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Adolph-Verein. Dennoch, setzt man etwas zu muthlos hinzu, -arf man nicht an ein WachSlhum des Protestantismus glaubcu. AlS Bresche der protestantischen Burg, durch welche die Röm linge eindringen, dienen die sich jährlich mehrenden g.mischten Ehen, bet denen auf Andringen der Geistlichen die Kinder ka tholisch erzogen werden. Sogar in Gemeinden überwiegend protestantischer Bevölkerung, ist der Einfluß katholischer Geist lichen oft beherrschend, weil die Letzteren gut geschult sind und unter der Leitung geschickter und conseguenter Obern stehen. Hamburg, 8. Febr. (Dr. I.) Der Verwaltungsrath des Rauhen Hauses zeigt an, daß vr. Wichern, welcher als Ober- eonsistorialrath und Mitglied des evangelischen Oberkirchcnraths und zugleich als Vortragender Rath im Ministerium des In nern für die Angelegenheiten der Strafanstalten und des Ar- menwrsens nach Berlin berufen ist, neben seinem neuen Berufe unverändert als Vorsteher die Leitung der Anstalten des Rauhen Hauses in seiner Hand behalten wird. Sein Wohnsitz wird «in doppelter sein, im Winter vorzugsweise in Berlin, im Sommer in Horn. Hamburg, 9. Febr. Der officiöse Hamburgische Corre- spondent schreibt: „Die Presse hat sich in neuerer Zeit vielfach mit Hrn. v. Corvin-WierSbtzky und den gegen denselben getrof fenen polizeilichen Maßregeln beschäftigt, wobei denn, wie im mer in solchen Fällen, viel Unrichtiges und geradezu Unwahres geschrieben worden ist. Jetzt erfahren wir aus Len Blättern, daß Hr. v. Corvin-Wiersbitzky Hamburg verlassen, wobei die Reform erzählt, er habe als Dame verkleidet seine Flucht, nach dieser Darstellung wohl richtig, bewerkstelligt, und auch der Ta- gesberichterstatter der Hamburger Nachrickten weiß, woher mag der Himmel wissen, daß Hr. v. Corvin-Wiersbitzky nur durch seine Flucht seiner Verhaftung entgangen. Wir haben von wohlunterrichteter Seite Erkundigungen eingezogen und können versichern, daß die Verhaftung des Hrn. v. Corvin-Wierbitzky niemals beabsichtigt war, daß, wie dem genannten Herrn bekannt sein wird, da es ihm in seiner Wohnung officiell mitgetheilt wurde, er nur nach seiner Genesung Hamburg zu verlassen an gewiesen wurde, und daß man seinen sächsischen Paß jederzeit nach einem ihm beliebigen Ort visirt, ja seiner Abreise in jeder Weise Vorschub geleistet haben würde. Wenn trotzdem Hr v. Corvin-Wiersbitzky, wirklich als Dame verkleidet, wie Lie Re form erzählt, Hamburg verließ, so finden wir Liesen Schritt der gegenwärtigen Carnevalszeit ganz angemessen, können uns aber eines Lächelns nicht erwehren, daß Der, dessen Gehen man unter allen Umständen gern sah, seine Abreise so geheimnißvoll aittrat. Wir kennen nicht Lie Motive, welche die Schritte gegen Hrn. v. Corvin-Wiersbitzky veranlaßten, glauben aber, daß, wie ein Wirth nur von seinem Hausrechte Gebrauch macht, wenn er einen seiner Gäste, der in seinem Hause nicht Frieden hält, ganz einfach zur Thür hinausweist, auch ein Staat, von der Größe und Bedeutung Hamburgs, keinen Leuten Asyl zu ge währen braucht, die es benutzen, um dem gastfreundlichen Staat über kurz oder lang Unannehmlichkeiten aller Art zu bereiten. Für solche Leute ist Hamburg keine Freistatt mehr, denn sie ha ben noch immer diese Gastfreundschaft mit schnödem Undank belohnt." Schweiz. Den beschwerlichsten und gefahrvollsten Marsch von allen Schweizer Truppen haben die Tessiner zu machen ge habt, nämlich durch das Misopthal und über den 6700 Fuß hohen Bernhardin. Der Schnee lag 4 Fuß hoch und der schneidende Wind verwehte den Weg vor ihren Augen, wobei Menschen, Pferde und Wagen ost tief einsanken. Bis auf Wenige bestanden indeß die abgehärteten Gcbirgssöhne alle Strapatzen aufs Beste und erregten bei ihrer Ankunft in Chur und Norschach durch ihre treffliche Haltung allgemeine Bewun derung. Paris. Der französische Schriftsteller Pousard hat einige gute Theaterstücke gegen den Börsenschwindel geschrieben und damit viel Lob und viel Geld eingeerndtct. Jetzt sagt ihm die böse Welt nach, er habe das ganze große Honorar in Ler Rou lette zu Spaa verspielt.! Paris, 8. Febr. Das Gesetzbulletin bringt ein Dccret, daS dem Staatsminister für 1857 einen außerordentlichen Credit von 100,000 Fr. zur Bestreitung der Kosten des Sammelns und der Herausgabe der Corresondenz des Kaisers Napoleon I. bewilligt. ' London, 8. Febr. Im Laufe der nächsten Woche wird das Ministerium mber die Arbeitsnoth interpellier werden und von mehreren Mitgliedern des Unterhauses werden Mittel zur Abhülfe in Vorschlag gebracht. So sehr private Mildthätig- keit dem grauenhafte Zustande abzuhelfen sucht, so ist doch die Arbeitslosigkeit in dem Maße gestiegen, als neue Gewerke das ! Loos ihrer Vorgänger theilen. Die Polizeigerichte und Armen- ! Häuser sind täglich von Tausenden umlagert, und es kann