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294 Pari«, 14. März. Mit jedem Tage finden wir einen neuen Beleg, mit welcher Sorgfalt, um nicht zu sagen, mit welcher Affection, Frankreich bemüht ist, sich den Völkern des Auslandes gegenüber in generösem Licht zu zeigen und seine Politik gleichsam durch populäre Ausgaben selbst in den wei testen und entlegensten Kreisen in das geeignete Licht zu setzen. So hat Frankreich großmiithigst aus seine Schuldforderung an Griechenland verzichtet und dabei den Wunsch ausgedrückt, den Betrag dieser Summen auf Gründung gemeinnütziger Gebäude -7c- >' ' Paris, 14. März. M und Anstalten im Innern des Landes verwendet zu sehen! Die Engländer ermangeln nicht, diesen Act Ler Uneigennützig keit von ihrem praktischen egoistischen Standpunkt aus gehörig HU bespötteln. — Die Nüssen bauen jetzt ihre Kriegsschiffe auf Len französischen Wersten und nach den besten französischen Mustern. Die Gefälligkeit der kaiserlichen Regierung geht so gar soweit, daß der Marineminister die russischen Ingenieure ermächtigt hat, in der Maschinenfabrik von Indrek einzelne Maschinemheile anfertigen zu lassen und deren Ausführung persönlich zu überwachen. China. Zu den charakteristischen Aktenstücken, in welchen sich die gegenwärtige Stimmung Ler Chinesen gegen die Eng länder .auSspricht, gehört auch das nachfolgende, welches umer Len chinesischen Bewohnern von Hongkong und Macao cursirte: „Uih-Ming-Tsching, Ler Generalgouverneur Ler beiden Kwangprovinzcn, Mitglied des kaiserlichen Staatsraths, Reichs kanzler re., macht Folgendes zur allgemeinen Nachachtung be kannt: Die Operationen einer Armee sind nur dann von Er folg, wenn eine feste Bereinigung vorhanden ist. Die sichere Haltung einer zahlreichen Menge wohldiSciplinirtcr Männer verbreitet weithin Schrecken über Lie Erde; selbst die wilden Küstenbewohncr, im Norden und im Süden, werden von Furcht ergriffen und in tiefer Ehrfurcht bemühen sie sich, des Kaisers Gunst zu erlangen. Jetzt aber sind diese englischen Barbaren, dieses Geschlecht von Hunden und Bären, unhöflich und aller Kunde anständigen Benehmens im Umgänge bar, die gleich Wölfen und Schakalen voll Gier, unmäßig, blutschänderisch, thierisch sind, und ruhelos und menschliches und göttliches Recht mißachtend von einem Ort zum andern wandern, wie ein Schwarm von Aaskrähen sich uiederläßt — sie sind auS ihren höllischen Wohnungen zu uns gekommen, sie behandeln unsern himmlischen Kaiserthron mit Verachtung und nahmen in einem Augenblick, da unsre Truppen darauf nicht vorbereitet waren, von unsern Schanzen Besitz, brannten unsre Häuser und die Läden der Kaufleute nieder und treiben ihre höllische Bosheit bis aufs Aeußerste. Die Götter zürnen, die Menschen grollen, weder Erde noch Himmel können länger ihre Gegenwart ertra gen; mit Stumpf und Stiel müssen sie ausgerottet werden, . nicht ein Fetzen darf übrig bleiben. Ergreif die Waffen, du Volk des himmlischen Reichs, fest vereinigt und muthcrfüllt er scheine auf dem Kampfplatz. Soldaten und Bürger, tretet zu sammen, zeigt, wie loyal ihr seid, vereinigt eure Tapfer,, in jedem District und schwöret, daß ihr, dem rasenden Sturmwinde gleich, Rache nehme» wollt, biö des Vaterlandes verletzte Ehre wieder gesühnt