gesangbuchwcchscl beschwichtigen zu können, erklären wir, daß, wenn es in der protestantischen Kirche Teufel und böse Geister giebt, wir uns diese in ihm und Denen, welche unsere Vereinigung unter- wühlen, verstellen. . - Gotha, 28. Mai. Aus dem eben unter der Presse befind lichen Rechenschaftsbericht der hiesigen Lebensversicherung«-»^ für das Jahr 1856 kann vorläufig mitgetheilt werden, daß die ses Jahr wiedernm sehr günstige Ergebnisse liefertet Besonder« zeichnete sich dasselbe durch einen sehr starken Zugang an neuen Versicherungen aus, welcher denjenigen des vorausgegangenen Jahres noch übertraf. Es schlossen sich der Bank nicht weniger als 1314 neue Mitglieder mit einer Versicherungssumme von 2,183,100 Thlrn. an, wodurch der Versicherungöbestand, »ach Abzug des Abgangs, bis zum JahreSschluß auf 20,098 Perso nen mit 32,059,400 Thlrn. stieg. Die Einnahme war um