ihnen im besten Falle blos mit einem Nachtlager geholfen werden. Am folgenden Morgen stehen sie wieder frierend und hungernd auf Ler Straße. Es kommen seit einigen Tagen immer häu figere Fälle von Plünderung der Bäckerläden vor. Zwar h,. ben die Bäcker von den Behörden die vertrauliche Weisung er, halten, in solchen Fällen alle Brot- und Mchlvorräthe an Lie Leute zu verthcilen, wofür sie von der Gemeinde entschädigt werden; aber nicht immer ist es möglich, dem brutalen Skan dal der Hungerigen vorzubeugen, und es haben sich gestern be dauernswürdige Scenen in mehreren Quartieren ereignet, die von Arbeitern bewohnt werden. Vom Uebel ist es ferner, daß Betrüger, Diebe und Bettler aller Art die Situation zur Aus beutung benutzen. Nicht selten besteht ein guter Theil der Ban den, welche, in kläglichem und drohendem Tone die Straßen durchziehend, Almosen verlangen, aus den zahlreichen Mitglie- dein von Diebes- und Bettlerbanden. Die wahre oder schein bare Aufregung unter diesem Gesindel ist so groß, daß sie rück sichtslos alle ihnen begegnenden Personen, welche ärmlich gekleidet sind, zum Mitgehen auffordern, und während man vor acht Tagen nur männliche Arbeiter durch die Straßen ziehen sah, werden die Haufen jetzt durch Weiber und Kinder verstärkt, die Körbe tragen und deren Geheul wahrhaft entsetzlich klingt. Dennoch ist man hier versichert, daß die kleinen Excesse, welche bisher vorkamen, nicht über die Schranken gehen werden, welche das Gesetz in diesem Lande zieht und das ein einziger Diener des Gesetzes gegen Tausende von Hungrigen und Verzweifeln den in seiner ganzen Heiligkeit repräsentier. Man behauptet, daß die socialen Leiden der Arbeiter mit den politischen Fragen der radikalen Partei Englands nichts zu schaffen haben, und daß eö nicht möglich wäre, unter dieser Classe andere Wünscht zu erwecken, als den der Aufhörnng der ArbeitSnoth. Von daher läßt sich auch die Sorglosigkeit der Regierung erklären, obwohl cs Stimmen gicbt, Lie vor dem zu starken Vertrauen in den loyalen Geist der untersten Classen warnten. Der Kölnischen Zeitung wird aus Neapel vom 2. Febr. geschrieben: „Große Sensation ist hier durch den Tod eineS Mannes, Ler in dem Gefängniß Ler Vicaria gestorben ist, ent standen. Man behauptet, derselbe habe unter Ler Folter sein Leben cingebüßt. Dieser Mann war ein Kaufmann und wurde am 9. oder 10. Januar d. I. verhaftet. Die Polizei hatte ihn im Verdacht, an der Wcgführung der Leiche Milano's betheiligt gewesen zu sein. In der Nacht vom 28. auf den 29. Januar wurden wieder Verhaftuugen in einigen Kaffeehäusern gemacht. 79 der Verhafteten sollen nach der Vicaria gebracht worden sein. Dieses Gefängniß ist dergestalt überfüllt, daß man die neuen Ankömmlinge mit den Verbrechern der gemeinsten Art einsperrt. Am 29. Jan., dem Tage der Proclamation der nea politanischen Verfassung, wurden während der Nacht eine An zahl dreifarbiger Fahnen an verschiedenen Orten der Stadt auf- gcstcckt. Aehnliche Demonstrationen haben auch an andern Or ten stattgefunden. Ein gewisser Angelo di Tito, der sich in Co- senza wegen politischer Vergehen in Hast befindet, hat, wie ich erfahrt, der Polizei von der Existenz einer geheimen muratistischen Gesellschaft Kcnntniß gegeben. Die Amnestie, die der Kaiser von Oesterreich in Mailand erlassen hat, machte am hiesigen Hofe einen schlechten Eindruck. Dort gilt jetzt Oesterreich für eine der Demagogie preisgegcbene Macht." Aus Kalisch wird Folgendes berichtet: In einem Dorfe bei Opatowck, hinter Kalisch, kehrte vorige Woche ein Bauern sohn in seine- Hcimäth zurück, nachdem er seinen 25jährigen Solvatendicnst überstanden hatte. Er kehrte im Wirthöhause ein, erkundigte sich, ob seine Aeltern noch lebten, und als er zu seiner großen Freude erfuhr, daß diese noch lebten, sagte er zu dem Wirth: „Nun sollen die Alten gute Tage haben; ich habe eine schöne Portion blanker Silberrubel mitgebracht!" Er theilte ferner dem Wirth mit, er wolle — es war Abend — jetzt zu seinen Aeltern gehen, um ein Nachtquartier bitten und erst am andern Morgen sich zu erkennen geben. So that er auch. In der älterlichen Hütte angelangt, gab er seiner alten Mut er einen schweren Beutel mit Silber aufzubewahren. Die Frau ward lüstern nach dem Gelde und erklärte ihrem Manne, sie müßten den Fremden, der indessen sich hingelegt hatte und fest cingcschlafen war, ermorden. Der Mann 'wollte sich zu dieser That erst Muth trinken und ging ins Gasthaus. Hier erfuhr er bald von dem schwatzhaften Wirth, daß er seinen leiblichen Sohn beherberge. Der Bauer ließ den eingeschenkten Schnaps stehen und stürzte mehr nach Hause alS er ging. Er kam zu spät. Der Sohn war bereits von der eigenen Mutter mit einer Axt erschlagen. Als die Mutter den ganzen entsetzlichen Umfang ihrer Uitthat erfuhr, eilte sie auf den Boden und erhängte sich.