ist. Demüthig gehorcht dem Befehl des Kaisers, dann wird an den Stätten des Andenkens auch das Gedächtniß eurer Bravheit prangen und des Reiches Ruhm herrlich sein. Alle Kräfte der Natur werden sich vereinigen, um das Glück der goldenen Tage des Tau, welche noch herrlicher sind, als die des Schun, wiederzubringen. Von den verderblichen Einflüssen gereinigt, wird das Land in Ueberfluß glänzen und Friede und Glückseligkeit das Loos Aller sein. Diese Engländer müssen ausgerottct werden, damit ihr Schicksal ein warnendes Beispiel für die übrigen Nationen des Westens sei. Die verrätherischcn Eingeborenen, welche diesen englischen Schurken dienen, müssen ausgesucht, ergriffen und angemessen bestraft werden. Die Grä ber der Vorfahren der noch größern Spitzbuben (unter Len Chinesen) müssen au (gebrochen und die Familien dieses Ab schaums des Volks sammt und sonders vertilgt werden. Noch 20 Tage Frist sei den chinesischen Dienern der Fremden ge währt, in ihre Heimath zurückzukehren; Diejenigen, welche in der Erwartung schändlichen Gewinns ihre Rückkehr über diese Frist hinaus verzögern, haben keine Gnade zu hoffen, an ihren Familien wird sofort die Strafe vollzogen. Ein außerordentli cher Erlaß: Zittert und gehorchet!" Wie die Amerikaner über die chinesische Diplomatie urtheilen, lehrt eine Bekanntmachung, welche der Commissar der Vereinigten Staaten in China an seine Landsleute gerichtet hat. Der Com missar halte sich an Ueh gewandt, nm zu erfahren, wieweil man auf die freundschaftlichen Beziehungen und auf Geltung der Verträge zwischen China und der Union rechnen könne. Das Grgebniß dieses Schritts theilt der nordamerikanische Gesandt- schaftSsecretär mit: > „Gesandtschaft Ler Vereinigten Staaten. Mocao, 27. Dec. 1856. Se. Eze. Hr. Peter Parker, Commissar der Vereinigt«, Staaten von Nordamerika in China, macht unter Bezugnahu« auf seine Mittheilung vom 9 d. M. bekannt, daß gestern Abenh die Antwort des kaiserlichen Commissars auf Sr. Exc. Depesch« von jenem Datum eingetroffen ist, und daß unter dem schein, baren Wunsche, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen bei den Ländern ausrechtzuerhalten, dieselbe Neigung, Verpflichtung,, in Len Wind zu schlagen, Thatsachen zu entstellen, die Stipula tionen der Verträge falsch auszulegen, die seil Jahren dieCor«- spondenz des kaiserlichen CommissarS charakterisirt, nach wie d« sortdaucrt. Die Wiederaufnahme des Handels in einiger Aus dehnung im Hafen von Kanton während der Dauer der local,, Feindseligkeiten wird durch den Ton obiger Mittheilung nicht ermulhigt, und umfassendere Mittel, als die jetzt verfügbar,,, werden nöthig sein, um Dem zu entsprechen, was Lie amerikanisch,, Interessen erfodern. Eine gerechre und genügende Ordnung un serer Beziehungen zu den fünf Häfen ist ein Ereigniß, Lessin Datum sich unmöglich jetzt vorhersagen läßt. Auf Befehl: S. Wells William, Secretär bei der Gesandtschaft der Vereinigte, Staaten von Nordamerika." Diese Bekanntmachung ist als Zeugniß einer nicht englisch«, Gesandtschaft für den Handelsstand beachtenöwenh und ein An zeichen, daß auch die Nordamerikaner nicht aus sich werben warten lassen, um mit Briten und Franzosen Lie chinesischn, Händel zu lösen. — Ueber die neuesten Vorgänge in Nanking (der Residenz des Gegenkaiscrö), woher man solange nichts vernommen hatte, berichtet der bekannte vr. Bridgman in einem Briefe non, 2. Jan. an die Nedaction des North China Herald Folgendes, „Drei Männer, ein Chinese und zwei mit der chinesischen Sprache völlig Unbekannte, welche seit dem Frühling vorig,, Jahres im Heere des GcgcnkaiserS gedient halten, waren infolge der gleich zu erwähnenden blutigen Ereignisse in Nanking, wo von sic Augenzeugen gewesen, heimlich entwichen nnd kam«, nach Schanghai, wo sie nun Nachstehendes aussagten, was tri, hier kurz berichte». Der unter dem Titel des Königs des Ostens bekannte hohe Würdenträger des Gegenkaisccs, Namens Mug, der sich allmälig selbst als Kaiser gcberdete, wohnte in einem mit allem möglichen Luxus eingerichteten Palast in Nanking, du er fast gar nicht mehr verließ, weil er dort in der ausgesuchtesten Ucppigkeit schwelgte. In seinen Anmaßungen ging er zuletzt soweit, daß er ein Complot wider den Gegenkaiser anzettelte, bei dem es auf dessen Ermordung abgesehen war Dies ward in dessen verralhen, und der Gegenkaiser verlor keinen Augenblick, seinen zweiten höchsten Beamten, den König Les Nordens, NamenS Wei, insgeheim zu beauftragen, den König Les Ostens sammi seinem Anhang aus dem Wege zu räumen. Dieser Befehl ward in umfassendster Weise ansgesührt. Wei besetzte zur Nachtjkit den Palast des Königs Les OstenS. Als und ehe der MoM graute, waren sämmtlichc Bewohner des Palastes, Männn, Weiber und Kinder, niedergemetzelt. Als diese Blutthat in La Stadt ruchbar wurde, ließ der Gegenkaiser das Gerücht verblei ten, Wei habe seine Befehle überschritten, und ihn nebst seimn Offizieren zur Bastonnade verurtheilt. Das Urtheil wurde ausi Grausamste vollzogen. Darauf forderte Ler sogenannte Neitn- könig, welcher sich damals in der Provinz Ganhwui befand, den Kopf des unglücklichen Wei und erhielt ihn in einer M nebst einigen Köpfen der Offiziere des Wei zugeschickt. Auch die Soldaten Wei's mußten danach ihre Anhänglichkeit an ihm Führer mit dem Leben büßen. Ihre Zahl belief sich auf mehr als 30,000, die sämmtlich geschlachtet wurden. Drei Monat! währte dies Morden, Leichen wurden auf Leichen gehäuft, und nachdem das Blutbad geendet, zog der Gegenkaiser alle Habt der Gemordeten ein und ließ auch Vang's Palast verwüsten. Bei dieser Gelegenheit ward auch Ler berühmte Porzellanthurm in Nanking völlig zerstört, angeblich weil sich mehrere schwer! Geschütze in demselben befanden." Als die Berichterstatter des Hrn. Bridgman Nanking ver ließen, ging das Gerücht, daß der schon erwähnte Nebentonig welcher Schih-Tahkai heißt, dem Gegenkaiser nach dem Leben trachte; das Complot sollte binnen drei Tagen zur Ausführung kommen. Als die drei Flüchtlinge die Stadt in nicht sehr gro ßer Entfernung hinter sich hatten, vernahmen sie in der Rich' tung nach derselben eine laute Kanonade. Telear. Bericht üb. d. Leipz. Del- u. Productenbörse vom 17. März. Nübel ,7! Thlr. Br., Leinöl 16- Thlr. Br., Mohnöl 2Z Thlr. L'., Weizen 66-73 Thlr. bez., Ropgen LS, LSg Thlr. b«., LS A r. Geld, Gerste LS. L2L und LZ Thlr. bez., LS Thlr. Geld, Hafer 2» LH», und 3»j Thlr. bez-, Thlr. Geld, Spiritus ZSj und 36 Thlr. bezahl,, 36 Thlr. Geld. — Veranwottl. Redacteur: 2- G. »Volf.